Читать книгу Ein St.-Johannis-Nachts-Traum - Уильям Шекспир, William Szekspir, the Simon Studio - Страница 6

Zweyter Aufzug

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Erster Auftritt

(Ein Wald. Eine Fee tritt von einer, und Puk von der andern Seite auf.)

Puk.

Wohin, Geist, wohin wanderst du?


Fee.

Über Berg, über Thal,

Durch Heken und Ruthen,

Über Holz, über Pfahl,

Durch Feuer und Fluthen;

Schneller als des Mondes Sphär

Wandr' ich rastlos hin und her.

Ich dien' der Feen-Königin,

Zum stillen Tanz,

Beym Sternen-Glanz,

Bethaute Kreis' im Grünen ihr zu zieh'n.

Sie ist der Primuln Pflegerin,

Die auf den jungen Wiesen glüh'n.

Auf ihrem göldenen Gewand

Ist jeder Fleken ein Rubin,

Worein der milden Feyen Hand

Die Düfte gießt, die euch entzüken.

Izt muß ich geh'n, und Thau vom Grase pflüken,

Und jeder Primul Ohr mit einer Perle schmüken.

Fahr wol, du tölpelhafter Geist, ich muß entflieh'n;

Die Königin mit allen ihren Elfen

Ist im Begriff hieher zu zieh'n.


Puk.

Der König pflegt die Nacht durch hier zu schlummern.

Gieb Acht, daß deine Königin

Ihm ja nicht vor die Augen komme.

Denn Oberon ist noch von Zorn entbrannt,

Daß sie am Indus jüngst den schönsten Knaben,

Zu ihrer Aufwart, einem König raubte.

Der eifersücht'ge Oberon begehrt

Den schönen Knaben, daß er auf die Jagd

Ihn durch den wilden Forst begleiten helfe,

Von ihr zurük; doch immer unerbittlich

Behält sie ihren Liebling ganz für sich,

Bekränzt mit eigner Hand sein lokicht Haar,

Und macht aus ihm nur alle ihre Lust.

Seitdem begegnen sie sich niemals mehr

In Lauben, noch auf grünen Fluren, noch

An Silber-Quellen, noch beym Sternen-Licht;

So heftig ist ihr Zwist, daß alle ihre Elfen

Vor Angst in Ahorn-Becher sich verkriechen.


Feye.

Entweder irr' ich mich an deiner Bildung

Und Mine gänzlich, oder du

Bist jener schelmische leichtfert'ge Geist,

Den Robin Gutgesell das Landvolk nennt.

Bist du's nicht, der die Mädchen aus dem Dorfe

Bey Nacht erschrekt, der Milch die Sahne raubt,

Die Mühle heimlich dreht, macht daß umsonst die Bäurin

An fettem Rahm sich aus dem Athem rührt,

Und daß im Bier sich keine Hefen sezt;

Der arme Wandrer oft des Nachts verleitet,

In Sümpfe fährt, und ihres Harms noch lachet;

Allein für die, die dich Hob-Goblin nennen,

Und holden Puk, ihr Werk unsichtbar thust,

Und machst, daß sie gut Glük in allem haben;

Bist du nicht der?


Puk.

Du irrst dich nicht, ich bin's.

Ich bin der muntre Nachtgeist, den du meynest.

Ich gaukle stets um Oberon, und mach' ihn lächeln,

Wenn ich ein fettes bohnen-sattes Roß

Vergeblich wiehern mach'; ihm in Gestalt

Der schönsten Stutte nahend. Auch verberg ich mich

Oft in den Becher einer guten alten

Gevatterin, die gern den Becher leert;

Gleich einem rothgesottnen Krebs schwimm ich

Darinn herum, und wenn sie trinken will

Spring ich an ihre Lippen auf, und schütte

Den Kofent über ihren schlappen Busen.

Oft sieht, indem sie durch ein fröstig Mährchen

Die Nachbarinnen sanft zum Schlaf befödert,

Ein weises Mütterlein, troz ihrer Weisheit,

Für einen dreygebeinten Stuhl mich an;

Dann schlüpf ich unter ihr hinweg, sie wakelt

Mit Schwur und lächerlichem Zorn zu Boden;

Die ganze Zeche hält mit beyden Händen

Den Bauch, und schlägt das hallende Getäfel

Mit wieherndem Gelächter, klatscht und schwört,

Noch nie so lustig sich gemacht zu haben.4

Doch, Fee, flieh du, hier kömmt Oberon!


