Читать книгу Frau Kaiser und der Dämon - Ulla Garden - Страница 6
Оглавление3
Für Lenis Geburtstag Anfang Oktober hatte Max sich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Er war am Abend zuvor angereist, kam gleich morgens in die Klinik und stellte den Fernseher an. Er hatte mit Hilfe von Lenis Bruder Tobias ein Video zusammengestellt, in dem alle Freunde und Verwandte Leni zum Geburtstag gratulierten. Die beiden Brüder setzten sich zu Leni aufs Bett, wobei Johannes den Arm um sie gelegt hatte, und sie warteten gespannt auf ihre Reaktion. Zunächst schien sie nicht zu verstehen, was da vor sich ging, dann liefen ihr plötzlich Tränen über das Gesicht und sie versuchte, etwas zu sagen. Johannes nahm sie ihn den Arm, küsste sie sanft und gratulierte ihr zum Geburtstag und auch Max ließ es sich nicht nehmen, sie zu drücken und ihr zu gratulieren. Sie zeigte auf sich, schaute die beiden ungläubig an und versuchte „Geburtstag“ zu sagen.
„Ja, Frau Kaiser, mein liebes Schätz-chen, heute ist dein Geburtstag“, bestätigte Johannes und nahm sie erneut in den Arm.
Leni gab den beiden zu verstehen, dass sie das Video nochmals sehen wollte und Max tat ihr den Gefallen natürlich gerne. Sie versuchte, die Personen, die jeweils auf dem Bildschirm erschienen, zu erkennen und zu benennen. Aber ihre Sprachfähigkeit war immer noch sehr eingeschränkt.
Max war so begeistert von diesem erneuten Fortschritt, dass er ein Foto von Leni machte. Leider hatte er nicht viel Zeit und musste sich bald wieder verabschieden. Aber er schickte das Foto an alle Freunde und Verwandte von Leni und schrieb dazu: Dornröschen ist aufgewacht und bedankt sich für eure Glückwünsche. Worauf sein Handy noch stundenlang piepste und er unzählige Fragen beantworten musste.
Leni zeigte auf ihre Finger und versuchte zu fragen, wo ihre Ringe seien. Johannes überlegte und ihm fiel ein, dass seine Mutter bei Leni gewesen war, als sie bewusstlos wurde. Er rief daraufhin sofort seine Mutter an und die bestätigte, dass sie die Ringe an sich genommen und in das kleine Seitenfach von Lenis Tasche gesteckt hätte. Dort fand Johannes sie dann auch und streifte Leni mit feierlichem Gesichtsausdruck sowohl den Verlobungsring als auch den Ehering über den jeweiligen Ringfinger und küsste sie liebevoll, worauf sie ihn anlächelte. Er konnte nicht mehr an sich halten, nahm sie fast stürmisch in den Arm und flüsterte ihr ins Ohr: „Oh, meine süße, kleine Lene, ich liebe dich so sehr.“
Kurze Zeit später gab sie ihm zu verstehen, dass sie eigene Kleider anziehen und nicht mehr in diesem Krankenhaushemd rumliegen wollte. Johannes überlegte einen Moment und sah dann auf seinem Handy nach, wen Max als Nächstes eingeteilt hatte.
„Du hör mal, heute Nachmittag kommt Sarah. Die weiß sicher besser als ich, was du gebrauchen kannst. Ich ruf sie an und sag ihr, dass sie dir ein paar Sachen einpacken soll, wenn sie angekommen ist.“ Leni nickte zufrieden, machte dann aber ein nachdenkliches Gesicht. Sie konnte sich an nichts erinnern und fragte sich, warum sie an ihrem Geburtstag im Krankenhaus lag. Johannes gab sich große Mühe zu verstehen, was sie sagte, aber sie sprach so unverständlich, dass ein Gespräch fast nicht möglich war. Er erzählte ihr, dass sie eine Hirnblutung gehabt hatte und seit sechs Wochen in der Klinik lag. Sie weinte und tastete nach ihrem Bauch. „Den Kiddies geht es gut, mein Schätz-chen“, beruhigte er sie. Sie atmete erleichtert auf.
Während der nächsten Stunden kamen immer wieder mal Ärzte und Pfleger ins Zimmer, um Leni zum Geburtstag zu gratulieren. Alle waren begeistert über den munteren Eindruck, den Leni machte. Und wenn sie versuchte, sich für die Glückwünsche zu bedanken, hatte der ein oder andere Tränen in den Augen. Im Laufe der vergangen Wochen hatten alle Anteil an ihrem Schicksal genommen und freuten sich über diesen großen Fortschritt bei ihrer Genesung.
