Читать книгу Der kleine Schweizermacher (E-Book, Neuauflage 2022) - Urs Kernen - Страница 19
Ein- und Auswanderung
ОглавлениеSeit jeher verlassen Menschen ihre angestammten Lebensräume, um bessere Lebensbedingungen zu finden und vor Kriegen oder Naturkatastrophen zu flüchten. So gelangen im 17. Jahrhundert Zehntausende protestantische Glaubensflüchtlinge aus Frankreich in die Westschweiz. Im 19. Jahrhundert kommen viele politische Flüchtlinge aus Deutschland in die liberale Eidgenossenschaft.
Damals ist die Schweiz aber vor allem ein Auswanderungsland. Zwischen 1850 und 1914 etwa wandern rund 300 000 Schweizerinnen und Schweizer aus. Sie fliehen vor der Armut in ihrer Heimat und suchen ihr Glück vor allem in Nord- und Südamerika.
Nach 1880 setzt eine verstärkte Einwanderung in die Schweiz ein. Vor allem aus den Nachbarländern Italien, Deutschland und Frankreich kommen Zehntausende Menschen, von denen viele auf dem Bau und in Fabriken arbeiten. Bis zum Ersten Weltkrieg bleibt die Migrationspolitik der Schweiz sehr liberal. Der Anteil der Ausländerinnen und Ausländer steigt von 3 % (1850) auf fast 15 % (1910).
Italienische Gastarbeiter verreisen über Weihnachten 1964 ab Zürich in ihre Heimat
Danach kommt es erst wieder in der Hochkonjunktur der 1950er- und 1960er-Jahre zu einer starken Einwanderung. In dieser Zeit herrscht in der Schweiz ein Mangel an Arbeitskräften, und viele Migranten aus Italien und später auch aus anderen südeuropäischen Nationen kommen ins Land. Sie gelten als Gastarbeiter und erhalten nur eine zeitlich befristete Aufenthaltsbewilligung. Während der Wirtschaftskrise in den 1970er-Jahren müssen denn auch über 300 000 Ausländerinnen und Ausländer in ihre Heimatstaaten zurückkehren. Doch die Einwanderung kommt auch in dieser Zeit nicht vollständig zum Erliegen und verstärkt sich ab den 1980er-Jahren wieder. 2002 wird für Angehörige von EU- und EFTA-Staaten der freie Personenverkehr eingeführt. Aus den übrigen Staaten wird dagegen nur noch die Einwanderung hoch qualifizierter Spezialistinnen und Spezialisten zugelassen.