Feye.

Und hier, zum Unglük, meine Königin.


Zweyter Auftritt

(Oberon der König der Feen, tritt auf einer, und Titania die Königin der Feen, auf der andern Seite auf.)

Oberon.

Du suchst beim Mondschein mich, Titania?


Titania.

Wie, eifersücht'ger Oberon? du irrest!

Ihr Feen, schlüpft mit mir hinweg, ich habe

Sein Bett, und seinen Umgang abgeschworen.


Oberon.

Halt, Unverschämte, bin ich nicht dein Herr?


Titania.

So bin ich deine Frau! allein ich weiß

Die Zeit noch wol, da du vom Feen-Land

Dich heimlich stahlst, und in Corins Gestalt,

Den ganzen Tag an einer Linde sizend,

Auf deinem Haber-Rohr verliebte Seufzer

Der schönen Phyllida entgegen girrtest!

Sprich, warum eiltest du vom fernsten Gipfel

Des Inder-Lands hieher? Weßwegen sonst,

Als weil die strozende, Dianen-gleich

Geschürzte Amazonin, deine kriegrische

Gebieterin, mit Theseus sich vermählt?

Du kömmst, nicht wahr? ihr Bette zu beglüken?


Oberon.

Wie? läßt die Schaam diß zu, Titania,

Die Gunst Hippolitas mir vorzurüken?

Und weissest doch, ich kenne deine Liebe

Zu Theseus? Warest du es nicht, die ihn

Bey deinem eignen Schimmer, durch die Schatten

Der stillen Nacht, von Perigenias Seite,

Die er vorher geraubet hatt', entführte!

Und wer als du verführt' ihn, seine Schwüre

So viel betrognen Nymphen, Ariadnen,

Der schönen Ägle, und Antiope

Zu brechen? —


Titania.

Falsche, grillenhafte Träume

Der Eifersucht! Seit diese dich beherrschet,

Seit jenem Sommer kamen wir nicht mehr

Auf Hügeln, noch im Thal, im Hayn, auf Wiesen,

Am Quell' der über kleine Kiesel rauschet,

Noch raschen Bächen, die aus Felsen sprudeln,

Noch an des Meeres klippenvollem Strande,

Zum frohen Tanz zusammen, unsre Loken

Zum Spiel der flüsternden, scherzhaften Winde

Zu machen. Alle unsre Spiele hat

Dein Groll gestört. Drum haben auch die Winde,

Vergeblich uns zu pfeiffen überdrüssig,

Als wie zur Rache, seuchenschwangre Nebel

Tief aus der See gesogen, die hernach,

Aufs Land ergossen, jeden über uns

Erzürnten Bach mit solchem Stolze schwellten,

Daß ihre Fluth die Ebnen überströmte.

Umsonst hat nun der Stier sein Joch getragen,

Der Akermann hat seinen Schweiß verlohren,

Die grüne Ähre fault, eh ihre Jugend

Das erste Milchhaar kränzt.

Leer steh'n die Hürden im ertränkten Felde,

Und Krähen mästet die ersäufte Heerde.

Mit Schlamme ligt der Kegelplaz erfüllt,

Unkennbar und verschwemmt der glatte Pfad,

Der durch des Frühlings grüne Labyrinthe

Sonst leitete. Die Sterblichen entbehren

Der winterkürzenden gewohnten Freuden,

Und keine Nacht wird Hymnen mehr geweyht.

Nur Luna, die Beherrscherin der Fluthen,

Vor Unmuth bleich, wascht überall die Luft,

Und füllet sie mit fieberhaften Flüssen.

Die Jahreszeiten selbst verwirren sich,

Beschneyte Fröste sinken in den Schoos

Der frischen Ros', und auf des alten Winters

Eys-grauer Scheitel wird, als wie zum Spott,

Ein Kranz gesezt von holden Sommer-Knospen.

Der Lenz, der Sommer, der fruchtreiche Herbst,

Der Winter wechseln ihre Liverey,

Und die erstaunte Welt erkennt nicht mehr

An dem gewohnten Schmuk, wer jeder ist.

Diß ganze Heer von Plagen kömmt allein

Von unserm Groll, von unsrer Zwiespalt her.

Wir sind die Eltern dieser schwarzen Brut!


Oberon.

So helfet dann, es ligt allein an euch!

Wie kan Titania ihren Oberon

Noch länger quälen? Alles was ich bitte,

Ist nur ein kleiner Laff von einem Jungen,

Aus dem ich einen Pagen machen will.


