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Stadien der Karies

Entstehung von Karies

Wie entsteht Karies eigentlich? Wieso haben manche Menschen ständig Probleme mit ihren Zähnen und andere nie? Kann man mit schlechten Zähnen geboren werden und ist vielleicht die Genetik schuld?

Karies entsteht nach heutiger Auffassung durch mehrere Einflussfaktoren. Man spricht deshalb von einem multifaktoriellen Geschehen. In den folgenden Kapiteln werden diese Faktoren näher beleuchtet.

Gehen wir zuerst jedoch noch genauer auf die unterschiedlichen Stadien des Fortschreitens von Karies ein.

Grundsätzlich kann man die Karies, je nach Ausbreitung und Größe, in vier Stufen einteilen. Wie lange es dauert, bis eine Karies entsteht oder wie schnell der Übergang in das nächste Stadium erfolgt, ist leider nicht vorhersagbar, denn das hängt von vielen Faktoren ab.

Bei Kindern schreitet die Karies im Allgemeinen jedoch deutlich schneller voran. Der Grund ist der Aufbau und die Zusammensetzung der Milchzähne. Der Schmelz ist anders strukturiert, die Poren im Zahnbein sind deutlich größer und auch die Wurzelkanäle sind breiter und kürzer. (Shellis, 1984)

Abb. 1: Das Fortschreiten der Karies

Stufe 1: Initialkaries

Die Bakterien lagern sich an den Zahn an und es kommt zu einer Demineralisierung der Zahnoberfläche. Das bedeutet grob gesagt, dass Mineralien aus dem Schmelz herausgelöst werden und es dadurch zu einem Substanzverlust kommt. Aufgrund der Komplexität werde ich auf diesen Vorgang im nächsten Kapitel näher eingehen.

Wie Sie bereits wissen, ist diese anfängliche Karies erkennbar an den kreideartigen weißlichen Verfärbungen (White Spots) an der Zahnschmelzoberfläche. Hier kann eine Fluoridbehandlung eine Remineralisierung bewirken und so dem krankhaften Prozess noch entgegenwirken und ihn verzögern beziehungsweise sogar aufhalten. Diese White Spots können sich mit der Zeit braun (Brown Spots) verfärben. Die anfängliche Karies kann dann als Verfärbung am Zahn bestehen bleiben und mit der richtigen Hygiene niemals weiter voranschreiten.

Eine Verbesserung der Mundhygiene kombiniert mit einer Umstellung der Ernährungsgewohnheiten sind die wichtigsten Schritte in diesem Stadium. Gerade die betroffenen Flächen des Zahnes benötigen Ihre volle Aufmerksamkeit.

Stufe 2: Schmelz- oder Dentinkaries

Wenn wir nicht die Oberhand über diese (von diversen Bakterien hervorgerufene) Demineralisierung bekommen, dringen die Bakterien immer weiter in den Zahn ein und ein »Loch« entsteht. Die Schmelzkaries kann man in weitere Untergruppen einteilen. Wir Zahnärzte und Zahnärztinnen sprechen von E1 und E2 (Enamel = Schmelz). Diese beiden Stadien können mittlerweile auch non-invasiv, das heißt ohne Bohren, behandelt werden. Ozonbehandlungen oder Infiltration sind vielversprechende Methoden, um ein Fortschreiten zu verhindern.

Gelingt dies nicht, kann sich die Karies über die Schmelzschicht fortsetzen und gelangt dann in weiterer Folge in das sogenannte Dentin (auch bekannt als Zahnmark, Zahnbein). Dieses Stadium wird als D1 bezeichnet.

Auf dem folgenden Bild sehen Sie das Behandlungsschema einer Firma, die mit bohrerlosem Infiltrieren von Läsionen wirbt. Eine weitere Alternative wäre die sogenannte »Ozon-Behandlung«. Bei einer guten Mundhygiene ist es auf jeden Fall einen Versuch wert, es zunächst ohne Bohrer zu probieren, aber das ist immer individuell zu entscheiden.


