Читать книгу Mord vor ausverkauftem Haus Berlin 1968 Kriminalroman Band 20 - Tomos Forrest - Страница 9
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ОглавлениеZunächst bat er um eine Führung durch sämtliche zum Theater gehörenden Räume. Das verfügte über ungefähr zweihundert Plätze. Trotzdem war der erforderliche technische Aufwand erstaunlich. Bernd Schuster konnte sich gut vorstellen, dass in einem solchen Unternehmen eine Menge Kapital gebunden war, und dass Skandale dieser Art nicht unbedingt den Überlebenskampf des Besitzers unterstützten.
Er ließ sich die Büros und Garderoben, die Werkstätten und technischen Räume zeigen und schloss seinen Rundgang mit der Besichtigung jener Räumlichkeiten ab, die für das Publikum zugänglich waren.
Vom Zuschauerraum aus warf er einen Blick auf die Bühne, auf der gerade in normaler Straßenkleidung eine Frau und zwei Männer unterschiedlich temperamentvoll agierten.
Stefan Franzen senkte die Stimme zu einem Flüstern, als er auf die Frau wies: „Vanessa Grote. Sie spielt die Hauptrolle in zwei der drei Stücke, mit denen wir auf Tournee gehen. Der Mann neben ihr ist Wilhelm Städtler. Er ist schon dreiundsechzig, aber immer noch mit Feuereifer bei der Arbeit. Ein Vollblutschauspieler, wie er im Buche steht. Er spielte mit Meissner die Szene, in der der Mann das Gift zu sich nahm. Der andere ist Sven Gabler. Momentan übernimmt er Meissners Rolle, bis dieser wieder arbeiten kann. Ich hoffe, dass es da keine Komplikationen gibt. Gabler und Meissner wirken in allen drei Stücken mit. Ein paarmal sind sie auch gemeinsam auf der Bühne. Ich kann auf Meissner einfach nicht verzichten. Und die Zugvögel brauchen diese Tournee im Sommer, sonst sind wir erledigt. Wir ziehen in die Badeorte von Nord- und Ostsee und haben eigentlich immer ausverkauftes Haus.“
Schuster musterte die drei Schauspieler, die sich durch sein Auftauchen nicht ablenken ließen, obwohl sie sich vermutlich denken konnten, aus welchem Grund er hier war. Sie spielten alle ihre Rolle, wenn sie auf der Bühne standen. Wer im wirklichen Leben in die Rolle eines Mörders geschlüpft war, würde Bernd hoffentlich bald herausgefunden haben.
„Mit wem kann ich zuerst sprechen?“, erkundigte er sich.
„Mit Meissner“, schlug der Intendant vor. „Er kann an den Proben noch nicht wieder teilnehmen, aber er brennt natürlich darauf, dass der Schuldige erwischt wird.“
Alfred Meissner lag in der Garderobe, die er mit Sven Gabler teilen musste, auf einer Liege und starrte gegen die Decke. Als die beiden Männer eintraten, richtete er sich auf und funkelte den Detektiv wütend an.
„Da sind Sie ja endlich. Sie lassen sich ’ne Menge Zeit, wenn es um ein Menschenleben geht. Von Ihnen aus könnten wir ja alle verrecken, solange Ihr Honorar stimmt, wie?“
Bernd bedauerte, das Opfer des Mordanschlags vor sich zu haben und nicht den Täter. Mit dem hätte er anders umspringen können.
„Ich sehe, es geht Ihnen ja schon wieder prächtig“, stellte er fest. „Demnach hätte ich mich gar nicht so zu beeilen brauchen. Wissen Sie, was ich vermute, Herr Meissner?“
„Na, da bin ich aber mal mächtig gespannt‟, kam es giftig zurück.
