Читать книгу Das Ende ist immer nahe 1 - Urs Herzog - Страница 5

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Winter

Schlagzeilen :

Raser rammt Schulbus – Tote und Verletzte

Einbruch in Waffengeschäft - Inhaber erschossen

Krankenhauskosten steigen - Chefärzte sind Absahner

Wetter – es bleibt kalt

„Die sind doch nicht normal, wenn ich nur wüsste was die wollen.“ Er lehnte sich in seinem Sessel zurück und dachte über seine Lage nach. „Warum habe ich nur zugesagt“, seufzte er und richtete sich auf. „Dann werde ich wohl da hingehen müssen.“ Im Moment verstand er sich selbst nicht mehr. Es war noch nie vorgekommen und widersprach jeglicher Gepflogenheit. Geheimhaltung war das Schlüsselwort und dem hatte sich bisher jeder Kontakt unterordnen müssen.

Abhörsichere Telefonleitungen, die Stimme von einem Computer gesprochen, Gespräche aus öffentlichen Telefonzellen, Mails über viele Server geleitet und auf temporären Mailkonten abgespeichert, Akten die mit wechselnden Kurieren von Anwaltskanzlei zu Anwaltskanzlei geleitet wurden, immer als anonyme Post in versiegelten Kuverts. Das war der Normalfall, das war die Realität. Es musste deshalb Ungewöhnliches vorgefallen sein, dass diese Normalität, dass alle Sicherheitsvorkehrungen ausser Kraft gesetzt wurden und der Auftraggeber direkt mit ihm in Kontakt treten wollte.

Langsam schälte er sich aus dem Sessel und trat ans Fenster. Er schaute hinaus in die Nacht, sah unzählige Lichter zwischen schwarzen Schatten. Er streckte sich durch und fragte sich, was noch alles auf ihn zukommen würde.

Im Restaurant am Rande der Stadt waren um diese Tageszeit nur wenige Gäste. Sie blickten neugierig hoch als ein Fremder eintrat.

Das war hier immer so, Fremde fielen auf, waren eine Abwechslung. Nur für ein paar Augenblicke, dann verloren die Stammgäste das Interesse am neuen Gast.

Die einfache und schon etwas abgenutzte Einrichtung mit dem Charme der siebziger Jahre ist in den Vororten noch häufig anzutreffen. Alles wirkte etwas düster und auf den einfachen Holztischen standen nur die Speisekarten in einem Plastikhalter mit der Werbeaufschrift der regionalen Biermarke und ein leerer Serviettenhalter. Die mit bunt gemustertem Stoff überzogen Sitzflächen der einfachen Holzstühle hatten auch schon bessere Zeiten gesehen. Eine typische Kneipenatmosphäre wie in vielen Vorstädten. Wieder schauten die Leute hoch als ein zweiter Fremder ihre Ruhe störte und sich zum Ersten setzte. Im Gegensatz zu diesem behielt der Zweite seinen Mantel an. Er würde wohl nicht lange bleiben. Sie wandten sich wieder ab und das Leben ging seinen gewohnten Gang.

Sein Gegenüber wirkte nervös. Er hatte sich mit Hasler vorgestellt und offenbar behagte ihm das Ganze nicht. Unruhig blickte er umher, wie ein gehetztes Tier, oder wie ein Mann auf der Flucht. Unter seinem Mantel trug er einen dunkelgrauen Anzug, ein weisses Hemd und eine dezente Krawatte. Auf den ersten Blick hätte man ihn für einen seriösen Geschäftsmann halten können, wäre er nicht so nervös gewesen und hätte er sich nicht wiederholt den Schweiss von der Stirn wischen müssen. Der Mann hatte Angst. Aber wovor?

Schneider dagegen war gewohnt locker und souverän. Er hatte sein dunkelblaues Jackett geöffnet, seine Krawatte gelockert und musterte Hasler unverhohlen. Beide versuchten sich ein Bild des Mannes gegenüber zu machen. Als der Kellner endlich an den Tisch kam, bestellte Schneider eine Flasche Weisswein aus der Region, ohne sich um mögliche Wünsche seines nervösen Gegenüber zu kümmern. Dieser bestellte ein Glas Mineralwasser, ohne Kohlensäure. Schneider beugte sich vor. Er schaute mit fragendem Blick auf den Mann gegenüber und fragte mit unschuldiger Miene.

