Читать книгу Hauptkommissar Langhoff - Ulrich Albaum Franz - Страница 5
Оглавление3 Am Tatort
Immer noch diskutierte Horst Schlüter mit dem Hauptkommissar auf dem Weg nach Bernau über das bekommene Material der dortigen Kollegen. Vor allem jenes fast unleserliche Schreiben, welches die gefunden hatten, sorgte dafür. Ein Erpresserschreiben oder nicht?
Hauptkommissar Langhoff wischte sich gerade, als sei er müde über die Augen und meinte: „Eine Frage steht für mich aber noch im Raum. Das Schreiben wurde so weit ich weiß, mit Tinte geschrieben, aber wer schreibt heute noch mit Tinte?“
„Wer? Na hör mal, “ warf Peter ein, „habt ihr mein Schreiben vom letzten Monat schon vergessen? Erinnere dich doch was ich da schrieb! Fast alle Opfer wurden mit Tinte bespritzt und Tage danach überfallen. Auch hab ich Euch von der Verhaftung eines der Gangmitglieder berichtet. Bei der Hausdurchsuchung fanden wir unter anderem auch mehrere Füllfederhalter sowie diverse Tintenpatronen. Kurz bevor ich mich nach Berlin versetzen ließ, habt ihr mir telefonisch mitgeteilt, auch bei euch hätte es in letzter Zeit solche Überfälle gegeben. Du sagtest Erhardt, im Prenzlauer Berg und Neu-Köln, seien die Opfer auch mit geöffneten Tintenpatronen bespritzt worden. Da kam mir doch erst der Gedanke, es könnte die gleiche Gang sein.“
„Mensch!“, entfuhr es Erhardt und schlug sich die Hand vor die Stirn. „Ich Blödmann, ist doch klar. Horst, ruf mal gleich Hofmeister an! Der soll sofort zum Gorinsee kommen, aber so schnell als möglich! Wir fahren auch gleich dort hin, hoffentlich find ich noch was, bevor es zu Regnen anfängt. Peter, fahr bitte gleich die nächste Abfahrt runter! Durch Schwanebeck in Richtung Buch, den weiteren Weg sag ich dir noch. Mach die blaue Funzel raus! Mann, hoffentlich ist’s nicht schon zu spät!“
Hauptkommissar Langhoff hatte aus dem Fenster gesehen und bemerkt, wie sich der Himmel immer mehr zuzog. Wenn es anfangen würde zu regnen, bevor sie den Tatort erreichten, wären wohl kaum noch Tintenspuren nachzuweisen. Und damit auch nicht die Beteiligung der jetzt auch von ihm vermuteten Motorradgang. Jetzt musste alles schnell gehen, sehr schnell!
Kommissar Höfft öffnete das Fenster und stellte das Blaulicht aufs Dach und schaltete das Horn ein. Mit lautem tatütata fegte der Wagen über die letzten Meter der Autobahn zur Abfahrt Schwanebeck. Die kurze Strecke in den Ort hatte man schnell erreicht und Peter bog dort in Richtung Buch links ab. Mit kaum verminderter Geschwindigkeit fegte der Benz über die Straße und Buch entgegen. Nur Horst Schlüter fühlte sich bei diesem Tempo auf der nicht allzu breiten Straße unwohl. „Erhardt, weist du was du da machst?“ warf Horst besorgt ein und sah den Gegenverkehr und die Straßenbäume an sich vorbei fliegen.
„Leider viel zu spät Horst! Aber überleg doch mal, du bist bei der Spurensicherung und kommst da nicht von selbst drauf? Na gute Nacht Deutschland und ihr Ganoven. Mann Horst, überleg doch mal! Das Schreiben ist mit Tinte geschrieben und lag unter dem Kopf der Toten …“ Auch wenn Horst etwas anderes meinte, gab er Erhardt, was dessen letzte Worte betraf, Recht. „Ah, jetzt verstehe ich was du meinst Erhardt“, unterbrach ihn Schlüter. „Wir müssen bevor es zu regen anfängt dort sein. Dann könnten wir eventuell noch weitere Tintenspuren sichern!“
„Genau, mein schlaues Kerlchen. Also reiß dich zusammen, Peter weiß schon was er macht!“
„Naja“ warf Peter ein, „was nützt es uns, wenn wir vor den hiesigen Kollegen am Gorinsee sind. Keiner von uns kennt weder den genauen Tatort noch den Fundort des Opfers, oder wisst ihr da mehr als ich? Zwar kenne ich den See nicht, kann mir aber vorstellen, dass der bestimmt auch nicht klein sein wird, oder?“
„Gnade denen wenn die noch nicht da sind!“ Hauptkommissar Langhoff war vor Eifer über seine plötzliche Idee gar nicht mehr zu bremsen. Peter sah sich um und griente ihn an: „Am liebsten würdest du dir wohl einen Düsentrieb in den Allerwertesten stecken, was?“
„Wirst schon sehen, dass ich Recht habe“, grollte Erhardt zurück. Als am Bahnhof Buch plötzlich ein Radfahrer vom Bürgersteig ohne hinzusehen auf die Straße fuhr, musste Peter ziemlich scharf bremsen. „Mensch pass doch auf Peter, anstatt dich ständig nach uns umzudrehen.“
Langhoff lehnte sich danach zurück und schloss die Augen, als wollte er jetzt seine Ruhe haben. Schon bald sah er nach vorn und rief Peter zu: „An der Ampel da vorn rechts in Richtung Hobrichtsfelde, von da aus ist’s nicht mehr so weit! Einzig, wir werden auf der schlechten Straße nicht mehr so schnell vorankommen.“
Peter fuhr mit Blaulicht und tatütata im Eiltempo am ehemaligen Krankenhaus Dr. Heim vorbei. Von da aus ging es auf der schlechten, engen Kopfstein Straße an brachliegende Felder vorbei. Kaum das man den Ort Hobrichtsfelde passiert hatte, stöhnte Peter plötzlich. Auf die Windschutzscheibe deutend, auf der sich Regentropfen abzeichneten, rief er enttäuscht: „Das darf doch nicht wahr sein!“
Langhoff sah Peter an, sah aus dem Fenster und wusste warum. Unwillkürlich rief er Peter zu: „Mensch Peter, gib Gas! Wenn das richtig anfängt zu regnen, war alles umsonst. Nur deswegen wollte ich plötzlich gleich zum See, bevor es anfängt zu regnen. Dann sind mögliche Spuren fort, vor allem eventuelle Tintenspuren!“
Horst, der ebenfalls aus dem Fenster sah, deutete nach vorn und meinte: „Ist wohl nichts mit Gas geben, ist ne ganz schöne Schafherde. Eh’ die weg ist, wird es wohl ein Weilchen dauern.“
„Na das hat uns noch gefehlt!“, stöhnte Langhoff und strich sich nervös übers Haar. Wütend murmelte er vor sich hin: „Hab ja schon immer gesagt, mit manchen Ganoven ist der Teufel im Bunde. Mach jetzt bloß das Horn aus Peter, ehe es hier noch ein richtiges durcheinander gibt!“ Doch die Hunde des Schäfers schafften sehr schnell wieder Ordnung und sie konnten langsam passieren. Peter lachte ironisch beim Vorbeifahren: „Gibt aber ne’ menge Hammelkoteletts.“
„Der denkt wohl auch nur ans Essen, was?“, lachte Kriminalobermeister Schlüter.
Langhoff sah Horst an und entgegnete ernsthaft: „Ist es ein Wunder? Was Richtiges haben wir ja heut noch nicht in den Bauch gekriegt. Oder hast du schon so richtig gefrühstückt?“ Zu Peter gewandt, der schmunzelnd den Wagen über die erneuerte Straße steuerte: „Seit wann ist die Straße hier asphaltiert?“
„Warst wohl schon lange nicht mehr hier?“, fragte Peter grinsend.