Am späten Nachmittag erschien dann Sarah mit einer Reisetasche voller Kleidung für Leni. Und da war er wieder, dieser verführerische Blick zu Johannes. Leni war von Anfang an aufgefallen, wie Sarah ihren Johannes anschaute. Zunächst war sie so verliebt gewesen, dass sie dachte, sie hätte sich getäuscht. Sarah war Gynäkologin und zudem um einiges älter als sie. Deshalb hatte sie dem keine weitere Beachtung geschenkt. Trotzdem hatte sie bei der jetzigen Schwangerschaft, solange sie noch in Freiburg wohnte, die ersten Untersuchungstermine ohne Johannes wahrgenommen. Nur beim letzten Termin, bevor sie zu ihm nach Leipzig gezogen war, hatte Johannes sie begleitet und da war sie sich ganz sicher, dass sie sich nicht getäuscht hatte. Und später hatte Sarah ihr doch tatsächlich während eines Telefonats gebeichtet, wie sexy sie Johannes findet. Aber da Freiburg weit weg von Leipzig war, fand Leni das eigentlich nur amüsant und hatte es Johannes sogar erzählt. Als sie vor ein paar Monaten wegen des Prozesses gegen ihren Entführer in Freiburg gewesen waren, war sie so schlecht zuwege, dass Sarah dachte, Leni hätte nicht bemerkt, wie heftig es zwischen ihr und Johannes geknistert hatte. Doch obwohl Leni voller Beruhigungsmittel war, hatte sie trotzdem einiges davon mitbekommen und ihr Verhältnis zu Sarah war merklich abgekühlt.
Im Moment konnte Leni sich zwar an keine Einzelheiten erinnern, aber die Funken, die zwischen Sarah und Johannes sprühten, bemerkte sie auch jetzt. Und dann besaßen die beiden doch noch die Unverfrorenheit, hinter der Schranktüre beim Einräumen von Lenis Kleidung heftig miteinander zu flirten. Sie konnte nicht reden, aber ihre Ohren funktionierten ganz gut und sie regte sich mächtig auf. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie aus dem Bett gesprungen und so versuchte sie, so gut sie konnte, nach Johannes zu rufen. Aber der war so vertieft in das Geplänkel mit Sarah, dass er ihr wiederholtes „Jo“, das eher wie „oh“ klang, lange nicht hörte. Dann kam er aber an ihr Bett, sah sie fragend an und fragte dann relativ barsch: „Was ist los?“ Kein Schätz-chen oder sonst ein liebes Wort. Das brachte Leni mächtig auf die Palme und sie zeigte erst auf ihn und dann auf Sarah und drohte mit dem Zeigefinger. Sie gab ihm zu verstehen, dass sie hören konnte und zeigte zudem mit dem Zeige- und Mittelfinger auf ihre Augen und dann auf ihn. Johannes verstand und es war ihm furchtbar peinlich. Was mach ich da und dann noch vor ihren Augen?, fragte er sich selber. Er nahm sie zärtlich in den Arm und küsste sie sanft. Leni weinte und wollte Sarah nicht mehr sehen. Die jedoch tat, als wenn nichts wäre und fragte Leni, was sie denn jetzt anziehen wolle. Aber Leni blieb bockig und als Sarah Johannes bat, mit auf den Gang zu kommen, hielt Leni ihn fest. Sie gab Johannes, indem sie die Hand über ihren Kopf hielt und ein rauschendes Geräusch von sich gab, zu verstehen, dass sie duschen wollte.
„Hm, ja, wie soll ich das anstellen. Ich rufe eine Pflegerin.“ Die suchte dann zusammen mit Leni etwas zum Anziehen aus und mithilfe von Johannes brachte sie Leni ins Bad, zog sie dann aus und setzte sie auf einen Duschhocker. Leni war selig, als sie das Wasser auf ihrem Körper spürte. Dabei entging ihr, dass Sarah immer noch da war und wieder versuchte, mit Johannes zu flirten. Der blieb dieses Mal standhaft und schickte sie zu sich nach Hause, bat sie aber, am nächsten Morgen zu Leni zu kommen, da er einige Termine hatte.
„Und du?“, wollte Sarah wissen, trat ganz nah an ihn ran und legte ihm die Hand auf die Brust und hielt ihm ihren Mund entgegen. „Kommst du nicht nach Hause?“, fragte sie und sah ihn wieder mit diesem verführerischen Blick an.
