Читать книгу Live for Love - TM Smith - Страница 7
Prolog
ОглавлениеDer Wind fuhr durch die Bäume und brachte leichten Regen mit sich. Kleine Wassertropfen fielen auf den Sarg, was in Beaus Ohren eher wie ein lautes Trommeln klang, als wie das sanfte Tröpfeln des Regens. Hier stand er also wie angewurzelt, während sein langes Haar an seinem Kopf klebte und Wind und Regen zunahmen. Er hörte die geflüsterten Worte von Kummer und Beileid der anwesenden Trauergäste, die sich hinter ihm in das große Zelt scharrten. Ein Arm schlang sich um seine Hüfte, der nur kurz seine Aufmerksamkeit von dem Sarg ablenkte, in dem sein toter Geliebter lag.
Er sah auf Alma, Izaiahs Mutter, herab und schaffte ein kleines Lächeln. Ihr großer schwarzer Hut mit breiter Krempe schützte ihr Gesicht vor dem mittlerweile anhaltenden Regen. Sie streckte sich, als Beau sich zu ihr herabbeugte, und ließ es geschehen, dass er ihr einen Kuss auf die Wange drückte.
„Er ruht jetzt in Frieden, Beauregard. Ich weiß, es ist schwer, ihn gehen zu lassen, aber das musst du, Cher. Und mein Sohn wäre sicher nicht erfreut, wenn du dir in diesem Wetter den Tod holst. Komm, zurück ins Zelt, hörst du?“
Beau musste daraufhin lachen. Er konnte es sich genau vorstellen: Izzie würde ihn mit strafendem Blick anschauen und ihn mit der Mischung aus Cajun, Französisch und Kreol verfluchen, von der sich Beau in jener Nacht vor vielen Jahren angezogen gefühlt hatte.
Beau und seine Freunde waren in Arnaud’s Bar im französischen Viertel etwas trinken gegangen, als einer der Gäste – offensichtlich betrunken – etwas aufdringlich einer Kellnerin gegenüber wurde. Der Kellner, ein großer, gelenkiger Mann mit einer Haut so schwarz, wie die Nacht, schnappte sich den Betrunkenen und warf ihn raus. Eine Litanei von einfallsreichen Wörtern in drei verschiedenen Sprachen kam zwischen den umwerfenden Lippen des Mannes hervor. Als er sich umdrehte, um sich bei den Gästen der Bar zu entschuldigen, blieb sein Blick für einige Sekunden lang an Beau hängen. Da war es um ihn geschehen. Nur ein Blick und Beau war ihm verfallen.
Sie hatten so viel überstanden. Die schwulenfeindlichen Tiraden und Drohung von Beaus Vater, der sie ausweiden und ihre blutigen Leichen im See von Pontchartrain den Alligatoren zum Fraß vorwerfen wollte. Seinen anstrengenden Stundenplan, während seines Rechtsstudiums. Izzies darauffolgenden Kampf mit Drogen und Alkohol, mit denen er versucht hatte, die Leere zu füllen, die Beau hinterlassen hatte, weil er aufgrund seines Studiums so oft weg war. Entziehungskuren, Rassismus und Engstirnigkeit von Menschen, die sie als ihre Freunde und Familie betrachtet hatten – manches aufgrund ihrer gemischtrassigen Beziehung, andere wegen des homosexuellen Aspektes und wieder andere, die wegen beidem auf sie herabgesehen hatten. Sie hatten das alles über ein Jahrzehnt hinweg überlebt.
Am Ende war es die Krankheit, die ihm seinen Liebsten genommen hatte, in dem sie seinen schönen Körper durch Infektionen zerstörte, bis Izzie kaum noch wiederzuerkennen gewesen war. Der Kampf mit seiner Sucht hatte eine bleibende Narbe in ihrem Leben hinterlassen. Während sich Izzie in der Abwärtsspirale seiner Heroinsucht befand, hatte er sich beim Teilen von Nadeln mit HIV infiziert. Beau steckte sich bei seinem Liebsten an und beide waren sich der Gefahr nicht bewusst, ehe es zu spät war. Während Beau mit der Krankheit zurechtkam, war Izzies Immunsystem zu schwach und sein zerbrechlicher Körper bekam AIDS, das letztendlich zum Tod führte.
„Hörst du nicht, Junge? Ich sagte, wir gehen!“, blaffte Alma und die Realität, wo sie waren, und was passierte, traf ihn, wie ein Güterzug. Er nickte und sein Blick fand den Weg zurück zu dem einfachen schwarzen Sarg.
Beau nahm die rote Rose aus der Brusttasche seiner Anzugjacke, kniete sich neben den Sarg und legte sie sanft darauf.
„Ich hoffe, du hast endlich deinen Frieden gefunden, Mon Chéri“, flüsterte er.
Als Beau sich erhob, wehrte sich sein Körper dagegen. Seine Beine zitterten, seine Seele verzehrte sich danach, bei seiner anderen Hälfte zu bleiben. Irgendwie schaffte es Beau, einen Fuß vor den anderen zu setzen und Alma den steilen Hügel hinabzufolgen, wo das Auto auf sie wartete. Seine Kleidung war durchweicht und der Regen tropfte noch immer von den Spitzen seines langen Haares, als sie losfuhren. Beau erschauderte, durchgefroren bis auf die Knochen – ein Schauer, da war er sich sicher, der ihn bis an sein Lebensende verfolgen würde.