Читать книгу Pflege packt's an - Ursula Beckmann - Страница 8
Оглавление„Ich pflege gerne“
WAS ist denn jetzt eigentlich das Schöne an diesem Beruf? Das, was Menschen motiviert, den Beruf zu ergreifen? Was sie im Beruf hält, trotz der schwierigen Rahmenbedingungen. Da es bereits genügend schlaue Analysen zu dieser Frage gibt, sollen hier einmal die Altenpflegerinnen und Altenpfleger selbst zu Wort kommen.
Diana: „Zufriedene Bewohner. Ich find das schön, wenn sie sich alle wohlfühlen. Wenn die … Ja, wenn die trotz ihrer schweren Erkrankung glücklich sind. Wenn ich merke, jemand ist angekommen, jemand hat Lebensqualität, jemand muss sich nicht quälen, so … Ja, jemand kann sich freuen, wenn man ihn gut pflegt, wenn er schön eingecremt ist. Oder Frauen, wenn sie dann noch irgendwie schön zurecht gemacht sind. Mit Seidenschal oder so … Wir haben auch schon Bewohnerinnen gehabt, die geschminkt worden sind. Ja, sowas. Das ist schön. Und auch, wenn die Angehörigen dann kommen und sagen können ‚Das ist für mich gut so’ und die Bewohner freuen sich darüber, dass die Angehörigen regelmäßig kommen. Das ist schön. Das macht dann auch Spaß.“
Tobias: „Das ist einfach mein Ding. Die alten Leute freuen sich, wenn sie mich sehen. Und dann die Vielseitigkeit. Altenpflege ist mittlerweile sehr vielseitig geworden. Man ist das Steuerelement – sage ich einmal – zwischen Bewohner, Arzt, Angehörigen und halt … Ja, auch den anderen Berufsgruppen, die noch dazugehören. Also der erste Ansprechpartner sind wir. Und dann die Situationskomik hier. Wie zum Beispiel, dass eine Bewohnerin ihre Hand anguckte, ganz ernsthaft und dann sagte: ‚Eine Hand ist etwas Wunderbares! Vor allem mit den Fingern dran. Die kann man sehr gut gebrauchen. Es ist gut, dass es so was gibt.’ So was würde man woanders nicht erleben.“
Sabine: „Ich finde es zum Beispiel schon schön, wenn einfach, sag ich mal, wenn jemand, der kaum redet, kaum spricht, wenn man ihn gepflegt hat und er dann einfach mal lächelt. Das ist meine Ansicht. Mir reicht das schon aus. Und manchmal gibt es auch echt lustige Sachen: Wir hatten uns damals das war während meiner Ausbildung – Wir haben uns immer gewundert, im Speiseraum, warum und wieso das immer so ein bisschen nach „Verdauung“ riecht. Wir haben alles abgesucht, wirklich alles abgesucht, von Schubladen über sämtliche Ecken, Vorhänge, bis irgendwann einer vom Nachtdienst gesehen hat, dass ein Bewohner nachts immer an den Blumentöpfen entlang geht und seine „kleinen Kügelchen“ auf die SERAMIS-Erde in die Blumentöpfe gelegt hat. Also da mussten wir doch alle sehr drüber lachen.“
Stella: „Schöne Momente, man kommt nach 4 oder 5 Tagen wieder zur Arbeit und wenn sie dann einfach trotzdem dein Gesicht mit der Zeit erkannt haben und sich dann einfach freuen oder auch wenn man aus dem Urlaub kommt und sie sich einfach freuen, wenn man wieder da ist. Das ist auch schon schön. Und dann auch mit den Bewohnern umzugehen, was über die Menschen zu erfahren, wie es früher war.“
Der Sinn der Arbeit und das Gefühl etwas Gutes und Nützliches für die Menschen tun zu können und dafür Anerkennung zu erhalten, sind also die Hauptgründe für die hohe Zufriedenheit im Altenpflegeberuf. Die Beziehung zu einzelnen, alten Menschen, ihre Individualität und Originalität, der intensive, zwischenmenschliche Kontakt, die erlebte Dankbarkeit von Bewohnern, Patienten und Angehörigen machen die Arbeit so wertvoll. Vielseitigkeit und fachliche Herausforderungen bei der täglichen Arbeit, die immer wieder positive sowie negative Überraschungen bereithält, machen den Alltag abwechslungsreich und spannend.
Einen Durchhänger hat jeder wohl mal und fragt sich dann vielleicht „Wieso um Himmels willen konnte ich bloß in die Pflege gehen?“ Hilfreicher wäre es aber natürlich, sich zu erinnern und sich zu fragen: „Welche Gründe hatte ich, diese Ausbildung anzufangen? Diesen Beruf zu ergreifen? Hätte ich eigentlich lieber etwas anderes gelernt? Gab es Alternativen? Warum habe ich das nicht gemacht? Was hält mich hier noch?“ Auch zu diesen Fragen gibt es hier wieder typische Geschichten aus dem Alltag anstatt trockener Theorien über Berufswahlmotivation.
