Читать книгу Nie wieder Low Carb! - Ulrike Schott - Страница 6
Zuckerfrei und salzarm
ОглавлениеEs wird wirklich immer besser. Bald lutschen wir nur noch am Daumen, wenn das so weitergeht. Geschmacksfrei, würzlos und dann auch noch ohne Zucker wegen dem Dickwerden und salzarm wegen der Herzinfarktgefahr. Meine Güte!
Schickt Ihnen Ihre Krankenkasse einschlägige Thesen für Ihre Ernährung? Das Mitgliedermagazin ist voll mit Empfehlungen zu Dosierungseinheiten. Ständig reiten sie drauf rum, was wie als Tagesbedarf gegessen werden soll und wovon wir überhaupt besser die Finger lassen sollen.
Speziell und besonders beim Zucker gibts Ratschläge von diversen Experten. Kokosblüten- oder Palmzucker zum Beispiel soll da jetzt der Hit sein. Von Birkenzucker hat man schon gehört. Xylit heißt der auch. Kommt aus Finnland und ist schon so um die zwölf Euro fürs Kilo zu haben. Schnäppchen. Der braune Zucker aus Zuckerrohrsaft oder aus den heimischen Zuckerrüben in roh, raffiniert oder wie auch immer ist ebenfalls kein Freifahrtsschein ins Glück. Da kann der noch so gesund ausschauen – beide Versionen machen dick, da brauchen wir uns nichts schönreden. Genau wie beim Agavendicksaft. Der ist sogar noch ein Stückchen weiter weg von allen gesunden Theorien als das Zuckerrohr.
Ahornsirup aus Kanada wär mal was anderes, wenn Sie es schaffen, den wirklich echten zu kaufen. Denn vermutlich ist der, den Sie finden, wie alles andere aus China. Da kann man sich nie so richtig sicher sein. Und so gibts noch allerlei Sirups von Reis bis Dinkel, Kaftan aus der Johannisbrotbaumfrucht, Honig oder das mondäne Stevia, das wie dieser Birkenzucker angeblich überhaupt keine Kalorien hat, was speziell Ihre Krankenversicherung bestimmt ganz toll findet, aber blöderweise nach Lakritz schmeckt.
Und das mit dem Salz – da scheiden sich die Geister. Einerseits soll man heimisch und so weiter, das wär dann das Argument für das Ursalz, was sowieso irgendwann im Meer war. Das harte, grobe aus dem Bergwerk. Man möchte fast sagen, das billigere. Oder wenns wegen der Gesundheit wär, eigentlich überhaupt keins. Wegen Schlaganfall und Blutdruck und alles.
Aber schick ist natürlich Fleur de Sel. Wie das aus Ibiza. Handgeschöpfte Salzkristalle aus den Salinenbecken. UNESCO-Weltnaturerbe, neuerdings hausen sogar wieder Flamingos in der Gegend. Das ist ungefähr dort, wo die Leute früher ihre alten Kühlschränke und Autoreifen hingeschmissen haben. Schon fein. Vor allem jetzt mit dem ganzen Mikroplastik drinnen lässt sich das Meersalz überhaupt optimal für ganzheitliche Körperpeelings nehmen. Das schubbert alles weg und fördert auf diese Weise sogar die Durchblutung, was hingegen genau andersrum wirken würde, streuten Sie es auf Ihr englisch gebratenes Rinderfilet.
Schwarzes Vulkansalz vom Himalaya, Kala Namak, das wegen dem Schwefelanteil ein bisserl faulig riecht und gern als illusorischer Ei-Ersatz genommen wird, gäbs auch. Je nach Lichteinfall schaut das besonders spektakulär aus. Schwarz wegen dem rußigen bis schwarzviolett wegen dem vulkanischen Lavarest. Dieses Pakistanische Salz ist übrigens das Gleiche. Wenn die Salzleute sich um das Himalaya-Salz bemühen, wird das zum größten Teil in der pakistanischen Provinz Punjab abgebaut. Und das sind schon mal gute 250 Kilometer weg vom Himalaya. Aber das wär jetzt wirklich extrem kleinlich. Die Amerikaner kaufen auch – original aus dem Schwarzwald stammende – Kuckucksuhren bei lederbehosten Ferienjobbern in Passau und finden das okay. Genau wie bei Weißwürsten aus der Dose, die als regionales Bayernprodukt am Campingstrand an der Ostsee angeboten werden. Da regt sich auch keiner auf und das sind in beiden Fällen deutlich mehr als 250 Kilometer. Die Entfernung von bayerischem Traditionsmetzgerhandwerk bis zum frevelhaften Eindosen der Weißwürste ist weit größer. Aber da kommen wir jetzt vom Thema ab.
Man kann sich das Salz auch aus Hawaii einfliegen lassen, wenn die Gourmetküche eher in Richtung kreolisch-exotisch geht. Die Nepal-nahe Variante macht sich gut bei so Buddha Bowls natürlich. Soll alles ethnisch irgendwie zusammenpassen. Die Esoteriker sind ganz pfeffert drauf. Aber die Preise sind gesalzen. Wenn man das so sagen darf.