Читать книгу Wer bleibt Millionär? - Tino Hemmann - Страница 7

Du solltest in keinen Brunnen spucken, denn in der Not könntest du daraus trinken müssen.

Оглавление

»Hier ist das Erste Deutsche Fernsehen mit der Tagesschau.«

Die allseits bekannte Eingangsmelodie erklang, während im Hintergrund sowohl einige Portraits in Großaufnahme als auch Fotos von getöteten Opfern – überwiegend Kinder und Frauen – aus umkämpften Gebieten im Nahen Osten und in Nordafrika über den Schirm schwebten.

Klaus-Jan Oertler, ein grauhaariger und den meisten Zuschauern bekannter Moderator, griff nach einem Kugelschreiber, während zum Ende der Melodie auf ihn gezoomt wurde.

»Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zur Tagesschau.«

Im Hintergrund des virtuellen Studios tauchten die Porträtaufnahmen von fünf Personen auf.

»Ist heute wieder so ein Tag, der ganz Deutschland in Angst und Schrecken versetzt? Das spektakuläre Verschwinden mehrerer Personen beschäftigt die Polizeibehörden in fünf Bundesländern. Spektakulär deshalb, weil mindestens vier von ihnen gewaltsam entführt wurden und weil alle fünf vermissten Personen durchaus bekannte und sehr reiche«, er betonte das Wort ›reiche‹, »Mitglieder unserer Gesellschaft sind. Vom Innenministerium in Berlin gibt es aus Rücksicht auf die laufenden Ermittlungen bisher keine offizielle Stellungnahme. Innenminister Volker Gellert, CDU, plant jedoch, morgen Vormittag eine Pressekonferenz einzuberufen. Aus dem Innenministerium wurde lediglich bekannt, dass momentan in alle Richtungen ermittelt werde.« Ein harter Schnitt folgte. Während eine Sprecherin laut und deutlich kommentierte, waren zunächst Filmmitschnitte der vermeintlichen Opfer zu sehen. »Die Täter kamen – wie es scheint – unvermutet und schlugen an völlig verschiedenen Orten zu. Es traf fünf Personen, die augenscheinlich nichts miteinander zu tun haben. Und doch treffen die Entführungen – und dass es sich um solche handelt, davon kann man ausgehen – Deutschland mitten ins Herz. Der bekannte Schauspieler Klaus van Boomerland wurde in einer Tiefgarage überwältigt. Gerade erst hatte er die Dreharbeiten zur vierzehnten Staffel von ›Eine deutsche Familie auf Mallorca‹ beendet.«

Der vierundzwanzigjährige Francesco tauchte auf. Seine geschminkten Lippen waren verschmiert, das Make-up verwischt und die Hände zitterten. »Sie waren hart!«, rief er. »Sie waren brutal! Und ihr Auto war groß und schwarz! Sie haben ihn mir regelrecht entrissen!«

Erneut folgte ein derber Schnitt und der Sprecher erklärte: »In München verschwand die Industrielle Sigrun Tamelroth am helllichten Tag. In Berlin wurde Bauunternehmer und Immobilieneigentümer Franz Schneidmann vor den Augen seines achtjährigen Sohnes entführt!«

Villads erschien auf dem Bildschirm, von Kameras umringt, hinter unzähligen Mikrofonen verschwindend. »Ich weiß nicht. Es war ein großes schwarzes Auto …« Unzählige, gleichzeitig gestellte Fragen prasselten auf ihn nieder. Der Junge weinte und schwieg fortan beharrlich.

Erneut ertönte die Stimme des Kommentators: »Der vierte Vermisste ist Theodor Fack, Inhaber von b&s, der zweitgrößten deutschen Einzelhandels-Ladenkette. Er verschwand in Stuttgart nach einem öffentlichen Auftritt.«

Das Dekolleté der Marketingchefin von b&s ließ tiefe Einblicke zu. »Also, Fack, wissen Sie … Was soll ich sagen? Er war eben noch da. Und ohne ein Wort ist er plötzlich verschwunden. Leute wollen ein großes schwarzes Fahrzeug gesehen haben. Also, ich hab das nicht gesehen, aber … Ein großer Fuck sozusagen. Und gerade jetzt passiert das, wo wir doch endlich den Mindestlohn …« Harter Schnitt.

»Weiterhin kehrte der Software-Entwickler Hannes Gartenleitner, Besitzer des millionenschweren Unternehmens Dragonblaze in Kassel, von einem Geschäftstermin nicht zurück.«, fuhr der Sprecher fort.

Der vierundsechzigjährige Innenminister Volker Gellert stand in einem Flur des Bundestages. Er sprach langsam und wirkte ruhig, doch ein glänzender Schweißfilm zierte seine Stirn. »Es wäre derzeit übereilt, gewissermaßen quasi die falschen Schlussfolgerungen zu ziehen. Wir ermitteln in alle Richtungen. Am Ende des Tages werden wir vielleicht mehr wissen.«

»Herr Innenminister, könnte es ein erneuter terroristischer Angriff sein, weil sich Deutschland nun aktiver an der Bekämpfung des IS in Syrien beteiligt?«

»Wir ermitteln in alle Richtungen. Das sagte ich doch bereits.«

Zurück im Studio. Tagesschau-Sprecher Klaus-Jan Oertler hielt sein ernstes, gefurchtes Gesicht in Kamera vier. »Soeben erreichte uns die Eilmeldung, dass es in Dresden einen weiteren Entführungsfall gegeben haben könnte. Dort verschwand die sechsundsechzigjährige Dr. Carola Blauschner, Gründerin der Carima Altenpflege Gesellschaft, wie die dpa soeben aus Leipzig meldete. – Ob es sich um die angedrohten Anschläge des IS nach dem deutschen Einstieg in die Kampfhandlungen in Syrien handelt, ist noch nicht erwiesen, jedoch durchaus denkbar.«

Die direkte Überleitung zum nächsten Thema folgte. Fotos von toten Frauen und Kindern wurden im virtuellen Studio gezeigt.

»Mitarbeiter von UN-Hilfsorganisationen haben im Irak und im Osten Syriens neue Gräueltaten der Terrororganisation Islamischer Staat entdeckt. Dabei soll es sich um mehrere hundert kurdische Frauen und Kinder handeln, die verstümmelt, teilweise auch geköpft wurden.«

Der Filmbeitrag mit schrecklichen Bildern folgte.

*

Leipzig, Sachsen, Sonnenschein – draußen wenigstens. In einem abgeriegelten, düster wirkenden Besprechungsraum des Polizeipräsidiums saßen drei Männer an einem Tisch. Einer, der langjährige Kriminaloberkommissar Holger Hinrich, nippte an einem Kaffee und lauschte den Worten des königlichen Gesandten aus Dresden, einem in feinstem zivilen Zwirn steckenden, jungen Mann namens Tom Reuther, den der der CDU zugehörige Landespolizeichef höchstpersönlich geschickt haben soll.

