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Vorwort.

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Von manchen Seiten her wurde ich aufgefordert, die Beschreibung meiner Lustreise in das Morgenland der Presse zu übergeben. Ich hätte es vielleicht nicht thun sollen, — ich entsprach der Aufforderung. Wohl wäre es möglich, daß die Sache allzu leicht genommen würde. Es ist viel minder schwierig, zu reisen, als eine Reise, zum Behufe öffentlicher Mittheilung, zu beschreiben. Wer einzig zur Erholung herumwandern will, ferne vom Vorsatze, etwaige Wahrnehmungen, Beobachtungen und Erfahrungen ans Tageslicht zu ziehen, darf sich nur den Paß und dessen goldenen Rahmen verschaffen; legt er den Wanderstab hin, so verlangt man von ihm im Ernste kaum Rechenschaft darüber, ob er viel oder wenig, richtig oder unrichtig aufgefaßt habe. Umgekehrt verhält es sich mit dem Reisenden, der eine Beschreibung durch den Druck bekannt macht; das Wort ist nicht mehr sein eigen, sondern Gemeingut der Leser, der Gewährsmann wird in die Schranken des öffentlichen Gerichtes gerufen.

Ich sehe gut die weithin langenden Folgen meines Versprechens, und gleichwohl rücke ich heraus mit meinen Tageblättern. Wenn ich die Aufforderung recht verstanden habe, so will man, ohne meine wirklichen Mühseligkeiten, im Geiste mir nachreisen; man erwartet keine neue Entdeckungen weder aus der Vor-, noch Mitwelt, weder in Beziehung auf die Kenntniß des Himmels, noch der Erde, weder ihrer Bewohner, noch Hervorbringnisse; man will Bekanntes in einem traulichen Kreise zusammenplaudern; man denkt billig genug, daß ein Lustreisender, der in einer Spanne Zeit drei Welttheile berührt, der Wissenschaft keine Dienste leistet. Ich rücke darum mit meinen Tageblättern heraus, weil die Erwartungen nicht über meine geringen Ansprüche hinaufreichen.

Aber warum wurde denn die Beschreibung nicht zeitungswarm geliefert? So höre ich die Frage an mich richten. Mit einer Antwort bin ich keinesweges verlegen. Ich mochte nun einmal nicht in den bestaubten Reisekleidern unter so anständige Leute treten. Weil es anders nicht schicklich gewesen wäre, so begann ich den egyptischen und palästinischen Staub herauszubürsten. Freilich da merkte ich bald, daß in meinem Heimathlande nicht mehr die stillen Klostermauern mich umfangen; ein Hinderniß häufte sich auf das andere. Das Reise-Tagebuch lag neben meinem Krankenbuche, und Jedermann weiß, daß die Leidenden in der Regel durch etwas ganz Anderes genesen, als durch Schildereien aus dem Leben eines Pilgers. Kurz, ich stellte die Reisebogen in den Hintergrund, und widmete meine Feder vorzüglich den Tageblättern für meine Kranken. Doch nach und nach schaffte ich, so gut es in der vielzersplitterten Muße gehen wollte, wenigstens einige Ordnung, daß ich nun endlich die Schwelle des Hauses verlasse, um — der Geneigtheit und Nachsicht der Leser mich zu empfehlen.

Lutzenberg, im Appenzeller-Lande, an Ostern 1839.

Lustreise ins Morgenland (Titus Tobler) (Literarische Gedanken Edition)

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