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Kapitel 4

Warum schmälert Inflation den Ertrag einer Anlage?


… die Inflation den jährlichen Zinsertrag für Spareinlagen in der Vergangenheit nahezu ganz aufgezehrt hat?

Was versteht man eigentlich unter Inflation? Inflation ist nichts anderes als die Preissteigerung von Gütern. Historisch gesehen lag die jährliche Inflation in Deutschland bei rund 2,5 %. Seit dem Jahrtausendwechsel ist die jährliche Inflation auf knapp 1,5 % gefallen. Dies bedeutet, dass der Preis eines Produktes im Laufe eines Jahres um 1,5 % teurer geworden ist. Oder: man musste am Ende des Jahres einen größeren Betrag aufwenden, um das gleiche Produkt kaufen zu können. Ein Produkt, das am Jahresanfang 100 Euro gekostet hat, kostete am Ende eines Jahres 101,50 Euro. Umgekehrt waren die 100 Euro am Ende des Jahres nicht mehr 100 Euro, sondern nur noch 98,50 Euro wert. Unter Inflation wird die Geldentwertung, also das Absinken der Kaufkraft bezeichnet. Dies macht sich für den Verbraucher durch den Preisanstieg der Produkte bemerkbar.

Grundsätzlich ist eine moderate Inflation für die Wirtschaftsentwicklung gut und auch gewollt. Inflation kurbelt die Konjunktur an. Warum? Wenn man sich beispielsweise ein Fahrrad kaufen möchte und weiß, dass dieses Fahrrad in einem Jahr teurer ist als heute, dann wird man das Fahrrad lieber heute als morgen kaufen. Inflation regt also die Kaufbereitschaft und somit die Nachfrage an. Ähnliche Effekte kann man z. B. bei Mehrwertsteuererhöhungen oder -senkungen, wie in den Jahren 2020 und 2021, beobachten. Konsumenten machen ihre Kaufentscheidung unter anderem davon abhängig, wie sie die Preise in der Zukunft einschätzen.

Während Inflationsraten um die zwei Prozent die Wirtschaftsentwicklung positiv beeinflussen, sind zu hohe Inflationsraten schädlich bzw. würgen eine positive Wirtschaftsentwicklung geradezu ab. Um negative Auswirkungen der Inflation auf die Konjunktur zu vermeiden, hat sich die Europäische Zentralbank (EZB) zum Ziel gesetzt, die Inflationsrate nah bei zwei Prozent zu halten bzw. dahin zu steuern. Alle zins- und konjunkturpolitischen Entscheidungen richtet die EZB deshalb an dieser Zielsetzung aus. Wie stark Geld an Kaufkraft, insbesondere über einen langen Zeitraum, verliert, zeigt die nachfolgende Grafik.


Die Inflation führt zu einer Reduzierung der Kaufkraft. Eine Geldanlage sollte deshalb diesen Kaufkraftverlust zumindest ausgleichen. Ansonsten führt die Inflation dazu, dass trotz Sparens die Kaufkraft verloren geht. Ganz konkret: Eine Anlage von 1.000 Euro musste nach 50 Jahren einen Ertrag von 2.356,60 Euro erwirtschaften, damit am Ende die ursprüngliche Kaufkraft erhalten blieb. 2020 musste also ein Vermögen von 3.356,60 Euro zur Verfügung stehen. Erst ab einem Ertrag von 2.356,60 Euro konnte Vermögen überhaupt aufgebaut oder vermehrt werden.

Seit 1970 war die jährliche Inflation sogar oft höher als die vereinnahmten Zinsen für Spareinlagen. Dies führte dazu, dass die Realverzinsung, d. h. die tatsächliche Verzinsung nach Kaufkrafterhalt, negativ war. Die Verzinsung bei einer Geldanlage vor Inflation nennt man nominale Verzinsung. Wichtig ist aber der Ertrag nach Inflation, die reale Verzinsung einer Anlage.


Bei einer durchschnittlichen Verzinsung der Spareinlagen seit 1970 von 2,4 % p.a. war es bei einer jährlichen Inflationsrate von rund 2,6 % nicht möglich, die Kaufkraft zu erhalten, geschweige denn ein Vermögen aufzubauen. Nicht viel anders sah es in den letzten 30 Jahren aus. Zwar fiel die Inflationsrate auf ein Niveau von 1,7 % pro Jahr. Allerdings sind die Zinsen ebenfalls auf knapp 1,6 % pro Jahr zurück gegangen.


Um die Inflation zu verdienen, musste sich eine Anlage nach 20 Jahren mindestens verdoppeln. Erst dann konnte der Kaufkraftverlust von über 50 % ausgeglichen werden. Das Ziel ist aber nicht Kaufkrafterhalt, sondern die Vermehrung des Vermögens. Insofern ist eine Anlage notwendig, die deutlich mehr Ertrag abwirft als die reine Inflation. Nur dann kann auch tatsächlich Vermögen gebildet werden.

Deutlich freundlicher stellt sich die Entwicklung bei einer Aktienanlage dar. Diese erreichte im gleichen Zeitraum durchschnittliche Erträge von über 8 % pro Jahr. Nicht nur die Inflation konnte hier mehr als ausgeglichen werden. Es konnte zusätzlich ein ansehnliches Vermögen aufgebaut werden. Wie hat sich eine Anlage in deutschen Aktien von 1.000 Euro vor und nach Inflation entwickelt?


Betrachten wir verschiedene Anlageformen seit 1990, so kann man feststellen, dass über die Aktienanlage im Gegensatz zu einer Zinsanlage trotz zum Teil hoher jährlicher Schwankungen die Kaufkraft erhalten und zusätzlich ein ansehnliches Vermögen aufgebaut werden konnte.


Die Aktienanlage war die letzten 30 Jahre mit Abstand die renditestärkste Anlage. Allerdings zeigt die Tabelle auch, dass der Ertrag durch die Inflation deutlich geschmälert wurde. Die Inflation hat den Ertrag um fast die Hälfte „aufgefressen“. Im Gegensatz zu 8.821 Euro konnten nach Abzug der Inflation aber immer noch 4.905 Euro erzielt werden. Bei beiden Zinsanlagen wurde, wenn überhaupt, eine sehr magere Rendite erzielt.

Nach deutschem Steuerrecht sind Kapitaleinkünfte zu versteuern. Da sich die steuerliche Behandlung im Zeitablauf ändern kann und sich nach dem individuellen Umfeld des Anlegers richtet, wurde dieser Aspekt in den Ausführungen nicht berücksichtigt.


Bankguthaben, die von deutschen Anlegern präferiert werden, schafften es in der Vergangenheit über lange Zeiträume unter Berücksichtigung von Inflation und Steuerbelastung nicht, die Kaufkraft des Geldes zu erhalten. Es konnte kein Vermögen nachhaltig aufgebaut werden. Nur über eine ertragsstarke Anlage kann langfristig ein Altersvermögen angespart werden. Eine Anlage in Aktien spielt hierbei eine bedeutende Rolle. Kurzfristige Schwankungen können dabei vernachlässigt werden.


Finanziell sorgenfrei im Alter

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