»Und was haben wir damit zu tun?«, fragte Hinrich zum wiederholten Male. »Aus Leipzig ist schließlich kein Millionär verschwunden. Haben wir überhaupt welche?«

Der junge Mann blätterte erregt in seinen Unterlagen, ohne etwas finden zu wollen. »Berlin …, die Regierung … hat festgelegt, also der Herr Innenminister Gellert, der will …«

»Ja. Rhetorik ist für Sie ein Fremdwort. Haben wir bemerkt.« Spöttisch lächelnd schaute Hinrich zu seinem Kollegen Hans Rattner, einem Leipziger Hauptkommissar, mit dem der alte Hinrich bislang nur selten zu tun gehabt hatte. »In Dresden verschwindet eine reiche Frau, in Berlin wird eine Soko gebildet und hier in Leipzig sollen wir was aufklären? Wer lässt sich denn solchen Irrsinn einfallen?«

»Das …, das ist kein Irrsinn«, rechtfertigte sich der Abgesandte. »Hasso Kohl, das ist der Leiter dieser Soko in Berlin, will in Leipzig eine zweihundert Mann starke SEK-Sondereinheit in ständiger Bereitschaft haben. Und Sie beide sollen die Verbindung zwischen …«

»Mal langsam.« Hinrich stellte die Tasse ab und erhob sich. »Haben die etwa keine Telefone?«

Reuthers Gesicht färbte sich dunkelrot. »Wir müssen das nicht länger diskutieren.« Er schob einen Ordner mit wenigen Akten über den Tisch zu Rattner. »Sechs wichtige Leute sind verschwunden.«

»Sechs reiche Leute«, warf Hinrich ein. »Ob sie wirklich wichtig sind, das muss erst beweisen werden.«

»Berlin will die Suche in ganz Deutschland koordinieren. Und Sie …«

»Wenn ich das schon höre!« Hinrich blieb stur. »Wir sind von der Mordkommission. In den letzten Jahren haben wir Personal ohne Ende eingebüßt. Soll ich Ihnen sagen, warum? Weil ›Berlin‹ das so wollte. Und nun sollen wir uns hier in Sachsen um preußischen Kram kümmern?«

Etwas übereilt erhob sich der Dresdner. »Sachsens Innenminister und der Landespolizeipräsident haben Ihnen klare Anweisungen und Vollmachten gegeben. Sie finden alles im Ordner.« Er nickte jedem der Männer zu, schloss vorbildlich, wenngleich mit zitternden Fingern die Knöpfe des Jacketts, ergriff seinen Aktenkoffer, nickte erneut und wollte den Raum verlassen. Als er in die unmittelbare Nähe der Tür kam, hätte es ihn fast erschlagen, denn diese öffnete sich ruckartig und ein Riese in blauschwarzer Uniform stand vor ihm. Der Abgesandte wich zurück, umging den Hünen und verließ fluchtartig den Raum.

»Cherr Chinchich?« Der große Mann lächelte und hielt dem Kommissar die rechte Pranke hin. Er sprach mit leichtem russischen Akzent. »Guten Tag. Ich habe Befehl, mich bei Ihnen zu melden.«

»Du hättest dir besser eigenen Kaffee mitbringen sollen, Ameise«, äußerte Rattner. »Die Bedienung im Präsidium scheint zu streiken.«

»Ameise?«, warf Hinrich erstaunt ein und reichte dem Hünen die Hand. »Ja, Holger Hinrich ist mein Name. Ich weiß nur noch nicht, was wir hier anstellen sollen. Ameise scheint mir irgendwie eine äußerst possierliche Bezeichnung für einen Mann wie Sie zu sein.«

Der Riese legte geräuschvoll den SEK-Helm mitten auf den Besprechungstisch und setzte sich auf einen der Stühle. Hans Rattner kratzte sich am Hals, als hätte er die Befürchtung, die Stuhlbeine könnten unter der Last dieses Körpers nachgeben. Dann schob er eine leere Kaffeetasse von sich weg und lächelte ebenfalls. »Ameise war sein Deckname. Und heute ist es so was wie sein Kosename. Dieser Winzling heißt in Wirklichkeit Anatolij Sorokin, stammt aus Magnitogorsk und hat jede Menge Kinder.«

»Es sind nur vier«, warf Sorokin ein und zählte an den Fingern ab. »Fedor, Anton, Natascha und Alexander. Chetvero detey. Das vierte ist Alexander, ist aber noch ganz winzig klein und neu. Aber schreit gern. Vor allem in der Nacht.«

»Dein Alex bekommt wahrscheinlich Zähnchen.« Nachlässig blätterte Rattner in den Dokumenten, die ihnen der Abgesandte überlassen hatte. Dabei erwies er sich als multitaskingfähig, denn er wühlte, las und redete gleichzeitig. »Holger, wenn der Kerl dir vertraut, darfst du ihn irgendwann Tolik nennen.«

Hinrich reichte Sorokin erneut die Hand. »Regeln wir das gleich: Ich vertraue dir – und du musst mir vertrauen, Tolik! Dann darfst du auch Holger zu mir sagen.«

Sorokin drückte Hinrichs Hand vorsichtig. »In Ordnung, Cholger.«

Rattner sprach unbeeindruckt weiter: »Sie geben ihm ständig das Kommando über SEK-Einheiten, damit sich die gesamte Einheit hinter ihm verstecken kann. Dreimal wollten sie Tolik schon rausschmeißen …«

»… fünfmal«, warf Sorokin ein und zeigte alle Finger seiner rechten Hand.

»Dann eben fünfmal. Er fabriziert angeblich zu viel Kleinholz. Und einmal hat er einem jungen Beamten beide Schlüsselbeine gebrochen …«

»Der hatte Tollwut«, warf Sorokin erneut ein.

»Okay, Tollwut. Der hatte auf einen liegenden Demonstranten eingetreten und Tolik passte das nicht. Aber sonst …« Rattner klopfte Sorokin auf die gepolsterte Schulter, »… ansonsten ist er ein absolut angenehmer Zeitgenosse, hat eine liebe Frau und ganz besonders sein ältester Sohn … Was macht Fedor eigentlich?«, unterbrach er seine Rede.

»Er wächst und wächst. Verhält sich pubertär und übernimmt sich ständig.«

Rattner lachte auf. »Du willst damit sagen, dass dir Fedor immer ähnlicher wird?«

»Sozusagen. Aber … Er fällt oft hin. Jetzt häufiger als früher, als er kaum laufen konnte.«

»Er fällt?«, fragte Hinrich erstaunt. »Symbolisch gemeint?«

»Njet symbolisch. Ist slijep.« Sorokin blickte Rattner Hilfe suchend an. »Erklär du ihm das, Hans.«

»Ich? Okay. Fedor ist blind. Blind in Magnitogorsk geboren. Jetzt ist er fünfzehn Jahre alt …«

»Sechzehn«, verbesserte Anatolij Sorokin.

»Aber, ganz ehrlich, ich habe noch nie einen blinden Menschen kennengelernt, der so viel sehen kann wie Fedor, der so viel unternimmt. – Schaut euch das mal an.« Rattner reichte Hinrich einige Dokumente.

*

Konrad Kupfer war unlängst vierzehn Jahre alt geworden und damit – nach eigenen Ansichten – kein Kind mehr. Er saß an eben diesem Tag vor seinem neuen Rechner und googelte ein wenig. Nachdem er in der Bildersuche nach den Wörtern »Möse« und »ficken« geforscht und sich angesichts der unzähligen auftauchenden Fotografien ungestört, dabei göttlich schnaufend, selbst befriedigt hatte, versteckte er das nasse, schleimige Taschentuch im Spalt zwischen Matratze und Bettgestell. Dann gab er das scheinbar belanglose Wort »Millionär« bei Google ein. Der eine Traum folgte schließlich dem nächsten.