Titania.

Gebt euch zufrieden! Niemals kan diß seyn.

Das ganze Feenland erkaufte nicht

Diß Kind von mir. Ich liebte seine Mutter,

Sie war von meinem Orden, und hat oft

Des Nachts in Indiens süß-gewürzter Luft

Durch ihre Spiele mir die Nacht verkürzt.

Sie saß dann auf Neptuni gelbem Sand

Bey mir, und sah den göldnen Schiffen nach,

Die durch die Fluth mit Pegus Schäzen eilten;

Wir lachten, wenn wir sahen, wie die Seegel,

Vom ausgelaßnen Wind geschwängert, schwollen;

Diß äffte sie, mir eine Lust zu machen,

Mit anmuthsvoller schwimmender Bewegung,

Kurzweilend nach, (ihr Leib war damals reich

Von meinem jungen Ritter) segelte

Ans Land, mir Kleinigkeiten abzuholen,

Und kehrte wieder, wie von einer Reise,

Mit reichen Waaren, um. Jedoch da sie

Nur sterblich war, starb sie an diesem Kinde,

Und ihrentwegen zieh' ich ihren Knaben auf,

Und ihrentwegen will ich ihn nicht lassen.


Oberon.

Wie lange denkt ihr noch in diesem Hayn zu bleiben?


Titania.

Vielleicht bis nach dem Hochzeittag des Theseus.

Gefällt es euch in unserm Kreis zu tanzen,

Und unsern Mondlicht-Spielen zuzusehen,

So folget uns; wo nicht, so weicht mich aus,

So wie ich eure Jagden meiden will.


Oberon.

Gieb mir den Knaben, und ich geh' mit dir.


Titania.

Nicht für dein Königreich. Ihr Elfen, weg!

Es giebt nur Zank, wenn wir uns länger säumen.


(Die Königin, und ihr Gefolg geht ab.)

Oberon.

Gut, geh' nur deinen Weg! eh du den Hayn

Verlassen hast, soll dich dein Troz bestraffen —

Hieher, mein muntrer Puk! Besinn'st du dich,

Daß ich auf einem Vorgebürg einst saß,

Und hörte der Syrenen einer zu,

Wie sie, auf eines Delphins Rüken sizend,

So zaubrisch-süsse Töne von sich hauchte,

Daß selbst die rohe See bey ihrem Liede

Mild ward, und liebestrunkne Sterne taumelnd

Aus ihren Sphären sanken, der Musik

Der Wasser-Nymphe zuzuhören? —


Puk.

– Ich

Erinnere mich's ganz wol.


Oberon.

Zu gleicher Zeit sah' ich, (du konntest nicht)

Den Liebesgott in hastiger Unruh, zwischen

Dem Erdball und dem kalten Monde fliegen;

Er hielt, und richtete den straffen Bogen

Nach einer göttlichen Vestalin,5 die

Im Westen thront', und schoß mit solcher Macht

Den Liebespfeil von seinem Bogen ab,

Als sollt' er hunderttausend Herzen spalten;

Allein ich sah' es, wie sein feur'ger Pfeil

Im keuschen Stral des feuchten Monds sich löschte,

Und in jungfräulichen Betrachtungen,

Mit freyem Geist, die königliche Schöne

Vorübergieng. Da merkt' ich, wo der Pfeil

Des Amors fiel – Er fiel

Auf eine kleine Blume, vormals weiß

Wie Milch, izt röthlicht von der Liebes-Wunde,

Und Mäd'gens nennen sie die müssige Liebe.

Brich' diese Blume mir; ich zeigte dir

Das Kräutchen einst; ihr Saft auf schlummernde

Auglieder ausgegossen, hat die Kraft,

Mann oder Mädchen bis zum Aberwiz

Ins nächste Ding, das ihrem Blik begegnet,

Verliebt zu machen. Pflüke diese Blume,

Und sey mir wieder hier,

Eh Leviathan eine Meile schwimmt.


Puk.

Ich wollte, wenn du es befählest,

In viermal zeh'n Minuten einen Gürtel

Rings um die Erde zieh'n.


(Geht ab.)

Oberon.

– Hab' ich nun

Erst diesen Saft, so will ich lauern, bis

Titania schlafend ligt, und dann die Tropfen

Auf ihre Augen träufeln.