„Nee, über zwanzig Jahre wird es wohl schon her sein, als ich am Gorinsee baden war. Wenn ich es auch hier draußen schön fand, aber der Weg mit dem Fahrrad, war mir damals dann doch zu weit. Und nur wegen den Mädels, … ach lassen wir das.“ Was Erhardt damit meinet, wusste Horst Schlüter. Erhardts erste Liebe begann hier und zerbrach nach einigen Ehejahren, daher änderte Host das Thema.
„Nee nee, Erhardt. Ich bin erst vor ein paar Wochen von Buch kommend nach Schönow gefahren, aber da gab es diese asphaltierte Straße noch nicht.“
Wieder sah der Hauptkommissar nach vorn und rief Peter zu: „Da vorn musst du links abbiegen. Wenn ich mich nicht irre, geht nach knapp ein Kilometer, rechts ein Weg zum See und zum Parklatz rein. Hoffentlich sind auch die Kollegen aus Bernau schon da!“
Als müsse er jetzt nachdenken, lehnte sich der Hauptkommissar in die weichen Polster des Benz zurück und schloss die Augen.
„Kennst du dich hier aus?“, fragte Peter und sah den ruhenden Erhardt im Rückspiegel an.
„Naja, wie ich schon sagte, war vor langer Zeit zum Baden da, ist aber schon mindestens zwanzig Jahre her. Aber wart mal, fahr mal da vorn rechts rein, ich glaub wir sind da! Genau, da steht schon der Funkwagen der Kollegen aus Bernau, wenn ich mich nicht irre.“
Peter Höfft steuerte das Fahrzeug neben den Funkwagen auf dem sandigen unebenen Parkplatz. „Da ist aber keiner drin“, meinte er und stieg enttäuscht seine Jacke überziehend aus.
„Na, die werden schon am Fundort sein“, gab Langhoff lakonisch zurück und zog sich ebenfalls die Jacke über. „Dann haben wir aber die Brille auf, der See ist ja soweit ich weiß, nicht klein!“ Sie stiegen aus und zogen sich auch ihre Regenmäntel über. Verärgert das man den erwarteten Kollegen nicht sah, warf Erhardt die Tür zu und ging mit den Kollegen zum See. Plötzlich rief ihnen jemand zu: „Hallo, wo möchten Sie hin, suchen Sie jemand?“
„Wenn Sie Kommissar Hofmeister sind, dann suchen wir Sie!“ erwiderte Horst Schlüter.
„Der bin ich und Sie sind dann die Kollegen aus Berlin, richtig? Habe schon ein Weilchen auf Sie gewartet!“ Verdutzt sahen sich die Berliner Kommissare an, hatten sie doch erst vor knapp zwanzig Minuten den Kollegen angerufen.
Die Männer gingen aufeinander zu, - „Hauptkommissar Langhoff“, stellte der sich vor, der zufrieden war nicht auf den Kollegen warten zu müssen. Mit einer Handbewegung auf seine Kollegen weisend: „Das ist Herr Höfft, ein Kriminalkommissar aus Hamburg. Und der hier“, dabei deutete er mit der Hand auf seinen Kollegen Horst Schlüter, „ist unser Spezi, Kriminaloberkommissar Schlüter, Chef unsrer Spurensicherung.“
„Na wir beide kennen uns ja, wenn auch nur vom Telefon“, entgegnete der Bernauer Kollege und reichte Horst Schlüter die Hand.
„Sind Sie allein hier, Herr Kollege?“, fragte Langhoff verwundert, da er außer Kollegen Hofmeister niemand sehen konnte.
„Ja, warum fragen Sie? Die Ermittlungen hier wurden abgeschlossen, da alles Wichtige dokumentiert wurde“, war dessen Antwort.
„Da Sie hier, unweit des Ufers auf uns warten, war das hier der Fundort der Leiche?“
„Nein, dazu müssen wir noch etwas weiter um den See gehen. Kommen Sie bitte meine Herren!“
„Ist der Fundort der Leiche auch der Tatort? Das würde uns jetzt mehr interessieren.“
„Nein Kollege Langhoff, der Tatort liegt etwas tiefer im Wald. Wo möchten Sie zunächst hin?“
„Zum Tatort, und zwar sehr schnell, bevor der Regen noch stärker wird.“ Aber zu spät, denn plötzlich fegte ein scharfer Windzug über den See und peitschte den Regen über See und Wald. Schon nach kurzer Zeit stand der Weg um den See unter Wasser. Unschlüssig blieb der Bernauer Kollege stehen und fragte: „Wollen Sie jetzt weiter gehen, oder sollten wir besser im Wagen warten, bis der Regen nachlässt?“, dabei zog sich der Mann seine Jacke fest an den Körper.
„Also ich für meinen Teil bin schon pitschenass, mehr als eine Grippe kann ich mir nicht holen. Aber ich denke, es wird nur ein Schauer sein und gleich wieder aufhören. Schreckt jemand der Regen vom weiter gehen ab?“, fragte der Hauptkommissar und sah prüfend seine Kollegen an.
„Mich nicht Erhardt“, meinte Horst und sah Peter fragend an. Da der aber schon weiterlief, mussten die Anderen auf keine Antwort mehr warten und folgten ihm.
Unterdessen hatte der Regen tatsächlich etwas nachgelassen und man erreichte eine Stelle am See, an der der Bernauer Kollege stehen blieb. Vom Weg aus zeigte er den Kollegen, wo man die Leiche gefunden hatte: „Gut zweieinhalb Meter vor dem Ufer im Gras. Neben dem Gebüsch da, fanden wir sie.“
„So dicht am Weg, kaum zu glauben. Und da hat man auch des Schreiben von dem sie uns eine Kopie zukommen ließen, gefunden?“
„Ja, unter dem Kopf des Opfers, ich selbst habe es aufgehoben!“
Kriminalkommissar Peter Höfft wiegte nachdenklich mit dem Kopf und fragte: „Eigenartig, was könnte der Grund sein, warum man die junge Frau so dicht vor dem Ufer, nicht in den See warf?“
„Ich denke, dafür gibt es eine ganz simple Erklärung. Der Täter wurde wohl dabei gestört!“
„Möglich“, meinte Hauptkommissar Langhoff, „aber warum warf er die, so dicht vor dem Wasser da nicht hinein?“ Eigentlich wollte Erhardt so schnell als möglich den Tatort besichtigen, doch kam ihm plötzlich eine Idee. Da man gerade von dem gefundenen Zettel sprach, dachte er an Peters Vorschlag. Wenn er den mit dem was die Hamburger Kollegen hatten vergleichen könnte, und die Schrift der auf dem Brief ähnelte, gäbe es vielleicht einen Zusammenhang.
„Kollege Hofmeister, auch wenn ich mir den Tatort ansehen möchte, quält mich eine andere Frage. Habe Sie das Original des gefundenen Zettels bei sich?“
„Nein Kollege Langhoff, der ist im Labor. Wieso fragen Sie?“
„Mein Hamburger Kollege Höfft hatte unterwegs so eine Idee. Er glaubt an eine Motorradgang, die hier ihr Unwesen treibt und macht die für den Mord verantwortlich. Wenn er Recht hat, könnte man bei einem Schriftvergleich, den Kreis der Verdächtigen einengen.“
„Das leuchtet mir ein Herr Kollege Langhoff, haben Sie denn, Kollege Höfft, auch Vergleichsmaterial?“
„Ja, sollte ich mit meiner Vermutung Recht haben, dürften meine Hamburger Kollegen genügend Schriftproben gesammelt haben.“
„Gut Kollege Höfft, dann werde ich dafür sorgen, dass Sie das Original des Schreibens erhalten!“
„Dafür wären wir Ihnen sehr dankbar Kollege Hofmeister, wenn Sie möchten, erhalten sie das Original umgehend zurück.“
Etwas beruhigt widmete sich Erhardt den Fundort des Opfers unweit des Sees. So hatte er sich den nicht vorgestellt, wenn schon am See, warum wurde die Tote nicht darin versenkt? Dieser offenen Frage, den Fundort betreffend, musste er nachgehen, aber sein neuer Kollege kam ihm zuvor.