„Ich weiß noch nicht“, wich er ihr aus und löste sich von ihr, obwohl die Versuchung groß war. Aber er hatte nicht vor, seine kranke Frau mit einer ihrer Freundinnen zu betrügen. Er liebte Leni sehr und wollte sie gar nicht betrügen, egal mit wem. Aber Sarah machte es ihm nicht leicht, standhaft zu bleiben.
„Am besten, du gehst jetzt“, sagte er mit belegter Stimme. Er hatte Mühe, sich zu beherrschen. „Verdammt noch mal, geh endlich“, sagte er jetzt aufgebracht.
Zum Glück rief ihn die Pflegerin, weil sie seine Hilfe brauchte, um Leni aus dem Bad zu bringen und fertig anzuziehen. Und als die beiden mit Leni ins Zimmer zurückkamen war Sarah zum Glück verschwunden.
Leni schaute ihren Mann nachdenklich an. Der nahm sie in den Arm und sagte leise: „Hmm, Frau Kaiser, Sie riechen aber fein heute“, und lächelte sie an. Als Leni ihn weiterhin vorwurfsvoll ansah sagte er: „Keine Angst Schätz-chen, Sarah ist gegangen, sie kommt erst morgen früh wieder. Da bin ich dann aber nicht da, ich habe einige Termine.“ Leni nickte und zeigte auf das zweite Bett und gab ihm zu verstehen, dass er in der Nacht dort schlafen solle. „Ja sicher, das mach ich. Hör zu, Liebes, ich liebe dich und zwar nur dich.“ Er nahm sie in den Arm und küsste sie zärtlich und war erstaunt, als Leni den Kuss erst sanft und dann heftiger erwiderte. „Na, Frau Kaiser, was wird denn das?“, fragte er scherzhaft und lachte sie an.
Als er sie wie gewohnt nach dem Abendessen einölte, nahm sie seine Hand und legte sie zwischen ihre Beine. Er war total überrascht und wusste nicht, wie er sich verhalten sollte. Da lag sie, ziemlich abgemagert und immer noch mit einer Windel unterhalb des dicken Bauchs und zeigte so etwas wie Verlangen. Er fragte deshalb ziemlich unsicher: „Lene, was willst du?“ Sie nahm seine Hand und bewegte sie auf ihrem Venushügel hin und her. „Das ist jetzt aber nicht dein Ernst“, Johannes war schockiert. Will sie wirklich befriedigt werden? Das kann doch nicht sein, dachte er. Er deckte sie wieder zu und murmelte: „Also Lene, das geht doch wirklich nicht. Werd erst mal wieder gesund, Schätz-chen“. Leni blieb hartnäckig, fummelte an seiner Hose rum und versuchte, den Reißverschluss zu öffnen.
„Lene, bitte lass das“, keuchte Johannes mit belegter Stimme. Aber irgendwie schaffte sie es tatsächlich, sein mittlerweile erigiertes Glied aus der Hose zu befreien und sie dirigierte ihn so, dass er neben ihrem Kopf stand und dann nahm sie „Little Joe“, wie sie sein Glied in intimen Stunden nannte, tatsächlich in den Mund und begann, daran zu lecken und zu saugen. Zunächst versuchte er, sich dagegen zu wehren, aber der Genuss war zu groß und er kam relativ schnell, wobei Leni sich fast verschluckte hätte.
Er sah sie danach erst mal ganz verdutzt an. Alles hätte er erwartet, aber nicht das. Sie konnte nicht richtig laufen und sprechen, aber Gefühle hatte sie trotzdem und das Verlangen nach ihm war zurückgekehrt, vermutlich war es aber auch die Eifersucht, die sie dazu angestachelt hatte.
„Lene, Lene, du bist doch immer wieder für eine Überraschung gut“, er lachte leise, zog sich wieder richtig an und nahm sie fest in den Arm. Sie kuschelte sich, so gut es ging, an ihn und bat ihn, die Nacht bei ihr zu bleiben.
„Ja klar, mein Schätz-chen, ich war doch sonst auch immer da. Ich lass dich nicht allein“, beruhigte er sie.
Als es am nächsten Morgen Zeit für ihn war zu gehen, um zu Hause zu duschen und seine Termine wahrzunehmen, war Sarah noch nicht da. Er verabschiedete sich von Leni und erklärte ihr, dass er einen Termin beim Therapeuten und in der Uni hätte. Da sie sich an nichts, was in den letzten Monaten geschehen war, erinnern konnte, versprach er, ihr am Nachmittag alles zu erklären. Außerdem versicherte er ihr, dass Sarah jeden Moment da sein müsste.