Das nächste Ding, worauf sodann erwachend

Ihr Auge ruht, sey's Löwe oder Bär,

Wolf oder Stier, Waldteufel oder Affe,

Wird sie mit Sehnsucht, mit dem Geist der Liebe

Verfolgen. Nimmer will ich diesen Zauber

Von ihren Augen nehmen, (wie ich's kan),

Bis sie den Knaben mir bewilligt hat.

Wer kömmt hier, ich bin unsichtbar, und will

Behorchen, was sie sprechen —


Dritter Auftritt

(Demetrius, welchem Helena folget)

Demetrius.

Was verfolgst

Du den, der dich nicht liebt? Wo ist Lysander? wo

Die schöne Hermia? jenen will ich tödten,

Und diese tödtet mich. Du sagtest mir,

Sie hätten sich in diesen Wald gestohlen;

Und hier bin ich, und wild in diesem Walde,6

Weil ich hier meine Hermia nicht entdeke.

Weg, pake dich, und folge mir nicht mehr!


Helena.

Du ziehst mich an, hartherziger Magnet,


4

{ed. – * Ich habe mich genöthiget gesehen, einige ekelhafte Ausdrüke aus diesem Gemählde in Ostadens Geschmak, wegzulassen. Ein Dichter, der nur für Zuhörer arbeitete, hat sich im sechszehnten Jahrhundert Freyheiten erlauben können, die sein Übersezer, der im achtzehnten für Leser arbeitet, nicht nehmen darf.}

5

{ed. – * Der Umstand, daß dieses Lustspiel noch unter der Regierung der Königin Elisabeth aufgeführt worden, wird es einem jeden merklich machen, daß die Vestalin niemand anders als diese jungfräuliche Heldin bezeichne. Daß aber unter der Syrene die Königin Maria von Schottland abgebildet sey, scheint der scharfsichtige Warbürton zuerst angemerkt zu haben. Er bemerkt überhaupt, dieser allegorische Schleyer, unter welchem ein Gemisch von Lob und Satyre verborgen ist, müsse uns auf den Schluß leiten, daß die Rede von einer Person sey, welche der Poet unverdekt weder loben noch schelten durfte. Dieses passe nun völlig auf Maria von Schottland. Die Königin Elisabeth konnte nicht leiden, wenn Maria gelobt wurde; und ihr Nachfolger, (Jakob der 1ste,) würde eine Satyre auf seine Mutter nicht vergeben haben. Allein, fährt Warbürton fort, der Poet hat jeden unterscheidenden Umstand ihres Lebens und Charakters in dieser schönen Allegorie so deutlich ausgezeichnet, daß über seine geheime Absicht kein Zweifel übrig bleiben kan. Sie wird 1.) eine Syrene genannt aus dem entgegengesezten Grunde, warum Elisabeth eine Vestalin heißt, nemlich einer Untugend wegen, um derentwillen diese unglükliche Princessin eben so berüchtigt ist, als die Syrene bey den alten Dichtern. 2.) Der Rüken des Delphins, worauf sie sizt, deutet auf die Vermählung der Königin Maria mit dem Dauphin von Frankreich, dem Sohn Heinrichs des 2ten. 3.) Der bezaubernde Gesang dieser Syrene ist eine Anspielung auf die ausserordentlichen Reizungen und Talente der gedachten Princessin, wodurch sie bey ihrem Aufenthalt am Französischen Hofe alle Welt in Verwundrung sezte. 4.) Daß ihre Stimme die wilde See selbst zahm gemacht, deutet auf die während ihrer Abwesenheit in Schottland entstandnen Unruhen, die ihre Wiederkunft sogleich wieder gestillet. Warbürton merkt an, die Schönheit dieses Bildes sey desto grösser, weil der gemeinen Sage nach, die Syrenen oder Meerweiber nur in Stürmen singen. 5.) Die verliebten Sterne, die ihr zulieb aus ihren Sphären sanken, bezeichnen verschiedene Herren von dem Englischen hohen Adel, welche von dieser Princessin in ihr unglükliches Schiksal gezogen worden, besonders die Grafen von Northumberland und Westmorland, und den Herzog von Norfolk, den das Project sie zu heurathen das Leben kostete.}

6

{ed. – * (And here am I, and Wood within this Wood. Wood) heißt Wald, und heißt auch wüthend, wild; dieses dem Shakespeareso gewöhnliche Spiel mit dem Schall der Worte hat im Deutschen hier nur unvollkommen ausgedrükt werden können, und wird künftig oft gar nicht geachtet werden.}

Ein St.-Johannis-Nachts-Traum

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