An zweiter Stelle in der Google-Trefferliste erschien der Verweis auf eine Website mit dem Titel »wer-bleibt-millionaer.com«. Diese Seite kam dem Jungen nicht uninteressant vor, da er sie mit einer bekannten Fernsehshow verwechselte. Er klickte den Link an und sofort baute sich eine neue Seite auf.

Auf dem Bildschirm stand in goldgelb glänzenden Lettern: »Wer bleibt Millionär? – Die genialste Lifeshow aller Zeiten!« Der Schriftzug umrahmte ein surreal wirkendes Clownsgesicht, auf dem in schräger, blinkender Schrift die Wörter »Unser QUOTENMANN – Ihr SHOWMASTER!« zu lesen waren. Unmittelbar darunter erschienen die Porträts von sechs Erwachsenen – zwei Frauen und vier Männer –, ein wenig überdeckt von zwei Wörtern: »Unsere Kandidaten«. Der Teenager empfand lediglich das Bild einer jüngeren Dame, die Sigrun Tamelroth hieß, als ästhetisch vertretbar. Fast ein wenig gelangweilt scrollte Konrad mit dem Mausrad weiter nach unten. Knapp formuliert stand dort die Erklärung zur Show geschrieben. Während der Junge die Zeilen las, stockte sein Atem ein bisschen mehr als noch eben beim Onanieren.

»In einer spannenden Show werden sechs wahrhaftige Millionäre in unglaublichen Wissensstreitigkeiten gegeneinander antreten. Am Ende einer jeden Runde wird der Kandidat mit den wenigsten Punkten aus dem Leben scheiden. Nur ein Kandidat kann gewinnen. Der Gewinn ist einmalig. Kein Geld, keine Präsente und keine materiellen Dinge wird der Sieger erhalten. Sein einziger Gewinn ist das Überleben. Und: Er oder sie bleibt Millionär!«

Darunter entdeckte Konrad den Link »Livestream«. Unter diesem stand in ziemlich kleiner Schrift: »Dieser Link ist in 11 Stunden, 27 Minuten und 8 Sekunden aktiv«, wobei die Sekunden rückwärts liefen.

Ende der Seite.

Konrad schluckte angesammelte Spucke herunter. Er drückte instinktiv auf den Livestream-Link, doch nichts geschah. Dann warf er einen Blick auf die Uhr in der linken unteren Ecke des Monitors und begann zu rechnen. »Morgen früh, zehn Uhr geht’s los …«, hauchte er.

Die Blicke des Jugendlichen wanderten über den Bildschirm, während er die Maus leicht bewegte. In einem Frame auf der linken Seite der Website war es möglich, dass User ihre Meinung eingeben konnten. Die Statistik verzeichnete: »007 Beiträge«. Der letzte Eintrag lautete: »Geiles Ding!«, darunter fand sich das Pseudonym des Kommentators: »Pepe17«.

Nun scrollte Konrad wieder hinauf zu den Bildern, während er die dunkelblonden, schulterlangen Haare mit einer lässigen Kopfbewegung zur Seite warf. Irgendwie kamen ihm die Personen bekannt vor. Er versuchte, sich zu erinnern. Nachmittags hatte er ferngesehen. Natürlich! Genau diese Gesichter waren bereits im Fernsehen gezeigt worden.

Nun wechselte er zu Google, ohne das aktive Fenster zu schließen. Dort gab er »Tagesschau« als Suchbegriff ein. Gleich der erste Beitrag erwies sich als der richtige. »Sechs deutsche Multimillionäre entführt!« Er klickte den Beitrag an und legte beide Internetseiten auf dem Bildschirm nebeneinander. Nun schlotterten ihm die Beine. Es waren hundertprozentig dieselben Personen!

Seine Finger zitterten und der kleine Mauszeiger zappelte auf dem Monitor. Ob die Polizei die wer-bleibt-millionaer.com-Seite schon entdeckt hatte? – Und wenn nicht? – In den Nachrichten wurde eine Entführung durch islamistische Terroristen nicht ausgeschlossen. Also nur eine Vermutung. – ›Die Bullen kennen definitiv diese Internetseite nicht!‹, grübelte Konrad.

Minutenlang saß der Junge auf dem Drehstuhl und dachte nach. Dann beschloss er zu handeln, nahm das iPhone zur Hand, tippte die 110 ein und lauschte.

»Notrufzentrale, bitte sprechen Sie!«

»Ich … Also …«, stotterte Konrad zunächst. Dann nahm er all seinen Mut zusammen. »Es geht um die entführten Millionäre.«

»Ja. Mit wem spreche ich?«

»Ich habe gerade eine Seite im Internet entdeckt. Sie heißt wer minus bleibt minus millionaer dot com. Vielleicht weiß die Polizei von der Seite noch nichts. Dort finden Sie jedenfalls die verschwundenen Millionäre.«

»Okay. Ich habe das aufgenommen. Sagen Sie mir noch Ihren Namen?«

»Konrad. Ich heiße Konrad.« Eilig beendete der Junge das Gespräch und ließ angestaute Luft aus den Lungen.

Noch einmal fand sein Blick den Frame auf der linken Seite der zuerst geöffneten Website. Nun hielt die Statistik bereits 1.874 Beiträge fest! Der letzte Eintrag lautete: »Die ham des echt verdiend, elende Geldsaecke die«, unterzeichnet vom User »Netz-General«.

Wie es Konrad schien, war er nicht der Einzige, der diese Seite entdeckt hatte. Kurze Zeit später informierte er über seine Facebook-Seite rund neunhundert Freunde über die rätselhafte Website.

Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Information im weltweiten Netz. Allein auf Facebook wurde der bis dato untätige Live-Stream bis Mitternacht mehr als acht Millionen Mal verlinkt. Noch am gleichen Abend tauchten in den festen und mobilen Netzen die ersten Apps zu »Wer bleibt Millionär?« auf. Es schien kein anderes Thema mehr zu geben.

*

Die Druckmaschinen der großen deutschen und internationalen Tageszeitungen ratterten die ganze Nacht hindurch, um das Volk mit Hiobsbotschaften zu bedienen. Einerseits wurde gejammert und geflucht, andererseits kosteten die Medien das gefundene Fressen aus. Auf nahezu allen privaten und öffentlichen Fernsehkanälen wurden Sondersendungen ausgestrahlt, die recht vernünftige Einschaltquoten erzielten. Am Ende des Tages kannten Millionen Menschen die intimsten Geheimnisse aller Kandidaten, einschließlich ihrer Familien, Kinder und Freunde. Das Medienmitleid kannte keine Grenzen. Und die Verursacher der Millionärskatastrophe – wie man die Ereignisse rasch zusammenfasste – wurden Erpresser, Gangster, Terroristen oder Verschwörer tituliert. Einige Medien veröffentlichten sogar Namen von Personen, die für das Grauen zuständig sein sollten.

