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Silvester in Paris, 30. Dezember 2007 - 1. Januar 2008

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Auf meinen zahlreichen Reisen hat es mich natürlich auch in unsere Nachbarstaaten im Westen verschlagen. Beim Sichten und Bearbeiten der Reiseberichte musste ich feststellen, dass ich von Frankreich außer Paris noch gar nicht allzu viel gesehen habe. Hier besteht nach Corona wohl der größte Nachholbedarf.

Da meine kleinen und großen Reisen in 2007 erfolgreich waren und viel Spaß gemacht hatten und außerdem die Feiertage diesmal so günstig lagen, dass man für eine dreitägige Silvesterreise keine Urlaubstage benötigte, entschloss ich mich kurzfristig, den im Sommer besuchten Kopenhagen, Stockholm, Helsinki und Oslo eine fünfte Hauptstadt hinzuzufügen und den Jahreswechsel in Paris zu erleben. Dort war ich bereits 1984 auf der Durchreise von und nach Brest (eine Partnerstadt meiner Heimatstadt Kiel), kann mich aber nur noch daran erinnern, den Eiffel-Turm (seltsamerweise heißt es „la Tour Eiffel“, aber „le Tour de France“) gesehen zu haben, der natürlich auch diesmal das häufigste Fotomotiv gewesen ist. Aus meinen Büchern wusste ich aber vieles, was mich in Paris erwarten würde, und ein häufig begeistert von Frankreich erzählender Arbeitskollege hat mich zusätzlich zu dieser Reise motiviert.

Um es vorweg zu nehmen: den Entschluss habe ich nicht bereut, und die kurze Reise hat sich wirklich gelohnt! Auch wenn der Höhepunkt der Reise unseren Erwartungen nicht entsprechen konnte – aber ich möchte nicht vorgreifen –, haben wir in der kurzen Zeit doch viel von der Stadt gesehen und viele Eindrücke gesammelt. Der deutlich vom Reiseprospekt abweichende Reiseverlauf hat das Ganze aus meiner Sicht noch interessanter werden lassen und der gleichzeitig als Reiseführer (unterstützt von seiner mitreisenden Frau) fungierende Busfahrer hat beide Jobs wirklich gut gemacht. Zwar hat er einige Male bei den Datierungen historischer Ereignisse und Zusammenhänge sowie bei den Benennungen französischer Könige und anderer Personen danebengelegen, aber ich weiß nicht, wie viele von uns das überhaupt bemerkt oder sich gar daran gestört haben.

Im Gegensatz zu meiner großen Skandinavien-Rundreise im Juli hatten wir diesmal auch Glück mit dem Wetter, denn es gab bei etwa 7 bis 11 Grad weder Frost noch Niederschläge. Eine Erkältung mit Halsschmerzen habe ich mir trotzdem geholt, aber die kann ich mir auch schon vorher irgendwo eingefangen haben.

Mit der Sprache gab es kaum Probleme, obwohl ich Französisch lediglich zwei Jahre lang als dritte Fremdsprache hatte, was mittlerweile auch schon ein Vierteljahrhundert her ist. In den wenigen Situationen, in denen man reden musste, kam man auch mit Englisch, Deutsch und ein paar allgemein bekannten französischen Worten zurecht. Zu meiner Überraschung sprach auch der Busfahrer kaum Französisch, obwohl er Paris liebt und schon oft fort war. Aber es klappt trotzdem, wie einige Gesprächsfetzen zeigen, die ich aus einem Handy-Telefonat mitbekam, mit dem er uns in einem Self Service Restaurant anmeldete: „Hello, hier Jürgen von Kylltal“ [nein, er ist kein Adliger, sondern Kylltal ist der Reiseveranstalter, in dessen Diensten er steht], „you open today?“, „seven Uhr“, „threety-five Personen“. Wir waren allerdings schon um half seven Uhr dort und mit höchstens twoty Personen, aber ich will wie gesagt nicht vorgreifen.

Auch diese Reise habe ich wieder bei … gebucht, weil sie mich im Prospekt angesprochen hat und ich kurzfristig anderswo kaum brauchbare Alternativen fand. Bei meinem Eintreffen am Zustiegspunkt in der Nähe des Koblenzer Hauptbahnhofs habe ich mich gefreut, dass diesmal viele jüngere Leute dabei sind, wenn auch natürlich fast alles Pärchen. Doch das relativierte sich zweieinhalb Stunden später schon wieder. Es stellte sich jedoch heraus, dass dieser Bus nur die Reisenden zwischen Koblenz und Trier einsammelte, während ein anderer Bus dasselbe von Landau und Ludwigshafen aus tat und ein weiterer Bus Fahrgäste aus Bad Neuenahr und Bitburg brachte. An der Grenze zu Luxemburg beim Ort mit dem lustigen Namen Wasserbillig trafen sich alle Busse und es wurde neu sortiert, d.h. jeder stieg in den Bus, bei dessen Unternehmen er die Reise gebucht hatte – und schon saß ich doch wieder im „Rentnerbus“! Von meiner Nordkapreise war jedoch niemand dabei. Aber es gab immerhin drei Ausnahmen. Zum einen war eins der jungen Pärchen bei uns im Bus geblieben, nahm aber in Paris nur an einem Teil des angebotenen Programms teil. Zum anderen war eine Familie aus der Nähe von Kusel dabei, die aus den Eltern, dem älteren Sohn mit Frau oder Freundin sowie einer ledigen Tochter bestand. Als Einzelreisender hatte ich den freien Platz in deren Sitzreihen zugeteilt bekommen.

Dafür hatte es die dritte Ausnahme in sich, nämlich eine zwölfeinhalbjährige Hanna, die hier ganz in meiner Nähe wohnt und mit ihrer aus Polen stammenden Mutter unterwegs war (warum der Vater/Ehemann nicht mitreiste, ist mir nicht bekannt). Als ich auf ihre Frage, was ich denn noch vorhätte, keine befriedigende Antwort geben konnte (ich wollte halt erst mal abwarten, was von der Reiseleitung angeboten oder von anderen vorgeschlagen wird), wurde ich gleich vereinnahmt und bekam mitgeteilt, wohin ich mit ihr und ihrer Mutter (die ebenfalls nicht wirklich gefragt wurde) hingehen und was ich mitmachen solle. Natürlich verlor ich schwer an Ansehen, weil ich nicht mit auf den Eiffel-Turm hinauf wollte, schon gar nicht zu Fuß, während genau dies das Hauptziel ihrer Parisreise war. Als Nicht-Sportler hatte ich ohnehin schlechte Karten, denn sie macht Leichtathletik, ist die Schnellste und Zweitstärkste ihrer Klasse etc. und versucht ständig erfolglos, ihrer Mutter das Rauchen abzugewöhnen. Auch mein schon zwei Jahre altes Handy wurde belächelt, weil sie eins hat, das Sachen kann, von denen ich nicht einmal wusste, dass Handys das heute schon können. Immerhin konnte ich mit einem (wenn auch ebenfalls veralteten) MP3-Player aufwarten mit Musik drauf, die sie größtenteils natürlich nicht kannte, ihr zu meinem Glück aber trotzdem überwiegend gefiel. Gnädigerweise hat sie mir Fotos von der Aussicht vom Eiffel-Turm auf mein Handy geschickt, wofür ich ihr noch Fotos vom Triumphbogen mailen muss, bei dem ich zur gleichen Zeit gewesen bin.

Wichtig ist auch zu bemerken, dass wie auch auf der Nordkapreise keine Störenfriede dabei waren und die Atmosphäre angenehm war. Genug davon, gehen wir endlich auf die Reise.

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