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Der Tanz der Flammen

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Sam erwachte in dieser Nacht schweißgebadet. Von draußen waren Stimmen zu hören. Er konnte sie allerdings nicht verstehen. Er hörte einen lauten Knall und dann wenig später ein leises Knistern. Er schaute sich um, aber er konnte nichts erkennen, jedoch roch er etwas. Sam rümpfte die Nase. Dieser Geruch kam ihm bekannt vor, er konnte ihn aber nicht sofort einordnen. Sam legte sich wieder hin und schloss die Augen. Wenige Sekunden vergingen und dann schrie er: »Feuer!«

Es war Feuer, sicher war es das! Er sprang auf und rannte zu seiner Tür. Kurz vorher blieb er stehen. Es war schon zu spät. Vor seiner Tür musste es bereits lichterloh brennen. Rauchschwaden zogen in seine Wohnung. Sam fing an zu husten. Er hielt sich ein Stück Stoff vor den Mund, um das Atmen zu erleichtern. Es brachte nur nicht wirklich viel. Das Feuer kam näher. Er spürte es ganz deutlich. Es wurde immer heißer und stickiger in seiner Wohnung. Nun sah er die schwarzen Schwaden durch alle Ritzen seiner Wohnung herein ziehen, direkt in seine Richtung. Er schrie auf:

»Hilfe! Feuer! Hilfe, es brennt! Kann mich jemand hören? Kann mir jemand helfen?«

Doch keine Stimme erwiderte sein Rufen und sein Flehen nach Hilfe. Er geriet in Panik. Er irrte durch seine Wohnung, die inzwischen mit schwarzem Rauch völlig geflutet war. Er sah jetzt ganz deutlich das Feuer in seiner Wohnung, das von allen Seiten kam. Das Feuer breitete sich immer schneller aus, fast hatte es Sam erreicht. Er rannte von einem Zimmer ins andere. Er öffnete Fenster und schrie immer wieder hinaus in die Nacht um Hilfe. Doch nichts passierte. Keine Hilfe kam. Niemand war da. Wenn er jetzt springen würde, würde er diesen Sturz sicherlich nicht überleben. Verbrennen, Ersticken oder Tod durch einen Sprung aus großer Höhe, waren nicht unbedingt Sams bevorzugte Arten um zu sterben. Keine dieser Optionen wollte Sam in die Tat umsetzen, denn all das bedeutete gleichermaßen am Ende den Tod. Er ging in sein Schlafzimmer zurück und schaute sich ein letztes Mal um. Der Rauch war nun überall und Flammen kamen auf ihn zu. Kein Ausweg war mehr zu sehen. Sollte das jetzt nun sein Ende sein, dachte er. Sam stand hustend vor seinem Schlafzimmerspiegel und hielt inne. Schwarzer Rauch vernebelte einen klaren Blick auf sein Spiegelbild. Fast ist es völlig schwarz um ihn herum geworden. Sein Husten war nun so stark, dass er glaubte, beim nächsten Atemzug könne er nicht mehr einatmen. Seine Lunge brannte und schmerzte stark. Er blickte weiter in den Spiegel. Tränen rollten über sein Gesicht. Das war nun das Ende für mich, sagte Sam sich in Gedanken immer und immer wieder. Bitterkeit stieg in ihm auf, dass sein kurzes Leben so enden müsste. Das hatte er so niemals für möglich gehalten. Er schloss die Augen, holte noch einmal tief Luft und dann passierte es.

Er sackte auf seine Knie nieder, hielt sich dabei am Holzrahmen seines Spiegels fest. Plötzlich spürte er Wärme. Wohltuende Wärme, die sein Gesicht berührte. Sam traute sich nicht seine Augen zu öffnen. War das schon das Feuer? Oder war es wieder nur ein Tagtraum, der jetzt das Ende einläutete? Menschen sollen ja vor ihrem Tod die seltsamsten Erlebnisse haben, dachte er kurz. Aber was war das nun für eine seltsame Wärme. Durch seine geschlossenen Augenlider konnte er ein helles Licht wahrnehmen. Sam traute sich nicht die Augen zu öffnen, es hätte die Feuerwalze direkt vor ihm und dann der Tod, sein können. Er spürte jetzt noch etwas anderes. War das etwa Wind? Definitiv ein Luftzug, dachte er. Ich muss mich trauen, die Augen zu öffnen, ich kann doch nicht die letzten Momente meines Lebens mit geschlossenen Augen erleben. Nein, ich muss meine Augen öffnen.

Sam öffnete seine Augen. Das Öffnen tat ihm weh, denn er blickte direkt in ein helles Licht. Er kniff seine Augen kurz zusammen und dann spürte er eine wohlig warme Sommerbrise, die ihm um seine Nase wehte. Er hörte Kinderlachen und Stimmen. War da auch Musik, überlegte er. Als sich nach einem kurzen Moment seine Augen an das grelle, beißende Licht gewöhnt hatten, sah er es vor sich. Es war unvorstellbar. Er konnte es nicht glauben, was er dort in seinem Spiegel sah. Sam schaute immer noch in seinen Schlafzimmerspiegel, doch er sah nicht mehr sein Spiegelbild. Es gab jenseits seines Spiegelbilds eine andere Welt. Eine Welt, die Sam so noch nie gesehen hat. Für einen kleinen Augenblick stand die Zeit still. Er spürte nur noch positive Gedanken. Er erinnerte sich an viele wunderbare Dinge. Wieder dachte er an den Tod und den kurzen Moment davor. Sam blickte nun auf sein Leben zurück, dann wurde es ihm klar.

»Nun ist es wohl Zeit für mich zu gehen«, sagte er.

»Ich bin bereit«, schrie er in den Spiegel.

Dann erblickte er sich in seinem Spiegel wieder und sah darin seine eigene Hand, die nach ihm griff und ihn berührte. Doch es war nicht seine Hand, denn er bewegte sich nicht. Es war sein Spiegelbild, das sich bewegte. Grelles Licht schien ihm wieder direkt in seine Augen. Er musste sie kurz fest zusammenkneifen und dann spürte er die Hand, die ihn packte und er wurde nach vorne gezogen.

Die Welt hinter dem Spiegel

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