„Was ist denn vorgefallen, dass ihr alle eure heiligen Vorsichtsmassnahmen über Bord geworfen habt und wir uns hier treffen?

Ist der Weltuntergang nahe oder sonst eine globale Katastrophe im Anmarsch?“

„Wir befürchten dass verschiedene Daten über das Vorhaben durchgesickert sind. Entweder sind die Leitungen nicht mehr abhörsicher, oder wir haben einen Maulwurf in unseren Reihen. Das ist der Grund, warum ich hier bin.“

Seine Stimme hatte einen näselnden und nervösen Klang. "Ich habe den Auftrag, ihnen die Papiere persönlich auszuhändigen."

„Und woher wollen sie wissen, dass ich der Richtige bin?“ Schneider lehnte sich im Stuhl zurück und wartete gespannt auf die Antwort.

Mit einem Mal veränderte sich Haslers Blick und er schaute ihn nun aus verschlagenen Augen an.

„Sie sind uns bekannt und wir wissen alles über sie und ihre Geschäfte.“ Wieder wischte er sich den Schweiss aus der Stirn. „Alle unsere Geschäftsverbindungen werden genauestens überprüft, oder sagen wir es so, wir kennen auch die Körbchengrösse ihrer Erbtante.“ Sein Lachen klang schmutzig. „Wir haben sie durchleuchtet, sonst wären sie nicht hier.“

Schneider beschlich mit einem Male ein ungutes Gefühl und seine Souveränität wankte. War der Kerl immer so? Oder spielte er es nur? Er hatte schon erlebt, dass Bürohocker, die endlich mal hinaus konnten, sich für Superspione hielten und sich auffällig benahmen. Und wenn doch nicht? In seinem Inneren keimte die Frage, ob diese Geschäftsverbindung, so lukrativ sie auch war, auf Dauer gut gehen konnte, oder ob er sich da auf etwas eingelassen hatte das Probleme geben würde aus dem es für Ihn am Ende kein Entrinnen gab. Er schüttelte diese Gedanken ab und Sekunden später war er wieder der Alte. Er hatte schon grössere Probleme gelöst und bisher alles unbeschadet überstanden. So würde es auch diesmal sein.

„Nun, Sie kennen mich, wissen viel von mir und sind mir gegenüber im Vorteil. Ich weiss nicht wer sie sind, ob ihr Name wirklich Hasler ist weiss ich auch nicht und ich kenne auch die Rolle nicht, die sie in dieser ganzen Sache spielen.“

„Mein Name ist Hasler, ich bin der Kurier, mehr müssen sie nicht wissen.“ Wieder schaute sich der Mann rastlos um, dann fuhr seine Rechte urplötzlich in sein Jackett und Schneider dachte schon, jetzt zieht der Kerl auch noch eine Knarre, doch seine rechte Hand erschien mit einen weissen Briefumschlag, den er nun blitzschnell über den Tisch zu Schneider hin schob. „Das sind ihre Anweisungen. Es gibt nur dieses Exemplar und es ist nicht verschlüsselt, dafür reichte die Zeit nicht.“ Hasler sah ihn durchdringend an, der gehetzte Blick war mit einem Mal verschwunden, irgendwie schien er erleichtert.

Schneider liess den Briefumschlag vor sich liegen, als wäre es ein belangloses Stück Papier oder Werbung und griff nach seinem Glas. Genüsslich trank er einen Schluck Wein, lächelte Hasler an und tat so als wäre die Welt ein Paradies und sie wären mitten drin.

„Der Wein ist ausgezeichnet, wollen sie nicht auch davon probieren?“

Das war dann doch zu viel. Hasler lief rot an, beugte sich vor und zischte: „Halten sie den Mund und stecken sie gefälligst den Umschlag ein. Oder wollen sie dass die ganze Sache auffliegt?“ Er schob den Stuhl zurück und sprang auf -, wütend.

„Einen schönen Tag noch“, schnauzte er Schneider an und verschwand fluchtartig aus dem Lokal. Die Stammgäste sahen herüber und wunderten sich. Der Zweite war tatsächlich nicht lange geblieben.

Schneider schüttelte unmerklich den Kopf, nahm einen weiteren Schluck Wein und griff nach dem Umschlag. „Zum Glück ist er weg, so ein Nervenbündel ist mir noch nie begegnet. Und bezahlt hat der Kerl auch nicht.“

Es war das erste Mal, dass er einem Vertreter dieses, sehr speziellen, Auftraggebers begegnet war. Auch wenn Hasler vorgab nur Kurier zu sein und nichts über die Organisation zu wissen, Schneider kannte ihn und wusste genau mit wem er es zu tun hatte. Wie alle seine Kunden hatte er auch diesen überprüft, so, wie er es grundsätzlich immer tat. Und er nahm keinen Auftrag an ohne über den Anderen möglichst gut Bescheid zu wissen.

