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Prolog: Ein Pizzabäcker schiebt sich dazwischen
ОглавлениеEINE KLEINE VERRÜCKTE REISE
Auf Mario wirkten sie etwas merkwürdig, diese neuen Gäste.
Am Anfang war es ihm nicht aufgefallen, er hatte sie für normale Reisende gehalten. Doch dann hatte er bemerkt, wie eine Frau plötzlich zu zittern begann und eine Tablette aus ihrer Tasche nahm und sie mit etwas Wasser aus einer Plastikflasche herunterspülte. Eine zweite Frau tat wenige Minuten später dasselbe. Es waren keine Italiener, so wie er die Sprache einordnete, nachdem er einige Proben gehört hatte, es waren Leute aus dem deutschsprachigen Raum, Österreich, Schweiz oder von noch weiter nördlich. Niemand schien mit einem der anderen Reisenden verwandt zu sein, viele blieben still für sich allein an den Tischen sitzen, obgleich in Gesellschaft anderer, während andere sich übermäßig in den Vordergrund schoben und laut oder hysterisch lachten. Er wurde zu einem der nahegelegenen Tische gerufen.
"Italien, das ist Pizza", hörte er jemanden sagen, ohne den Sinn der Äußerung zu verstehen.
Während er die Bestellungen aufnahm, fiel ihm auf, dass es an einem Tisch, an dem drei Männer saßen, wohl sehr lustig herging.
„Und was haben Sie gedacht, als ich ihnen sagte, es sei im Jahre 1288, nein 1388, ach egal…“
„Ja, da lagen Sie falsch.“
Es waren zwei Männer, einer Anfang 40, der andere älter, die sich lautstark unterhielten und den dritten Mann ganz außen vor zu lassen schienen.
An einem anderen Tisch war ein sehr gewichtig tuender Mann damit beschäftigt, etwas aufzuzählen, wohl einen Spruchvers oder so etwas.
„Gregoricci, Dürer, Raffael, Tizian…“
Es ging um Kunst allem Anschein nach, aber davon hatte er keine Ahnung.
„Und ich sage Ihnen, in Venedig werde ich es finden“, sagte der Mann, während die anderen ihn bewundernd ansahen.
Mario reichte ihnen die Speisekarte und ließ sie, da er weder Englisch noch Deutsch sprach, die Speisen auf Italienisch studieren.
„Ahhh“, seufzte der Mann. „Italienisches Essen, jene Köstlichkeiten, die auch unsere größten Maler verspeiset haben.“
Mario verstand nur das Wort italiano, es musste wohl um Essen gehen.
„Bringen Sie uns eine Pizza“, sagte der Mann, nachdem er die Speisekarte für mehr als zwei Minuten studiert hatte. „Eine pizza, eine für uns alle.“
Mario nickte, obwohl er nicht verstanden hatte, und entfernte sich in Richtung Küche. Als er den Koch traf, unterhielt er sich mit ihm auf Italienisch.
„Komische Leute, nicht?“
„Warum?“
„Sie wollen alle Pizza, keine Nudeln oder so etwas.“
„Alle Pizza, oh, das wird schwierig.“
Sie machten sich ans Werk. Mario war ein geübter Pizzabäcker, den Teig musste man lange kneten und rollen, damit er eine gute Konsistenz bekam.
„Eh, Mario, was macht deine Frau?“, fragte ihn der Koch in gewohntem Alltagstrott.
„Es geht“, sagte Mario.
Sie kneteten weiter und schließlich schob Mario eine der Pizzen in den Ofen.
Plötzlich kam ein Mann in den Backraum, es war einer der Gäste, es war der wichtigtuende Mann, der etwas mit Kunst zu tun zu haben schien.
„Excuse me, excuse me“, sagte er. „I wanted to have a look at your pizza baking procedure.“ Er lächelte breit.
Mario sah den Koch an.
Der Mann sprach weiter: „Delightful pizza. I would like to eat them all by myself.“
Mario verstand nichts, doch der Koch erwiderte: „Please, we will bring the pizza to you in a moment.“
Der Mann zog ein Handy aus der Tasche und fotografierte die beiden, dann verließ er den Raum wieder.
Nachdem die Gäste gegangen waren, fand Mario ein Blatt Papier auf dem Boden. Es war ein Abdruck eines Kunstwerks oder von etwas ähnlichem. Es zeigte einen alten Mann mit einer Pflanze, sehr hässliches Bild.