Читать книгу Best Of GLÜCK UND ERFOLG - Udo Michaelis - Страница 11
Die drei Möglichkeiten, sich angemessen in einem Beziehungsstress zu verhalten
ОглавлениеIhr könnt es drehen und wenden, wie Ihr wollt: Jedes Verhalten außerhalb dieser drei Möglichkeiten verursacht Stress und führt nicht selten zu Frust. Diejenigen aber, die sich grundsätzlich für eine dieser drei Möglichkeiten entscheiden, zapfen damit ein unglaubliches Potential für ein erfülltes und selbstbestimmtes Leben an. Das gilt grundsätzlich für jede Situation. Das Thema "Beziehungen" habe ich beispielhaft deshalb gewählt, weil hier eines besonders deutlich wird: Du kannst Dich unglaublich machtlos fühlen, wenn Du Dich außerhalb dieser drei Möglichkeiten bewegst.
Die erste Möglichkeit: Change it!
Es scheint üblich zu sein, dass sich Beziehungspartner ständig gegenseitig verändern wollen. Ich habe in dem Zusammenhang mal den Begriff "zweiter Erziehungsweg" gelesen und finde ihn sehr passend. Überleg doch mal: Jemand kritisiert Dein Verhalten, nörgelt ständig an Dir rum und überschüttet Dich mit Vorwürfen. Wie würdest Du damit umgehen?
Es gibt einen Grundsatz: Druck erzeugt Gegendruck! Es ist nahezu unmöglich, durch ein druckvolles Agieren den anderen zu einer Verhaltensänderung zu bewegen. Meistens erreichst Du damit sogar das Gegenteil von dem, was Du willst. Dein Partner wird sich zur Wehr setzen und sein Verhalten verteidigen.
Oft kommt es außerdem zu einem Gegenangriff, weil Deinem Partner ja auch einige Deiner Eigenschaften missfallen: „Du hast es gerade nötig! Wie war das denn letzte Woche? Wenn ich noch daran denke, wie Du Dich beim Besuch unserer Freunde aufgespielt hast! Immer musst Du Dich in den Vordergrund drängen und hörst nie zu!“ Das lässt Du natürlich nicht auf Dir sitzen: „Das ist mal wieder typisch für Dich! Nur weil Du kein Interesse an spannenden Diskussionen hast, bewertest Du mein Verhalten als 'in den Vordergrund drängen'. Wenn Du Dich mehr für das interessieren würdest, was mich beschäftigt, dann …" Diesen Kreislauf könnt Ihr solange steigern, bis entweder ein handfester "Rosenkrieg" entsteht, oder man sich irgendwann lethargisch auseinander lebt. Wer keinen Bock mehr auf diesen zermürbenden Kampf hat, der schaltet einfach auf "Durchzug".
Wir haben ja bereits festgestellt, dass unser Einfluss auf andere Menschen begrenzt ist. Das heißt aber noch lange nicht, dass wir überhaupt keinen Einfluss haben. Jeder von uns hat die Veranlagung, andere von seinen Standpunkten zu überzeugen und diese zu beeinflussen. Daran ist grundsätzlich nichts verkehrt. Problematisch wird es erst dann, wenn ich die Andersartigkeit nicht mehr respektiere und versuche, auf Biegen und Brechen zu manipulieren. Das Kuriose dabei ist: Die Methode "Druck und Vorwürfe" hat noch nie funktioniert - noch nie in der gesamten Geschichte der Menschheit - und trotzdem versucht die Mehrheit der Menschen immer wieder auf diese Weise ihre Ziele zu erreichen. Immer wieder versuchen die Leute eine Methode anzuwenden, die noch nie geklappt hat und auch niemals klappen wird. Das ist doch irgendwie bescheuert, oder?
Was könntest Du nun tun, damit sich Deine Partnerschaft positiv entwickelt? Zunächst ist es sinnvoll, Dir ein "gutes" Ziel zu suchen, wie im Beitrag "Wie Du Dir sinnvolle Ziele setzt und diese auch erreicht" beschrieben. Ein Ziel, das Du aus eigenen Stücken erreichen kannst, gibt Dir das Gefühl von Fähigkeit und Souveränität. Das bleibt nicht ohne Außenwirkung. Was passiert denn, wenn Dein Partner merkt, dass Du ihm nichts Böses willst und ihn in seiner Eigenart akzeptierst, liebst und wertschätzt? Was meinst Du? Wird er Dir eher zuhören und sich über das Gedanken machen, was Dich beschäftigt? Du kannst Dir sicher sein, dass die Chance auf jeden Fall wesentlich größer ist, als wenn Du Druck ausübst.
