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Verborgen hinter dem Auge

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Die Sonne schien Sam so stark in seine Augen, dass er es nicht schaffte, durch seine kleinen Augenschlitze die Welt um sich herum zu sehen. Er spürte jedoch die Wärme auf seiner Haut, doch da war noch etwas anderes, was er spürte. Es war eine fremde Hand, die sein Handgelenk fest umgriffen hielt. Es stieß einen leichten Schmerzstoß aus, da ließ die Hand los.

Eine Stimme sagte: »Du brauchst keine Angst haben, Sam! Du bist endlich da, wo du hingehörst!«

Augenblicklich riss Sam seine Augen auf. Er sah nun die Welt um sich herum. Er musste einen großen Schritt zurückweichen, denn er konnte es nicht fassen, was er dort sah.

»Bin ich tot?«, stammelte er.

Eine merkwürdig aussehende Person stand vor ihm. Es war ein Mensch. Jedoch kein normaler Mensch. Seine Augen waren völlig aufgerissen, ohne Lid, ohne Augenbrauen, ohne Wimpern. Sein Mund war wie ein schmaler gezeichneter Strich. Die Ohren waren weit zum Hinterkopf gerichtet.

»Nein Sam«, sprach der Fremde. »Du bist nicht tot, du bist an einem Ort, der dich erwartet hat und der dich kennt. Ein Ort, den du schon so lange hast gebraucht. Du hast gesucht und trotzdem nichts gefunden. Endlich, hast du deine Reise begonnen, die dich zu uns geführt hat. Ich bin Scriphok. Ich erwarte dich schon sehr lange.«

»Wo bin ich hier?«

Scriphok streckte seinen Arm aus, zeigte in die Ferne und ging dabei im Kreis und sagte: »Schau dich um Sam, was denkst du wo du bist? Was siehst du Sam?«

Sam schloss kurz die Augen und dachte: Was ich hier sehe, kann nicht real sein!

»Öffne deine Augen Sam und sag mir, was du siehst!«

Sam holte tief Luft, öffnete seine Augen, schaute sich um und sagte:

»Ich sehe eine fremde Welt, eine Welt, die ich so noch nie gesehen habe!«

»Weiter Sam, was siehst du noch?«

»Ich sehe Wunder! Wunder, die nicht sein können!«

Sam drehte sich um seine eigene Achse herum und streckte seine Hände aus. Dabei berührte er Windböen, die mit Blumen besetzt waren. Er roch frisch gemähtes Gras im Wind. Leise Klänge flogen in dem Wind mit. Er sah fließende Bäche, die durch den Himmel schwebten. Regenbögen, die schier unendlich weit strahlten. Bücherregale, es müssen Tausende sein, die gefüllt waren mit Büchern. Mehrere Sonnen schienen am wolkenfreien Himmel. Eigenartige Vögel flogen über Sam hinweg. Jeder von ihnen hatte einen kleinen menschlichen Kopf. Als er genauer hinsah, konnte er es nicht glauben, es waren Gesichter von Menschen, die er kannte, die er liebte.

»Das kann alles nicht sein«, stieß Sam unglaubwürdig aus.

»Sam, was siehst du noch?«

»Ich sehe Menschen, die ich kenne und kannte. Ich sehe Bücher, die ich kenne. Ich sehe Bilder, Erinnerungen, Geschichten, Erlebnisse und Wunder in den schwebenden Flüssen, die dort oben am Himmel an mir vorbeifließen. Ich sehe meine Familie in den Regenbögen reisen.«

Nach einer Pause fügte er hinzu: »Wenn ich nicht tot bin, Scriphok, dann bin ich verrückt geworden!«, sagte Sam fast geistesabwesend.

Scriphok schaute Sam mit seinen traurig dreinblickenden aufgerissenen Augen an und sagte: »Nein, du bist nicht tot und du bist auch nicht verrückt. Was glaubst du, wo du bist?«

»Ich weiß es nicht. Ich habe all das noch nie so gesehen. Einiges kenne ich, aber diese Welt ist mir fremd.«

Sam wollte noch etwas sagen, doch in diesem Moment verdunkelte sich der Himmel und die Sonnen erloschen. Dunkelheit verbreitete sich. Der Himmel wurde blutrot. Kälte packte Sam. Ein dunkler Schauer lief ihm über seinen Rücken und er schüttelte sich vor Gänsehaut.

»Scriphok, was passiert hier?«

»Glaubst du an Wunder?«, fragte Scriphok ihn.

»Nein, ich habe schon lange aufgehört an Wunder zu glauben. Jedoch, wenn ich diese Welt sehe, ja, dann muss ich wohl an Wunder glauben.«

»Gut. Wir müssen jetzt hier weg. Es ist zu gefährlich um hier länger zu verweilen!«

Sam spürte eine gewaltige Welle aus Energie, Kraft und unsichtbarer Bösartigkeit, die auf ihn zuraste. Flammen breiteten sich auf den Feldern aus. Feuerbälle flogen haarscharf aus dem Himmel an Scriphok und ihm vorbei. Dunkle Gestalten kamen aus dem Himmel direkt auf sie zu. Sie versuchten Sam zu packen und ihn mit sich zu nehmen. Er musste sich ducken und über den Boden rollen um nicht von ihnen erfasst zu werden.

Scriphok schwebte wie durch Zauberei über die dunkle Ebene und rief Sam zu: »Sam, du musst dich jetzt ganz stark konzentrieren! Denk an einen Ort, an dem du dich immer sicher und geborgen gefühlt hast. Siehst du diesen Ort vor deinen Augen?«

»Ja, ich sehe ihn. Und jetzt?«

»Dann lass ihn jetzt wahr werden, diesen Ort. Bring ihn aus deinen Gedanken direkt hierher zu uns, jetzt!«

»Was? Wie soll das gehen? Bist du verrückt Scriphok?«, bölkte Sam.

Blitze schlugen neben Sam ein. Wie von einem Bombenhagel umzingelt explodierten diese Blitze und schleuderten Sam meterweit umher. Die dunklen Kreaturen waren jetzt ganz nah. Fast konnten sie Sam berühren.

»Du darfst dich nicht von ihnen berühren lassen, Sam! Es wäre jetzt der passende Augenblick für diesen besonderen Ort!«

Kaum hatte Scriphok diesen Satz ausgesprochen, öffnete sich eine lichtdurchflutete Tür direkt vor Sam. Eine geheimnisvolle Kraft zog Sam direkt in die Tür rein.

Die Dunkelheit war verschwunden. Er stand in einem Raum, der komplett erstrahlt wurde von Licht. Mehr war nicht zu sehen. Sam hörte sein Herz pochen und seinen schnellen Atem. Dann, eine Hand berührte Sam am Arm. Scriphok stand neben ihm und hielt seine Hand fest.

»Sam, weißt du wo wir hier sind?«

Sam riss die Augen auf und antwortete: »Das kann nicht sein!«

»Doch Sam, du glaubst an Wunder, dann kann es wahr sein. Also Sam, wo sind wir?«

Sam schluckte schwer, dann nahm er einen tiefen Luftzug und ließ Scriphoks Hand los. Er ging einen großen Schritt direkt in den hellen Raum hinein und sagte dabei: »Wir sind zu Hause! Wir sind ... bei mir.«

»Ja und nein, Sam. Wir sind ... in dir.«

Die Welt hinter dem Spiegel

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