Читать книгу Ein St.-Johannis-Nachts-Traum - Уильям Шекспир, William Szekspir, the Simon Studio - Страница 2

Erster Aufzug
Erster Auftritt

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(Des Herzogs Pallast in Athen.)

(Theseus, Hippolita, Philostratus und Gefolge, treten auf.)

Theseus.

Nun nähert sich, Hippolita, die Stunde

Die unser Bündniß knüpft, mit starken Schritten.

Vier frohe Tage bringen einen andern Mond.

Doch o! wie langsam, deucht mich, schwindet

Nicht diese alte Luna! Sie ermüdet

Mein sehnend Herz, gleich einer allzuzähen

Stiefmutter oder Wittwe, die zu lang

An eines jungen Mannes Renten zehrt.


Hippolita.

Schnell werden sich vier Tag' in Nächte tauchen,

Vier Nächte schnell die Zeit vorüberträumen;

Dann wird der Mond gleich einem Silberbogen

Neu aufgespannt im Himmel, auf die Nacht

Die unsre Liebe krönt, herunter winken.


Theseus.

Geh, Philostrat, und ruffe durch Athen

Die Jugend auf zu Lustbarkeiten! wecke

Den leichten muntern Geist der Frölichkeit.

Die blasse Schwermuth sey zu Leichen-Zügen,

Wozu sie besser taugt, von unserm Fest verbannt!

Hippolita, ich buhlte mit dem Schwerdt

Um dich, und unterm Lerm der wilden Waffen

Gewann ich deine Gunst; doch froher soll

Mit Pomp, Triumph und mitternächtlichen Spielen

Der Tag, der uns vermählt, begangen werden.


(Egeus, Hermia,Lysander und Demetrius treten auf.)

Egeus.

Glüklich sey Theseus, unser grosser Fürst.


Theseus.

Dank, edler Egeus! was bringst du uns Neues?


Egeus.

Voll Unmuth komm ich, Fürst, mit Klagen über

Mein Kind, mit Klagen über Hermia – tritt

Hervor, Demetrius! – dieser Mann, o Herr,

Hat meinen Beyfall, sie zur Eh zunehmen —

Lysander, steh' hervor! Und dieser Mann

Hat meines Kindes Herz bezaubert. Ja du,

Lysander, du, du gabst ihr Reime,

Und wechseltest verstohlne Liebespfänder

Mit meinem Kinde. Falsche Buhlerlieder

Sangst du beym Mondschein mit verstellter Stimme

Vor ihrem Fenster ab, und hast durch Bänder

Von deinen Haaren, Ringe, Trödelwerke,

Durch Naschereyen, Puppen, Blumensträusse

Den Abdruk ihrer Phantasie gestohlen.

Durch Ränke hast du meiner Tochter Herz

Entwandt und den Gehorsam, welchen sie

Mir schuldig ist, in Widerspenstigkeit

Und schnöden Troz verkehrt. Wofern sie also,

Mein königlicher Herr, nicht hier

Vor Eurer Hoheit sich bequemen will,

Dem Mann, den ich erkohr', die Hand zu geben;

So sprech ich hier der Bürger von Athen

Uraltes Vorrecht, und die Freyheit an,

Mit ihr als meinem Eigenthum zu schalten:

Und diß wird seyn, sie diesem Edelmanne,

Wo nicht, dem Tod zu überliefern, wie

In einem solchen Fall der Buchstab' des Gesezes

Ausdrüklich lautet —


Theseus.

Was sagt Hermia

Hiezu? bedenke dich, mein schönes Kind!

In deinen Augen soll dein Vater

Ein Gott, der Schöpfer deiner Schönheit, seyn.

Mit ihm verglichen, bist du nichts als eine

Von ihm in Wachs gebildete Figur,

Die er, nachdem es ihm beliebt, erheben

Und wieder tilgen kan. Demetrius ist

Ein würdiger Edelmann.


Hermia.

Das ist Lysander auch.


Theseus.

Er ist es an sich selbst,

Doch da ihm deines Vaters Stimme mangelt,

So ist der andre würdiger anzusehen.


Hermia.

O! daß mein Vater nicht mit meinen Augen sieht.


Theseus.

Weit besser wär' es, deine Augen sähen

Mit deines Vaters Klugheit.


Hermia.