„Verzeihen Sie, Herr Kollege. Aber irgendwie ist Ihre Vermutung für mich nicht schlüssig“, meinte Peter Höfft. „Denn hätte der Täter sich beobachtet gefühlt, hätte der denjenigen doch nicht entkommen lassen. Der wäre doch zum Risiko für ihn geworden. Vielmehr hätte der den Störenfried gesucht und mundtot gemacht. Oder wurde noch eine weitere Leiche gefunden?“
„Nein Kollege Höfft, aber zum Teil könnten sie Recht haben. Denn da fällt mir noch eine Möglichkeit ein. Der Täter hat vielleicht wirklich wie Sie es glauben Kollege Höfft, jemand verfolgt. Vom Forstweg her hörte der Motorengeräusche, nicht wissend wer da kommen würde, verzichtete er auf eine weitere Verfolgung ...“
„… ließ sein Opfer am See liegen und rannte zu seinen Kumpels um die zu warnen“, vollendete Erhardt die Gedanken des Bernauer Kollegen. „Alle Achtung Herr Kollege, genauso wird es gewesen sein. Fragt sich nur, wer da störte. Sie sprachen von einem Forst- weg, kann das vielleicht auch der Förster gewesen sein?“
„Nein, Herr Kollege Langhoff. Der war bei unserer Tatort Besichtigung dabei und wurde auch befragt. Auch war der erst am späten Abend aus Leipzig zurück und scheidet somit dafür aus. Wir haben sein Alibi überprüft, es ist hieb und stichfest. Auch kennen wir den Mann als gewissenhaft und hilfreich.“
Hauptkommissar Langhoff hatte es eilig den Tatort zu besichtigen und bat, endlich weiterzugehen: „Prima, dann haben wir das jetzt auch geklärt. Aber wenn uns nicht auch noch die letzten Spuren verloren gehen sollen, müssen wir weiter!“
„Dann folgen Sie mir, meine Herren!“, forderte Kommissar Hofmeister auf. „Gut zehn Minuten müssen wir noch laufen.“
„Haben Sie am Tatort auch keine Wachen zurückgelassen?“, fragte Langhoff ärgerlich.
„Naja, die Absperrung und die Wachen haben wir vor circa einer Stunde abgezogen, da die Kollegen wo anders benötigt wurden. Da hier alles erledigt war, bestand ja auch kein Grund mehr die Gegend weiter abzusperren.“ Erhardt Langhoff nickte bestätigend und folgte seinem Kollegen. Der fragte wie beiläufig: „Was interessiert Sie denn an dem Fall, Kollege Langhoff?“
„Meine Antworte ist gleichzeitig eine Gegenfrage. Aus welchem Grund stellte Ihr Präsidium ein Amtshilfegesuch? Nur wegen der geringen Besetzung und dem Nummernschild?“
„Das war ein Grund, Kollege Langhoff. Aber auch ein anonymer Anrufer veranlasste uns dazu. Denn bei der Rückverfolgung des Anrufs, erfuhren wir von dem Provider dessen Adresse. Einem gewissen Herrn Bayer aus Berlin.“
„Interessante Neuigkeiten, davon stand aber in Ihrem Bericht nichts“, meinte der Hauptkommissar überrascht und blieb stehen.
„Das habe ich ja selbst erst wenige Minuten, bevor ich hier her fuhr erfahren. Unsere Kollegen haben da einiges herausgefunden, was Sie interessieren dürfte.“
„Danke Kollege Hofmeister, haben Sie den Mann vorgeladen?“
„Das wollten wir, jedoch erreichten wir den nicht mehr. Daher ebenfalls ein Grund Ihr Präsidium einzuschalten.“
„Ich werde alles Nötige veranlassen. Dürfte nicht schwer sein, den Mann zu finden, hoffe ich jedenfalls!“ Der Bernauer Kriminalkommissar sah das etwas anders und wiegte mit dem Kopf.
„Da gibt es bestimmt auch für Sie ein Problem, Herr Kollege Langhoff. Wie ich eben schon sagte, unsere Kollegen haben da einiges in der kurzen Zeit herausgefunden.“
Erhardt wollte den Kollegen unterbrechen, doch der berichtete weiter: „Auf Anfrage bei seiner Telefongesellschaft, welche wir herausfanden, hat der Herr sich dort abgemeldet. Als Begründung gab er an, wegen eines Arbeitsplatzes ins Ausland zu gehen.“
„Mist, aber bei der Arbeitslosigkeit und den geringen Verdienstmöglichkeiten gerade in unserer Region, zu verstehen.“
„Dafür haben auch wir Verständnis, Kollege Langhoff. Aber wie es für mich aussieht, scheinen Sie selbst auch ein Interesse an diesem Fall zu haben?“
Langhoff erklärte: „Als wir erfahren hatten, in diesem Fall seien Motorräder verwickelt, wurden wir hellhörig. Denn auch wir hatten in letzter Zeit mit einer Motorradgang Probleme. Daher würde uns der Tatort brennend interessieren. Möglich, dass es sich hier um die gleiche Gang handelt, welche meinem Hamburger Kollegen dort zu schaffen machte. Lasst uns daher an die Arbeit gehen, führen Sie uns bitte zum vermutlichen Tatort, der steht doch fest?“
„Ohne Zweifel, Kollegen“, die Berliner dabei prüfend ansehen, fragte Kommissar Hofmeister: „Was erhoffen Sie sich dort noch vorzufinden?“
„Ach Kollege, das ist doch einfach erklärt. Je mehr Augen etwas untersuchen, um so mehr kommt zum Vorschein“, gab Horst Schlüter mit einem Augenzwinkern zurück.
„Mag sein, aber auch wir verstehen unser Handwerk. Es wurde alles ob mittels Gipsabdruck oder Foto festgehalten!“
„Das will ich auch nicht bestreiten, Kollege Hofmeister. Ihr Team hat bestimmt gute Arbeit geleistet. Aber wenn wir den Täter finden wollen, darf nichts unversucht bleiben. Ich denke nur an den eigenartigen Brief. Apropos Brief, da beschäftigt mich schon seit unserer Herfahrt eine Frage. Einen Teil auf dem gefundenen Zettel haben sie uns schon erklärt. Aber das Foto, welches Sie uns übermittelten, ist genau wie der Zettel, verwischt. Wie erklären Sie sich das?“
„Ganz einfach Kollegen“, dabei musste Hofmeister salbst lachen. „da hab ich Mist gebaut. Nachdem die Bilder entwickelt waren, zeigte die mir mein Kollege, als ich nachdenklich am offenen Fester stand. In Gedanken versunken, legte ich das erste Foto auf dem Fensterbrett ab …“
„… das durch den Regen nass geworden war“, vollendete Erhardt.
„Genau, als ich etwas später in mein Büro zurückkam, waren alle Fotos fort und nur dieses eine lag noch da. Um keine Zeit zu verlieren, scannte ich das ein und übermittelte es Ihnen.“
„Und deswegen haben wir uns die Köpfe zerbrochen!“, lachte jetzt auch Horst Schlüter.