Sucht Euch dann gemeinsame Ziele, die Euch beide am Herzen liegen. Manchmal ist es durchaus sinnvoll, einen Kompromiss zu schließen. Ihr solltet nur darauf achten, dass ihr beide dabei Gewinner seid. Wenn einer von Euch das Gefühl hat, sich zu verbiegen und seine Bedürfnisse in großem Umfang hintenan zu stellen, dann funktioniert das nicht auf Dauer. Jeder sollte sein "Ich" leben können und gleichzeitig zusammen mit dem Partner ein "Wir" entwickeln. Wenn Ihr gemeinsame Ziele habt und dabei sogar eine gemeinsame Vision heranwächst, dann entsteht eine unglaubliche Verbundenheit. So könnt Ihr in Eurer Beziehung wachsen, ohne Eure eigene Identität zu verlieren.
Leider kommt jetzt noch eine schlechte Nachricht: Selbst wenn Du alles beherzigst, was Du bisher gelesen hast, ist das keine Gewähr für eine gut funktionierende Beziehung. Es kann ja sein, das Du nur das Beste für Deinen Partner und Dich möchtest. Stellt sich dieser aber quer, hast Du unter Umständen keine Chance. Du kannst zwar in Deinem eigenen Leben alles verändern, doch auf das Leben des anderen hast Du eben nur einen begrenzten Einfluss. Sollte also eine positive Veränderung aus diesem Grund nicht möglich sein, kommt nur eine der beiden anderen Möglichkeiten in Frage: "Love it" oder "Leave it".
Die zweite Möglichkeit: Love it!
Bei "Change it" ging es um die Veränderung Deiner Situation. Wenn Du Dich für "Love it!" entschließt, dann hat das ebenfalls etwas mit Veränderung zu tun. Diese bezieht sich allerdings nicht auf den Wandel Deiner Lebensumstände, sondern das Ändern Deiner Einstellung zu den Umständen.
Es gibt Situationen, bei denen es einfach keinen Sinn macht, Deine Beziehung verändern zu wollen. In dem Fall ist es ratsam, ein klares "Ja" zur Situation zu sagen. Heißt das, dass ich jetzt alles durch die rosarote Brille sehen muss? Ganz im Gegenteil! „Love it“ bedeutet nicht, ungewollte Zustände einfach hinzunehmen und zu erdulden. Du entwickelst aktiv und mit einer bewussten Entscheidung eine positive Haltung zur Deiner Lebenssituation. Natürlich kannst Du Dich immer wieder darüber aufregen und ärgern, dass es anders ist, als Du es Dir wünschst. Du kannst Deinem Partner die Schuld für Deine Misere geben. Du kannst Dich ablenken und Dich innerlich rausziehen oder Dich betäuben mit Drogen aller Art. Nur was passiert dann langfristig mit Dir? Weiter bringt es Dich auf keinen Fall! Du hängst da mit Deinen negativen Gefühlen, die weder Dir noch Deinem Partner einen Vorteil bringen.
Es gibt dazu einige Fragen, die hilfreich sein können:
Was könnte das Gute an der aktuellen Situation sein?
Welche Chance bietet mir diese Situation?
Was wäre der Vorteil daran, die Situation so anzunehmen?
Wie kann ich lernen, die Situation zu akzeptieren und besser damit umzugehen?
Was würde mir fehlen, wenn ich die Situation verlassen würde?
Wofür könnte ich in meiner Situation dankbar sein?
Wie kann ich die Situation als Lernerfahrung nutzen und daran wachsen?
Wie kann ich lernen, die Situation weniger ernst zu nehmen?
Wie kann ich vielleicht sogar ein Spiel daraus machen?
Worauf macht es im Moment am meisten Sinn, meine Energien zu richten?
Konzentriere Dich auf die Dinge in Deinem Leben, die Dich erfreuen. Richte Deine Aufmerksamkeit auf das, was in Deiner Partnerschaft schön ist. Wenn Du das regelmäßig tust, dann wirst Du bald merken, wie sich die Gefühle für Deinen Partner positiv verändern.
