Читать книгу Prüfungswissen Fachkraft für Schutz und Sicherheit Band 1 - Torsten Katschemba - Страница 7

2 Prüfungsbereiche 2.1 Konzepte für Schutz und Sicherheit

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Um ein Konzept entsprechend erstellen und sich auf mögliche Fragestellungen vorbereiten zu können, ist zunächst das Anforderungsprofil an die Prüfung zu analysieren. Die Verordnung über die Berufsausbildung zur Fachkraft für Schutz und Sicherheit vom 21. Mai 2008 gibt dazu folgende Vorgaben7:

1. Der Prüfling soll nachweisen, dass er unter Anwendung der Rechtsgrundlagen

a) Maßnahmen der Sicherung und präventiven Gefahrenabwehr planen, durchführen, dokumentieren und überwachen,

b) sicherheitsrelevante Sachverhalte ermitteln und zur Aufklärung beitragen,

c) Gefährdungspotentiale beurteilen, Risiken identifizieren, analysieren und bewerten sowie

d) Sicherheitsleistungen auch unter Berücksichtigung von Teamarbeit planen kann;

2. der Prüfling soll schriftlich ein Konzept für Schutz und Sicherheit erarbeiten;

3. die Prüfungszeit für die Erarbeitung des Konzeptes beträgt 90 Minuten.

In der Regel sind die unter 1. a) – c) genannten Voraussetzungen als erfüllt anzusehen, wenn das Konzept auf Grundlage der von der ZPA Nord-West auf Grundlage des Fachkompetenzbuches8 verwendeten Gliederung erfolgt (Informationssammlung, Risikobewertung, Schutzzieldefinition, Maßnahmen, Kostenaufstellung und Empfehlung).

Die Konzepte für Schutz und Sicherheit sind abzugrenzen von der Gefährdungsbeurteilung nach dem Arbeitsschutzgesetz, zu Brandschutzkonzepten nach den länderspezifischen Bauordnungen oder zu Veranstaltungsschutzkonzepten auf Grundlage der landesspezifischen Versammlungsstättenverordnungen.

Die Gefährdungsbeurteilung bildet im Konzept einer systematischen Prävention die Grundlage für einen wirksamen betrieblichen Arbeitsschutz zur Verhütung von Unfällen und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren einschließlich der menschengerechten Gestaltung der Arbeit. Die gesetzliche Basis für die Gefährdungsbeurteilung ist das Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG).9

Brandschutzkonzepte sind detaillierte Konzeptionen für die praktische, schutzzielorientierte und objektbezogene Umsetzung der in Gesetzen, Vorschriften und Normen verankerten Schutzziele zur Sicherung des Brandschutzes.10 Brandschutzkonzepte dienen unter anderem als Grundlage zur Bestimmung der Aufgaben des Brandschutzbeauftragten. Sie werden von einem nachweisberechtigten (bauvorlageberechtigten) Ingenieur, der zudem über die erforderlichen Kenntnisse im Brandschutz verfügt (Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz mit mindestens dreijähriger Berufserfahrung), erstellt. Ein solches Konzept wird vom Gesetzgeber entsprechend § 66 MBO (Musterbauordnung) für alle genehmigungspflichtigen Vorhaben gefordert.11

Die Muster-Versammlungsstättenverordnung (MVStättV) enthält in § 43 die rechtliche Grundlage zur Notwendigkeit eines Sicherheitskonzeptes. Ein solches Sicherheitskonzept stellt ein individuelles Konzept für die jeweilige Versammlungsstätte dar. Neben den geschlossenen Räumen erfasst die MVStättV ebenso Veranstaltungen im Freien und Gaststätten mit mehr als 200 Sitzplätzen (§§ 1, 2 MVStättV).

Mit Abgrenzung ist nicht gemeint, die Aspekte von Gesundheits-, Arbeits- und Brandschutz im eigenen Konzept außer Acht zu lassen. Gemeint ist damit, dass es hierzu spezifische Konzepte gibt, wohingegen es bei den hier behandelten um ganzheitliche Sicherheitskonzepte geht, was sich auch aus den unten aufgeführten Themenbereichen ersehen lässt.

