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Wie könnte eine Seelenwelt, die mechanisch bis zur Willenlosigkeit von einer Hypnotik des je Faktischen ganz beherrscht ist, des je Gegebenen und Instituierten, daher denn auch luftlos aus lauter seelischen Drücken besteht, Nachdrücken, Eindrücken und Albdrücken, dem aktiven und dem passiven Imponieren, der Unterdrückung seiner selbst und des die seine je erwartenden Mitmenschen, sich vor den Unterscheidungen des Urteils, den Entscheidungen des Gewissens, nicht – drücken? Offenbar hat die Zivilcourage bei solcher Unsicherheit der Substanz keine Chance.

Diese Gemütsanlage, da sie auf die platteste Ehrfurcht hinausläuft vor der Macht, dem jeweils nun einmal Tatsächlichen, das sein Tatsächlich-Sein schon rechtfertigt, so daß es fälschlich ihr für unabänderbar gilt, muß in der Konsequenz ihrer Knochenlosigkeit dann freilich auch noch die Macht mißbrauchen, die in ihrer urteilenden Spontaneität gerade das Gegenteil von alledem will: die Macht der Unter- und Entscheidung, der Redlichkeit und ihres Redestehens: das Wort also. Zu dessen Aufgabe wird in der Druck- und Stoß-Welt das Sprüchemachen, der magisch-formelhafte Spruch in den Wind. Daher kann das Wort in Deutschland, wenn es nicht selbst endlich entschieden wird, nichts entscheiden; solange es, den Verhältnissen gehorchend, statt sie in ihrer Abänderbarkeit nur beleuchten, nur hinter ihnen her- und mit ihren institutionsgläubigen Verklärungen jeweils mitläuft, reißt die Kette der Katastrophen neudeutscher Geschichte nicht ab.

Ulrich Sonnemann 1965 (vortragshalber)

Ungehorsam versus Institutionalismus. Schriften 5

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