Abb. 2: Bohrerloses Behandlungsschema

Das Zahnbein, auch Dentin genannt, besitzt viele Nerv(en)kanäle, nicht nur die großen Kanäle, in welchen der Nerv verläuft, wie auf den meisten Abbildungen dargestellt. Ist die Karies bis ins Zahnbein vorgedrungen, treten meist auch die ersten Zahnschmerzen auf.

Zwar gibt es nicht invasive Methoden wie die oben erwähnte Infiltration, wenn die Karies noch ganz am Rand des Zahnbeines ist (D1), aber nur in speziellen Fällen und mit viel Compliance (sprich: mit regelmäßigen Kontrollen und guter Mundhygiene) sind diese erfolgsversprechend.

In den Stufen D2 und D3 muss gebohrt oder gelasert und danach der entstandene Defekt mit einer Füllung versehen werden. Die Karies ist nämlich mittlerweile zu weit in den Zahn vorgedrungen und von der Mundhöhle abgeschottet, sodass kein Wirkstoff auf sie einwirken kann. Die Bakterien ernähren sich großteils ohne Sauerstoff und können sich problemlos vermehren.

Stufe 3: Tiefe Zahnkaries / Caries Profunda

Die Karies ist nun bis in den Hauptkanal vorgedrungen, in dem der versorgende Nerv liegt. Dieser Nerv, auch bekannt als Pulpa, wird durch diese Invasion entzündet. Das kann mit starken Aufbiss- und Spontanschmerzen einhergehen.

Vor allem nachts, wenn der Kopf besser durchblutet wird, kann es sich so anfühlen, als ob man den Herzschlag im Zahn fühlt, die Patientinnen/Patienten schildern oft ein pulsierendes Schmerzgefühl.

Nun muss man diesen entzündeten Nerv entfernen und in einer zweiten Sitzung wird das Kanalsystem aufgefüllt. Diese Behandlung ist besser bekannt als Wurzelbehandlung. Sie ist sehr zeitintensiv und auch sehr langwierig.

Gerade bei Kindern ist so eine Wurzelbehandlung nicht einfach, weil sie viel Geduld von beiden Seiten erfordert, und oftmals neigen Zahnärztinnen/Zahnärzte berechtigterweise dazu, einen tief zerstörten Milchzahn aufzugeben.

Um Überraschungen zu vermeiden, empfiehlt sich gerade bei Kindern ein engmaschiges Kontrollschema. Ein Besuch bei der Zahnärztin/beim Zahnarzt des Vertrauens alle 6 Monate ist hier eine gute Richtlinie.

Stufe 4: Apikale Parodontitis

Haben die Bakterien den Zahn durchwandert und sich über die Wurzelspitze hinaus im Knochen vermehrt, folgt meist eine Phase der Schmerzfreiheit. Diese kann durchaus länger anhalten, jedoch hebt sich der Zahn nach einer Zeit aus dem Knochen heraus, und das führt in den meisten Fällen zu einem starken Aufbiss-Schmerz.

Der Zahn wirkt verlängert. Schwellungen und Fisteln sind besonders bei Kindern häufig, also untersuchen Sie immer auch die Umgebung rund um den Zahn, wenn Ihr Kind über Schmerzen klagt.

Nach mehreren Tagen sind dann die ersten Anzeichen am Röntgenbild erkennbar. Zuerst ist der Spalt rund um den Zahn erweitert, in weiterer Folge sieht man häufig bereits einen rundlichen Schatten an der Wurzelspitze.

Dunkle Flecken auf Röntgenbildern deuten auf einen leeren Raum hin: Der Knochen wird von den Bakterien resorbiert.

Foto 4: Auf dieser Abbildung sehen wir bei den Pfeilen das klassische Bild einer chronischen Entzündung der Wurzelspitze. Das Fachwort hierfür: chronische apikale Parodontitis.

Mit dieser Vorinformation gehen wir nun auf die Entstehung der Karies ein.

Kinder ohne Karies

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