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Kapitel 2

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Freunde … erst mal

„Glückwunsch, dass du Tommys Fall gewonnen hast“, sagte Tristan über seine Schulter hinweg, als er zuerst ins Büro trat und hinter Beau die Tür schloss.

„Danke, Tris. Mit dem Video war es ganz einfach.“ Er nahm seinen üblichen Platz auf der Couch ein, während Tristan es sich ihm gegenüber in seinem Sessel bequem machte.

„Und wie geht es dir?“

„Kann mich nicht beklagen. Das Geschäft läuft gut und das Center schlägt sich wacker. Alles beim Alten“, antwortete Beau und zuckte mit den Schultern.

„Ja, aber wie geht es dir?“ Tristan starrte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Hast du darüber nachgedacht, was wir in unserer letzten Sitzung besprochen haben?“ Beau suchte Tristan mittlerweile seit einigen Jahren auf und seit mindestens einem Jahr, wenn nicht sogar schon länger, drängte er ihn sich wieder zu verabreden.

Beau seufzte und nickte.

„Ich bin eine tickende Zeitbombe, Tris. Eines Tages wird die Krankheit ausbrechen und … bumm.“ Tristan beugte sich nach vorne und warf sein Tablet und seinen Stift auf den Beistelltisch.

„Du weißt, dass das nicht zwangsweise so kommen muss, Beau. Mit den Fortschritten der modernen Medizin und deinem gesunden Lebensstil kann es sein, dass du niemals AIDS bekommst.“

„Aber was, wenn ich es bekomme, Tris? Du weißt, wie hart es für mich war, als Izzie gestorben ist, wie mich das zerstört hat. Zum Teufel, wer weiß, wo ich jetzt wäre, wenn da nicht du, die Therapie und die Lebenshilfe gewesen wären? Ich will keinem antun, was Izaiah mir angetan hat. Gott, ich liebte ihn, das weißt du, ich tue es noch, aber ich ... ich kann nicht, Tris. Ich kann das Risiko nicht eingehen.“ Beau sah auf seine Füße. Er konnte Tristans Blick nicht erwidern.

„Sag, Beau, bereust du dein Leben mit Izaiah, bevor er die Diagnose bekam?“ Beaus Kopf fuhr hoch.

„Nein, natürlich nicht.“

„Bereust du deine Entscheidung, bei ihm geblieben zu sein, nachdem er sich infiziert hatte?“

Beau knurrte und schüttelte den Kopf.

„Weil es deine Entscheidung war. Habe ich nicht recht, Beau? Es war deine Entscheidung zu bleiben oder zu gehen. Es war deine Entscheidung, entschuldige das Klischee, ihn zu lieben oder zu verlassen.“ Tristan wartete geduldig, während sich jede von Beaus Emotionen in seinem Gesicht widerspiegelte.

„Fick dich, Tris“, knurrte er schließlich.

„Nein, danke, zwei sind wirklich genug. Ich weiß nicht, ob ich mit einem Dritten klarkäme“, witzelte Tristan.

Beau brach in schallendes Gelächter aus.

„Du und die Jungs seid füreinander geschaffen, Tris. Lass dir von niemand was anderes einreden.“

Tristan beugte sich erneut nach vorne, während sein Lächeln verschwand.

„Du verdienst es, glücklich zu sein, Beau. Lass dir von niemandem etwas anderes einreden, auch nicht von dir selbst.“

Bevor Beau etwas Geistreiches erwidern konnte, klopfte es leise an der Tür.

„Herein“, rief Tristan. Seine Sekretärin öffnete die Tür und brachte ein Tablett mit einer Kanne Kaffee und zwei Tassen herein. Sie stellte alles auf dem Tisch neben Tristans vernachlässigtem Tablet und Stift ab, entschuldigte sich und verließ das Zimmer und schloss leise die Tür hinter sich.

Mit einem Kaffee in der Hand führte Tristan das Gespräch in eine andere Richtung. Beau wusste, dass Tristan es nur gut meinte und vermutlich auch recht hatte. Das Problem war, das er erst mal jemanden finden musste, den er genug liebte, um sein Herz zu riskieren. Seine Gedanken drifteten zu der Nacht im Lagerraum seiner Bar mit William ab – das einzige Mal, wo er sich erlaubt hatte, seiner Begierde nach ihm nachzugeben. Verdammt noch mal, der Mann war ein feuchter Traum, mit seiner dichten Mähne pechschwarzen Haares, seinem Schlafzimmerblick und seinem Körper, der aussah, als wäre er aus Granit gemeißelt. Zu verdammt sexy und strahlend, um sich von Beaus Trübsinn und der Last, die er mit sich herumtrug, runterziehen zu lassen.