Nachdem auch das geklärt war, bat der Hauptkommissar jetzt den Tatort besichtigen zu dürfen. Kommissar Hofmeister verließ jetzt den Weg und bahnte sich einen Weg durch Sträucher in den Wald. Nach gut fünf Minuten erreichten sie eine Stelle, an der sich der Wald ein wenig lichtete. Zwischen Sträuchern gab es auch freie Stellen, an dem das Gras wie Unkraut wucherte. Hofmeister musste nichts sagen. So zerfahren wie das Gras und die Farnsträucher selbst jetzt noch waren, musste das hier der Tatort sein.
Dennoch äußerte Langhoff fragend und sah sich dabei um: „So wie das hier aussieht, befinden wir uns am Tatort, richtig?“
„Ja, hier ist alles niedergemacht. Aber außer Kradspuren fanden wir nur eine Fußspur, die der getöteten.“ Sich an den Mann der Berliner Spurensicherung wendend, fragte der Bernauer Kollege: „Wonach wollen Sie jetzt noch suchen, Kollege Schlüter? Alle verwertbaren Spuren wurden sicher gestellt und befinden sich bereits in der KTU.“
Ohne darauf zu antworten, ging Langhoff auf eine eigenartig aussehende Stelle zu an der Horst Schlüter etwas untersuchte. Während der Berliner Hauptkommissar seinem Kollegen zu sah, fragte er den Bernauer Kollegen: „Sieht wie eine Schleifspur aus, hat man die ebenfalls untersucht?“
Kommissar Hofmeister war überrascht unter dem nassen Gras den aufgewühlten Erdboden zusehen. Sich dicht über die Spur bückend, hatte Hofmeister die Erklärung: „Sehen Sie sich doch bitte einmal die Spur genau an, Kollege Schlüter. Für mich sieht es nach einem durchdrehenden Rad aus.“
Nachdem der Angesprochene einige weitere Gräser entfernt hatte, gab er Entwarnung: „Kollege Hofmeister hat Recht, das hier ist keine Schleifspur! Die nassen, niederliegenden Gräser täuschen. Hier muss jemand richtig Gas gegeben und dabei eine tiefe Rinne in den Boden gerissen haben. Sicher eine Kradspur, aber leider nicht verwertbar.“
„Also ist auch diese Frage geklärt“, meinte Erhardt Langhoff. „Fragt sich, wie das Mädel zum See kam. Denn gelaufen ist die bestimmt nicht mehr. Als die jemand dahin brachte, war die doch garantiert schon tot. Was sagen ihre Untersuchungen dazu?“
„So war es. Unsere Kollegen fanden auf dem Weg zum See einige tiefe Fußabdrücke, die alle einem einzigen Mann zugeordnet werden konnten. Einen Gipsabdruck haben wir davon gemacht“, berichtete jetzt Kommissar Hofmeister. Langhoff sah betroffen seine Kollegen an, so, als wollte er fragen ‚Verheimlichen die uns was? Warum kommt der erst jetzt damit raus? Hatte Hofmeister nicht gesagt, man habe nur die Spur der Ermordeten gefunden?‘ Nicht weiter darauf eingehend, beschäftigten Erhardt Langhoff immer noch eine Frage. Wenn ihre Vermutung über die nicht versenkte Leiche zutreffen würde, wer war der motorisierte Fahrer, der den Täter gestört hatte?
Als hätte Kommissar Hofmeister der selbe Gedanke beschäftigt, wandte der sich plötzlich wieder dem Hauptkommissar zu. Der sah den Kollegen auf sich zukommen und fragte: „Na Kollege Hofmeister,
Sie sehen so nachdenklich aus. Was beschäftigt Sie?“
„Ich überlege gerade, ob vielleicht ein Pilzsammler mit seinem Fahrzeug in den Wald gefahren ist und unseren Täter bei seiner Tat gestört hat? Denn hier kommt sonst niemand auf den Gedanken in den Wald zufahren, ist ja auch verboten.“
„So könnte es gewesen sein, oder ein Liebespärchen. Vielleicht könnte uns ein Presseaufruf da weiterhelfen.“
„Kann ich mir nicht vorstellen Herr Kollege. Dann würde der sich doch verraten, unbefugt in den Wald gefahren zu sein.“
„Und wenn Sie dem Straffreiheit garantieren? Schließlich haben wir es hier mit einem Kapitalverbrechen zu tun.“ Kommissar Hofmeister schüttelte leicht mit dem Kopf: „Wenn der erfährt worum es hier geht, wird derjenige sich nicht melden, da bin ich mir sicher. Erstens aus Furcht vor dem oder den Tätern und zweites eventuell davor, selbst beschuldigt zu werden.“
„Möglich Kollege Hofmeister, es macht Spaß mit Ihnen zusammenzuarbeiten. Sie sagten vorhin etwas von einem Forstweg, der am See vorbei in den Wald führt, von wo aus gelangt man auf diesen Weg? Könnten etwa die motorisierten Täter ebenfalls von da aus hierher gekommen sein?“
„Möglich Kollege Langhoff, bevor Sie von Schönwalde aus in diesen kleinen Ort fahren, führt links ein unbefestigter Weg, der Forstweg in den Wald. Da wir nur wenige Motorradspuren auf dem Parkplatz auf dem auch wir stehen fanden, sahen wir uns auch den Weg an.“
„Also glaubten Sie von Anfang an, dass der Fundort der Leiche, nicht der Tatort war?“
„Ja, Kollege Langhoff, es gab ja keinerlei Blutspuren dort. Aber eine weitere Frage sollte uns beschäftigen. Warum und wie wurde sie ausgerechnet hierher gebracht?“
„Richtig, zunächst muss aber geklärt werden, von wo die junge Frau ist und warum wurde sie getötet. War sie ein Badegast und wurde von den Männern vergewaltigt und danach getötet?“
„Na das mit dem Badegast können wir streichen, das wurde untersucht. Weder Haare noch Körper wiesen Spuren von Seewasser auf. Aber nach deren Kleidung, dem geschminkten Gesicht und die lackierten Finger und Fußnägel könnte die Frau aus dem Rotlichtmilieu stammen. Und für eine Vergewaltigung sprechen äußerlich keine bekannten Merkmale. Allerdings befanden sich viel Hämatome auf ihren Körper, welche von brutaler Gewalt Einwirkung stammen könnten.“
„Wenn das stimmen sollte“, meinte Peter Höfft, „hätten wir wenigstens einen Anhaltspunkt. Wurden denn auch davon Fotos gemacht?“
„Selbstverständlich Kollege Höfft, ich werde die Ihnen morgen zukommen lassen. Auch jene Bilder, welche einen Einschuss in die rechte Brust sowie ein Würgemal am Hals zeigen.“
„Ist denn, wenn ich das alles höre, die Todesursache bekannt?“, fragte Erhardt von dem Gehörten überrascht.