*

»Hier ist das Zweite Deutsche Fernsehen mit den Spätnachrichten. – Am heutigen Tag wurde ein neues Kapitel im Buch des Terrorismus geschrieben. Es nennt sich ›Die Millionärskatastrophe‹. Das Verschwinden von sechs vermögenden Personen hält Deutschland weiterhin in Atem. Wie offizielle Quellen mittlerweile verlauten ließen, sind die Entführten noch am Leben. Jedoch wird auf einer Internetseite, deren Speicherort auf einem ausländischen Server vermutet wird, von einem perfiden Spiel namens ›Wer bleibt Millionär?‹ berichtet, bei dem es angeblich um Leben und Tod der Entführten geht. Aus Polizeiinformationen geht hervor, dass es sich bei der Website, die in Kürze einen Livestream anbieten will, nicht um einen Trittbrettfahrer handelt, da die dort hochgeladenen Bilder der vermissten Personen, insbesondere deren Kleidung, darauf schließen lassen, dass die Fotografien tatsächlich vom heutigen Tag stammen. In Berlin wurde inzwischen ein Krisenstab gebildet, dem das Innenministerium, der Staatsschutz und die Kriminalpolizei angehören. Die ›Soko Millionär‹ wird morgen Vormittag eine Pressekonferenz geben. – Das Wetter für morgen: In den südlichen Gebirgen Bayerns und in Sachsen ab Mittag erhebliche Niederschläge, im restlichen Deutschland weitestgehend trocken und stark bewölkt. Nur an den Küsten im äußersten Norden wird sich hin und wieder die Sonne zeigen …«

*

Innenminister Volker Gellert saß auf einem für ihn ungewohnt unbequemen Stuhl. Schweiß strömte über seine Stirn, der Binder vermisste seine korrekte Position und das Jackett roch, als würde es bereits seit vier Wochen seinen Oberkörper bedecken.

»Gewissermaßen quasi haben wir nichts! Wir haben unsere besten IT-Experten darauf angesetzt. – Nichts!« Er klopfte auf ein Blatt Papier, um seiner schlechten Laune Nachdruck zu verleihen. Gellerts Stuhl wackelte – im übertragenen Sinne. So ruhmreich und lukrativ es auch war: Führungskräfte einer Regierungspartei standen unter besonderer Beobachtung und waren stets von einer Amtsenthebung bedroht. Hier bahnte sich eindeutig eine Krise an. »Sechs einfache Menschen, Kinder, Hausfrauen, Arbeiter … Wären die verschwunden, keine Sau würde es interessieren! Aber sechs feste Bestandteile der deutschen Wirtschaft, sechs vermögende und damit sehr wichtige Personen, gewissermaßen quasi. Wir haben eine handfeste Krise!«

Krisen erforderten bekanntlich Bauernopfer. Und als solches fühlte sich Gellert bereits.

BND-Präsident Olaf Fahlzner, SPD-Mitglied und mit seinen knapp fünfzig Jahren fast fünfzehn Jahre jünger als der Innenminister, grinste arrogant. Seine Mimik war unverwechselbar. Wenn andere lachen würden, starrte er völlig ernst in die Welt. War die Lage dagegen ernst, dann grinste er ausgiebig – ein Dauergrinsen, das wie in sein barthaararmes Gesicht eingemeißelt wirkte. Selbst bei Begräbnissen soll er schon gegrinst haben, wie Zeitungsberichten einst zu entnehmen gewesen war.

»Keine IP-Adressen?«, fragte Fahlzner.

Rasch schnappte Gellerts Hand das Blatt Papier. »Keine? Kann man gewissermaßen quasi nicht sagen. Viel zu viele! Und sie stammen angeblich aus Ländern, deren Namen ich bis heute nicht gekannt habe!« Er las vor: »Die Bahamas, die Cook-, Kaiman- und Marshall-Inseln, Panama, Nauru, die Insel Niue, die Staaten St. Kitts und Nevis sowie St. Vincent und die Grenadinen, Zypern, Antigua und Barbuda, dann noch Barbados, Guernsey, die Isle of Man, Jersey, Mauritius, Belize, die Bermuda- und die Jungfern-Inseln, die Inseln St. Lucia und Samoa! Wer – Herr Gott noch mal – lässt es zu, dass solche Staaten überhaupt existieren dürfen?« Er schnappe nach Luft, dann ließ er das Schriftstück über die glatte Oberfläche der Tischplatte zu Deutschlands bekanntestem Geheimdienstmann gleiten.

Das Grinsen verschwand aus Fahlzners Gesicht. Er verspürte Lust, genau jetzt einen Spaß zu machen. »Was denn, Sie kennen Zypern nicht?« Da Gellert jedoch nicht zum Lachen zumute war, kehrte das Grinsen in Fahlzners Gesicht zurück. »Mal ganz im Ernst. Diese Staaten, die zum Teil kleiner sind als manch deutsche Kreisstadt, die sollten Sie als Innenminister wirklich kennen. Denn all diese Möchtegernnationen sind Finanzparadiese für illegale Gelder aus kriminellen Machenschaften. Dort wird verdammt viel Geld legalisiert.« Erneut trat etwas Ernsthaftigkeit in sein Gesicht. »Wo waschen Sie denn Ihr Schwarzgeld, Herr Innenminister?«

Gellert flüsterte scharf: »Ich kann mich auch selbst verarschen. Gewissermaßen quasi kann ich das ganz gut. Nun mal ernst!«

Fahlzner zeigte sein gewohntes Grinsen und erklärte: »Im Ernst? Der Gegner versucht, uns in die Irre zu führen. Nicht mehr und nicht weniger. Wir versuchen es schließlich auf die gleiche Art und Weise.«

»Was, bitte, versuchen wir?«

»Nun, es ist nicht leicht, einfache Worte zu finden, sodass selbst Sie verstehen, was ich meine. Nehmen Sie mal an, wir haben ein verdeckt arbeitendes Büro in Teheran und müssen über das öffentliche Netz Kontakt mit jemandem in Jerusalem aufnehmen. Es wäre nicht sonderlich klug, wenn die Gegenseite anhand der IP-Adresse erfahren könnte, dass unser Büro in Teheran ist. Also wird die Absenderadresse willkürlich geändert. Im Tausendstelsekundentakt.«

»Haben wir denn ein Büro in Teheran?«

»Eins? Sie stellen vielleicht Fragen! – Aber das tut nichts zur Sache. Die Datenpakete werden jedenfalls über Server in den unwichtigsten Staaten der Welt geleitet, bis ihre tatsächliche Herkunft nicht mehr ermittelt werden kann.«

Sechzig Sekunden benötigte Gellert, um seine Antwort zurechtzulegen: »Gewissermaßen quasi wollen Sie mir damit sagen, dass es sich bei den Entführern um moderne Terroristen handelt?«

»So ist es. Moderner Terrorismus.« Mit sehr ernstem Gesicht sagte der BND-Chef: »Auch sie haben es erfasst.«

Unruhig wischte sich der Innenminister Schweiß von der Stirn. »Und … Ist das gut oder schlecht?«

Grinsend zuckte Fahlzner mit den Schultern. »Kommt drauf an, aus welcher Sicht. Je besser ein Gegner auftritt, desto leichter lässt sich eine Niederlage verständlich erklären. Für die Entführten ist es wahrscheinlich kein Vorteil. Wobei … Ein moderner Terrorist erschießt sie mit einer modernen Waffe, ein altmodischer Terrorist schlägt ihnen die Köpfe mit einem altmodischen Beil ab. Das Ergebnis ist letztendlich das gleiche. Aber …«