Der fachliche Rahmen im Prüfungsteil „Konzepte für Schutz und Sicherheit“ wird vom Prüfungskatalog der ZPA Nord-West12 abgesteckt. Folgende Themenbereiche finden sich darin wieder:

Lfd. Nr.Themenbereiche
01Schutz und Sicherheit
02Arbeitsorganisation, Informations-/Kommunikationstechnik
03Qualitätssichernde Maßnahmen
04Sicherheitstechnische Einrichtungen und Hilfsmittel
05Ermittlung, Aufklärung und Dokumentation
06Markt- und Kundenorientierung
07Risikomanagement
08Betriebliche Angebotserstellung
09Auftragsbearbeitung
10Teamgestaltung
11Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit
12Umweltschutz
Darstellung 3: Inhalte der Konzepte für Schutz und Sicherheit

Bereits der Blick auf die Übersicht lässt die mögliche Vielfalt von Aufgabenstellungen für ein solches Konzept erahnen. Bei jeder Prüfung erhält der Prüfling einen Aufgabenbogen mit zwei Konzepten. In der Prüfung ist davon ein Konzept, welches frei gewählt werden kann, zu bearbeiten. Jedes Konzept besteht in der Regel aus drei bis vier DIN-A4-Seiten. An erster Stelle stehen die in Satzform gebrachten Informationen zu einem Ausgangssachverhalt. Des Weiteren folgen Rechenwerte, Verrechnungssätze und Kosten, die Aufgabenstellung und ggf. Hinweise.

Seit der Sommerprüfung 2016 wurden (mit Ausnahme je eines Konzeptes aus den Prüfungen Sommer 2019 und 2020) alle Sachverhalte durch eine Objektskizze ergänzt. Eine Analyse der bisher bei Prüfungen angebotenen Konzepte ergibt die nachfolgende Abbildung.


Darstellung 4: Konzepte Schutz und Sicherheit in bisherigen Prüfungen (Stand: Sommerprüfung 2020)

Konzeptsachverhalte zu Veranstaltungen gab es in der Vergangenheit als Werbe-Event im Einkaufscenter, als Pokerturnier in einem Luxushotel, als After Game Party, als Schlagerparty, als Abitur-Party in einer Festscheune, als Bierfest auf dem Markt, als Sommerstadtfest auf dem Marktplatz, als After Turnier Party, als Kunsthandwerksausstellung auf der Wiese sowie als Großveranstaltung im Rhein-Main-Gebiet. Bei den Unternehmenskonzepten waren eine Werkstatt mit Handel für Oldtimer, ein Kiosk, eine Zahnarztpraxis, eine Einrichtung für Flüchtlinge, eine Ferienwohnungsanlage an der Ostsee, ein Bürokomplex einer Versicherung, eine externe Lagerhalle, ein Genforschungsunternehmen, ein Arzneimittelherstellungsbetrieb sowie eine Werkstatt mit Lagerplatz, die kurz vor dem Abriss stand und gesichert werden sollte, zu bearbeiten. Unter der Konzeptart Projekte sind Aufgabenstellungen zu verstehen, wie zum Beispiel das Outsourcing des Werkschutzes und der Werkfeuerwehr eines Chemieunternehmens oder die Minimierung von Arbeitsausfallzeiten durch Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes bzw. ein Projekt zum Qualitätsmanagement in Verbindung mit Kosten für Bekleidung.

Für zwei Elektromärkte waren ebenso Konzepte zu erstellen, wie für zwei Einzelhandelsfachgeschäfte. An Baustellen gab es den Umbau eines Hotels in Luxuswohnungen sowie die Absicherung einer Großbaustelle. Als Absicherung von Privatgrundstücken waren zwei private Wohnobjekte zu begutachten. Konzepte für ein Kreiskrankenhaus, eine Parkplatzfläche, eine Transportbegleitung für Schaltschränke waren ebenso zu erstellen, wie eine Schießanlage einer Firma für Jagdwaffen. Des Weiteren gab es zwei Konzeptsachverhalte mit Hotels.

Auf die Verschriftlichung des Konzeptes ist später einzugehen, jedoch soll bereits hier erwähnt werden, dass es dazu unterschiedliche Interpretationen gibt. Grundsätzlich werden aber, durch die Darstellung in der bereits erwähnten Reihenfolge, die Erwartungen der Prüfer erfüllt.