„Kurz bevor ich hierher fuhr, sagte man mir unter Vorbehalt, die Kopfwunde, welche Sie auch auf dem Ihnen zugesandten Foto erkennen konnten, ist höchstwahrscheinlich die Todesursache gewesen.“
Während Horst Schlüter und Peter Höfft sich jetzt nach weiteren Spuren umsahen, meinte Langhoff versonnen: „Von wo könnte die Frau gekommen sein? Kam sie mit den Motorradfahrern hier her und warum wurde sie dann getötet?“
„Diese Frage Herr Kollege, lässt sich wohl so schnell nicht klären. Vielleicht, wenn wir den Bericht aus dem gerichtsmedizinischen Institut haben.“
„Richtig, daher bleiben uns zunächst erst einmal nur die Spuren die Sie haben und jene, die wir vielleicht noch finden. Und ich werde mal sehen, ob ich den Weg der Kräder nach hier herausfinde. Nach dem Regen dürfte das gar nicht so einfach sein.“
„Das können Sie sich sparen, Kollege Langhoff. Eindeutig benutzten die Kradfahrer den Weg durch die Sträucher da drüben vom Forstweg in den Wald und zurück. Wenigstens vier Kradspuren konnten wir sichern. Unser Labor arbeitet noch an deren Auswertung.“
„Und vom Parkplatz führt keine Spur hierher?“
„Jedenfalls deutet nichts darauf hin, das jemand die Wege verließ und in den Wald fuhr. Zwar fanden wir einige Abdruck, aber die verlor sich kurz hinter dem offiziellen Badestrand.“
„Und wie viele waren es?“
„Drei, aber wie ich schon sagte, blieben die in der Nähe des Sees. Wenn sie möchten, können Sie sich die Gipsabdrücke bei uns ansehen.“
„Nicht nötig, Kollege Hofmeister. Da hab ich keinerlei Bedenken. Kamen alle Drei über den Parkplatz?“
„Kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, da die Spuren auf dem sandigen Weg schwer zuerkennen sind.“
Während seine Kollegen nach weiter Spuren am Tatort suchten, lief Erhardt den Weg zum Parkplatz aufmerksam ab. Nicht die geringste Spur durfte verloren gehen. Und wie richtig diese Entscheidung war, sollte sich auf dem Rückweg zeigen. Immer wieder war eine Reifenspur durch den Regen kaum noch erkennbar zu sehen. Scheinbar war da jemand bedacht darauf, keine Spuren zu hinterlassen und immer auf dem Grasboden gefahren. Doch gab es Stellen, an der derjenige durch Äste und Gebüsch gezwungen wurde, über den Weg auf die andere Seite zu wechseln. Und genau dort entdeckte der Hauptkommissar diese Spuren jetzt und fotografierte die mit dem Handy. Zurück bei den Kollegen, teilte er denen seine Vermutung mit.
„Ich sag euch was Männer, das wird keine leichte Nuss, die wir zu knacken haben! Die sind gerissen, um uns zu täuschen, haben die mehrere Spuren aus verschiedenen Richtungen gelegt.“ Erhardt zeigte die Aufnahmen auf seinem Handy und überraschte seinen Kollegen.
„Spuren, welche kaum zu sehen sind zu entdecken, zeigt Ihren Scharfsinn Herr Hauptkommissar. Es tut mir leid, dass wir die übersehen haben. Jedoch gilt es zu bedenken, immer wieder fahren Menschen, die zum Laufen zu faul sind mit ihren Krädern bis an den See und weiter auf der Suche nach einer ungestörten Stelle. Deswegen gab es schon einige Beschwerden.“
„Sie müssen sich nicht entschuldigen Herr Kollege, Sie haben gute Arbeit geleistet. Nur der Zufall kam mir zu Hilfe, als ich eine kleine Spur bei Ästen und Sträuchern fand, an der der oder die Kradfahrer den Rasen verlasen mussten.“
Während Hofmeister mit dem Hauptkommissar sprach, sah der Bernauer den Mann der Berliner Spusi am Boden etwas suchen. „Wonach suchen Sie Kollege“, unterbrach Hofmeister das Gespräch mit dem Hauptkommissar. „Haben Sie doch noch etwas gefunden?“
„Noch nicht, aber eventuell finde ich Tintenspuren, haben ihre Leute auch nach solchen Spuren gesucht?“, fragte Schlüter zurück.
„Nein, wieso auch? … Dafür gab es ja auch keinen Anlass, aber warum diese Frage? Haben Sie also doch neue Anhaltspunkte?“
„Hm, haben Sie sich eigentlich das Schreiben unter dem Kopf des Opfers mal genauer angesehen, Kollege Hofmeister? Sprachen wir nicht vor Kurzem über den mit Tinte geschriebenen Briefe?“
Da der Regen aufgehört hatte, zog Schlüter die Kopie des Briefs aus der Jackentasche und reichte ihn seinem Bernauer Kollegen. „Sehen Sie, auf der Rückseite des Schreibens ist kaum noch etwas zu lesen, alles verwischt und warum? Weil da mit Tinte geschrieben wurde! Gerade weil Sie das Original des Briefes haben, sollten Sie es doch bemerkt haben. Selbst auf Ihrer übersandten Kopie erkannten wir das, obwohl die nicht sonderlich gut war.“
„Haben wir ja auch, aber wer schreibt heute noch mit Tinte? Von Ihrer Gang und deren Gewohnheiten wussten wir doch nichts! Dennoch glaube ich sowie auch jetzt noch, dieses Stück Papier mit der kaum lesbaren Schrift darauf, hat nichts mit unserem Fall zutun.“ Die Berliner Kommissare blickten sich erstaunt an, hatte Hofmeister Ihnen das nicht schon bestätigt? Warum der Sinneswandel?
„Warum zweifeln sie jetzt plötzlich daran? Gerade da das Stück Papier wie Sie sagen, mit Tinte geschrieben wurde, ist für uns ein Indiz. Ich werde Ihnen den Grund für unsere Annahme erklären. Diese Gang, mit der wir es wahrscheinlich zu tun haben, hat so ihre Eigenart, sagen wir mal, ihr Erkennungszeichen. Jedes ihrer Opfer, ob ausgeraubt oder zusammengeschlagen, bespritzen die mit geöffneten Tintenpatronen. Daher mein Interesse, Tintenspuren zufinden!“
„Ah, jetzt verstehe ich Sie erst. Sollten Sie hier Spuren von Tinte finden, könnte das Ihre Annahme den Zettel betreffend, bestätigen.“
„So ungefähr, es wäre zumindest ein Anhaltspunkt. Und da in Berlin gerade so eine Gang ihr Unwesen treibt, könnte man in diese Richtung recherchieren“, meinte Hauptkommissar Langhoff.
„Dann stellt sich mir die Frage, warum wurde der Toten überhaupt dieser Brief unter dem Kopf gelegt?“
„An Zufall glauben wir auch nicht mehr, Herr Kollege. So wie ich Ihnen bereits erklärte, muss es da einen Zusammenhang geben. Nur welchen?“
„Dann hoffe ich für uns alle Kollegen, trotz Regen, noch verwertbare Spuren zu finden.“
„Was hat man eigentlich an Papieren bei dem Opfer am Tatort gefunden, gibt es Personalien oder so was?“
„Nein! Wie Sie schon wissen, fanden wir das Mädchen völlig nackt. Aber auch hier, am Tatort wurde nichts in dieser Hinsicht gefunden. Ihre Kleidungstücke fanden wir im Papierkorb am Parkplatz und konnten dem Opfer zugeordnet werden. Weder eine Uhr oder Schmuck hatte das Mädchen bei sich. Der einzige Anhaltspunkt den wir zurzeit haben, bezieht sich noch nicht mal auf die Tote, sondern eher auf den oder die mutmaßlichen Täter.“
„Sie meinen das Teil vom abgebrochenen Nummernschild? Ist es denn sicher, dass es von einem der mutmaßlichen Täter stammt?“ fragte Schlüter.