»Wollen Sie – gewissermaßen quasi – damit sagen, dass wir nichts wissen und nichts tun können?«

»So ist es, Herr Innenminister. Und wieder mal sind die Mitglieder gegensätzlicher Fraktionen einer Meinung.«

»Aber … Ich muss doch etwas sagen können. Auf der Pressekonferenz. Sie können mich doch nicht einfach so im Regen stehen lassen. Ich kann nicht damit kommen, dass wir nichts wissen und nichts tun können. Wir haben einen der teuersten Nachrichtendienste der Welt. Und dann das! Gewissermaßen quasi widerstrebt es mir, …«

»Aber, Herr Innenminister. Ich kenne ehrlich gesagt keinen zweiten Politiker, der so wie Sie viel reden kann, ohne tatsächlich etwas zu sagen. Wo ist das Problem? Außerdem sollten Sie während Ihrer politischen Laufbahn längst begriffen haben, dass es in der Politik besser ist, nichts zu sagen als etwas Schlechtes. Oder? Erklären Sie unsere Gegner – damit meine ich die Entführer – zu allmächtigen Göttern. Besiegen wir sie eines Tages, wird das Volk uns über die Götter heben. Kapiert?«

»Wohl ist mir nicht bei der Sache. Nicht auszudenken, was geschieht, wenn diese vermögenden Menschen tatsächlich umgebracht werden!«

Fahlzners Gesicht wirkte jetzt todernst, was bedeutete, dass ihn der Spaß innerlich zerriss. »Erstens: Über allem wächst Gras und noch darüber ist Deutschland. Und zweitens: Falls die Leute über die Klinge springen, dann fragen Sie mal Ihren Parteikollegen, den Herrn Finanzminister, ob ihn die Erbschaftssteuer ärgert oder erfreut. Die Bundesrepublik verliert in einem solchen Fall nicht das Gesicht. Sie trägt eine winzige, schnell verblassende Narbe davon, die sich mit einem goldenen Geschmeide verstecken lässt. Abgesehen davon: Lassen Sie uns einfach unsere Arbeit machen. Der BND ist schlagkräftiger als das verfluchte Weichei-Heer.«

»Mein Heer steht in Leipzig bei Fuß!«, erwiderte Gellert.

»Ein Heer? Sie meinen die paar Leute vom SEK? Und wer kommandiert sie?«

»Die Ameise«, flüsterte der Innenminister, als wäre seine Auskunft nicht für fremde Ohren bestimmt.

»Aha, die Ameise. Die Ameise? Nie davon gehört.«

»Er hat ganz allein, Sie wissen doch, in Kroatien, ein Terrornetzwerk zerschlagen.«

Ein kurzes Nicken des BND-Präsidenten folgte. »Sie meinen wahrscheinlich diesen Russen … Wie heißt er noch? Anatolij Sorokin. Hat oft genug für Schlagzeilen gesorgt. Ob das so gut ist …«

*

Konrad schreckte hoch und schaute blinzelnd zum Wecker, der 7:48 Uhr anzeigte, worauf er ruckartig die Bettdecke so zur Seite schlug, als hätte er eine extrem wichtige Prüfung verschlafen. Er erhob sich rasch, ergriff fast gleichzeitig die Computermaus, wackelte daran und wartete darauf, dass der Bildschirmschoner endlich verschwinden und der Rechner aus dem Schlaf erwachen würde. Fahles Monitorlicht erhellte kurz darauf das wüste Jugendzimmer.

Der Blick des Teenagers wanderte über die scheinbar unveränderte Website und blieb an der Statistik hängen. Nach einem tiefen Durchatmen flüsterte Konrad ungläubig: »Ach, du liebe Scheiße.«

Es gab bereits 71.269.320 User-Einträge. Mehr als einundsiebzig Millionen Kommentare in einer einzigen Nacht!

Die jüngste Bemerkung lautete: »Die Bulln habn doch e kein Schimmer, könn nichma mit Wasserwerfa umgehn bepissn sich dabei noch selbst!« Der Beitrag stammte von User »labomba07«.

Vorsichtig scrollte Konrad durch die Meinungen. Seit Stunden schien eine Diskussion zwischen linken und rechten Benutzern über die Fähigkeiten und Unfähigkeiten des deutschen Polizeiapparats im Gang zu sein.

Das Zählwerk unter dem schwarzen Kasten des Livestream-Links zeigte jetzt folgenden Text: »Dieser Link ist in 02 Stunden, 08 Minuten und 27 Sekunden aktiv«.

»Scheiß Schule«, fluchte Konrad. Dann quälte er sich zur Zimmertür, öffnete sie einen Spaltbreit und röchelte angestrengt: »Mama, mir geht’s beschissen.«

»Schreibt ihr heute einen Test?«, rief die Mutter.

»Nein, Mama. Mir geht’s wirklich ganz beschissen. Der Hals und so.«

Konrads Mutter hatte es eilig und ging den Weg des geringsten Widerstandes. »Okay. Dann bleib im Bett! Bestimmt hast du dich erkältet, weil du immer im T-Shirt auf dem Moped mitfährst«, lautete die Ferndiagnose, der eine Einschränkung folgte: »Aber nur heute! Ich rufe vom Büro aus in deiner Schule an. Aber nur für heute! Verstanden?«

Die zeitliche Beschränkung der mütterlichen Krankschreibung nahm Konrad ohne Widerspruch in Kauf. »Ja, Mama. Nur heute.«

Unten fiel die Tür ins Schloss, kurz darauf startete der Motor des steinzeitlichen Opels. Nachdem sich das Geräusch entfernt hatte, ging Konrad vom Fenster weg und setzte sich vor den Rechner. Er googelte nach dem Suchbegriff »Millionär« und wurde augenblicklich fündig. Unter »tagesschau.de« fand der Junge den aktuellsten Beitrag, der gerade zwei Minuten alt war.

»Wie Innenminister Volker Gellert, CDU, am Morgen verlauten ließ, gibt es noch keine heiße Spur zu den Entführern der sechs vermögenden Deutschen. Nach wie vor wird ein terroristischer Hintergrund nicht ausgeschlossen, zumal die Organisation Islamischer Staat erst vor zwei Tagen zum wiederholten Male mit drastischen Konsequenzen gedroht hatte, wenn die Bundesrepublik Deutschland ihre Waffenlieferungen an die kurdische sowie die irakische Armee und die Aufklärungsflüge fortsetzt. Für zehn Uhr ist im Bundestag eine Pressekonferenz angesetzt. Ein Polizeisprecher bestätigte indes, dass der Soko Millionär noch keine Lösegeldforderung und auch kein Bekennerschreiben vorliegt. Man gehe allerdings davon aus, dass die Entführer technisch gut ausgerüstet sind und weltweit agieren.«

Unter dem Beitrag fand sich ein Videolink, auf den Konrad klickte. Ein Nachrichtensprecher und eine ältere Frau saßen in runden Sesseln.

»Was sind das für Leute, die so etwas tun?«, fragte der Nachrichtensprecher.

Während die Frau sprach, wurden Name und Titel am unteren Bildschirmrand eingeblendet: »Prof. Dr. Brigitte Fasten, Dipl.-Psychologin, Kriminologin«.