Es stellt sich die Frage, wie die vorgeschriebene Zeit von eineinhalb Stunden im Verhältnis zu den Wichtungen zu planen ist. Aufgrund vermutlicher Anfangsschwierigkeiten und des breiten Spektrums der Prüfungsinhalte war der Rahmen der Bewertung und der damit verbundene Zeitansatz großen Schwankungen unterworfen. Die Konzepte mit den größten Abweichungen, es handelt sich dabei um die ersten vier Konzepte aus den Jahren 2010 bis 2012, werden daher in der Betrachtung nicht berücksichtigt. Der Aufbau der dem Prüfungsteilnehmer am Tag der Prüfung übergeben Unterlagen ist wie folgt:

BezeichnungInhaltUmfang
AufgabenbogenZwei KonzepteJe 3–4 Seiten DIN A4
Je ein SachverhaltJe 15–21 Sätze
Je eine AufgabenstellungJe 2–3 Aufgaben
Werte/Kosten/weitere InformationenJe 7–35 Werte
Objektsskizze1 Seite DIN A4
Konzeptbogen (Durchschreibesatz – seit Winterprüfung 2018/19)Daten des PrüflingsZwei Zeilen
Bearbeitungshinweise10 Punkte
Schreibpapier7 Seiten DIN A4
Notizpapier4 Seiten DIN A4
Darstellung 5: Inhalt und Umfang der Prüfungskonzepte

Grundsätzlich sollten die Prüflinge, bevor sie eine Auswahl treffen, beide Konzeptideen und die Aufgabenstellung komplett durchlesen. Ausgenommen davon sind Situationen, bei denen sie sich entweder unmittelbar mit einem Konzept identifizieren oder das andere Konzept von vornherein ausschließen können.

Die Aufgabenstellungen zu den Konzepten sind in den letzten Prüfungen relativ gleichbleibend. Nachfolgend dazu zwei Beispiele:

Beispiel (1) einer Konzeptfragestellung

„Erstellen Sie für den Kunden ein schlüssiges Konzept. Stellen Sie im Konzept die zu erwartenden Kosten für die Konzeptumsetzung dar. Weisen Sie laufende Kosten als Monatswerte aus. Ermitteln Sie die monatlichen Kosten und Einmalkosten getrennt. Kosten sind als Bruttowerte anzugeben.“

Beispiel (2) einer Konzeptfragestellung

„Erstellen Sie ein schlüssiges Sicherheitskonzept für den Kunden. Erstellen Sie anhand Ihres Sicherheitskonzeptes ein Angebot (kalkuliert auf Monatsbasis/30 Tage) und geben Sie eine Kundenempfehlung.“

Der zur Verfügung stehende Zeitrahmen zur Erarbeitung des Sicherheitskonzeptes wird ebenfalls differenziert betrachtet. Derzeit stehen den Prüfungsteilnehmern 90 Minuten Gesamtbearbeitungszeit zur Verfügung. Dies ist für ein ausführliches und alle Aspekte der Sicherheit berücksichtigendes Konzept, das zudem ein Kostenangebot enthalten soll, sehr wenig Zeit. In einer Prüfungssituation zwei Konzepte zu lesen, inhaltlich zu erfassen, das Anliegen zu erkennen, zu bewerten und das zu bearbeitende Konzept schließlich auszuwählen, nimmt zudem einige Zeit in Anspruch.

Konzeptbereich/Aufgabe90 Minuten BearbeitungszeitBisherigemaximalePunktzahlMittelwertPunktzahlZeit für den Konzeptbereich/die Aufgabe
Lesen von 2 Konzepten und Auswahl10–12 Minuten
Informationssammlung15108–10 Minuten
Risikoanalyse201210–12 Minuten
Schutzziele15107–10 Minuten
Maßnahmen403525–28 Minuten
Kostenrechnung302015–20 Minuten
Empfehlung10105–8 Minuten
Darstellung 6: Übersicht zu Punkten und Zeitaufwand bei Sicherheitskonzepten

Prüfungshinweis

Die Empfehlung des Bundesarbeitskreises der Lehrer für Schutz und Sicherheit, die Bearbeitungszeit für das Konzept von derzeit 90 Minuten auf 120 Minuten zu erweitern bleibt bestehen. Des Weiteren sollte der Begriff „Kosten-Nutzen-Analyse“ als Konzeptpunkt überdacht werden. Eine solche Analyse findet in der Regel nicht statt, sondern es erfolgt lediglich eine kalkulatorisch untersetzte Begründung der Maßnahmen und Empfehlungen aus dem Konzept.

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