„Was ist schon sicher Herr Kollege? Leider ist nur ein kleiner länglicher Teil aus der Mitte des Nummernschildes ausgebrochen. Eines scheint aber sicher, es handelt sich um ein Berliner Kennzeichen.“
„Ich weiß“, bestätigte Langhoff, „Ihr Kollege war so freundlich es uns mitzuteilen. Nur haben wir keinerlei Vorstellung, wie groß das ausgebrochene Stück ist und warum ausgerechnet der stabilste Mittelteil ausbrechen konnte.“
„Eine gute Frage Kollege Langhoff, über der auch wir lange rätselten. Die einzige Erklärung für uns, ein loses Nummernschild. Beim durchfahren der Büsche verhakte es sich an einem Ast und verbog es und brach ab. Auch Rost könnte da eine Rolle gespielt haben, aber mehr dazu, wenn der Bericht aus der KTU vorliegt.“
„Es wäre eine Erklärung, aber für mich dennoch kaum vorstellbar Kollege“, meinte der Mann der Berliner Spusi und setzte seine Suche nach Spuren fort. Nur Erhardt Langhoff wollte sich mit der Erklärung nicht abfinden und suchte nicht vom Gras bedeckte Stelle auf. Mit einem kleinen Ast zeichnete Kommissar Hofmeister das ausgebrochene Stück für seinen Berliner Kollegen nach. „Aus irgendeinen Grund muss der obere Teil der Halterung abgerissen sein. Dadurch wurde der Buchstaben B bis auf dem unteren Teil herausgerissen. Auch wenn der untere Teil des Buchstabens nicht vollständig ist, ergibt es, da haben wir keinen Zweifel, nur ein B, oder?“
Der Hauptkommissar sah sich das Gekritzel am Boden an und wiegte grübelnd mit dem Kopf. „So wie Sie es hier aufgezeichnet haben, gebe ich Ihnen Recht. Es wäre aber schön, wenn Sie uns das Teil zukommen lassen würden. Natürlich bekommen sie es wieder zurück!“
„Kein Problem, das lässt sich machen. Schließlich sind wir alle daran interessiert, den oder die Mörder zufinden.“ In diesem Moment klingelte Hofmeisters Handy. In seine durchnässte Jacke greifend, nahm er es heraus und meldete sich: „Hofmeister, was gibt es? Hm, also so, wie wir es uns schon gedacht hatten. Danke für die Nachricht.“ Sich an den Hauptkommissar wendend, berichtete Kommissar Hofmeister als müsse er sich entschuldigen: „Unser Pathologe …“
„Das trifft sich gut“, unterbrach Erhardt in Gedanken vertieft, „vielleicht hat der eine Antwort auf meine Frage geliefert, die ich Ihnen Herr Kollege gerade stellen wollte?“
„Und die wäre?“
„Die Todesursache …“
„Wie mir unser Pathologe eben mitteilte, wurde die Frau erwürgt“, unterbrach jetzt der Bernauer den Berliner. „Zwar gab es heute Morgen schon bei der Besichtigung ein Anzeichen dafür. Da aber auch die Kopfverletzung sehr stark war und zudem auch einen Lungendurchschuss entdeckt wurde, musste ich noch warten. Jetzt haben wir es amtlich, die Frau wurde erwürgt. Der ebenfalls tödliche Schuss erfolgte wohl sicherheitshalber nachträglich. Einzig die Wund am Kopf war nicht für deren Tot verantwortlich.“
„Schön, dann sind wir wieder einen Schritt weiter. Nur was hat den oder die Täter zu solch grausamen Handeln veranlasst? Wenn die Kopfwunde nicht tödlich war, wodurch kam die zu Stande?“ Ohne Worte gingen beide wieder an die Arbeit und durchkämmten mit den Kollegen jeden Busch und jeden Grashalm.
Spurensicherungschef Schlüter beugte sich plötzlich, untersuchte einen tiefen Abdruck am Boden. Vorsichtig hob er einen kleinen Zweig auf, öffnete seine kleine Arbeitstasche und entnahm ihr eine Pinzette. Mit ihr hob er etwas auf und beförderte es in ein kleines Plastetütchen. Vorwurfsvoll sah Horst Schlüter dabei den Bernauer Kollegen Hofmeister an.
„War das hier der Fundort vom abgebrochenen Nummernschild? Haben Sie hier nicht weiter gesucht?“, fragte er den. Hofmeister antwortete etwas verwirrt: „Ja, hier haben wir das abgebrochene Teil gefunden und anschließend die ganze Gegend hier durchkämmt. Aber was haben Sie jetzt noch gefunden?“, verblüfft sah der Bernauer auf die Tüte, in die der Chef der Berliner Spurensicherung etwas mit der Pinzette hineintat.
„Ein Paar lange Haare!“, entgegnete Schlüter vorwurfsvoll und war sichtlich verärgert. Langhoff ging zu dem Mann der Spurensicherung und nahm ihm die Tüte aus der Hand. „Donnerwetter, wenn die vom Täter stammen, habt ihr aber wirklich etwas übersehen!“, meinte Erhardt verärgert und hätte sich am liebsten anders ausgedrückt.
„Das könnte uns ein ganz schönes Stück nach vorn bringen. Mal sehen, was die bei uns im Labor dazu sagen. Von der Ermordeten sind die bestimmt nicht. Wenn ich richtig informiert bin, hatte die Frau brünette Haare! Diese hier sind aber schwarz und könnten vom Täter sein.“ Irgendwie ärgerte der Tonfall der Berliner Kommissar Hofmeister. Denn auch er verstand nicht, warum seine Männer von der Spurensicherung diese Haare nicht gefunden hatten. Er hatte sich ja nichts vorzuwerfen, aber das ausgerechnet der Mann von der Berliner Spurensicherung die fand, wurmte ihn sehr.
Erhardt hatte bemerkt das er seinen Bernauer Kollegen, der für ihn so vieles richtig machte, verärgert hatte und änderte seinen Ton. „Äh, ne’ andre Frage Kollege, weiß man den ungefähren Zeitpunkt, wann der Tod eingetreten ist?“
Immer noch etwas verärgert, antwortete der Gefragte: „Der Arzt wollte sich noch nicht festlegen. Er geht aber davon aus, zum Zeitpunkt des Fundes, also heute Früh gegen Siebenuhrfünfzig, war die Frau circa acht bis zehn Stunden Tod. Näheres erhoffen wir vom Bericht des Pathologen in der Gerichtsmedizin.“
„Hm, … das würde heißen, sie ist gestern Abend zwischen zehn und null Uhr, plus minus des üblichen Richtwertes ermordet worden.“ Nachdenklich rieb sich Langhoff die Augen. „Solange soll das schon her sein?“
„Ja“, erklärte Hofmeister, „unsere Experten haben den Zeitpunkt berechnet, an dem die Gräser ungefähr niedergefahren wurden!“
„Hm, man müsste jemand finden, der irgendeine Beobachtung gemacht hat. Aber der See ist, bis auf das kleine Örtchen sehr abgelegen. Ob da jemand die Kräder, zumal die scheinbar auf unterschiedliche Wegen hier her kamen, bemerkt hat? Ich denke bei dem Wetter der letzten Tage, besteht kaum Hoffnung jemand zu finden, der in dieser kalten Nacht unterwegs war.“
„Es stimmt Kollege Langhoff, die letzte Nacht war sehr kalt für diese Jahreszeit. Aber ausgerechnet gestern war es trocken und sehr warm. Aber wie Sie schon sagten, Tage zuvor hatte es auch hier nur geschüttet.“
„Wenn wir Glück haben, sind ein paar Dauercamper hier geblieben“, meinte Peter Höfft. „Oder wir finden einen Angler, der in den letzten Tagen etwas beobachtet hat. Ein Aufruf in der Presse nach Zeugen, die möglicherweise in den letzten Tagen mit ihren Fahrzeugen vorbei fuhren. Sie könnten eventuell die Motorräder gesehen haben, wie die von der Straße zum See und umgekehrt gefahren sind. Irgendjemand muss doch was gesehen haben!“
„Bisher leider nicht, selbst die Häuser in dieser Gegend haben wir schon durchkämmt. Kein Anwohner will etwas gesehen oder gehört haben und Dauercamper, die können Sie vergessen. Das war unser erster Weg, leider scheinen die Wohnwagen zurzeit unbewohnt.“
„Danke Kollege Hofmeister, aber so etwas kennen wir ja schon. Da ist soviel Desinteresse, vielleicht auch Angst. Doch würde ich Sie bitten, in den nächsten Tagen dort noch einmal nachzufragen.“ Zu Horst Schlüter gewandt, der immer noch den Tatort inspizierte: „Hast du noch mehr entdeckt? Suche bitte auch nach eventuellen Tintenresten und Blutspuren die auch noch wo anders sein könnten.“
„Bin doch schon dabei Erhardt. Was glaubst du, was ich hier gerade mache. …“, nach einer kleinen Denkpause, meinet Horst: „Die haben sich hier ja wie die Vandalen benommen. Da ist alles niedergefahren und zertrampelt. Es ist nicht auszumachen, wie viele es waren! Ein Glück Kollege Hofmeister, dass ihre Leute so einiges von außen klären konnten.“
„War wohl so beabsichtigt Horst“, bemerkte Erhardt Langhoff.
