Читать книгу Trouble für Wild Bill: Wild Bill - Gottes eigenes Land Band 4 - Tomos Forrest - Страница 8

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2. Kapitel


„Es ist ein Junggesellenhaushalt“, sagte Bill. „Aber komm herein!“

Lucy Williams trat mit dem kleinen Mädchen im Arm ins Haus, und Bill trug die Reisetaschen und den Handbeutel hinterher, während Adam die Handbremse löste, das Gespann in Bewegung brachte und hinüber zur Station fuhr.

Das größere Mädchen blieb unter dem Vordach stehen und blickte der Kutsche nach.

„Kate!“, rief Lucy Williams und drehte sich um.

„Ja, Mamie.“

Gehorsam trippelte die Kleine ins Haus und blickte mit großen Augen auf die Dinge, mit denen Wild Bill sein Haus vollgepackt hatte: Waffen, Felle und Decken an den Wänden, Tierköpfe auf dem breiten Kaminsims und überall Lederzeug – Zäume, Zügel, Longen, ein paar Satteltaschen, zwei Jacken, eine mit Pelz gefüttert und einen alten Sattel mit einem Loch, das verteufelt nach einem Kugeleinschlag aussah.

„Kate?“, fragte Wild Bill und setzt die Taschen ab.

Lucy Williams nickt.

„Wir haben sie nach Franks Schwester genannt. Das ist Emily.“

Sie wiegte das Kind in ihrem Arm, das wieder zu schreien begann. Bill machte eine verlegene Handbewegung rundum.

„Sehr wohnlich und einladend ist das nicht“, sagte er. „Ich besorge dir besser ein schönes Zimmer im Hotel. Ich bin die meiste Zeit draußen und kümmere mich nicht um das Haus. Ich – ich bin nicht auf Besuch eingerichtet.“

Er rieb sein Kinn. „Milch – Milch für die Kinder, ja. Einen Moment, ich erledige das sofort. Sie werden hungrig sein und müde und ...“

„Ich habe auf der letzten Station Milch für sie bekommen“, sagte Lucy Williams und setzte sich in einen Sessel. „Ich hoffe, wir machen dir keine Umstände.“

„Keineswegs“, erwiderte er und zog eine neue Zigarre aus der Brusttasche. Doch mit einem Blick auf die Kinder steckte er sie wieder weg. Dann sah er Lucy Williams gerade an.

„Ihr seid allein gekommen. Ich habe nach der Hochzeit nie wieder etwas von euch gehört. Jetzt bist du da – ohne Frank. Es ist etwas mit ihm, nicht wahr?“

Sie senkte den Kopf und wickelte das kleine Mädchen aus der Decke. Als sie schließlich hochblickte, sah er, dass sich ihre Augen mit Tränen gefüllt hatten.

„Frank war ein guter Mann“, sagte sie schluchzend, und Bill gab es einen Stich. Er hatte es geahnt, als er sie aus der Kutsche steigen sah. Er schloss einen Moment die Augen, und er sah wieder Frank Williams – wild, verwegen und immer lachend. Die Straße in Hays City, krachende Revolver, Pulverdampf, stürzende Männer, durchgehende Pferde und Mateo, der am Boden lag. Dann Laramie. Frank war es, der Charly fand. Mit einem faustgroßen Loch im Rücken. Damals lachte er nicht. Der Weidekrieg an der Kansasgrenze, Bügel an Bügel mit Frank, Seite an Seite, als sie den Krieg gewaltsam beendeten. Die Hochzeit und Franks Lachen in seinem verwegenen Gesicht.

Es waren nur wenige Sekunden, in denen ein paar Jahre an Bill vorbeizogen. Er atmete tief ein und öffnete die Augen.

„Wo?“, fragte er dann, und in seiner Stimme klang etwas mit, das Lucy zusammenfahren ließ.