„Beau, alles in Ordnung?“, fragte Tristan. Er blinzelte und nickte. „Wo warst du gerade? Möchtest du heute noch über etwas anderes sprechen?“, drängte Tristan.

Der Mann war wie ein Hund mit seinem Knochen.

„Ach, ich geh‘ nur im Kopf durch, was ich heute noch alles erledigen muss“, log Beau und betete, dass Tristan es ihm abkaufen würde. Doch er hatte kein Glück. Sein Therapeut lehnte sich in seinem Sessel zurück, hob eine Augenbraue und trommelte mit seinen Fingern auf die Armlehne. Beau kicherte.

„Da is dieser Typ …“ Tristan grinste, lehnte sich erneut in seinem Stuhl vor und deutete Beau an fortzufahren. „Ich denk, du kennst ihn. William, er arbeitet mit deinen Jungs.“ Tristan nickte.

„Er ist eng mit Gabe befreundet, daher kenne ich ihn gut. Er ist ein toller Kerl, Beau. Ich denke, ihr beiden würdet perfekt zusammenpassen.“

„Er verdient was Besseres als das hier, Tris.“ Beau zeigte auf sich. „Er … vergiss es.“

„Nein, sag, was du sagen wolltest, Beau. Das hier ist ein sicherer Ort. Glaub nicht, weil Gabe und Micah mit ihm befreundet sind und ich ihn durch Zufall auch kenne, dass die Regeln nicht mehr gelten. Alles, was du mir erzählst, bleibt unter uns und nichts davon verlässt den Raum“, beruhigte ihn Tristan.

„Es ist nur, ich hab schon lang nicht mehr jemanden so gesehen. Und dann platzt er in mein Leben, wie ein Sommersturm und ich kann nicht aufhören, an ihn zu denken. Ich hab nach dem ersten und einzigen Kuss nein zu ihm gesagt, aber er ist so stur und erhebt bereits Anspruch auf mich.“ Beau lachte.

„Hey, warte, welcher Kuss? Wann ist denn das passiert?“

„In der Nacht nach der Abschlussfeier in der Bar. Ich war hinten, um Bier zu holen, und der hinterhältige Bastard hat mich überrascht.“ Beau fixierte einen Punkt an der Wand hinter Tristans Kopf, sah aber nicht wirklich etwas, außer Williams Gesicht, als er sich von ihm gelöst hatte. Sein Lächeln war wehmütig und verschwand langsam.

„Stopp!“, rief Tristan. „An was auch immer du gerade gedacht hast, war gut, aber, an was auch immer du jetzt denkst, musst du beiseiteschieben.“

Tristan erhob sich und ging hinüber zur Couch, um sich neben Beau niederzulassen.

„Ich weiß, du vermisst Izaiah. Glaub mir, bevor ich mit Gabe und Micah zusammen war, wusste ich nicht, wie sehr du das tust. Es ist in Ordnung ihn zu vermissen, Beau. Erinnere dich an ihn und sprich über ihn, um ihn in Erinnerung zu behalten. Es sind jetzt fünfzehn Jahre, Beau. Ich denke, du kannst langsam aufhören, um ihn zu trauern.“ Beau blickte Tristan einige Sekunden lang an, schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn.

„Ich … Ich weiß nicht, wie ich ihn gehen lassen soll, Tris.“ Tristan brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.

„Ich sage dir nicht, dass du ihn gehen lassen sollst. Was ich meine ist, erinnere dich an ihn, sprich über ihn, aber hör auf, um ihn zu trauern. Wenn du eine Frau wärst, Beau, würdest du noch immer Schwarz und einen Schleier tragen.“ Beau warf seinen Kopf in den Nacken und lachte. Tristan grinste und schüttelte den Kopf.

„Der war gut! Kannst du dich mir in nem Kleid vorstellen?“ Tristan legte lächelnd seine Hand auf Beaus Schulter.

„Denk bitte darüber nach.“ Beau nickte.

Nachdem die Sitzung vorüber war, unterhielten sie sich noch eine Weile. Das Gespräch drehte sich um Grillfeste im Garten und um das abstoßende Rot, in dem Gabe ihr Schlafzimmer streichen wollte.

