Читать книгу Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22. - Т.Б. Маколей, Томас Бабингтон Маколей - Страница 13

Einundzwanzigstes Kapitel.
Wilhelm III
Anklage gegen Leeds

Оглавление

Wenige Stunden nach dem Verhöre Bates’ berichtete Wharton den Gemeinen was im Schatzkammergericht vorgegangen war. Die Entrüstung war allgemein und heftig. „Sie begreifen jetzt,” sagte Wharton, „warum uns bei jedem Schritte Hindernisse in den Weg gelegt wurden, warum wir die Wahrheit tropfenweis herauspressen mußten, warum der Name Sr. Majestät arglistig genannt wurde, damit wir von einer Untersuchung abstehen sollten, die nichts zu Tage gebracht hat, was Sr. Majestät nicht zur Ehre gereichte. Dürfen wir uns wundern, daß wir mit so großen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten, wenn wir die Macht, Gewandtheit und Erfahrung des Mannes bedenken, der uns im Geheimen entgegenarbeitete? Es ist Zeit, der Welt einmal schlagend zu beweisen, daß kein Verbrecher sich so schlau zu verbergen oder so hoch zu klimmen vermag, daß wir ihn nicht aufspüren oder erreichen könnten. Nie hat es ein schändlicheres Beispiel von Bestechung gegeben, nie hat ein Verbrecher weniger Anspruch auf Nachsicht gehabt. Die Verpflichtungen, welche der Herzog von Leeds gegen sein Vaterland hat, sind nicht gewöhnlicher Art. Eine große Schuld haben wir schon großmüthig gestrichen; aber die Art und Weise, wie unsre Großmuth vergolten worden ist, zwingt uns zu berücksichtigen, daß er vor langer Zeit angeklagt war, Geld aus Frankreich zu beziehen. Wie können wir sicher sein, so lange ein Mann, dessen Feilheit erwiesen ist, Zugang zum Ohre des Königs hat? Unsere am besten vorbereiteten Unternehmungen sind vereitelt, unsere geheimsten Beschlüsse sind verrathen worden. Und dürfen wir uns darüber wundern? Können wir daran zweifeln, daß er neben seinem inländischen Handel mit Concessionen einen einträglichen auswärtigen Handel mit Geheimnissen treibt? Können wir zweifeln, das der Mann, der uns Einen an den Andren verkauft, für einen guten Preis uns Alle an den gemeinsamen Feind verkaufen wird?” Wharton schloß mit dem Antrage, daß Leeds wegen schwerer Verbrechen und Vergehen in Anklagestand versetzt werden solle.25

Leeds hatte viele Freunde und Anhänger im Hause der Gemeinen, aber sie konnten wenig sagen. Wharton’s Antrag wurde ohne Abstimmung angenommen und er selbst beauftragt, an die Schranke der Lords zu gehen und dort den Herzog im Namen der Gemeinen England’s anzuklagen. Noch ehe er aber diesen Auftrag ausführen konnte, wurde gemeldet, daß Se. Gnaden an der Thür sei und um Gehör bitten lasse.

