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Grolle, Daniel: Keinen Schritt weiter

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Einen Meter vor dem Abgrund bewegen sich diese Geschichten, rufen ein Anspannen der Nackenhaut hervor, wie einst die Thriller von Hitchcock. Anstelle von aufatemlassenden Happyends muß mensch sich allerdings, je nach Stärke seiner/ihrer Verdrängungsmechanismen, mit dieser Gänsehaut noch eine Weile umgehen. Derart von der Dramaturgie gefesselt geraten die den Geschichten zu Grunde liegenden Geschehnisse, wie sozial-emotionale Aushöhlung oder ökologischer Selbstmord auf Raten, in den Hintergrund. Banale Weisheitslehre wird damit vermieden, überläßt es dem/der Leser/in seine/ihre (womöglich letzten Schlüsse) zu ziehen.

Es braucht schon Lebenserfahrung und wache Sinne, solche Geschichten aufzubauen, und sprachliche Kunstfertigkeit diese Inspirationen dann so gekonnt umzusetzen. Z.B. einer Ewiggestrigen im Aldi zuzuhören, oder mit einem alten Friedhofsgärtner einem Telefonkabel bis ins Grab folgen, dem Liebesspiel zweier Kräne zusehen oder bei einem 92-jährigen eine mumifizierte Frau aufstöbern und zuletzt zu Tode verletzt auf einer Eisscholle die Elbe runter ins Meer treiben, sind nur einige „Ausblicke“ auf das Kaleidoskop des alltäglichen Schreckens.

Wer hat soviel, daß er davon abgeben kann, ohne arm daran zu werden?

Daniel Grolle, erst 23 Jahre jung und schon vom renommierten Luchterhand Verlag entdeckt. Literaturpreise sind bei ihm sicher nur noch eine Frage der Zeit.

Daniel Grolle: Keinen Schritt weiter. Kurzgeschichten. Luchterhand Verlag, Darmstadt 1986. 102 Seiten, ISBN: 3-472-86641-7, später ISBN 3-630-86641-7

Vö.: Bremer Blatt 1/1987; zitty 2/1987

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