„Du meinst, damit wir nicht die richtige Spur finden? Da kennen die mich aber schlecht!“, grinste Horst zurück und blies sich den wieder einsetzenden Regen von den Lippen. „Aber wirklich, auch wenn vieles zerfahren ist, Fußabdrücke sind tatsächlich nicht auszumachen.“
„Genau wie es Kollege Hofmeister schon sagte. Wundert mich daher auch nicht“, bestätigte der Hauptkommissar.
„Wieso, zweifelten Sie an meinen Worten? Vergessen Sie nicht, auch unsere Leute verstehen ihr Handwerk! Schade nur, dass wir die Haare nicht entdeckt haben, sonst wüssten wir vielleicht schon mehr.“
„Das lieber Kollege, wollte ich nie anzweifeln! Aber wie Sie sahen, gibt es den fehlerfreien Menschen nicht. Auch wir machen Fehler, manchmal mehr als uns lieb ist! Daher wäre eine vertrauensvolle Zusammenarbeit auf beiden Seiten wünschenswert.“
„Das meine ich auch Herr Kollege! Konzentrieren wir uns doch lieber auf unsere Arbeit!“ Erhardt Langhoff sah es zwar auch so, doch immer noch beschlich ihn das Gefühl, dass Kommissar Hofmeister nicht mit offenen Karten spielte. Aber diesen Verdacht sprach Erhardt nicht aus. Stattdessen fragte er: „Wie die hier herkamen, wissen wir inzwischen. Konnten Sie noch andere, verräterische Spuren ausmachen?“
„Nein, weder eine Spur davon das die irgendwo vorher angehalten haben, noch weggeworfenen Gegenstände, nichts. Keinen Zigaretten oder Zigarrenstummel, nichts was deren Spuren verraten hätte. Die mussten diese Stelle genau gekannt haben, sonst wären die wohl kaum bis hierher durchgefahren.“
Hauptkommissar Langhoff rieb sich am Kinn. Immer ein Zeichen, dass er mit irgendetwas nicht einverstanden war. Daher fragte er den Bernauer Kollegen: „Wenn es stimmt, dann haben wir schon wider einen Anhaltspunkt! Dann müsste irgendein Badegast, Wanderer oder Camper in den letzten Tagen einen oder mehrere Kradfahrer gesehen haben. Ich denke genau wie Sie, die Kerle haben sich zuvor genau diese Stelle ausgesucht. Konnte denn der Förster keine näheren Angaben, was die Kräder betrifft, machen?“
„Leider nicht!“, erwiderte jener. „Genau wie Sie, glaube ich nicht, dass die diese Stelle aus Zufall gefunden haben.“ Sich an seinem zugereisten Hamburger Kollegen wendend, meinte Erhardt Langhoff: „Peter, wenn wir hier fertig sind, werden wir beide einmal bei den Wohnwagen nachsehen. Vielleicht ist jetzt jemand da und hat etwas Auffälliges bemerkt.“
Der aber sah seinen neuen Chef missmutig an: „Bei dem Sauwetter und meinem Hunger? Können wir das nicht auf morgen verschieben? Selbst die Bernauer Kollegen trafen heute morgen niemand an. Warum glaubst du Erhardt, wir könnten jetzt jemand da antreffen?“
„Und wenn es morgen auch regnet? Nein, folge immer dem Grundsatz, was du heute kannst besorgen, verschiebe nicht auf morgen! Auch möchte ich nichts versäumen, darum will ich sicherheitshalber noch mal zu den Wohnwagen.“
Peter musste jetzt doch lachen und entgegnete: „Mein Bauch ist leer ich hungre sehr und morgen auch noch.“
Auch Horst Schlüter musste jetzt lachen: „Der hat wirklich nur das Essen im Sinn!“ Eigentlich hätte er lieber das Wort Essen mit Fr begonnen, unterließ es dann aber.
Kommissar Hofmeister hatte es plötzlich eilig und wollte den Ort verlassen. „Ja, eigentlich sind wir hier jetzt fertig und könnten wieder zurückfahren ...“, er unterbrach sich, da Kriminalobermeister Schlüter sich plötzlich hinkniete. Vorsichtig richtete Horst das nasse Gras inmitten der Lichtung auf und rief: „Erhardt, sieh dir doch mal bitte das an!“
Der Hauptkommissar näherte sich gespannt dem Mann der Spurensicherung und schaute zu Boden. Horst Schlüter hob etwas Gras und einige niederen Äste eines Strauches an und meinte: „Komm, bück dich mal, Erhardt!“ Horst zog vorsichtig die Gräser mit einer Hand hoch und schob einige Äste eines danebenstehenden Strauchs beiseite. Dann griff er zu seiner Kamera, die um seinen Hals hing und machte einige Bilder davon.
„Donnerwetter!“, entfuhr es dem Hauptkommissar. Entgeistert blickte er auf eine Blutlache, die plötzlich sichtbar wurde. „Da bin ich doch auch schon vorbeigelaufen, die aber hab ich auch nicht gesehen!“, entfuhr es dem verblüfft hinsehenden Hauptkommissar.
„Kein Wunder!“ Horst sah den erstaunten Blick seines Freundes. „Auch ich bin hier schon vorbei gelaufen, dabei entdeckte ich ja die Stelle, an der das Nummernschild abgebrochen war. Aber jetzt, wo der Regen alles durchnässt hat, wurde auch das schon getrocknete, unter den Gräsern befindliche Blut wieder flüssig und verteilte sich. Deshalb lief es unter den Gräsern hervor. Ich konnte beim Vorbeigehen zwar nur etwas leicht rotes auf einem Grashalm sehen. Aber beim Aufrichten der Gräser, na ja, das siehst du nun selbst, Erhardt.“
Der Hauptkommissar grübelte nicht lange. „Das heißt, - man mich gruselt, wenn ich an diese Brutalität denke. Die Wunde am Kopf stammt dann mit ziemlicher Sicherheit vom abgebrochenen Nummernschild!“ Angewidert sah der Hauptkommissar sich um. Eigentlich stand ja die Todesursache fest, aber wie kam es zu dieser Wunde am Kopf, lebte die Frau da noch?
Da Erhardt wie immer seine Gedanken laut aussprach, erwiderte Hofmeister: „Nach der Spurenlage, könnte die Frau auch auf dem Motorrad gesessen sein und aus welchem Grund auch immer, herab gefallen sein.“
„Das wäre eine Möglichkeit, Kollege Hofmeister. Der Fahrer hat wahrscheinlich stark beschleunigt, wodurch dann auch die tiefe Spur zu erklären wäre und die Frau ist dadurch herabgefallen.“
„Das kann eigentlich, so nicht gewesen sein, auch wenn ich glaube, es sei so wie du sagst Horst “, entgegnete Peter. „Niemals wäre die Frau dann von dem Nummernschild erwischt worden. Wenn ich hier die vielen Kradspuren sehe, glaube ich eher, einer von denen fuhr dahinter und als die Frau vom Krad fiel, konnte der dann nicht mehr rechtzeitig ausweichen …“
„… und erwischte die Frau noch mit seinem Nummernschild am Kopf“, ergänzte Erhardt Langhoff.