In dem Moment, als er zu Hause ankam, huschte Sarah fast nackt ins Gästebad und behauptete, dass sie verschlafen habe. Sie blieb kurz im Flur stehen und sah ihn herausfordernd an. Johannes tat, als hätte er es nicht bemerkt und ging ins Schlafzimmer, um sich frische Kleidung rauszusuchen. Dort bemerkte er, dass sie wohl im Bett auf ihn gewartet haben musste. „Das gibt’s doch nicht“, murmelte er kopfschüttelnd. „In unserem Ehebett, die schreckt ja vor nichts zurück“, und er wurde wütend auf diese Frau.
Er ging ins Bad und zog sich aus, um zu duschen. An das, was danach geschah, konnte er sich nicht richtig erinnern.
Sarah stand lange unter der Dusche, in der Hoffnung, dass Johannes doch zu ihr käme. Schalt sich dann aber selber eine dumme Kuh und bekam fast ein schlechtes Gewissen, weil sie mit dem Mann ihrer kranken Freundin schlafen wollte. Als sie nach dem Handtuch griff, um sich abzutrocknen, stand er plötzlich da. Als sie ihn so nackt und mit erigiertem Glied vor sich stehen sah entfuhr ihr ein „Wow“. Und sie fuhr bewundernd fort: „Du bist wirklich in jeder Hinsicht ein Prachtkerl, Johannes.“ Dann sah sie in sein Gesicht und seine Augen und bekam plötzlich Angst. Mit dem stimmt was nicht, dachte sie noch, als er sie auch schon gepackt und an die Wand gedrückt hatte. Er versuchte, im Stehen in sie einzudringen, aber sie konnte noch rechtzeitig ihr Knie hochnehmen und ihm zwischen die Beine stoßen. Sie hatte ihn zwar nicht voll erwischt, aber er ließ von ihr ab und krümmte sich zusammen. Als er wieder zur Besinnung kam, spürte er Schmerzen im Genitalbereich und die kalte Dusche, die Sarah ihm über den Kopf hielt.
„Du verdammtes Dreckschwein“, schimpfte sie.
„Warum? Genau das hast du doch gewollt, oder etwa nicht?,“ fragte er verwundert.
„Aber nicht so!“, schrie sie wütend. „Leni hat mir immer von ihrem liebevollen, zärtlichen Mann vorgeschwärmt, aber davon kann ja wohl keine Rede sein.“
„Du bist ja auch nicht Lene und wenn du mich die ganze Zeit scharfmachst, dann sollst du deinen Lohn dafür haben“, erwiderte er sarkastisch. Dann wurde er laut: „Am besten du packst sofort deine Sachen und verschwindest, ich will dich hier nie wieder sehen, du verdammte Nutte.“
„Verdammt Johannes, du bist krank. Du brauchst Hilfe“, versuchte sie einzulenken.
„Das weiß ich selber“, knurrte er. „Ich bin schon in Behandlung“, gab er kleinlaut zu.
Johannes war zum einen entsetzt über sich selber, aber auch verdammt sauer auf Sarah, die es darauf angelegt hatte, mit ihm zu vögeln. Zum Glück hatte er gleich einen Termin bei seinem Psychotherapeuten. Er hoffte inständig auf dessen Hilfe, denn weitere solche Aussetzer konnte und wollte er sich nicht erlauben.
Der Therapeut hörte Johannes dann lange aufmerksam zu und stellte nur ein paar kurze Fragen, wenn Johannes verstummte und riet ihm zum Schluss der Sitzung, sich in stationäre Behandlung zu begeben. Dies lehnte Johannes aber vehement ab, mit der Begründung, dass er seine Frau jetzt nicht alleine lassen könnte. Der Arzt verstand die Situation und verschrieb ihm daraufhin ein Medikament, machte ihn aber darauf aufmerksam, dass es zunächst zu Potenzstörungen führen könnte. Da seine Frau krank und zudem hochschwanger war, wäre das wohl im Moment das kleinste Problem, meinte Johannes und verabschiedete sich. Er fuhr anschließend zur Uni, um in die Technik des Hörsaals eingewiesen zu werden, da die Vorlesung, die er in der kommenden Woche halten sollte, digital übertragen werden sollte.
Danach machte er sich sofort auf den Weg zur Klinik und hoffte, dass Sarah nicht mehr dort war. Er öffnete vorsichtig die Zimmertür und sah, dass Leni mit dem Ergotherapeuten beschäftigt war. Erleichtert stellte er fest, dass sonst niemand im Raum war.