Beau ging, nachdem er Tristan versprochen hatte, in zwei Wochen zu ihm, Micah und Gabe zum Abendessen zu kommen. Er glitt gemächlich mit seinem Motorrad durch die überfüllten Straßen der Stadt. Dann fuhr er auf seinen gemieteten Garagenplatz und schloss seine Maschine ab, bevor er auf dem ebenso überfüllten Fußweg zu seinem Appartement zwei Blocks weiterlief.

Kurz nachdem er in New York angekommen war, hatte er das zweistöckige Haus gemietet. Inzwischen nannte er es sein Zuhause und nachdem der Mietvertrag auslief, bot es ihm der Vermieter zum Kauf an und er schlug zu. BB´s Bar und Grill befand sich im Parterre und seine Wohnung im ersten Stock.

Beau schaut noch kurz in sein Postfach in der kleinen Postfiliale gegenüber der Bar und joggte dann über die Straße und die Stufen zu seinem Appartement hinauf. Er versuchte Alma zu erreichen, bevor er zur Bar runter ging, erreichte aber nur die Mailbox. Sie spielten nun schon einigen Wochen Fangen über das Telefon. Durch den Zeitunterschied und ihren absolut unterschiedlichen Tagesabläufen kamen sie kaum dazu, zu reden. Er musste sich mehr bemühen. Vielleicht sollte er einen kleinen Ausflug machen, schauen, wie es ihr ging und ein paar Tage ihre Fürsorge genießen. Sie liebte es, ihn zu umsorgen.

Er warf die Post und seine Schlüssel auf den Tisch bei der Tür, zog seine Stiefel aus und ging ins Schlafzimmer, um sich auszuziehen und zu duschen, bevor er wieder runter in die Bar gehen würde. Er hatte sich vorgenommen Inventur zu machen, damit diese nicht wieder in der letzten Minute durchgeführt werden musste, wie es meistens der Fall war.

Er genoss die Zeit allein in der Bar, wenn die Geräusche der nächtlichen Menge fehlten. Die Juke Box in der Ecke blieb stumm und keine Billardkugeln klackerten im Hintergrund. Die Stadt schlief niemals, aber hinten den dicken Backsteinmauern seiner Bar konnte Beau die Welt aussperren und ein paar Minuten Frieden finden.

Sofort als er in den kleinen Lagerraum trat, erschien Williams Bild vor ihm, wie er sich an der Wand räkelte, sein geschmeidiger Körper vollkommen in Beaus Gewalt. Er hatte William des Öfteren im Vorbeilaufen gesehen. Entweder in Tristans Büro oder in der Bar. Aber in der Nacht der Abschlussfeier hatte William auf sich aufmerksam machen wollen und hatte dafür gesorgt, einen verdammt guten Eindruck bei Beau zu hinterlassen. Es war so lange her, dass Beau einen anderen Mann gewollt hatte. Der Schmerz über Izzies Verlust hatte ihn mehr Jahre wund und verletzlich zurückgelassen, als er zählen wollte. Als William direkt vor ihm gestanden hatte, hatte er gewirkt, als würde der attraktive Mann Anspruch auf Beau erheben, was gleichzeitig erregend und angsteinflößend gewesen war. Ein Teil von ihm wollte William diesen Anspruch zugestehen, weil das bedeutete, dass auch Beau Anspruch auf William hätte.

Aber die Dunkelheit würde immer auf der Lauer liegen, wie eine Gewitterwolke über ihnen hängen, und mit ihr die Tatsache, dass er HIV positiv war. Er hatte mit angesehen, wie der Mann, den er geliebt hatte, dem Virus erlag. Wie die Kraft und Leidenschaft, die Beau dazu gebracht hatte sich in Izaiah zu verlieben, langsam verwelkte, als die Krankheit seinen Körper zerstörte.

In dem Wissen, dass so etwas wie eine einfache Erkältung oder eine Grippe sein Immunsystem so stark schwächen konnte, dass er über die Klippe ging, hatte Beau gelernt, jeden in seinem Leben auf Armlänge von sich fernzuhalten. Wenn es niemanden gab, der zu Lebzeiten für einen da war, dann gab es auch niemanden, der zerbrach, wenn er derjenige war, der überlebte.

***

Noch bevor der Abend hereinbrach, begann es zu regnen und so war Beau nicht überrascht, dass die Bar in dieser Nacht fast leer war. Unter der Woche waren die Nächte ohnehin nicht so stressig, aber ein Wolkenbruch hielt auch die Stammgäste fern.

Er machte seine Runde durch die Bar und ging sicher, dass die wenigen Gäste mit Essen und Trinken versorgt waren. Dann wischte er mit einem feuchten Tuch die Spiegel und Regale hinter den Flaschen ab, die die Bar säumten, eine langweilige, aber nötige Arbeit griff.

