Читать книгу Christian Funke - Musiker und Genuss-Sachse - Ulla Schäfer - Страница 12
ОглавлениеBogenmachermeister Schmidt, der Bögen auch für den Export herstellte (um das Devisenkonto der DDR aufzubessern), musste sich auch der Qualitätskontrolle seiner Erzeugnisse durch das „Amt für Standardisierung und Messwesen“ in Markneukirchen unterziehen. Das war, wie Funke sagt, so eine Art Doping-Kontrolle für hochwertige Produkte. Auch Funkes Bogen, mit dem der Maestro Yehudi Menuhin ja das Brahms-Konzert eingespielt hatte, wurde geprüft. Schmidt war sich sicher… Allerdings fiel der Bogen durch, und da können einem schon Zweifel an der Zuverlässigkeit solcher Prüfungen kommen. „Kunst“, so Funke, „kann man nicht messen“.
Igor Oistrach äußerte sich nach vielen Jahren des gemeinsamen Musizierens: „Der Name Christian Funke wurde meiner Familie und mir schon vor langer Zeit bekannt - in Moskau, wo er einen Ruf als einer der wundervollsten ausländischen Geiger genoss - während er ein Student am Moskauer Staatlichen Tschaikowski-Konservatorium war. Er studierte in der Klasse des außerordentlichen Violinisten Igor Bezrodny, der seinerseits Nachfolger der großen Schule von A. I. Jampolsky war. Das hatte einen großen positiven Einfluss auf Christian Funke. Ich denke, dass die außerordentlichen Qualitäten von Christian Funke als Violinist und Leiter des Bachorchesters auf einer glücklichen Kombination von tiefer musikalischer Kultur, die er sich in Deutschland zu eigen gemacht hatte, und der brillanten russischen Geigenschule, die er in Moskau durchlief, beruhen. Für mich selbst ist es immer ein großes Vergnügen, mit einem solchen wundervollen Kollegen, wie es Christian Funke ist, Musik zu machen und zugleich in Kontakt zu kommen mit authentischen, tiefsten Traditionen der Interpretation der Musik von J. S. Bach - Traditionen, die bewahrt und entwickelt werden in LEIPZIG [Versalien im Original], der Stadt, in der Bach die meiste Zeit seines schöpferischen Lebens verbracht hat.
Igor Oistrach, Brussel, 23/VII/2002“
(englisch, handschriftlich)
Mit Igor Oistrach, Italien 2003, bei der Vorbereitung des Doppelkonzerts von Johann Sebastian Bach
Christian Funke hat mit Igor Oistrach im Laufe der Jahre sehr oft das Doppelkonzert für zwei Violinen, BWV 1043, gespielt. „David hatte bei Auftritten von Vater und Sohn immer nur die 2. Violine spielen ‚dürfen‘. Der Part ist natürlich dem der 1. Violine total ebenbürtig. Bei meinen gemeinsamen Konzerten mit Igor Oistrach wollte er allerdings auch immer, wie gewohnt, die 1. Geige spielen. Einmal sagte Igor nach einem Auftritt zu mir: ‚So wie du spielst muss ich immer an die gemeinsamen Konzerte mit meinem Vater denken‘. Ein größeres Kompliment als dieses aus dem Munde vom Sohn David Oistrachs kann man wohl kaum bekommen.“
Christian Funke und Igor Oistrach
Auf Igor Oistrach traf nie zu, was Christian Funke leider auch mit Geigern aus dieser Schule erlebte, nämlich eine gewisse Arroganz und Rücksichtslosigkeit der Kollegen ihm gegenüber bei gemeinsamen Auftritten. Woher dieses Verhalten rührt, ist schwer zu sagen. Wahrscheinlich hatte es vielfältige Gründe, zu denen durchaus ein Vorbehalt gegen Deutschland gehören konnte, immer noch als mögliche Kriegsfolge.