„Ich habe mir die Besetzungspläne angesehen und festgestellt, dass Sie bei allen Stücken etwas im Hintergrund agieren. Korrigieren Sie mich ruhig, wenn ich etwas Falsches sage. Die jugendlichen Helden und Liebhaber werden von Gabler und Lüders verkörpert. Ich könnte mir vorstellen, dass Ihnen das stinkt und Sie ein bisschen auf sich aufmerksam machen wollten. Ein bisschen Senföl in den Tee wirkt da manchmal Wunder. Besonders dann, wenn die Dosis nicht lebensgefährlich ist.“
Meissner lief rot an und krächzte: „Was wollen Sie damit sagen?“
Bernd blieb ganz gelassen, als er erwiderte: „Dass ich mich nicht wundern würde, wenn Sie sich das Gift selbst beigebracht hätten, um sich interessant zu machen. Dafür spricht auch, dass Sie auf die Polizei verzichten wollen.“
Dieser Verdacht war völlig aus der Luft gegriffen. Bernd hatte nicht den geringsten Beweis für eine derartige Annahme. Er hätte sie auch nie geäußert, wenn ihm der Schauspieler nicht gleich zur Begrüßung so dumm gekommen wäre. So aber hoffte er, Meissner mit dieser Anschuldigung zum Reden zu bringen. Zweifellos konzentrierte sich dessen Verdacht auf irgendeine Person, die er eher nennen würde, wenn man ihm eine billige Täuschung unterstellte.
Aber er irrte sich. Alfred Meissner erging sich zwar in wüsten Schmähungen in Richtung sämtlicher Privatdetektive, aber er beschuldigte keinen seiner Kollegen, ihm das Gift verabreicht zu haben.
„Sie machen sich das ein bisschen zu leicht“, schimpfte er. „Man hat mir in Windeseile den Magen ausgepumpt, und nur deshalb habe ich wahrscheinlich Glück gehabt. Ich bin erst fünfundvierzig und, weiß Gott, nicht lebensmüde. Sie haben recht, Schuster. Meine Rollen sind zum Teil ein bisschen klein geraten. Das wird hoffentlich nicht so bleiben. Herr Franzen sollte eigentlich wissen, was ich kann. Sven ist jedenfalls nicht besser, und Elmar verpatzt in jedem Akt mindestens einen Auftritt, was auch kein Wunder ist, wenn man nur Weiber im Kopf hat. Jedenfalls wäre ich blöd, wenn ich mich selbst ins Abseits stellen würde. Lassen Sie sich ’ne intelligentere Theorie einfallen, wenn Sie nicht wollen, dass ich Sie für einen perfekten Idioten halte.“
Bernd hatte den erregten Mann genau beobachtet. Ihm war während dieses Temperamentsausbruchs klargeworden, dass er es während der nächsten Stunden mit gelernten Schauspielern zu tun haben würde. Sie waren perfekt in der Kunst des Verstehens. Das erleichterte seine Aufgabe nicht gerade.
Er bat Stefan Franzen, ihn mit Meissner alleinzulassen, und der Intendant entfernte sich postwendend.
Bernd zog sich einen Stuhl heran und setzte sich. Eine Zeitlang sagte er nichts, sondern beobachtete sein Gegenüber, dessen Erregung langsam abklang.
Alfred Meissner kniff die Augen zusammen. Es waren merkwürdig stechende Augen.
