Читать книгу Schwert und Schild - Sir Morgan, der Löwenritter Band 8: Gottes Fluch über Cornwall - Tomos Forrest - Страница 5
ОглавлениеProlog
„Habt Erbarmen, Herr, eine milde Gabe! Um des Herrgott willen, vergesst die Armen und Kranken nicht!“
Zwischen die schrillen Rufe mischten sich die Ratschen und Glocken der Aussätzigen, die sich unter die anderen Bettler drängten und mit diesen Geräuschen auf sich aufmerksam machen mussten, um die anderen zu warnen.
Die Schar der Bettler drängte sich an diesem Sonntag dicht um die Menschen, die aus der Kirche traten. Es war ein gewöhnlicher Anblick für die adligen Kirchenbesucher, die in das milde Herbstlicht blinzelten und zu einem großen Teil schon ein paar kleine Münzen bereit hielten, die sie mit angewiderter Miene zwischen die Bettler warfen, um dann belustigt zuzusehen, wie sie sich darum balgten.
Sir Struan of Rosenannon warf keine Münzen, sondern verscheuchte einen der zu nahe an ihn herangetretenen Bettler mit einem Tritt.
Der Mann trug einen armseligen Umhang mit einer Kapuze, die sein Gesicht gnädig verhüllte. Doch jetzt geriet er ins Taumeln, und die Kapuze rutschte nach hinten. Die Menschen um ihn herum schrien plötzlich auf, als sich ihnen ein furchtbar entstellter Schädel zeigte. Die Lepra hatte dem Mann weite Teile des Gesichtes weggefressen. An Stelle der Nase gab es ein dunkles, blutiges Loch in der Mitte, und auch die Lippen waren fast vollkommen verschwunden und entblößten dadurch eine Reihe gelber und schwarzer Zähne. Wie ein lebender Toter wirkte der Mann, der sich hastig die Kapuze wieder überstülpte. Dabei konnte man erkennen, dass die furchtbare Krankheit auch schon Teile seiner Hände zerstört hatte.
Eine der etwas älteren Hofdamen kreischt auf und fiel ihrem Mann in die Arme. Andere eilten zurück in die Kirche, weil sie der Bettlerschar entgehen wollten.
„Widerlich, diese Lepra-Kranken!“, schrie Sir Struan wütend und wich zurück, als im allgemeinen Durcheinander ein weiterer, in Lumpen gehüllter Bettler versuchte, ihn am Fuß festzuhalten.
„Denn fürwahr, Jahwe wird im Feuer daherkommen, und dem Sturmwinde gleichen seine Wagen, dass er in Glut seinen Zorn heimzahle und sein Schelten in Feuerflammen, schreibt der Prophet Jesaja!“, sagte bedeutungsschwer Abt Dhorie, der Beichtvater, der eben aus der Kirche trat und auf die Aussätzigen sah. „Sie haben schwer gesündigt und büßen mit dem Feuer der Krankheit, dass die Menschen lebend verzehrt! Wir sollten gnädig mit ihnen sein, sind wir doch alle Sünder vor dem Herrn!“
Als Beispiel für die anderen warf er eine Handvoll Münzen zwischen die Bettlerschar, während Sir Struan sich angewidert zu ihm herumdrehte.
„Ein ekelhafter Anblick! Wir haben hier noch nie so viele Aussätzige wie in den letzten Monaten erlebt. Sorgt künftig dafür, Vater Dhorie, dass sie sich auf der anderen Seite der Kirche sammeln, wenn wir sie verlassen. Dort soll man ihnen etwas Geld geben, aber diejenigen, die uns hier vor dem Portal weiterhin belästigen, soll man erschlagen wie tolle Hunde!“
„Aber, Sir Struan – wir ...“
Doch die Worte des Abtes prallten vom Sherriff von Cornwall ab. Der Mann hatte sich brüsk abgewandt und stapfte ein paar Schritte über den Platz, wo ein Knappe bereits sein Pferd am Zaum hielt.
***