»Momentan lässt sich das schwer sagen. Aber über die Psyche von Entführungsopfern können wir durch die wissenschaftliche Auswertung früherer Entführungsfälle konkrete Aussagen tätigen. Isolation, Bewusstwerdung der eigenen, vielleicht als aussichtslos empfundenen Situation und daraus resultierend vor allem Angst führen häufig zu …«

»Kommen wir zurück zu den Entführern«, unterbrach der Nachrichtensprecher. »Nur angenommen …«

»Angenommen … Alles ist angenommen. Wir wissen beide, dass dieses Spiel, das zeitgleich mit den Entführungen im Netz auftauchte, definitiv nichts mit dem IS zu tun hat. Insofern empfinde ich die Meldungen der Medien als nicht sachdienlich. Wenn dieser Showmaster tatsächlich der Drahtzieher der Entführungen ist, dann arbeitet er sehr ergebnisorientiert und wird versuchen, ein Verhindern seiner Aktion strengstens zu vermeiden, denn sonst verliert er sein Gesicht. Ob es um Geld geht oder um Macht, das können wir jetzt noch nicht sagen. Unter Umständen könnte der Sinn des Spiels auch eine bisher unbekannte Größe einer unglaublichen Marketingaktion sein.«

»Die Entführer drohen mit der Ermordung der Geiseln, wenn wir der Internetseite ›Wer bleibt Millionär?‹ Glauben schenken dürfen. Ist der Vorgang deshalb als ganz normale Entführung anzusehen?«

»Es gibt keine ganz normale Entführung, das wissen Sie doch selbst. Der Drahtzieher der Entführungen verlangt Aufmerksamkeit, sehr viel Aufmerksamkeit. Er ist aus meiner Sicht psychisch krank und die beteiligten Ermittler sollten viel Vorsicht walten lassen, um das Leben der Geiseln nicht mehr zu gefährden, als es ohnehin bereits der Fall ist. Vielleicht sollte man dem Entführer einfach etwas weniger Beachtung schenken, aber …«

Der Beitrag war urplötzlich zu Ende.

Zögernd griff Konrad nach einer Cola-Flasche, die er vor drei Tagen geöffnet hatte, und trank daraus. Zwischenzeitlich gurgelte er, um den hässlichen Geschmack, den die Nacht im Hals hinterlassen hatte, loszuwerden. Anschließend nahm er das Smartphone und suchte über WhatsApp Kontakt zu seinen allerbesten Freunden. Einer dieser Freunde hieß Fedor Sorokin. Fedor war trotz seiner Blindheit einer der besten Schüler an einem Leipziger Gymnasium, aufgrund seines Handicaps allerdings auch der älteste seiner Klasse.

»Ich krank«, schrieb Konrad. »Kennst du dass mit den Millionären?«

Fedors Smartphone würde die Nachricht vorlesen. Unverzüglich kam die Antwort: »Klar doch. Papa ist in Alarmbereitschaft deswegen.«

»Ist doch irre, oder?«

»Ich kann mir das alles noch nicht richtig vorstellen«, antwortete Fedor. »Ich habe viel zu wenige Informationen.«

»Lust auf Krankenbesuch?«

»Wie heißt deine Krankheit? Ist die ansteckend?«

»Drüggeritis.«

»Ha. Ha. – Komme nach der Schule zu dir.«

*

Es entwickelte sich eine unglaubliche Hysterie. An diesem Morgen erkrankten völlig unerwartet unzählige Kinder und Jugendliche in Deutschland – nicht etwa durch eine Masern-Epidemie – und mussten auf den Schulbesuch verzichten. Ebenso gingen viele Erwachsene nicht zur Arbeit, sie meldeten sich krank oder reichten kurzfristig Urlaub ein. Das nächtliche Lauffeuer entfachte einen morgendlichen Feuersturm, größer noch als vor einem wichtigen Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft.

*

»Sagen Sie gefälligst sofort die Pressekonferenz ab!«

Der Pressesprecher blickte wie ein unterwürfiger Dackel das wütende Herrchen – den deutschen Innenminister – an. Sein Gesicht glich einem Fragezeichen.

»Um zehn Uhr startet der Livestream auf der Website des Entführers. Gewissermaßen quasi können wir unmöglich zeitgleich unsere Pressekonferenz abhalten. Wir haben nichts, wir wissen nichts und niemand wird auf uns achten, weil wahrscheinlich jeder Deutsche auf die Website starren wird. Die Medien haben doch sämtliche Bürgerinnen und Bürger dazu angestachelt!«

»Soll ich denn eine neue Zeit …«

»Das entscheiden wir später operativ.«

»Und wo finde ich Sie?«

»Wo wohl? Gewissermaßen quasi wohne ich bereits im Lagezentrum.«

Dieses Lagezentrum befand sich im noch nicht gänzlich fertiggestellten BND-Hauptquartier in Berlin – bezeichnenderweise im Gardeschützenweg. Der Neubau der Zentrale des Bundesnachrichtendienstes erinnerte Volker Gellert an die stalinistischen Bauwerke der fünfziger und sechziger Jahre im diktatorischen Osten der Republik. Längst hätte der Neubau seiner Bestimmung übergeben werden sollen! Intern hieß es, die Fertigstellung habe sich nur deshalb verzögert, weil ein Mitarbeiter des BND und einer des Bundesverteidigungsministeriums interne Strukturen an US-Geheimdienste verraten hatten, die anschließend neu konzipiert werden mussten.

Gellert wurde in einen abgeschirmten Raum geführt und von Hasso Kohl, einem Frauenschwarm mit blond gefärbten Haaren, begrüßt. Kohl stand gezwungenermaßen als leitender – eher leidender – Chef der Soko Millionär zur Verfügung. Normalerweise arbeitete der knapp Vierzigjährige während der wenigen krisenlosen Zeiten im Ministerium des Inneren der Bundesrepublik, in dem er vor allem die Kaffeetassen seiner Vorgesetzten aufzufüllen hatte. Innerhalb der Abteilung KM – die Abkürzung stand für: Krisenmanagement und Bevölkerungsschutz – war sein Platz im Referat KM 1, dem Koordinierungszentrum Krisenmanagement. Weil Kohl aber so schön war, durfte er oft medienwirksam die unrühmlichen Sonderposten übernehmen. Dass man ihn schamlos ausnutzte, bemerkte der junge Kader nicht. Oder aber, er wollte es einfach nicht bemerken.