„Warum schicken Sie ihn fort?“, murrte er. „Ich habe keine Geheimnisse. Vor keinem. Was ich zu sagen habe, kann jeder hören.“
„Auch der Bursche, der Ihnen nach dem Leben trachtet? Oder war es eine Frau?“
„Wieso fragen Sie mich das?“, begehrte Meissner auf. Er kam ziemlich schnell auf hundert, fand Bernd. Ein Mann, der zweifellos das Talent besaß, sich überall Feinde zu schaffen. „Den Kerl zu finden, ist schließlich Ihre Aufgabe. Sie werden dafür bezahlt und nicht schlecht, wie ich vermute. So leicht möchte ich mein Geld auch einmal verdienen.“
Bernd lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und reckte sich. „Ich frage mich, was ich erst von dem Täter zu erwarten habe, wenn Sie schon so aggressiv sind“, sagte er ruhig. „Ist Ihnen eigentlich bewusst, dass die Gefahr für Sie noch längst nicht vorüber ist?“
„Was heißt das?“
„Ein misslungener Mordversuch reizt dazu, es beim nächsten Mal besser vorzubereiten. Ich jedenfalls bin so ehrgeizig, meine Fehler möglichst schnell wieder auszubügeln. Wenn also der Anschlag auf Sie nicht nur als Einschüchterungsversuch gedacht war, dann müssen Sie mit einer Wiederholung rechnen. Aus diesem Grund wäre es klug, Ihre Arroganz abzulegen, und mit mir zusammenzuarbeiten. Oder sind Sie nicht daran interessiert, dass die Tournee morgen startet?‟
„Was hat das damit zu tun?“
„Ich habe nicht ganz vierundzwanzig Stunden Zeit, den Fall zu klären. Gelingt mir das nicht, wird sich die Polizei darum kümmern müssen. Was das bedeutet, wissen Sie selbst.“
Meissner zog ein Gesicht wie eine beleidigte Bulldogge. „Natürlich weiß ich das. Aus diesem Grund war ich ja einverstanden, dass Franzen Sie engagiert hat.‟
„Dann sind wir uns ja einig. Beantworten Sie mir jetzt meine Fragen und enthalten Sie sich überflüssiger Kommentare.“
Der blonde Schauspieler sah ihn giftig an. „Schießen Sie schon los!“
„Welchen Grund gibt es, Ihnen nach dem Leben zu trachten? Diese Frage haben Sie sich vermutlich längst selbst gestellt und werden zu einer Antwort gekommen sein. Ich denke an alle möglichen Motive. Eifersucht, Rache, Habgier, Angst. Die Reihe lässt sich noch fortsetzen. Wir können wohl davon ausgehen, dass der Anschlag tatsächlich Ihnen galt, denn, wie Herr Franzen mir sagte, tranken ausschließlich Sie von dem angeblichen Whisky.“
„Das ist richtig“, gab Meissner zu. Man sah ihm an, dass er sich zu einer vernünftigen Antwort zwingen musste. Am liebsten wäre er wieder ausfallend geworden. „Aber Sie können mich totschlagen, ich habe trotzdem keinen Verdacht. Kleine Reibereien gibt es natürlich in so einer Truppe immer. Dafür sind die Kontakte viel zu eng. Während der Tournee wird das noch schlimmer werden. Aber das reicht alles nicht aus, um einen Menschen umzubringen. Für mich ist das alles ein Rätsel.“
„Das wir lösen müssen“, ergänzte Bernd Schuster. „Erzählen Sie mir etwas von Ihren Kollegen und den Leuten, mit denen Sie sonst noch zu tun haben.“
Meissner seufzte. Dann bequemte er sich zu einer Antwort. „Fangen wir bei Sven Gabler an. Ich teile mit ihm diese Garderobe. Er ist größer und stärker als ich. Wenn er mich umbringen wollte, würde er nicht ausgerechnet Gift wählen.“
„Das ist ein schwaches Alibi“, fand Bernd Schuster. „Hätte er ein Motiv?“
„Da hätte ich ein Besseres, ihm an die Kehle zu gehen. Ich erwähnte ja bereits, dass er bei der Rollenvergabe bevorzugt wird. Ich bin für ihn keine Konkurrenz.“
„Vielleicht nicht beruflich. Aber wie sieht es privat aus?“
Der Blonde lachte bitter. „Svens Privatleben heißt Anna. Sie haben sie vielleicht schon kennengelernt. Anna gehört ihm mit Haut und Haaren. Eine richtige große Liebe ist das.“
„Gehört Anna auch zum Ensemble?“
„Seit der Schauspielschule. Mit vollem Namen heißt sie Anna Seybold. Sie ist einer unserer beiden weiblichen Stars. Der andere ist Vanessa Grote. Die beiden können sich nicht ausstehen. Typischer Futterneid, aber ich nehme ihnen schließlich keine Rollen weg. Die kommen also auch nicht in Betracht.“
Um das zu bestätigen, wollte Bernd Schuster zuvor noch ein paar andere Meinungen einholen, und vor allem mit den Frauen selbst sprechen. Gift war nach seiner Erfahrung eine typisch weibliche Mordwaffe. Er wusste allerdings auch, dass gerade aus dieser Erkenntnis heraus viele männliche Mörder Arsen, Blausäure oder Pflanzenschutzmittel benutzten.
