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Die neue Generation

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Die Szene der Auftragsmörder ist ein Milieu, das sich ständig verändert. Das liegt zum einen daran, dass ständig Leute sterben und weggesperrt werden, zum anderen an den vielen Konflikten auf der gesamten Welt.

Sie verstehen das nicht?

Kein Problem: Sagen wir, in einem viertklassigen Land bekämpfen sich zwei Gruppen, am besten noch unterstützt durch Waffenimporte aus dem Ausland, damit auch alle was davon haben. Jede Gruppe bildet über kurz oder lang Spezialisten aus, um gezielt Feinde zu töten.

Es dauert zwar mal länger, mal kürzer, aber in der Regel ist irgendwann jeder Konflikt irgendwann einmal beendet oder mittelfristig unterbrochen: Entweder weil die eine Gruppe nicht mehr existiert oder weil beide Gruppen schlicht nicht mehr können. Irgendwann gehen sie wahrscheinlich wieder aufeinander los, aber für eine Zeit herrscht Ruhe. Im Schatten der jubelnden Weltgemeinschaft bleiben dann jene zurück, die sich die letzten Jahre oder Jahrzehnte ausschließlich aufs Töten spezialisiert haben.

Was sollen sie machen? Sie haben Familien, Kinder und Frauen. Sie müssen Geld verdienen.

Also gründen sie ein Start-Up und machen sich selbstständig.

Und deswegen gibt es immer wieder Wellen von neuen Killern.

Aber das ist es nicht nur.

Ich glaube, dass langsam auch ein Generationenwechsel einsetzt – was sich dumm anhört, denn so alt bin ich ja noch gar nicht.

Aber die Jungs, die heute frisch nachkommen, die Zwanzigjähren oder so, sind anders großgeworden: Mit Splatterfilmen und Ballerspielen. Sie wollen töten und sie wollen es jetzt.

Für mich ist das Töten nichts, was Spaß macht, sondern lediglich Mittel zum Zweck – und der Zweck ist Broterwerb.

Aber diese Generation brennt förmlich darauf, sich zu beweisen. Vor lauter Ehrgeiz vergessen sie dabei die Grundregeln und damit wird ihr Ehrgeiz zu meinem Problem, denn ich bin dafür verantwortlich, dass diese Abteilung läuft.

Eine Vorstellung, die ich alles andere als prickelnd finde.

Warum?

Ganz einfach: Ich habe immer eher komplizierte Jobs angenommen. Diese werden besser bezahlt und dadurch muss man nicht im Akkord ran.

Im Schnitt waren das vielleicht alle sechs Wochen ein Job.

Bedeutet zwei Jobs in drei Monaten.

Acht Jobs im Jahr.

Bei jedem Job kann etwas schief gehen.

Zeugen, Autopannen, die Liste ist lang.

Aber man kann die Fehlerwahrscheinlichkeit eindämmen.

Unterm Strich musste ich meinen Kopf für acht Jobs pro Jahr hinhalten, wobei ich persönlich dafür sorgen konnte, dass die Wahrscheinlichkeit, dass etwas dazwischen kommt, möglichst gering blieb.

Und jetzt?

Jetzt muss ich phasenweise jede Woche einen Job delegieren!

Nachdem Gregor Gian Mateo ersetzt hatte, stand erstmal der Frühlingsputz an: Mögliche Konkurrenten ausschalten, hier und da ein Zeichen setzen… Es war eine elende Plackerei. Natürlich mussten wir auch ein paar alte, hochkarätige Berufskollegen erledigen, die es mit ihrer Loyalität zu meinem verstorbenen Vorgänger Figerd übertrieben haben – oder ihrem Ehrgeiz.

Das alles hat die Killer-Szene mächtig durcheinandergewirbelt.

Die alte Generation hat ordentlich geblutet, im wahrsten Sinne des Wortes.

Also ist frisches Blut nachgekommen.

Und damit muss ich mich jetzt rumschlagen.

Das Todesnetz des Ian Degry

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