»Was Neues, Kohl?«

Kohl zeigte zum Hauptmonitor, der sich weit oben an einer Wand des Lagezentrums befand. Die Homepage von wer-bleibt-millionaer.com war zu sehen. »Überwältigend. Wir gehen momentan von mehr als zweiundzwanzig Millionen Zugriffen allein in Deutschland aus.«

Gellert schüttelte den Kopf. »Zweiundzwanzig Millionen? Diese Welt ist gewissermaßen quasi völlig krank. – Und sonst?«

»Die beste Beschreibung der Entführer hat der achtjährige Villads abgegeben. Sie wissen schon, der Junge vom entführten Bauunternehmer Franz Schneidmann, hier aus Berlin.« Hasso Kohl setzte eine bedauernde Miene auf. »Aber wirklich nützlich war nichts davon. Schwarze Vitos sind die Entführungsfahrzeuge, am Steuer saß ein Mann mit Sonnenbrille, der Vater sollte mit einem anderen Mann gehen, Brille, Vollbart, dunkle Haare, Anzug, Krawatte. Falls das Kind irgendwann wieder klar denken kann und die Psychologin es zulässt, wollen wir es mit einer Phantomzeichnung probieren.« Er schüttelte sein Haupt. »Viel Neues erwarte ich allerdings nicht davon.«

Gellerts Fingerspitzen trommelten nervös auf einer Tischplatte herum. »Haben Sie überprüft, ob irgendwer in letzter Zeit mehrere schwarze Vitos erworben hat?«

Augenblicklich klappte Kohl eine abgenutzt wirkende Mappe auf und suchte ein gewisses Blatt. »Hier. Das sind alle Verkaufsvorgänge, bei denen mehr als drei der Fahrzeuge gleichzeitig gekauft wurden. In den vergangenen beiden Jahren. Werden momentan gecheckt.«

Noch immer trommelte Gellert. »Und sonst?«

»Wir haben an allen Entführungsorten eine Hundertschaft Beamter. In Leipzig haben wir eine erweiterte SEK-Mannschaft für sofortige Einsätze in Alarmbereitschaft. Es werden Befragungen durchgeführt, Spuren gesammelt und …«

»Was ist mit unseren IT-Experten?«

»Die NSA hat uns Hilfe angeboten.«

Gellert schaute auf. »Schönen Dank auch. Zu welchem Preis?«

»Die Kanzlerin will das klären.«

»Die Kanzlerin.« Er rümpfte deutlich sichtbar die Nase. »Wollen die Amis ein Jahr lang kostenlos alle Regierungshandys anzapfen?« Ein ironisches Lächeln kroch über Gellerts Gesicht.

Eine fremdartige Stimme drang in den Raum. »Okay, please! Wir müssen doch jede Hilfe annehmen, die uns angeboten wird, Mister Secretary.« Diese harte, männliche Stimme mit amerikanischem Akzent kam wie aus dem Nichts und ließ Gellert bis ins Mark erzittern.

»Mister Smith. Was bitte machen Sie hier? Hat der SZRU Sie gefeuert?«

Matt Smith war sechsundfünfzig Jahre alt, solargebräunt und es wurden ihm Beziehungen ohne Ende nachgesagt. Über seine grauen Haare behauptete man, er trage ein Toupet aus echten Silberfäden. Sein breites Kreuz erinnerte an Schwarzenegger mit fünfunddreißig Jahren und eine derart übertriebene Mimik wie die seinige war sonst nur bei US-amerikanischen Präsidenten vorzufinden. Seine Kleidung bestand aus einer Ansammlung von Extremen: extrem himmelblaues Hemd, extrem schwarzer Anzug, extrem rot-weiß gestreifter Binder, gigantisch große, goldene Manschetten.

»Nicht gefeuert, Mister Secretary. Ich habe meine Tätigkeit beim Ukrainischen Auslandsgeheimdienst für kurze Zeit … Wie sagt man, Mister Secretary, interruptioniert?«

»Sagt man nicht. Unterbrochen sagt man.«

»Okay, unterbrochen, … bis Ihr big Problem aus der Welt sein wird. Die Central Intelligence Agency bat mich darum. Sie verstehen? Eine Bitte der CIA weist man nicht einfach ab. Das wäre schädlich. Für Karriere und healthiness. Okay, please. Man will nicht, dass es in den Staaten zu ähnlichen Vorkommnissen kommen könnte. Definitiv ist die Auswahl an Opfern bei uns much bigger, uh, größer.«

»Und wer bitte hat es – gewissermaßen quasi – autorisiert, dass die CIA in unserem Lagezentrum herumspionieren darf?«

»Please, Sie sagen selbst: Wir reden von der CIA und meinen nicht etwa die National Security Agency, Mister Secretary. Die Central Intelligence Agency spioniert nicht. Sie klärt auf. And that’s it what makes the difference!« Gewaltige, schneeweiße Zähne blitzten auf.

Gellerts Gesicht blieb unfreundlich. ›Auf solch einen aufgeblasenen Chauvinisten kann ich verzichten. Verdammte Kanzlerin, diese höchste US-Lady!‹, dachte er. Für ihn fühlte es sich wie ein Misstrauensantrag an. »Und was genau haben Sie hier vor?«, fragte er.

»Aufklärung, mein Freund. Okay, please. Aufklärung.«

»Freund? Ich habe keine Freunde. Und was – bitte schön – haben Sie bisher, gewissermaßen quasi, aufgeklärt, Mister Smith?« Ungeduldig und angespannt wirkte Gellert.

»Okay, come on!« So als wären sie beste Freunde, legte Matt Smith seinen rechten Arm um die Schultern des deutschen Innenministers und führte ihn durch den Raum zu seinem Arbeitsplatz, während er weitersprach: »Setzen Sie sich, please.« Er drückte Gellert regelrecht auf einen der beiden Stühle, die vor dem Schreibtisch standen. Nachdem sich Smith geheimniskrämerisch umgeschaut hatte, nahm er unmittelbar neben dem Innenminister Platz. Seine Finger fuhren geschickt über die Tastatur eines postmodernen Laptops. »Okay. Wie sagt ihr Deutschen so nice? Spaß bei die Seite. Die CIA hat ein eigenes Täterprofil erstellt. Das Ergebnis lautet: ›A very wealthy offender from the media industry‹.«

»Ein vermögender Täter aus der Medienbranche?«

»Good translation, Mister Secretary.« Smith zeigte seine obere Zahnreihe und Gellert beschlich das Gefühl, er wäre bei einem Zahnpasta-Werbespotdreh gelandet und nicht im modernsten Spionagezentrum Deutschlands.

»Wie kommen die auf so was? Gewissermaßen quasi …« Smith unterbrach sofort: »Okay, please. Zwischen den USA und Deutschland gibt es einen big globalen Unterschied. Begreifen Sie das und Sie werden uns verstehen. Okay, please. Die Deutschen debattieren unablässig über den Weg zum Ziel. Aber nicht der Weg ist entscheidend, Mister Secretary, sondern ausschließlich das Ergebnis. Wenn die CIA ein Vorschulkind rekrutiert, dann erfährt es zuallererst von T.A.R.O.A. – target and result oriented actions. Die CIA stopft unzählige Informationen, die Leute wie ich beschafft haben, in ein unglaublich kompliziertes System aus Individuen und computing power. Billions – in Deutsch Milliarden – Vorgänge werden in no time abgefragt und verglichen. Okay, please. Und at the very end sagt eine nice computergenerierte Stimme: ›A very wealthy offender from the media industry‹. Kein Amerikaner würde jemals hinterfragen, warum sie das sagt, oder das Resultat in Frage stellen. Stattdessen wird man jeden freien Mann mobilisieren, um einen wohlhabenden Typ aus der Medienbranche zu finden, der Ihre fucking Millionäre entführt haben könnte. Ein ›Why?‹ hält uns lediglich davon ab, das Ziel zu erreichen. Merken Sie sich: T.A.R.O.A. Wenn erst die NATO Russland von der Ukraine her eingekesselt hat, werden Sie dann tatsächlich fragen: How could that happen? Uh, wie es dazu kam? Oder freuen Sie sich einfach darüber? – Okay, please. Betrachten Sie meine Ausführungen als training free of charge.«