„Wen haben wir sonst noch?“
„Wilhelm Städtler und Elmar Lüders gehören noch zum Ensemble. Für Elmar gilt das Gleiche, was ich schon bei Sven gesagt habe. Nur hat er natürlich seine Hände nicht auf Anna.“
„Sondern?“, hakte Bernd Schuster rasch ein.
Alfred Meissner grinste wie ein gutgelaunter Buddha. „Der wandelt auf Vanessas Spuren. Wie ein Hund rennt er ihr überall hinterher. Die ganze Truppe lacht schon über ihn.“
„Sie auch?“
Der Schauspieler winkte ab. „Vergessen Sie’s, Schuster! Elmar merkt davon überhaupt nichts. Für ihn gibt es neben seinem Job nur Vanessa und sonst nichts. Sie ist allerdings auch eine Klassefrau.“
„Sie interessieren sich offensichtlich auch für sie“, stellte Bernd Schuster fest.
Der Blonde lachte geringschätzig. „Da kennen Sie mich aber schlecht. Ich bin kein kämpferischer Typ. Warum soll ich mich bei Vanessa anstrengen, wenn mir andere freiwillig nachlaufen. Bei uns werden auch andere niedliche Kätzchen beschäftigt, die froh sind, wenn sich ein richtiger Schauspieler um sie kümmert. Diese ehrgeizigen Statistinnen, die sich allesamt für unentdeckte Stars halten, legen sich schon in Ihr Bett, bevor Sie sie noch dazu aufgefordert haben. Auf mich braucht Elmar also nicht eifersüchtig zu sein, wenn Sie das meinten.“
Blieb noch Wilhelm Städtler. Bernd hatte den alten Mimen bereits auf der Bühne gesehen. Körperlich war er Meissner zweifellos unterlegen. Für ihn hätte sich Gift als Waffe angeboten. Aber hatte er einen Grund, dem Kollegen ans Leben zu wollen?
Meissner hob auf diese Fragen die Schultern. „Ich sagte Ihnen ja schon, dass ich mir keinen der Kollegen als Täter denken kann. Willi ist zwar etwas verschlossen. Manchmal kommt er mir regelrecht unheimlich vor. Aber das macht wohl das Alter. Als Schauspieler gehört er zu den Besessenen.“
Bernd setzte die Befragung noch eine Weile fort, aber es kam nichts dabei heraus.
Er verließ die Garderobe und stieß mit einem attraktiven Mädchen zusammen, das sich verstört aufrichtete. Hatte es an der Tür gelauscht?
Vanessa Grote kannte er bereits, und der Beschreibung nach konnte es sich auch nicht um Anna Seybold handeln. Die hatte keine schwarzen Haare.
Die Unbekannte warf dem Privatdetektiv einen Blick zu, der unter die Haut ging und dort weiterkroch, bis der ganze Körper zu kribbeln begann.
Sie war nicht viel älter als zwanzig und rassig bis zu den Haarwurzeln. Ihre Oberweite ließ keine Wünsche offen, und sie war sich der Wirkung dieser Offenherzigkeit bewusst.
„Hallo!‟, sagte sie, und musterte Bernd ungeniert von oben bis unten. „Sind Sie der Ersatz für Alfred? Ich heiße Karen. Ich glaube, dass wir uns gut vertragen werden.‟
Hielt sie ihn wirklich für einen Schauspieler? Was hatte sie erlauscht? Wer war sie? Eine von jenen Statistinnen, von denen Meissner gerade gesprochen hatte?
„Sehe ich wie ein Ersatz aus?“, fragte Bernd und tat entrüstet. „Ich heiße Bernd und möchte dafür sorgen, dass hier das Gift von der Speisekarte verschwindet.“
Karen atmete tief ein. Der Stoff über ihren Brüsten spannte sich wie ein vom Wind geblähtes Jollensegel.