Während Wharton bei den Gemeinen seinen Bericht erstattete, hatte Leeds eine Ansprache an die Lords gehalten. Er leugnete unter den feierlichsten Versicherungen, daß er jemals Geld für sich angenommen habe. Dagegen aber gestand er zu und rühmte sich dessen sogar, daß er Bates dazu aufgemuntert habe, von der Compagnie Geld zu nehmen, und er schien der Meinung, daß dies ein Dienst sei, den der Freund eines am Staatsruder stehenden Mannes billigerweise von diesem erwarten könne. Nur zu Viele machten damals in der That einen höchst albernen und verderblichen Unterschied zwischen einem Minister, der seinen Einfluß benutzte, um sich selbst Geschenke zu verschaffen, und einem Minister, der seinen Einfluß benutzte, um für seine Anhänger Geschenke zu erlangen. Jener war schlecht, dieser nur gutherzig. Leeds erzählte hierauf mit großer Selbstgefälligkeit eine Geschichte von sich, die in unseren Zeiten einen Staatsdiener nicht nur aus dem Amte, sondern aus jeder anständigen Gesellschaft vertreiben würde. „Als ich zu König Karl’s Zeiten Schatzmeister war, Mylords, sollte die Accise verpachtet werden. Es waren mehrere Bewerber da. Harry Savile, den ich sehr hoch schätzte, theilte mir mit, daß sie ihn um seine Fürsprache bei mir ersucht hätten, und bat mich ihnen zu sagen, er habe sein Möglichstes für sie gethan. „Wie?” entgegnete ich, „das soll ich ihnen Allen sagen, während doch nur Einer den Pacht haben kann?” – „Thut nichts,” versetzte Harry, „sagen Sie es nur Allen; Der, welcher den Pacht bekommt, wird dann glauben, daß er ihn mir verdankt.” Die Herren kamen und ich sagte jedem von ihnen besonders: „Sie sind Mr. Savile sehr zu Dank verpflichtet, Sir;” oder: „Mr. Savile hat Ihnen einen großen Freundschaftsdienst erzeigt, Sir.” Schließlich erhielt Savile ein anständiges Präsent, und ich gratulirte ihm dazu. Ich war damals sein Schatten. Jetzt bin ich Mr. Bates’ Schatten.”

Der Herzog hatte diese Anekdote, die ein so grelles Licht auf den damaligen Zustand der politischen Moralität wirft, kaum erzählt, als ihm unter der Hand mitgetheilt wurde, daß im Hause der Gemeinen der Antrag gestellt worden sei, ihn in Anklagestand zu versetzen. Er eilte dahin, aber noch ehe er ankam, war die Frage bereits gestellt und angenommen. Dessenungeachtet drang er auf Einlaß, und er wurde eingelassen. Nach altem Brauche wurde innerhalb der Schranke ein Stuhl für ihn hingestellt und ihm angezeigt, daß das Haus bereit sei ihn anzuhören.

Er sprach, aber mit weniger Takt und Einsicht als gewöhnlich. Er pries seine eigenen dem Staate geleisteten Dienste. Ohne ihn, sagte er, würde es kein Haus der Gemeinen gegeben haben, das ihn hätte anklagen können, eine Prahlerei, die so überspannt war, daß seinen Zuhörern nothwendig die Lust vergehen mußte, ihm dasjenige Lob zuzugestehen, das sein Verhalten zur Zeit der Revolution wirklich verdiente. Ueber die gegen ihn erhobene Anklage sagte er nicht viel mehr als daß er unschuldig sei, daß man schon längst mit dem böswilligen Plane umgehe, ihn ins Verderben zu stürzen, daß er nicht auf Einzelnheiten eingehen wolle, daß die Facta, welche bewiesen worden seien, zweierlei Deutungen zuließen, und daß von diesen beiden Deutungen billigerweise die günstigere angenommen werden müsse. Er entfernte sich, nachdem er das Haus gebeten hatte, den eben gefaßten Beschluß noch einmal zu erwägen, oder, wenn dies nicht sein könne, ihm wenigstens bald Gerechtigkeit widerfahren zu lassen.

Seine Freunde fühlten wohl, daß seine Rede keine Vertheidigung war, und sie versuchten es daher auch gar nicht, den Beschluß rückgängig zu machen, der unmittelbar vor seiner Anhörung gefaßt worden war. Wharton begab sich in zahlreicher Begleitung zu den Lords und zeigte ihnen an, daß die Gemeinen beschlossen hätten, den Herzog in Anklagestand zu versetzen. Es wurde ein Ausschuß ernannt, um die Artikel aufzusetzen und die Beweise vorzubereiten.26

Die Anklageartikel waren bald aufgesetzt, aber in der Beweiskette fehlte ein Glied. Dieses Glied konnte aller Wahrscheinlichkeit noch Robart liefern, wenn er streng verhört und mit anderen Zeugen confrontirt wurde. Die Gemeinen erließen eine Vorladung an ihn. Ein Bote begab sich damit nach der Wohnung des Herzogs von Leeds und erhielt dort den Bescheid, daß der Schweizer schon seit drei Tagen abwesend sei und daß der Portier nicht sagen könne, wo er sich aufhalte. Die Lords richteten unverzüglich eine Adresse an den König, worin sie ihn ersuchten, Befehl zu geben, daß die Häfen gesperrt und der Flüchtling festgenommen werde. Aber Robart war schon in Holland auf dem Wege nach seinen heimischen Bergen.