»Blöd nur, wenn das Ziel verfehlt wird. Blöd nur, wenn aus dem kleinen Problem Irak das große Problem IS wird, blöd nur, wenn man die Taliban bewaffnet und sie dann zum Feind …«

»Okay, please. Nicht immer in der open Wunde herumstechen. Reden wir today etwa noch über Vietnam, Hiroshima oder Kuba? Das Diskutieren über small disasters und old Bagatellen bringt Ihre Millionäre nicht zurück. But maybe …« Seine Finger wirbelten über das Multi-Touch-Keyboard. »… okay, please. Look closely! Die Rückverfolgung der Signale, ein Abgleich mit sichergestellten Verbindungen, all das führt zu einem NAP – Sie wissen, Network Access Point …«

»Internetknotenpunkt?«

»…with the name KINX. Korean Internet Neutral eXchange. Dieser Network Access Point befindet sich in Seoul.«

Gellert schüttelte den Kopf. »Was denn, in Südkorea?«

»Okay, you got it! Doch leider verlieren sich dort die Spuren. Unsere Experten in Seoul können nicht helfen. Das heißt für Sie, Mister Secretary, ich erspare Ihrem Land mit dieser Auskunft Zeit und Geld, denn Sie müssen an dieser Stelle nichts aufklären.« Erneut zeigte er die Zähne, ein Gebiss, das selbst für ein Pferd zu groß gewesen wäre. »Okay, please. Ich will Sie nicht halten auf. Sie haben wahrscheinlich genügend work.« Matt Smith sprang von seinem Stuhl auf und überragte Gellert plötzlich enorm. Eine gewaltige Pranke tauchte im Luftraum unmittelbar vor der Nase des Innenministers auf.

Gellert erhob sich ebenfalls, den Blick auf Smiths ausgestreckte Hand gerichtet.

»Wir sollten uns ergänzen, Mister Secretary, a practical alliance. Okay?« Smith wartete darauf, dass Gellert endlich einschlagen würde.

Einen Moment lang zögerte der Innenminister. Dann drückte er die amerikanische Hand, welche die seinige dabei fast zerquetschte.

Nur Sekunden später, als sich Gellert, die rechte Hand reibend, auf dem Weg zu dem ihm zustehenden Arbeitsplatz befand und durchatmen wollte, stand Olaf Fahlzner, der BND-Chef, grinsend hinter ihm und flüsterte: »Na, auch einen Pakt mit dem Teufel geschlossen wie unsere First Lady?«

Gellert drehte sich behäbig um. »Keine Angst. Ich verkaufe meine Seele nicht. Im Gegensatz zu manch anderem.«

Er winkte den rastlos durch das Lagezentrum rennenden Schönling Hasso Kohl zu sich. Als dieser keuchend vor ihm stand, raunte Gellert, damit Fahlzner es möglichst nicht hören konnte: »Ich habe eine primäre Aufgabe für Sie, Kohl. Lassen Sie mal prüfen, ob es in den letzten Jahren einen bedeutenden Medienstar aus dem Show-Business gab, der eventuell einen Grund haben könnte, sich an Deutschland zu rächen.«

Kohl kratzte sich am Kopf. »Woher …?«

»Wo leben Sie denn, Kohl? T.A.R.O.A. Nie davon gehört? – Target and result oriented actions. Nun ja, sie werden noch viel in ihrem Leben lernen müssen.« Zwanghaft wanderte Gellerts Blick zum Schreibtisch von Matt Smith. »Es kotzt mich an, dass uns die Amis immer einen kleinen Schritt voraus sind. Gewissermaßen kotzt es mich maßlos an. – Sonst noch was?«

Der hübsche Kohl wackelte ein wenig mit dem Kopf. »Die Domain wurde von einem Inder gekauft.«

»Und?«

»Nichts und. Schon vor elf Jahren passierte das. Und vor einigen Jahren ist eben dieser Inder angeblich bei einer Massenpanik in einem Tempel im nordindischen Bundesstaat Uttar Pradesh mit weiteren sechzig Menschen zu Tode getrampelt worden.«

»So etwas kann passieren, wenn man nicht aufpasst.« Gellerts Blicke richteten sich auf den Hauptmonitor. »Merkwürdig finde ich allerdings, dass ein Inder eine deutschsprachige Homepage-Adresse kauft. Kohl, lassen Sie die eben besprochene Mediensache auch im Zeitraum vor elf, zwölf Jahren prüfen. Vielleicht wissen wir in einer Stunde und vierundzwanzig Minuten mehr.«

*

Nach einigen Werbespots begannen die Nachrichten. Ein durchaus bekannter Berliner Radiosender hatte zum entscheidenden Problem der Deutschen an diesem Morgen nicht wirklich etwas Neues zu vermelden.

»Innenminister Volker Gellert sagte kurzfristig die für zehn Uhr anberaumte Pressekonferenz ab«, informierte der Moderator. »Ein Polizeisprecher teilte lediglich mit, der momentane Stand der Ermittlungen lasse keine andere Entscheidung zu. Die Bundeskanzlerin erklärte die Aufklärung der Entführung von sechs vermögenden Deutschen zur Chefsache und sagte eine für heute geplante Reise nach Belgien ab. Sicher ist im Moment nur: Die einzige Spur zu den Verschwundenen führt über die Website wer-bleibt-millionaer.com. Doch in welchem Land diese gehostet wird, ist offenbar unklar. – Kirkuk: Beim Bombardement von IS-Stellungen in der Nähe der irakischen Stadt Kirkuk sollen alliierte Streitkräfte versehentlich einen Flüchtlingskonvoi getroffen haben. Nach bislang unbestätigten Meldungen durch den arabischen Service von Reuters haben mindesten vier Geschosse mehrere Hundert Menschen getötet oder verletzt, die Stunden zuvor vor IS-Truppen aus der umkämpften Stadt geflüchtet waren. Unter den Opfern befänden sich viele Frauen und Kinder, aber auch einige von Deutschland ausgebildete Kurden. – Potsdam: Auf der westlichen A10 in der Nähe von Töplitz kam es in den Morgenstunden zu einem schweren Verkehrsunfall, in den zwei Lkws und vier Pkws verwickelt waren. Beim Unfall kamen vier Menschen ums Leben, darunter zwei Kleinkinder. Die Unfallursache ist noch nicht geklärt, die Polizei vermutet, dass der Sekundenschlaf eines slowenischen Lkw-Fahrers den Unfall ausgelöst haben könnte. Der Fahrer des fraglichen Lkws blieb unverletzt. – Leipzig: Im Stadtteil Stötteritz kam es in der Nacht zu einem Brand in einer vorwiegend von syrischen Familien bewohnten Notunterkunft. Siebzehn Menschen wurden dabei verletzt, darunter mehrere Kinder. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund der Tat ist nicht auszuschließen. Der Staatsschutz nahm die Ermittlungen auf. – Zum Wetter: im Süden und Südwesten Deutschlands heftige Niederschläge, sonst meist trocken, Tageshöchsttemperaturen um siebzehn Grad, auffrischende Böen aus Nordost …«

Wer bleibt Millionär?

Подняться наверх