„Ich bin nicht deswegen gekommen“, sagte sie und wischte sich hastig die Augen aus. „Ich wusste mir keinen Rat mehr, Bill. Ich bin am Ende. Die Kinder – das ist alles, was ich noch habe. Als ich wusste, wo du bist, bin ich mit dem letzten Geld hergefahren. Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll.“

„Mach dir darüber keine Gedanken!“, antwortete Bill. „Reden wir nicht von Geld, reden wir von Frank. Erzähle, ich finde mich dann besser zurecht.“ Er setzte sich auch, und Kate begann, mit ein paar alten Zügeln zu spielen. Die kleine Emily schob das Däumchen in den Mund und blickt plötzlich wieder zufrieden in die Welt. Lucy Williams zupfte an der Decke herum. Sie setzte mehrmals zum Sprechen an. Bill drängte sie nicht. Er ließ ihr Zeit.

Das Rauschen des Regens vor dem Fenster, Emilys Daumenlutschen und das Schnurren der alten Zügel, die Kate über den Boden zog, waren minutenlang die einzigen Geräusche.

Endlich sagte Lucy Williams leise und mit Wehmut in der Stimme: „Ich will gar nicht so weit ausholen, Bill. Es war mit Frank eine herrliche Zeit. Wir sind bald nach der Hochzeit nach Colorado gegangen. Frank hatte einige Ersparnisse, und wir konnten uns Land kaufen und ein paar gute Pferde. Ihr wolltet ja immer etwas mit Pferden anfangen, du und Frank. Kate kam, und Franks Pferdezucht ging gut. Eines Tages wurde in der Nähe Gold gefunden. Über Nacht entstand eine richtige Stadt. Leute strömten herbei. Sie zertrampelten unser Land und stahlen unsere Pferde. Als Emily geboren wurde, eröffneten zwei Minengesellschaften ihre Schachtanlagen, und von dem Tag an war die Stadt ein Tollhaus. Frank sah sich das alles an, ohne etwas zu unternehmen. Ich hatte ihn gebeten, sich herauszuhalten. Das war mein großer Fehler. Als die Stadt schon zu wild war, kamen ein paar Bürger. Sie überredeten Frank, bei ihnen den Marshal-Posten zu übernehmen. Genau zu der Zeit kamen neue Männer in die Stadt, die keinen guten Ruf hatten. Einmal sagte er, er kenne einige von ihnen. Diese Leute brachten in ganz kurzer Zeit die Stadt unter ihre Kontrolle. Frank ging mehrmals gegen sie vor. Er hatte zwei Schießereien. Eines Nachts brachten ihn die gleichen Leute, die ihm den Marshal-Posten angeboten hatten, nach Hause. Sie ließen es nicht zu, dass ich ihn noch einmal sah. Es sei mit einer Schrotflinte passiert, sagten sie.“

Sie begann zu weinen.

Kate ließ die Zügel fallen und lief zu ihrer Mutter, und Bill fasste sich zwischen Hemd und Hals, weil er sich mächtig unbehaglich fühlte und lieber draußen im Regen wäre als hier drin.

Er räusperte sich und fragte: „Wann war das?“

„Vor ... vor drei Monaten.“ Lucy Williams fuhr behutsam über das weißblonde Haar von Kate.

„Und warum kommt ihr jetzt erst?“

„Ich wollte bleiben – der Kinder wegen. Auf unserem Land wurde gegraben. Die Proben fielen gut aus. Ich wollte, dass für die Kinder gesorgt ist.“

„Und das ist jetzt nicht mehr der Fall?“, fragte Bill sanft, weil in Lucy Williams Worten etwas mitklang, das geradezu im Gegensatz zu der geäußerten Absicht stand.

„Nein, Bill. Vier Tage nach Franks Tod kam die Thompson-Company mit einem Papier und behauptete, unser Land gehöre ihr und ...“

„Wer?“, fragte Bill so laut und scharf, dass die kleine Emily unverzüglich wieder zu weinen begann. „Entschuldigung ... ich ... ich wollte sie nicht erschrecken, Lucy. Aber der Name! Den kenne ich. Thompson – Calvin Thompson! Heißt so die Gesellschaft?“

Die Frau nickte und blickte verwundert auf Bills Finger, die sich wie Klammern um die Sessellehnen legten.

