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Charakter

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Eine wertvolle Lektion in Bezug auf den Charakter lernte ich als junger Manager zu Beginn meiner beruflichen Laufbahn. Meine Aufgabe war es, Verträge mit Ärzten auszuhandeln, die für meinen Arbeitgeber, eine Health Maintenance Organization, tätig waren. Wir sollten eine neue Gruppe von Ärzten mit bestimmtem Spezialwissen anwerben. Unser Team brauchte mehrere Wochen für die Ausarbeitung eines speziell auf diese Ärzte und ihre Bedürfnisse zugeschnittenen Vertrags. Damals hatten wir noch keine Computer und auch keine elektronische Datenverarbeitung. Deshalb musste alles mühsam mit Schreibmaschinen geschrieben werden, die heute fast nur noch im Museum zu finden sind. Die einmal getippten Seiten wurden von diversen Mitarbeitern gegengelesen und überarbeitet. Nach mehreren Wochen war der Vertrag fertig. Nun sollte er endlich unterzeichnet werden. Nur … wo war er?

Er war unauffindbar! Jeder, der ihn als Letzter in der Hand gehabt haben könnte, verwies auf jemand anderen. Wir suchten über eine Woche lang. Ohne Erfolg. Währenddessen rückte der Tag, an dem der neue Vertrag mit den Ärzten in Kraft treten sollte, immer näher.

So frustrierend es auch war – wir hatten keine andere Wahl: Wir mussten den Vertrag noch einmal komplett neu erstellen. Diesmal ging es etwas schneller. Doch der Stress und die doppelte Arbeit waren für alle im Team ziemlich anstrengend und ärgerlich. Am Ende wurde der Vertrag zum Glück pünktlich fertig.

Eines Abends, rund sechs Monate später, suchte ich in meiner Schreibtischschublade nach einer etwas älteren Akte. Ich zog diverse Dokumente hervor – und entdeckte zu meinem Entsetzen den verschollenen Vertrag. Er hatte die ganze Zeit über in meinem Schreibtisch gelegen! Ich hatte ihn versehentlich hinter ein anderes Dokument geheftet und in der falschen Mappe abgelegt.

Ich dachte angestrengt nach, was ich nun tun sollte. Der neue Vertrag war unterschrieben. Alle hatten ihren Frust überwunden und waren zur Tagesordnung übergangen. Mein erster Gedanke war, den Vertrag einfach in den Papierkorb zu werfen und niemandem etwas davon zu erzählen. Das Letzte, was ich wollte, war, dass alle erfuhren, dass ich die Beinahe-Katastrophe verursacht und die ganze Mehrarbeit verschuldet hatte. Ich ging nach Hause und schlief eine Nacht darüber. Am nächsten Morgen aber marschierte ich ins Büro meines Chefs – den lange verschollenen Vertrag in der Hand. Natürlich würde ich meine Entscheidung, die Wahrheit zu beichten, nur zu gern meiner Charakterstärke zuschreiben. Doch damals war ich noch jung und unerfahren. Deshalb war ich in erster Linie von der Angst getrieben, die Wahrheit könnte am Ende doch noch irgendwie ans Licht kommen.

»Du würdest mich jetzt wahrscheinlich gerne umbringen«, stammelte ich, als ich meinem Chef das Dokument in die Hand drückte, »aber schau, was ich in meinem Schreibtisch gefunden habe.«

Er nahm den Vertrag und sah mich lange an. Ich dachte, dass er jeden Augenblick vor Wut explodieren würde. Stattdessen sagte er: »Ich bewundere dich, Todd. Ich glaube, ich an deiner Stelle hätte den Vertrag klammheimlich weggeworfen.« Wir mussten beide lachen, als ich ihm sagte, dass ich diesen Gedanken zuerst auch gehabt hatte.

Charakter ist eine so wichtige Eigenschaft, dass Sie später im Buch noch einen ganzen Abschnitt dazu finden – und zwar im Kapitel zur 15. Strategie »Beginne mit Demut«.

Werde besser!

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