Schneider kannte die Organisation zu der Hasler gehörte. Zu jedem Namen gehörten Fotos, zu jedem Namen gehörten die Angaben über die Funktion innerhalb der Organisation, zu jedem Namen gehörte aber auch das Wissen über den privaten Bereich, die Finanzen, ob offizielle Konten oder Nummernkonten, über den Freundeskreis und die Gewohnheiten. Auch ein Auszug aus dem Strafregister war dabei. Schneider verfügte über ausgezeichnete Verbindungen und es gab viele die ihm noch einen Gefallen schuldig waren. Sein Wissen und seine Akten wären ein Vermögen wert gewesen, hätten verschiedene Organisationen oder Firmen in den Ruin treiben, ihre Probanden ins Gefängnis bringen können.

Doch würde er versuchen sein Wissen gewinnbringend einzusetzen und die multinationalen Unternehmungen oder die Regierungen gegeneinander auszuspielen, er würde zwischen den Fronten zerrieben werden. Schneider wusste wie weit er gehen konnte. Die Akten waren bis anhin lediglich seine Lebensversicherung gewesen.

Entspannt lehnte er sich zurück, riss den Umschlag auf, zog mehrere Blatt Papier hervor und faltete das Schriftstück auseinander.

Er gönnte sich ein zweites Glas Wein und begann zu lesen. Auf der ersten Seite standen Angaben über Zielgruppen, Personen, mögliche Schwierigkeiten und Probleme, ferner Zusammenhänge und Querverbindungen zwischen den einzelnen Gruppen und deren Zielpersonen. Auf der zweiten Seite las er Anweisungen und Vorschriften und das Ziel des Auftraggebers, sowie ein neues, überaus kompliziertes Verfahren für den Fall einer neuerlichen Kontaktaufnahme. Der Auftraggeber, so schien es, begann an Paranoia zu leiden. Während er las, machte er sich am Rand laufend Notizen. Dann faltete er das Schreiben wieder zusammen und steckte es zusammen mit dem Briefumschlag ein. Es gab bei diesem Auftrag noch ein paar Ungereimtheiten und er hatte längst nicht alle Informationen die er brauchen würde. Die Angaben würden noch folgen, dessen war er sich sicher und darum konnte er es ruhig angehen.

„Wann und wie der Auftrag ausgeführt wird, bestimme immer noch ich, meine Herren“, dachte er bei sich.

Dann winkte er dem Kellner und auf dessen Versicherung hin, dass die Küche noch offen sei, bestellte er Felchenfilet mit frischem Meerrettich auf Sauerampferbeet mit pommes creole. Der Fisch würde hervorragend mit dem Weisswein harmonieren. Er hatte eine gute Wahl getroffen.

Auch wenn das Restaurant nicht danach aussah, seine Küche war hervorragend.

Eine Stunde später zahlte er und verliess das Lokal. Endlich hatte er vom Auftraggeber grünes Licht erhalten, nachdem sich dieser wochenlang nicht entscheiden konnte. Er musste sich mit den Spezialisten treffen um den Auftrag perfekt und termingerecht durchführen zu können.

Wie immer hatte er die richtigen Leute an der Hand und da er immer pünktlich zahlte, und vor allem fürstlich, würden sie auch diesen Auftrag nach seinen Vorstellungen erledigen. Schneider hatte schlussendlich auch einen Ruf zu verteidigen.

***

Eisig kalt blies der Wind über die weiten Schneefelder. Die kahlen Bäume waren zu bizarren Gerippen erstarrt, Stamm und Äste mit einer glitzernden Eisschicht überzogen. Ein lauter Knall durchbrach die Stille als würde ein Schuss die Einöde durchdringen. Der mächtige Ast brach unter der Last. Die dicke, verharschte Schneedecke dämpfte seinen Aufprall und das leise Knirschen wurde übertönt vom unaufhörlichen Rauschen des Windes. Der Mann stapfte durch den Schnee, stemmte sich mühsam gegen den Nordwind, dick eingehüllt in seinen Pelzmantel. Als er kurz den Kopf hob um sich zu vergewissern, dass er noch auf dem richtigen Weg war, jagte ihm der Sturm kleine Eiskristalle ins Gesicht.