Der ultimative Tipp für eine glückliche Beziehung heißt Dankbarkeit und Wertschätzung. Das ist ein wahrer "Glücksturbo"! Bringst Du Deinem Partner Dankbarkeit und Wertschätzung entgegen, dann bringst Du eine positive Spirale in Gang, die immer mehr Glück nach sich zieht. Du erlebst Dinge, die Dich noch glücklicher machen und für die Du dann wiederum dankbar bist. Es entsteht ein positiver Kreislauf, das Gegenteil eines "Teufelskreises".
Die dritte Möglichkeit: Leave it!
Manche Situationen sind einfach festgefahren. Du hast das Gefühl, dass es kein vor und kein zurück mehr gibt. Du willst diese Situation ändern, aber es geht einfach nicht. Doch wer sagt denn, dass Du in einem solchem Fall ausharren musst.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Dieses ist gewiss kein Plädoyer für einen leichtfertigen Ausstieg und ich lasse hier keinesfalls Werte wie Treue, Beständigkeit und Verbindlichkeit außer Acht. Du musst aber auch nicht auf Gedeih und Verderb ein Leben lang in einer Beziehung stecken bleiben, bei der Du ständig blockiert bist und Dich nur über die Runden quälst. Das ist weder gottgewollt noch vernünftig! Auf diese Weise sorgst Du nur für Frust, Demotivation, Stress und schließlich auch für Krankheiten.
Wenn Du merkst, dass Du weder mit "Change it!" noch mit "Love it" weiterkommst, dann verlasse die gewohnten Bahnen. Klebe nicht an einer Beziehung, nur weil Du sie einmal eingegangen bist, wenn auch aus gutem Grund. Wage einen Aufbruch zu neuen Welten. Es ist nie zu spät, neu anzufangen. Möglichkeiten gibt es immer wieder. Wichtig ist Deine Bereitschaft, Dich für Neues zu öffnen. Du wirst merken wie viel Ballast von Deinen Schultern abfällt, dass Du wieder frei atmen kannst und viel leichter durchs Leben gehst.
Doch “Leave it” fällt uns Menschen am schwersten von allen drei Möglichkeiten. Unser Gewissen spielt hier eine große Rolle, aber auch unsere Gewohnheiten. Wir haben uns an die Dinge, die wir regelmäßig machen, so sehr gewöhnt, dass es uns in Fleisch und Blut übergegangen ist. Wenn wir nun vor der Frage stehen, ob wir unseren Partner verlassen sollen oder nicht, können unser Gewissen und unsere Gewohnheiten uns an diesem Punkt zum Verhängnis werden.
Auch zu "Leave it!" habe ich wieder einige hilfreiche Fragen:
Was hält Dich in der aktuellen Situation?
Willst Du die Situation verlassen?
Was wäre der Preis dafür, die Situation zu verlassen?
Bist Du bereit, diesen Preis zu bezahlen?
Was würde im schlimmsten Fall passieren, wenn Du Deinen jetzigen Partner verlassen würdest?
Welche Schritte sind dazu notwendig?
Angenommen, Du würdest einen Neuanfang machen, was wäre dann in einem Jahr oder in fünf Jahren?
Was wäre in einem Jahr oder in fünf Jahren, wenn Du weiter in Deiner jetzigen Beziehung bleibst?
Ob Du nach der Beschäftigung mit diesen Fragen zu dem Ergebnis kommst, dass es besser ist, Deinen Partner zu verlassen, oder nicht: Sehr häufig bringt es schon alleine eine Erleichterung, „Leave it“ als Option ins Spiel zu bringen. Wenn Du Dich gedanklich mit dem Loslassen beschäftigst und dabei merkst, dass es möglich ist, bekommst Du das wichtige Gefühl, der "Macher" Deines Lebens zu sein und nicht das Opfer Deiner Lebensumstände. Dir wird Deine Freiwilligkeit und Selbstbestimmung deutlich. Niemand zwingt Dich, diese Situation aushalten zu müssen. Es gibt immer eine Alternative! Du bist frei, ein "Ja" zu Deiner Situation zu sagen, oder ein "Nein".
"Freiheit bedeutet Verantwortlichkeit. Das ist der Grund, weshalb die meisten Menschen sich vor ihr fürchten."
(George Bernhard Shaw)