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Vorrede

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Die „Kriegserinnerungen eines deutschen Soldaten“ erschienen ursprünglich im Sonntagsblatt der „New Yorker Volkszeitung“, wo sie solches Aufsehen erregten, dass sich fast alle in deutscher Sprache erscheinenden sozialistischen Zeitungen der Vereinigten Staaten zum Nachdruck veranlasst sahen.

Tatsächlich handelt es sich auch um einen der bemerkenswertesten und vom Standpunkt des modernen Proletariats aus wertvollsten Beiträge zur Kriegsliteratur, der aus dem Wust konventioneller und lügenhafter Darstellungen der furchtbaren Welttragödie turmhoch hervorragt. Hier haben wir keine Schönfärbereien oder Vertuschungen, keine Übertreibungen oder Bemäntelungen — nichts als die subjektive Schilderung eines, der dabei gewesen. Der dabei war, nicht als gut bezahlter Berichterstatter für irgend ein Blatt oder eine berühmte Zeitschrift, sondern als aktiver Soldat, als einer von den Millionen, die auf Geheiß ihrer herrschenden Klassen zur Zeit Europas männliche Jugendkraft morden, Europas Länder verwüsten.

Der Verfasser dieser Erinnerungen, ein Bergmann aus dem Saarrevier, für dessen Glaubwürdigkeit und guten Charakter wir bürgen, hat in seiner einfachen, schmucklosen Schilderung des Krieges, wie er ist, das stärkste Argument gegen den Krieg nicht nur, sondern gegen jede Art von Militarismus, gegen jede Art von Kriegsbereitschaft geliefert. Er, der vor seinem Eintritt in das Militär — zwei Jahre vor Kriegsausbruch — seiner Gewerkschaft, dem Deutschen Bergarbeiter-Verband, angehörte und sich damals schon Sozialdemokrat nannte, wurde erst im Laufe der vierzehn Kriegsmonate zum bewussten Feinde der kapitalistischen Gesellschaft, die nicht nur die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, sondern auch den Menschenmassenmord gebiert und zur· höchsten patriotischen Pflicht erhebt.

Diese „Kriegserinnerungen eines deutschen Soldaten“ sind weder antideutsch noch proösterreichisch, weder prodeutsch noch antienglisch — sie sind nichts weiter als antimilitaristisch und antinational. Denn was hier der deutsche Soldat in seiner engeren Umgebung und auf dem Schlachtfelde sah, das konnte und musste jeder aufmerksam beobachtende englische, russische, französische oder italienische Soldat in der seinen wahrnehmen. Nicht die größeren Kriegsgräuel der einen oder der anderen Seite gilt es zu bekämpfen, nicht die Waffe der Kritik gegen diese militärische Ausschreitung oder gegen jene völkerrechtswidrige Mordmaschine zu richten, vielmehr heißt es, den Kampf gegen den Krieg als Ganzes zu führen, als den Gipfel bestialischer Brutalität, als den vollendetsten Ausdruck der Unmenschlichkeit und Unkultur.

Und das ist’s, was dieses Büchlein tut, ohne dass bei seinem Verfasser eine andere Absicht vorhanden war, als Erlebnisse und Gefühle zu schildern, die er mit Hunderttausenden, ja Millionen gemein hatte. Der Krieg zeigt sich uns hier in seiner ganzen unverhüllten Nacktheit; wir hören nichts von dem Heldenmut, von dem die bezahlten byzantinischen und republikanischen Barden des Großkapitalismus zu singen wissen, aber sehen dafür die hinter der Schlachtlinie aufgefahrenen Schnellfeuerkanonen, mit denen die Soldaten ins Feuer getrieben werden. Wir lernen die Leiden der Bevölkerung in den Kriegszonen kennen und erfahren, dass die ,,Verteidiger des Vaterlandes“ im Felde genauso unter der Peitsche einer Geist und Gemüt tötende Disziplin und der Rohheit ihrer Vorgesetzten zu leiden haben, wie im tiefsten Frieden in den Garnisonen. Wir begleiten den Soldaten auf seinem Auszuge ins Feld, sehen ihn umjubelt und als Helden gefeiert und durchleben mit ihm alle die Zweifel und Gewissensbisse, wenn er zu wissen verlangt, wer eigentlich der Feind ist, gegen den er sein Vaterland zu verteidigen habe. Kurz, wir können an der Hand dieser Schilderung jede einzelne Phase jenes Entwicklungsganges beobachten, der einen Kulturmenschen in einen Massenmörder umwandelt. Es gereicht der Deutschen Sprachgruppe zur höchsten Genugtuung, ihren Freunden dieses Buch zugänglich machen zu können. Weiß sie doch, dass sie dadurch dem Kampfe gegen jede Art Militarismus und Patriotismus, gegen Nationalismus und Vaterlands-Verteidigungs-Ideen eine Waffe schmieden hilft, die im Ansturm auf die Bastille Kapitalismus und Militarismus wertvolle Dienste leisten wir

Deutsche Sprachgruppe der Sozialistischen Partei

der Vereinigten Staaten.

Kriegs-Erinnerungen eines deutschen Soldaten

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