„Und was bauen sie dort ab?“

„Gold – ziemlich tief im Berg. Die Leute sagten, wir hätten das Land nicht gekauft, die Company sei der rechtmäßige Besitzer. Sie ließen mir gerade so viel Zeit, um für die Kinder etwas einzupacken. Dann kamen sie und rissen das Haus ab. Ein Minenfahrzeug nahm uns mit. An wen hätte ich mich denn wenden sollen? An Franks Freunde? Die hatten nicht verhindern können, dass er ...“

„Schon gut“, unterbrach Bill sie. „Ihr hattet das Land doch richtig gekauft?“

„Ja, ich war dabei. Frank hat auch noch die Eintragung im Landbüro kontrolliert. Ein großes Buch – grün und mit grauen Leinwandecken“, sagte sie bitter.

„In welcher Stadt?“, wollte Bill wissen.

„In Ragstock. Damals hatte es nur zwanzig Häuser, und der Landagent kam jedes halbe Jahr durch.“

„Weißt du noch, wie er hieß?“

„Nein, das ist zu lange her, Bill. Ich sah ihn auch nie mehr. Als die Goldfunde bekannt wurden, sind wir über Nacht eine große Stadt geworden. Das Landbüro war vierundzwanzig Stunden am Tag geöffnet und beschäftigte eine Menge Leute.“

„Gold also“, murmelte Bill. „Er kommt davon nicht los, der Bursche!“ Er sprach ganz leise, aber Lucy Williams verstand ihn dennoch.

„Du meinst Thompson? Du und Frank – ihr wart euch immer sehr ähnlich. Er konnte auch so fragen wie du jetzt und dabei ein ganz harmloses Gesicht machen. Hattest du mit Thompson irgendwann zu schaffen?“

„Einmal, und das genügte. Ich dachte, er hätte etwas gelernt. – Habt ihr damals einen Besitztitel auf euer Land bekommen, Lucy?“

„Eine Landurkunde, aber die war plötzlich nicht mehr da. Dabei weiß ich genau, dass sie immer in Franks Schublade war, ganz oben, wo er seine Sachen von damals aufbewahrte – seine Sterne aus Hays City und Laramie und die Anstellungsverträge mit den Abrechnungen.“

„Also gestohlen“, sagte Bill tief und dunkel. „Willst du auf das Land verzichten?“

„Wenn es nur um mich ginge – ja. Aber was soll aus den Kindern werden? Ich bin von Ragstock aus nach Watertown gefahren. Franks Schwester hatte dort eine Anstellung als Lehrerin. Ich kam einen Tag zu spät, und niemand konnte sagen, wohin sie gegangen ist. Ich saß da und hatte keine zwanzig Dollar mehr. Ein Storebesitzer lieh mir einen Waschzuber, und der Bürgermeister ließ mich im Schulhaus schlafen – umsonst, weil ich Kates Schwägerin bin. Ich habe von früh bis spät Wäsche für die Leute gewaschen. Es reichte zum Leben. Was übrig blieb, habe ich vor fünf Tagen für die Fahrkarte hergegeben.“

Bill nickte und sah auf Lucys abgearbeitete Hände.

„Du wirst hier wohnen. Ich ziehe ins Hotel. Mal sehen, ob ich jemand auftreiben kann, der dir hilft, das Haus wohnlicher herzurichten.“

„Ich will dir nicht zur Last fallen, Bill“, antwortete Lucy Williams.

„Frank war mein Freund, und du warst seine Frau. Er hätte es für mich auch getan. Komm erst einmal zur Ruhe! Dann sprechen wir noch mal über die Thompson-Company und euer Land. Wenn der Regen aufgehört hat, muss ich Pferde mit einem Brandzeichen versehen. Die Armee wartet auf meine Lieferung.“

Er erhob sich und ging ziemlich schnell hinaus.

Trouble für Wild Bill: Wild Bill - Gottes eigenes Land Band 4

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