„Ihre Frau hat aber mächtig Fortschritte gemacht“, begrüßte ihn der Therapeut und Leni lächelte ihn stolz an. Bisher hatte sie alle Therapien mehr oder weniger passiv über sich ergehen lassen. Aber jetzt hatte sie der Ehrgeiz gepackt, denn sie wollte so bald wie möglich wieder nach Hause.
Später fragte Johannes Leni, ob Sarah denn nicht gekommen wäre. Wie er aus ihrem Gestammel entnehmen konnte, war sie nur ganz kurz dagewesen und dann nach Hause abgereist. Leni spürte, dass mit Johannes etwas nicht in Ordnung war, aber er wiegelte ab und murmelte etwas von müde und Kopfschmerzen. Sie kannte ihn gut genug, um zu wissen, dass er ihr auswich, aber im Moment machte es keinen Sinn, weiter zu bohren, das wusste sie auch.
Sarah war mächtig sauer auf Johannes und aus Wut und Enttäuschung rief sie bei Max an und berichtete ihm, was vorgefallen war, verschwieg aber wohlweislich, wie sie Johannes angemacht hatte. Daraufhin informierte Max seine Eltern und sie beschlossen, nach Leipzig zu fahren, um mit Johannes zu reden. So konnte es absolut nicht weitergehen. War denn jetzt keine Frau mehr vor ihm sicher, fragten sie sich bang. Sie kamen gegen Abend in Leipzig an und während die Eltern in der Wohnung blieben, fuhr Max zur Klinik.
Johannes sah erstaunt zur Tür, als Max in das Krankenzimmer kam. „Was machst du denn hier?“, fragte er deshalb auch verwundert.
„Komm mit auf den Gang“, forderte Max ihn auf. Johannes hatte keine Ahnung, was das zu bedeuten hatte, merkte aber, dass Max ziemlich wütend war und folgte der Aufforderung.
„Also, was ist los?“, fragte er nochmal.
„Sarah hat mich angerufen“, zischte Max. „Sie hat mir erzählt, was du dir schon wieder geleistet hast“.
„Sarah?“ Johannes schaute seinen Bruder erstaunt an.
„Fuck! Tu doch nicht so unschuldig, Alter!“, Max war kaum noch zu bremsen. „Erst Leni, jetzt Sarah. Sag mal, hast du sie noch alle?“
Johannes schüttelte verzweifelt den Kopf. „Die wollte das doch, die hat mich die ganze Zeit scharfgemacht“, verteidigte er sich.
„Ich kann mir gut vorstellen, dass du ziemlich Hochdruck hast, jetzt wo Leni schon so lange außer Gefecht ist, aber kannst du dir nicht selber einen runterholen?“, entgegnete Max seinem Bruder vorwurfsvoll. „Ich hätte nie gedacht, dass du Leni betrügst, was hast du dir nur dabei gedacht, Alter?“
Johannes seufzte tief und zuckte die Schultern. „Ich weiß doch auch nicht, es war nicht meine Absicht.“ Er sah seinen Bruder hilflos an.
„Fahr jetzt nach Hause, Mutti und Vati sind da und wollen mit dir reden“. Max gab seinem Bruder die Autoschlüssel. Als Johannes protestieren wollte, sagte er mit einer Stimme, die keinen Widerspruch duldete: „Hau endlich ab, ich bleibe bei Leni.“
Johannes verabschiedete sich noch von Leni und schlich wie ein geprügelter Hund zum Ausgang. Zum einen hatte er Schmerzen im Genitalbereich und vor allem graute ihm vor dem Gespräch mit den Eltern. Auf dem Parkplatz fand er nach einigem Suchen den Wagen seines Vaters und fuhr langsam nach Hause.
Leni spürte, dass irgendwas im Gange war, aber keiner wollte ihr sagen, um was es ging. Sie sah Max fragend an, aber der wollte ihr nicht sagen, was Johannes getan hatte, das sollte er ihr schon selber beichten. Er sagte ihr nur, dass die Eltern da seien, um mit Johannes zu reden, man müsse sich ja überlegen, wie es in Zukunft weitergehen solle. Sie nickte, aber diese Information stellte sie keinesfalls zufrieden. Sie spürte, dass es um etwas Ernsteres ging, dachte aber, dass es wohl mit ihr und ihrer Behinderung zusammenhing und dass man ihr nicht die Wahrheit sagen wollte.