„Richtig“, meinte jetzt auch der Mann der Spusi, Horst Schlüter und ärgerte sich. „Warum kam ich nicht auf den Gedanken?“
„Das nutzte danach jemand aus und erdrosselte die schwer verletzte, da man die eh töten wollte“, ergänzte Kommissar Hofmeister.
„Ja Herr Kollege, so kann es gewesen sein. Und so wird auch unsere Vermutung für die Kopfwunde bestätigt.“
„So kommt Puzzle für Puzzle zusammen und irgendwann werden wir auch das fertige Bild vor Augen haben“, bestätigte auch der Bernauer Kollege.
„Verzeihen Sie mir bitte Kollege, nichts gegen Ihre Kollegen, auch die haben einen tollen Job gemacht. Aber wie Sie selbst sehen, haben wir mit Kollegen Schlüter einen Mann, der nicht zu ersetzen ist. Wir sollten alle froh sein, dass der diese Blutlache noch entdeckte.“
„Das mag sein Kollege Langhoff, aber was hilft uns diese Erkenntnis? Bestätigt sie uns nicht das, was wir eh schon wissen?“, versöhnlich reichte er dem Berliner Kollegen die Hand, in die der auch einschlug.
„So sehe ich es auch Herr Kollege“, bestätigte Erhardt.
„Haben Sie sonst noch Fragen? Wenn nicht, würde ich gerne wieder zurückfahren. Es wartet noch eine Menge Arbeit auf mich.“
„Nein, keine weiteren Fragen Kollege Hofmeister, aber ich hoffe, wir bleiben in Verbindung. Wir für unseren Teil werden hier noch einige Zeit verbleiben. Möglich, noch jemanden zu finden, der etwas gesehen hat. Danke für die aufschlussreiche Zusammenarbeit!“
„Ach noch eins“, wollte der Mann der Spurensicherung wissen, „wir haben noch keine Blutprobe von unserem Opfer. Könnten Sie uns da weiter helfen?“
„Ja“, pflichtete Erhardt seinem Kollegen bei. „Interessant wäre ein Genvergleich mit schon gespeichertem Material. Aber auch das abgebrochene Teil vom Nummernschild hätte ich gerne. Leihweise, versteht sich!“
„Kein Problem Kollegen, ich habe Sie verstanden! Selbstverständlich bleiben wir auch weiter hin in Kontakt! Ich schicke Ihnen morgen jemand, der Ihnen die gewünschten Sachen überbringt. Uns ist doch auch daran gelegen, den Fall so schnell als möglich aufzuklären. Wird aber, was die Suche nach den Tätern sowie die Identität des Opfers betrifft, die Suche nach der berühmten Nadel im Heuhaufen sein.“
„Das ist wohl richtig, aber hoffentlich nicht hoffnungslos. Als Erstes müssen wir die Vermisstenanzeigen studieren. Naja, stürzen wir uns mal rein ins Gewühl! Ja Kollege Hofmeister, wir bedanken uns sehr für Ihre Unterstützung sowie Ihre Zusage, uns weiterhin in diesem Fall zu helfen. Bitte, ich wäre Ihnen sehr verbunden Herr Kollege, wenn Sie uns kurzzeitig das Original des Zettels sowie die von Ihnen gemachten Bilder zusenden würden. Die Zusammenarbeit mit Ihnen war konstruktiv, danke. Ich wünsche Ihnen viel Glück und noch einen schönen Tag!“
„Wäre der Mord nicht, hätte es vielleicht noch ein schöner Tag werden können, aber so und bei dem Regen?“ Dabei lächelte der Bernauer Kollege zweideutig und ging zu seinem Fahrzeug. Fachsimpelnd schlenderten die Berliner durchnässt, jetzt auch zu ihren Fahrzeugen. „Soll ich zurück auch wieder fahren?“, fragte Peter.
„Ja sei so lieb, dann fahren wir aber etwas anders.“ Aber plötzlich änderte der Hauptkommissar seinen Plan: „Bevor wir losfahren, sollten wir uns hier nochmal umsehen. Vielleicht finden wir einen Angler, Spaziergänger oder sonst jemanden, der in den letzten Tagen hier war und irgendetwas beobachtet hat. Ich will hier nicht weg, ohne etwas Handfestes zu haben. Irgendjemand muss doch Motorradfahrer so oft wie die hier gewesen sein mussten, zumindest deren Kräder gesehen haben. Ohne Ortskenntnis hätten die hier nicht so einfach bis zum Tatort durchfahren können. Die mussten diese Stelle genau erkundet haben!“
„Ja schon, aber was willst du bei dem Wetter erreichen und wo willst du hin?“, fragte Horst Schlüter nicht gerade begeistert.
„Zuerst nehmen wir uns die Camper vor, … falls bei dem Sauwetter doch noch jemand da ist. Das wirst du Horst übernehmen, kann sein, dass einer gerade beim Bäcker war als die Bernauer Kollegen hier waren. Ich werde mir mit Peter mal den Strand sowie die nähere Umgebung ansehen. Vielleicht haben wir doch noch Glück und finden jemand, der uns weiterhilft.“
„Prima Gedanke, bei dem Sauwetter Spaziergänger mit aufgespannten Regenschirmen“, feixte Peter.
„Na und, einen Versuch ist es doch allemal wert!“, pflichtete Horst Schlüter seinem Freund und Hauptkommissar bei.
Aber Peter fragte verärgert: „Sagtest du nicht Erhardt vor ein paar Minuten noch, wir beide sollten uns das Camperlager ansehen?“
„Ja, hab meinen Plan eben geändert, Horst wird das übernehmen!“
„Also gut, versuchen wir unser Glück. Hat mal jemand auf die Uhr geschaut? Gleich halb drei! Wird Zeit, dass mein Magen ein Spanferkel vorgesetzt bekommt, bevor der noch anfängt wütend zu knurren.“ Peter Höfft zeigte auf seinen Bauch. „Der hat heute noch nichts bekommen.“
„Sage ich doch, der hat nur das Essen im Kopf. Sieh zu, dass wir hier fertig werden! Umso schneller kannst du dem da Nachschlag geben“, grinste Horst auf Peters Bauch deutend, drehte sich um und verschwand in Richtung der Wohnwagen. Horst Schlüter schlug allein den Weg dahin ein, während Erhardt Langhoff und sein Hamburger Kollege das Ufer absuchten. Vielleicht hatten sie ja doch Glück und begegneten einem Angler, der sich trotz des Wetters am Wasser aufhielt.
Jedoch am Strand angekommen, war dieser menschenleer. „Hab ich mir doch gleich gedacht! Wer ist den schon so verrückt, bei diesem Wetter baden oder angeln zu gehen. Da scheucht man ja noch nicht einmal einen Hund auf die Straße!“, resignierte Peter.
„Naja, einen Versuch war es Wert. Jetzt aber schnell zurück zum Wagen. Mach’ dann aber gleich die Heizung an, sonst krieg ich noch Frostbeulen“, entgegnete Langhoff zitternd vor Kälte. Seinen Kragen dicht an sein Kinn ziehend machte er dennoch den Vorschlag: „Wir sollten die letzten paar Meter getrennte Wege zum Auto gehen, vielleicht haben wir doch noch Glück und entdecken etwas! Du den Weg, ich den Trampelpfad da drüben!“