Das alte Wirtshaus war sein Ziel. Ein Riegelbau, erbaut Anno 1743, so die Jahreszahl, die, in Stein gemeisselt, über der Tür stand.

Das alte Haus verbarg sich hinter hohen Tannen, als wollte es sich vor der Unbill des Winterwetters verstecken.

Wieder wirbelten Wolken von Schnee auf und der Mann stemmte sich gegen den scharfen, eisigen Wind, der die ganze Tiefebene in seinem winterlichen Griff hatte und diesen in den nächsten Tagen wohl nicht lockern würde.

Er erreichte die schwere Eichentüre und als seine Hand den kalten Griff nach unten drückte, schlug der Wind die Tür auf und riss ihn mit ins Innere des dunklen Raumes. Der Mann drehte sich um und drückte die Pforte mit aller Kraft zurück ins Schloss.

Schlagartig wurde es ruhig. Nur in seinen Ohren hallte noch das Brausen des Sturmes nach. Einen kurzen Augenblick lehnte er sich gegen die Wand und schnappte nach Luft. Dann schüttelte er sich und schob die Kapuze nach hinten. Er zog die Handschuhe aus und öffnete den Mantel. Noch einmal schüttelte er sich und die letzten Schneereste fielen auf den dunklen Holzboden. Erst jetzt öffnete er die nächste Tür und trat in den warmen Schankraum.

Die wenigen Gäste hoben ihre Köpfe und für einen kurzen Augenblick verstummten die Gespräche am mächtigen, runden, Stammtisch. Dann wandten sie sich wieder ihren Gesprächen zu, kümmerten sich wieder um ihre eigenen Angelegenheiten.

Auch der Wirt hielt einen Moment inne, taxierte den neuen Gast, schien nichts beunruhigendes an ihm festzustellen und fuhr fort mit einem Geschirrtuch den grossen Bierhumpen auszureiben.

Der neue Gast steuerte auf die Garderobe zu und schälte sich aus seinem Pelzmantel. Auf dem Weg dorthin schweifte sein Blick suchend durch den Raum. Er hängte seinen Mantel auf und schlenderte dann quer durch die Schenke auf einen Tisch zu der am Fenster stand. Er wich dem glühenden Eisenofen aus und hielt sich dabei gut einen Meter davon entfernt. Gross war die Hitze die das eiserne Monstrum verbreitete und deswegen war es so wohlig warm in der alten Schankstube.

Die Tische und Stühle aus Eichenholz, die lange Theke mit dem reich verzierten Zapfhahn, die unzähligen Flaschen im Wandgestell dahinter, die Bilder an den Wänden und die alten Lampen die von der reich bemalten Balkendecke hingen, all dies machte den Eindruck, als wäre die Zeit stehen geblieben und war ein Abbild längst vergangener Tage.

Der Gast beachtete dies alles nicht, auch nicht, dass der alte Holzboden unter seinen Füssen knarrte und nur wenig Licht durch die kleinen, von Kondenswasser beschlagenen Fenster ins Innere des Raumes fiel.

Die drei Kameraden sassen schon am Tisch und die Begrüssung war überaus herzlich. Er drückte den Dreien mit aller Kraft die Hand und lachte dabei. Dann erhielten noch alle einen leichten Klaps auf den Kopf. Ihr Begrüssungsritual, aus der Zeit als sie zusammen in der Armee gedient hatten. Er griff nach dem letzen freien Stuhl und setze sich geschmeidig.

„Hoffentlich habt ihr mir etwas übrig gelassen.“ Vorwurfsvoll wanderte sein Blick über den Tisch

Herrlich duftendes Weissbrot, würzig riechender Käse und eine Flasche Rotwein, schon zur Hälfte leer.

„Natürlich haben wir, und nur für dich, das Beste aufgehoben“, tönte es von gegenüber. „Wir wissen doch, dass du Zuhause nichts zu essen bekommst -, und vor allem keinen so feinen Rotwein zu trinken.“ Gelächter hallte durch die Wirtsstube. Hier sass eine lustige Runde beisammen.

Die Vier sahen aus wie tausend Andere auch, könnten in einer Fabrik oder bei einer Behörde arbeiten. Ihr Äusseres war unauffällig, ohne besondere Merkmale.