Das Geräusch von drei Münzen, die in den Geldschlitz der Juke Box geworfen wurden, klang lauter als gewöhnlich, da es nicht durch die sonst üblichen Gäste gedämpft wurde. Das Lied begann und Beau erkannte es sofort als „Hozier – Take Me to Church“, eines seiner Lieblingslieder.

Das eigenwillige Geräusch von Metall, das über Beton kratzt, ließ Beau reflexartig zusammenzucken.

„Bin sofort bei dir“, rief er, ohne sich umzudrehen. Auf einer Trittleiter zu stehen und sich zum obersten Regalbrett zu strecken, um den Staub wegzuwischen, war gerade wichtiger.

„Lass dir Zeit, ich warte.“

Mistkerl! Beau seufzte und ließ das Handtuch sinken, um sich langsam zu William umzudrehen.

„Was treibt dich heute Nacht und bei dem Wetter hierher?“ Er versuchte, lässig zu klingen. Gott, er wünschte, er hätte sich nicht umgedreht. Williams Blick überflog seinen Körper, von seinem Hintern bis zu den Füßen und wieder zurück.

„Ich dachte, dass wegen des Regens nicht viel los ist und wir vielleicht reden können, um uns ein bisschen besser kennenzulernen.“ William schürzte die Lippen, sodass die Untere hervorstand und danach bettelte, gebissen, angeknabbert und eingesogen zu werden … Reiß dich zusammen! Beau schlug sich im Geiste selbst.

Langsam stieg Beau mit wackligen Beinen die Leiter hinunter, trat näher an die Bar heran und lehnte sich zu William.

„Und warum willst du mich besser kennenlernen?“ William zuckte mit den Schultern. Seine Augen glänzten und seine Haltung strahlte Selbstbewusstsein aus. Aber die Schweißtropfen auf seiner Stirn verrieten, dass er nervös war, unsicher. Beau runzelte die Stirn und starrte William an, bis er nachgab und sein Blick von links nach rechts huschte, bevor er wieder auf Beau landete. Bereit den Kerl ein weiteres Mal abzuweisen, öffnete Beau den Mund, hielt jedoch inne, als William leicht den Kopf senkte und ihn durch seine langen dunklen Wimpern hindurch ansah.

„Wer kann keinen weiteren Freund gebrauchen?“ Der Gipfel von Williams Flirtstrategie von wickle den großen, sexy Barkeeper um den kleinen Finger, war, die Zunge hervorspitzen zu lassen und sie von einer zur anderen Seite des zum Küssen einladenden Mundes zu bewegen.

Heilige Scheiße! Beau schluckte ein Stöhnen hinunter. Freunde, klar, das konnten sie sein. Als ob!

Er schlug auf die Bar und erschreckte William damit. Und verdammt noch mal, wie sexy es war, als er daraufhin errötete.

„Ich mach meine Bekanntschaften normal mit nem Drink“, erklärte ihm Beau und holte zwei Gläser und alles, was er für einen Sazeracs brauchte hervor. Absinth, Zuckerwürfel, Rye Whiskey und Peychaud’s Bitter. Er füllte die Zutaten in einen Cocktail-Shaker und schüttelte sie länger als gewöhnlich, während er William die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ. Das breite Grinsen war verschwunden, stattdessen wirkte er … neugierig?

Ein Pfiff von der anderen Seite der Bar lenkte seine Aufmerksamkeit von dem dunkelhaarigen Mann, der ihn aufmerksam beobachtet, zu einem Gast, der eine leere Bierflasche hochhielt. Er stellte den Shaker auf der Barmatte ab, wandte sich um und schnappte sich ein paar Bierflaschen.

„Bin gleich wieder da.“ Sein Blick streifte William, der kurz nickte.

Aus den Augenwinkeln sah Beau, wie William den Kopf zur Seite drehte, um über seine Schulter zu blicken, die Augen auf der Höhe seines Hinterns. Nur, um die Reaktion herauszufinden, verlagerte Beau sein Gewicht auf ein Bein und wackelte mit seinem Hintern. Er lachte leise, als er sah, wie Williams Blick der Bewegung folgte. Beau erreichte den Tisch und stellte die frischen Bierflaschen vor den zwei Männern ab, die nur Augen für sich hatten. Während er pfeifend zurück hinter die Bar ging, beobachtete er unauffällig die Reaktionen und die Körpersprache von William.