Die Flucht dieses Mannes machte es den Gemeinen unmöglich, die Sache weiter zu verfolgen. Sie beschuldigten Leeds mit Heftigkeit, daß er den Zeugen entfernt habe, der allein den juristischen Beweis für Thatsachen liefern konnte, welche durch moralische Beweise bereits festgestellt waren. Leeds, der jetzt wegen des Ausgangs der Anklage beruhigt war, gab sich das Ansehen eines schwer Beleidigten. „Mylords,” sagte er, „das Verfahren der Gemeinen ist beispiellos. Sie beschuldigen mich eines schweren Verbrechens, sie versprechen es zu beweisen; dann finden sie, daß sie nicht die Mittel haben es zu beweisen, und sie machen mir Vorwürfe, daß ich ihnen diese Mittel nicht liefere. Sie hätten gewiß eine solche Anklage nicht erheben sollen, ohne wohl zu überlegen, ob sie auch genügende Beweise hatten, um sie aufrecht zu erhalten, oder nicht. Wenn Robart’s Zeugniß, wie sie jetzt sagen, unerläßlich ist, warum ließen sie ihn nicht kommen und ihn seine Geschichte erzählen, ehe sie sich zur Anklage entschlossen? Sein Verschwinden haben sie ihrer eignen Maßlosigkeit, ihrer eignen Uebereilung zuzuschreiben. Er ist ein Ausländer, er ist ängstlich, er hört, daß ein Vorgang, bei dem er betheiligt gewesen, vom Hause der Gemeinen für höchst strafbar erklärt, daß sein Herr angeklagt, daß sein Freund Bates im Gefängniß sei und daß jetzt an ihn die Reihe kommen solle. Natürlich bekommt er Furcht, flüchtet sich in sein Vaterland, und so weit ich ihn kenne, möchte ich wohl behaupten, daß er sich sobald nicht wieder in den Bereich einer Vorladung des Sprechers wagen wird. Aber was geht das Alles mich an? Soll ich mein ganzes Leben lang das Brandmal einer solchen Beschuldigung mit mir herumtragen, lediglich deshalb, weil die Heftigkeit meiner Ankläger ihren Zeugen aus England getrieben hat? Ich verlange sofortige Prozessirung. Ich fordere Eure Lordschaften auf zu beschließen, daß die Anklage zurückgewiesen werden soll, wenn die Gemeinen dieselbe nicht vor dem Schlusse der Session anbringen.” Einige befreundete Stimmen riefen: „Gut beantragt!” Aber die Peers im allgemeinen waren nicht geneigt einen Schritt zu thun, der für das Unterhaus und die große Masse Derer, welche dieses Haus vertrat, im höchsten Grade beleidigend gewesen wäre. Der Antrag des Herzogs fiel durch und einige Stunden darauf wurde das Parlament prorogirt.27

25

Es kann meines Erachtens keinem Zweifel unterliegen, daß das Mitglied, welches in der Exact Collection D genannt ist, Wharton war.

26

Bezüglich der Vorgänge dieses ereignißvollen Tages, des 27. April 1695, sehe man die Protokolle der beiden Häuser und die Exact Collection.

27

Exact Collection; Lords’ Journals, May 3. 1695; Commons’ Journals, May 2. 3.; L’Hermitage, 3. (13.) Mai; London Gazette vom 13. Mai.

Geschichte von England seit der Thronbesteigung Jakob's des Zweiten. Elfter Band: enthaltend Kapitel 21 und 22.

Подняться наверх