Hätten sie aber die Ärmel hochgekrempelt, wäre es mit der Anonymität vorbei gewesen. Auf ihrem linken Oberarm hatten sie eine Schlange eintätowiert die sich in einem Kreis um ein keltisches Kreuz schlang. Ein Relikt aus der Zeit in der Armee.

Der Wirt brachte eine weitere Flasche Wein und die vier langten tüchtig zu. Kurze Zeit später waren Brot und Käse verschwunden, und nur noch ein kleiner Rest Wein in der Flasche.

„Es wird Zeit, dass wir wieder unseren Primus wählen. Machen wir es wie die letzten Male, wer den Job haben möchte, soll es sagen.“

„Du hast den Brief von der Post geholt, dann kannst du den Job auch machen.“

„Nein, ihr wisst doch, dass ich dazu kein Talent habe. Ich schlage vor wir nehmen den gleichen Primus wie beim letzten Auftrag.“

„Schon verstanden ich mache es noch einmal“, sagte der neue und zugleich alte Primus. „Und jetzt schieb mal dieses Kuvert herüber.“ Der Angesprochene griff in die Gesässtasche und zog einen versiegelten Umschlag hervor.

„Hier, von unserem Auftraggeber“, bemerkte er und schob den Brief über den Tisch. Der Primus brach das Siegel und zog ein mehrseitiges Scheiben hervor. Er brauchte ein paar Minuten um den Inhalt genau zu erfassen. Die Anderen unterhielten sich leise. Dann faltete der Primus den Brief zusammen und steckte ihn ein.

„Es wird mehrere Wochen dauern und es wird sehr schwer werden. Das Risiko ist diesmal nicht zu unterschätzen. Und es wird diesmal anders als alles was wir bisher zusammen gemacht haben.“ Der Primus schaute in die Runde und sah nachdenkliche Gesichter.

„Wenn die Bezahlung stimmt“, flachste der Eine und der Bann war gebrochen.

„Dann sind alle dabei?“ fragte der Primus erleichtert, was mit zustimmendem Nicken quittiert wurde. „Gut, dann zu Punkt eins.“

Die Stimmung hatte sich merklich gelockert und wieder war die unsichtbare Bande die sie zusammengeschweisst hatte spürbar. Wie in alten Zeiten.

„Als erstes müssen wir umziehen. In die Schweiz. Nicht alle zur selben Zeit, aber innerhalb des Februars sollte der Umzug erfolgt sein, spätestens Anfang März. Für die Wohnungen sorge ich und den genauen Termin für euren Umzug bekommt ihr auch von mir.

Den Umzug müsst ihr dann selbst organisieren.“ Die Anderen nickten zustimmend.

„Wir treffen uns Mitte März in der Schweiz und bis dahin muss jeder von uns eine neue Identität und eine neue Lebensgeschichte haben. Wasserdicht, wie immer.“

„Kein Problem, das erledigen wir.“

„Das wird nicht so einfach werden, denn es müssen schweizerische Papiere sein und es gibt nicht viele welche diese besorgen können. Seit deshalb besonders vorsichtig.“

„Und wie soll das mit diesem komischen Dialekt gehen, das kann doch keiner der nicht da aufgewachsen ist, oder gibt es dafür Sprachkurse?“

„Das Problem lässt sich einfach lösen, die neuen Pässe müssen euch nur als eingebürgerte Schweizer ausweisen. Am besten mit einem deutschem Namen. Deutsch haben wir ja alle gelernt und spätestens nach ein paar Tagen geht es wieder problemlos. Zudem leben viele Deutsche in der Schweiz und auch mit einem leichten Akzent fällt ihr bei den vielen Fremdsprachigen nicht auf. Wir werden in der Schweiz eine Kontaktperson haben. Die wird mir auch bei der Wohnungssuche und den Mietverträgen helfen. Aber nur dabei, nachher sind wir auf uns selbst gestellt, so wie immer. Das wäre im Moment alles, weitere Infos bekommen wir im März. Wann und wo erfahren wir noch. Irgendwelche Fragen?“

„Ja, wie sieht die finanzielle Seite aus?“

„Diesmal machen wir die ganz grosse Kohle, ich schätzte, dass nach Abzug der Spesen für jeden ungefähr zweihundert fünfzigtausend Euro bleiben.“ Der Primus schaute lächelnd in die verdutzten Gesichter.

„Dann lasst uns auf den Erfolg trinken.“

Das Ende ist immer nahe 1

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