„Also dann, bereit für nen Drink?“ Beau nahm den Shaker in die eine Hand, zwei Gläser in die andere und stellte sie vor William auf der Bar ab. Während Beau einschenkte, sog William den Duft ein und pfiff leise.

„Verdammt, der ist stark. Was ist das?“

„Erst trinken, dann fragen.“ Er gab eine Zitronenscheibe in eins der Gläser, bevor er es William zuschob. William runzelte die Stirn und deutet von seinem Glas zu Beaus. „Warum hast du keine Zitrone?“

„Zitronen sind für Pussys“, antwortete er, wobei er das Wort Zitrone dank seines Cajun Slangs mit einem extra Vokal aussprach. William grinste und führte das Glas zu seinen Lippen.

„Na, wird schon schiefgehen.“

„Was redest du da, Junge? Stell das Glas wieder hin. Wir müssen erst anstoßen.“ Beau war sich sicher, dass William ihn für verrückt hielt, seiner hochgezogenen Augenbraue und dem süffisanten Blick nach zu urteilen. Beau hob sein Glas an und wartete, bis William das Gleiche tat, bevor er mit ihm anstieß.

„Laissez les bon temps roulette!“ Beau kippte seinen Drink hinunter, knallte das Glas verkehrt herum auf die Bar, lehnte sich zurück und brüllte:

„Woo! Verdammt, das tat gut!“

William tat das Gleiche. Er stürzte seinen Drink hinunter und seine Augen weiteten sich, während er zu röcheln begann. Er griff nach der Zitrone und schob sie in seinen Mund, um das Brennen, das seine Luftröhre hinab rann, zu unterbinden. Beau lachte lauthals, griff um ihn herum und klopfte ihm hart ein paar Mal auf den Rücken.

„Heilige Scheiße …“ Williams Augen tränten. „Was zum Teufel war das? Diesel?“ Er hustet noch ein paar Mal. „Kann ich ein Glas Wasser haben?“, fragte er.

„Nein.“ Beau schnappte sich ein Bier, öffnete es und warf den Deckel hinter sich, bevor er es über die Bar zu William schob. „Wasser hilft da nich’, Bier stillt den Brand.“

„Danke.“ Er trank ein paar Schlucke und es funktionierte wirklich. Es löschte das Feuer in seinem Rachen. „Was hast du da vorhin gesagt? Lazy Roses?“

Beau lachte erneut. Sein langes Haar fiel ihm ins Gesicht, als er Williams Blick erwiderte.

„Laissez les bon temps roulette – lass die guten Zeiten ruhn!“

„Ich verstehe nicht Mal die Hälfte von dem, was du sagst, und trotzdem finde ich es verdammt sexy, wenn du so was sagst.“ Williams Augen leuchteten erneut und er grinste zu ihm hoch.

„Yon sèl lang se janm ase.“

„Okay, das war anders. Was war das für eine Sprache und was hast du gesagt?“ William beugte sich weiter zu ihm und stützte dabei seine Ellbogen auf der Bar ab. Er schien ehrlich neugierig zu sein, wollte wirklich mehr über Beau erfahren. Gib der Sache eine Chance, Beau. Du hast es verdient, glücklich zu sein. Tristans Worte klangen in seinem Kopf nach.

„Das wa’ Haitian Creole und heißt grob übersetzt: Eine Sprache ist nich genug. Ich bin geboren und aufgewachsen in N’walins Lousiana. War dort überall mal, rund um Baton Rouge. Ich spreche Cajun und drei Varianten Creole: Französisch, Cajun und Haitian.“

„Ich kann manchmal kaum Englisch sprechen“, scherzte William. Der Ausdruck in seinen Augen wechselte jedoch innerhalb einer Sekunde von wehmütig und lustig zu ernst und herausfordernd. „Ich höre dir wirklich gerne beim Reden zu, Beau. Und ich meinte es ernst, als ich sagte, ich würde dich gern besser kennenzulernen.“

Beau war dankbar für seine langen Haare, seinen buschigen Bart und das gedämpfte Licht der Bar. Seine Wangen fühlten sich so heiß an und er wusste, dass William die Auswirkungen seiner Worte bemerken würde, wenn er ihn deutlich sehen könnte.

Sie sahen sich eine Zeit lang in die Augen. Schließlich nickte Beau und klopfte zweimal mit seinen Fingerknöcheln auf die Bar, bevor er William seine rechte Hand hinstreckte.

„Freunde?“ Ein Lächeln machte sich auf Williams Gesicht breit, als er nach seiner Hand griff. Die Wärme und der Druck überraschten ihn.

„Freunde … erst mal.“

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