„Sie sind der Detektiv“, stellte sie ehrfürchtig fest. „Ich dachte immer, das sind lauter grauhaarige Zausels mit wackelnden Köpfen und Eulenaugen. Wollen Sie nicht umsatteln? Ein Typ wie Sie findet doch auch noch andere Pferdchen.‟
Bernd verbiss sich ein anzügliches Grinsen. Meissner hatte nicht übertrieben. Offensichtlich gehörte Karen nicht zu jenen Frauen, die mit ihrer Gunst geizten.
Er nahm die Gelegenheit wahr, die Schwarzhaarige über die Ereignisse des Vorabends und über die in Frage kommenden Akteure auszuhorchen. Er merkte aber schnell, dass Karen weniger an der Aufklärung des Verbrechens, als an der Herausstellung ihrer eigenen Person gelegen war.
„Wissen Sie, Bernd“, erklärte sie. „Ich bin überzeugt, dass Eifersucht im Spiel war.“
„Eifersucht?“
„Darauf wette ich. Jeder weiß hier, dass Alfred mich gerne sieht. Darüber ist manch einer natürlich sauer. Wären Sie das nicht, Bernd?“
„Stinksauer“, behauptete Bernd Schuster ohne große Überzeugungskraft. „Wer ist nach Ihrer Meinung von allen der Sauerste?“
Karen schürzte ihre Lippen. Sie hatte zu viel Schminke aufgetragen, aber vielleicht gehörte das zu ihrer Rolle.
„Willi“, sagte sie, und in ihre Augen trat ein eigentümliches Flirren. „Ich meine Wilhelm Städtler. Er ist nicht mehr der Jüngste, aber das begreift er anscheinend nicht.“
„Ist er Ihnen zu nahegetreten?“, wollte Bernd wissen und überlegte, ob Karen überhaupt ein Mann nahe genug treten konnte.
„Wie man’s nimmt“, entgegnete sie zögernd. „Diese alten Dackel machen das ja äußerst raffiniert. Aber ich weiß genau, woran ich mit ihm bin. Ein einziges Wort von mir, und ich würde ihn nicht mehr loswerden.“
Bernd machte sich über diese Behauptung seine eigenen Gedanken. Zweifellos warf sich Karen jedem Mann an den Hals. Wollte Städtler alle umbringen, wäre er so beschäftigt, dass er die Schauspielerei nur noch als Nebenberuf ausüben könnte.
Von den weiblichen Kollegen hielt diese Dame naturgemäß nicht viel.
„Haben Sie schon Anna kennen gelernt?‟, fragte sie mit unüberhörbarem Spott in der Stimme. „Das ist unser Dornröschen. Unser Rühr-mich-nicht-an. Aber von Sven lässt sie sich ganz gerne befummeln, und ich wette, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat.‟
„Wie kommen Sie darauf?“
„Sie spricht so gut wie nie über ihre Vergangenheit. Sie macht daraus ein riesiges Geheimnis. Das ist doch nicht normal.‟
„Meines Wissens war sie noch bei keiner anderen Bühne beschäftigt.“
„Aber todsicher bei anderen Männern. Die Unschuld vom Lande kaufe ich ihr nicht ab. Da ist Vanessa schon ehrlicher. Die gibt wenigstens zu, was sie hinter sich hat, und welches ihre Ziele sind. Sie hat einer Menge Männer den Kopf verdreht, und ich bin sicher, dass sie irgendwann mal zum Film kommt. Ich hoffe es sogar, denn dadurch würde wieder ein Platz frei, und so gut wie Vanessa könnte ich auch sein, wenn man mich nur lässt.“
Wahrscheinlich meinte Karen damit die Arbeit auf der Bühne. Unter Minderwertigkeitskomplexen litt sie ganz bestimmt nicht.
Jedenfalls registrierte Bernd, dass das Mädchen in Meissners Garderobe verschwand, nachdem er keine Frage mehr an es hatte. Und die Stimmen der beiden klangen ziemlich laut und erregt und keineswegs so, als wären sich zwei Liebende einig.