Tobias: „Ich habe damals angefangen im Kindergarten. Weil ich unbedingt den Leuten helfen wollte. Und dann habe ich im Kindergarten versucht, die Erzieherausbildung zu machen und hab nach ’m Jahr dann festgestellt: Dass isses nich. Ich bin dann über eine Umschulung in die Altenpflege gekommen und habe nach einem Praktikum einfach gesagt: ‚Das isses.’ Dann die Ausbildung gemacht und bin bis jetzt noch froh, das damals gemacht zu haben. Ich hab’ halt in der Ausbildung viele nette Leute kennengelernt und hab’ halt gedacht, wenn das so weitergeht, dann ist das super. Und wenn nicht, dann kann ich immer noch gucken, ob ich eventuell noch irgendwas anderes mache.“
Diana: „Ja, ich habe mich damals entschieden, Altenpflegerin zu werden, weil ich gerne einen Beruf haben wollte, der mit Menschen zu tun hat. Ich habe vorher lange Jahre in einer Apotheke gearbeitet und dann bin ich arbeitslos geworden und ich wollte mit 21 Jahren nicht arbeitslos sein und habe dann gesagt, ich möchte was anderes machen. Was mit Menschen und auch mit einem ordentlichen Verdienst. Und das war dann halt der Pflegeberuf. Also, ich hätte auch gerne Krankenpflege gemacht. Aber damals gab es in der Krankenpflege ganz wenige Ausbildungsplätze. Und Altenpflege war das, was sich unmittelbar angeboten hatte. Dann habe ich halt Altenpflege gemacht. Ich bin dann angefangen, habe erst mal ein zweiwöchiges Praktikum gemacht und hab geguckt, ob das überhaupt das Richtige ist. Das hat mir sehr gut gefallen und dann habe ich Bewerbungen geschrieben und dann kriegte ich direkt eine Zusage und konnte starten.
Sabine: „Wir haben alte Leute zu Hause, also sprich meine Oma und mein Opa, und die haben wir auch immer als Enkelkinder versorgt.
Das hat mir immer Spaß gemacht. Dann habe ich Praktika gemacht während meiner Hauptschulzeit. Die haben mir auch Spaß gemacht, dann habe ich mich dazu entschlossen. Und das war die richtige Entscheidung. Auch wenn Freunde mir sofort die negativen Seiten aufgezählt haben: Was, dauernd Hintern abwischen, Wochenende arbeiten, Feiertage arbeiten? Die üblichen Vorurteile halt.“
Stella: „Damals, als ich klein war, wollte ich unbedingt Krankenschwester werden. Habe dann auch ein Praktikum im Krankenhaus gemacht und war nachher total enttäuscht, weil ich dachte, da hat man auch richtig Kontakt zu den Patienten, aber das war nicht so. Dann hatte ich einen Bekannten, der hat Zivi im Altenheim gemacht. Er hat mir erzählt, er fand das total toll. Und dann habe ich mein Jahrespraktikum im Altenheim gemacht. Und danach war es klar, hab’ dann mein Fachabi zu Ende gemacht und habe dann die Ausbildung gemacht. Am Anfang war mir noch so ein bisschen, will ich das wirklich? War alles neu, was man da machte, aber danach war es das Ding, was ich machen wollte. Ich bereue es nicht. Ich kann sagen, ich hatte damals ’ne super Anleitung und Kollegen. Wenn irgendwas unklar war, wenn man Situationen hatte …, wo man …, die sich dann auch Zeit genommen haben. Das war gut. Okay, bei der ersten Körperpflege ist mir mulmig geworden.
Okay, und mit dem Latschenkiefernöl später ging es dann. Die haben sich auch wirklich Zeit und Rücksicht genommen. Das ist auch bestimmt ein ganz wichtiger Fakt, ob man überhaupt erst richtig rein kommt.“
Diese Statements entsprechen auch meinen Erfahrungen, die ich als Fachseminarleiterin bei Bewerbungsgesprächen mit Interessenten für die Ausbildung gemacht habe. Die häufigsten Antworten auf die Frage „Warum möchten Sie Altenpflegerin/Altenpfleger werden?“ waren immer wieder: „Ich möchte was mit Menschen machen“ und „Ich will Menschen helfen“. Einige hatten positive Erfahrungen in der Familie oder von Freunden oder Bekannten mitbekommen oder ein Praktikum gemacht. Aber manche sind auch einfach ins kalte Wasser gesprungen, weil sie einen sicheren Arbeitsplatz haben wollten.
Eins ist ja wohl klar:
Pflegen kann nicht jeder!
Und ob und wie lange man in der Altenpflege arbeitet,
hängt von vielen Faktoren ab.