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Buchenau, Stefan: Die Flucht

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Das Fazit des Klappentextes führte mich in die Irre:

„Die Unfähigkeit des Großstädters sich anzupassen wird ihm schließlich zum Verhängnis ... und ein Schicksal, in dem sich die Unvereinbarkeit zweier Welten widerspiegelt.“ So war ich angenehm überrascht, als ich die letzte Seite der Erzählung des Stefan Buchenau „verschlungen“ hatte. Tatsächlich stammt der Held dieser Erzählung aus der Großstadt schlechthin, aus New York. Patrick Conolly ist in der Bronx aufgewachsen und verdient sich sein Geld durch Fahren von Fluchtwagen oder Umrüsten gestohlener Autos. Zuletzt geht ein Coup schief, aber ihm wird noch Geld fürs Untertauchen geschickt. Er muß weit weg. Patricks Urgroßvater war Ire, also dann – auf nach Irland. Aber nicht Dublin, sondern Shannon Airport an der Westküste ist sein Ziel. Es ist näher an Amerika. Diese Situation wird ohne ein Wort zuviel in nicht ganz zehn Seiten auf den Punkt gebracht, ab dem die eigentliche Flucht sichtbar gemacht werden soll. Buchenau läßt seinen Helden und den/die Leser/in konsequenterweise nie ganz vergessen, daß die Fahndungsblätter der NY-Polizei auch die vergleichsweise einsame Insel erreichen könnten, aber diese Angst verblaßt zu einem unterschwelligen Gefühl, das einem anderen Platz machen muß, einem Gefühl, das noch bedrohlicher scheint, da es noch mehr das Dasein Patricks in Frage stellt. Wer sich schon als Urlauber von Irland beeindrucken ließ, darf noch einmal in Erinnerungen schwelgen. Buchenau hat offensichtlich gut beobachtet und gibt seine Impressionen Patrick mit auf den Weg. Den ständig wechselnden Himmel und das „unverschämt grüne Gras“ bemüht er dazu nur jeweils einmal – Irland und die Iren sind weit mehr als das. Eine Feier, auf der jeder was zu singen und zu tanzen hat, Kiefer, die am Weißbrot lutschen, weil die Zähne nur noch braune Stumpen sind, Geschichten, die nie aufgeschrieben und doch nie vergessen werden. Patrick gerät mehr und mehr in den Bann dieses Landes und seiner Menschen dann schreckt er wieder auf, sehnt sich nach seinem gewohnten Umfeld und .. wird wieder am Telefon vertröstet. Patrick ist sich zweier Verfolger bewußt: der Polizei und der unheimlichen, freundlichen Atmosphäre Irlands. Die bedrängen ihn, gegen sie trifft er Vorsichtsmaßnahmen, aber den dritten Verfolger entdeckt er nicht, bleibt sich dessen bis zum Ende unbewußt. Wir außenstehenden Leser/innen haben es da natürlich einfacher, nicht zuletzt weil Stefan Buchenau für die Sprachlosigkeit eine Sprache findet, die diese offenlegt anstatt sie durch übertrieben melancholisches Gesülze unüberwindbar wirken zu lassen. Das blaugrundige, von NIL Ausländer illustrierte Deckblatt gibt dem Inhalt auch äußerlich eine ansehnliche Note. Wer also für den Urlaub (vielleicht in Irland) ein entspannend-spannendes Buch sucht, sollte schnell zugreifen solange die Auflage reicht. Stefan Buchenau: Die Flucht. Roman. KKZR Verlag, Berlin 1986. 164 Seiten. ISBN: 3-924261-16-4 Vö.: carpe.com 31.12.1999; buechernachlese.de.vu 31.12.2000

Büchernachlese: Rezensionen 1985 - 1989

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