– Eure Hoheit

Vergebe mir. Ich weiß nicht, welche Macht

Mir diese Kühnheit eingehaucht, noch wie

Vor so viel Augen, meine Sittsamkeit

Sich überwinden kan, für meine Neigung

Das Wort zu nehmen. Aber, meldet mir,

Mein Herr, das schlimmste, das mich treffen kan,

Wenn ich mich weig're diesen Mann zu nehmen.


Theseus.

Den Tod zu sterben, oder Lebenslang

Die männliche Gesellschaft abzuschwören.

Befrage also deine Neigung, Hermia!

Bedenke deine Jugend; Ist dein Blut

So kühl, und hast du, wenn du deines Vaters

Beschloßner Wahl dich nicht ergeben willst,

Auch Muth genug, auf ewig eingeschleyert

In eines öden Klosters trübe Schatten

Verschlossen, eine unfruchtbare Schwester

Dein Leben hinzuleben; traurige Hymnen

Dem kalten Mond entgegenächzend —

Dreymal beglükt, die, ihres Blutes Meister,

Solch' eine keusche Pilgrimschaft bestehen!

Doch irdischer glüklich ist die abgepflükte Rose,

Als die am unvermählten Stoke welkend

In einzelner Glükseligkeit, von niemand

Gesehen, ungenossen, wächßt und blüht und stirbt.


Hermia.

So will ich wachsen, so verblüh'n und sterben,

Mein Königlicher Herr, eh meine Freyheit

Dem Joch des Manns sich unterwerffen soll,

Deß unerwünschte Herrschaft meine Seele

Nicht über sich erkennt.


Theseus.

Nimm dir Bedenkzeit,

Und auf den nächsten Neuenmond, den Tag

Der durch Hippolita mich glüklich macht,

Bereite dich, nach deines Vaters Willen

Dich dem Demetrius zu ergeben; oder

Durch deinen Tod des Ungehorsams Frefel

Zu büssen; oder an Dianens Altar

Des Klosterlebens strenge Pflicht zu schwören.


Demetrius.

Erweiche, Schönste, dich; und du Lysander,

Tritt deinen schwachen Anspruch meinem stärkern Rechte

Freywillig ab —


Lysander.

Du hast, Demetrius, ihres Vaters Liebe,

Laß du nur Hermias mir; heurathe ihn!


Egeus.

Ja, hönischer Lysander, es ist wahr,

Er hat sie, meine Liebe; und was mein ist,

Soll meine Lieb' ihm geben; sie ist mein,

Und all mein Recht an sie trett' ich Demetrio ab.


Lysander.

Ich bin so edel als wie er gebohren;

Ich bin so reich als er, und liebe mehr

Als er; mein Glüke blüht an jedem Zweige,

So schön als seines, um nicht mehr zu sagen;

Und was diß alles dessen er sich rühmet

Allein schon überwiegt, mich liebt die schöne Hermia.

Und sollt ich denn mein Recht nicht durchzusezen suchen?

Demetrius, ins Gesicht behaupt' ichs ihm,

Bewarb sich kürzlich noch um Nedars Tochter

Die schöne Helena, und gewann ihr Herz.

Izt schmachtet sie, die sanfte Seele! schmachtet

Bis zur Abgötterey um diesen falschen

Treulosen Mann —


Theseus.

Ich muß gestehen

Daß ich davon gehört, und mit Demetrius

Davon geredt zu haben, mich beredet;

Doch eigne Sorgen machten's mir entfallen.

Kommt ihr indeß, Demetrius und Egeus,

Ich hab euch beyden etwas aufzutragen,

Das mich sehr nah' betrift. Du aber, Hermia,

Sieh' zu, soll anders nicht die ganze Strenge

Der Sazung von Athen, die ich nicht schwächen kan,

Dich treffen, daß du deine Schwärmerey

Dem Willen deines Vaters unterwerffest.

Wie steht's, Hippolita?1 Komm, meine Liebe!

Demetrius, und Egeus folget mir!


(Sie gehen ab.)

1

{ed. – * Hippolita hatte diese ganze Zeit über nicht ein einziges Wort gesprochen. Hätte ein neuerer Poet das Amt gehabt, ihr ihre Rolle anzuweisen, so würden wir sie geschäftiger als alle andre gefunden, und zweifelsohne möchten auch die Liebhaber ein gelinderes Urtheil von ihr erwartet haben: Allein Shakespearewußte besser was er zu thun hatte, und beobachtete das Decorum. Warbürton.}

Ein St.-Johannis-Nachts-Traum

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