Читать книгу "Wer klaut schon einen mexikanischen Tomatenbaum?" - Ursula Hass - Страница 5

Kapitel 3 Der Club der schwarzen Ritter greift ein

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Am anderen Tag hatten die schwarzen Ritter beobachtet wie die Superkrallen mit den Mädchen, auch wenn diese schon viel früher losgegangen waren, gesprochen hatten. Es war für Philipp und den weiteren schwarzen Ritter schnell klar, dass die Superkrallen mit den Mädchen zusammen etwas im Schilde führten. Nur was, war ihnen nicht klar.

Die Jungs der schwarzen Ritter hatten sich getrennt und nur immer zwei Jungs gingen miteinander und warfen sich auch immer wieder den mitgebrachten Ball zu, sodass nicht auffiel, dass sie eigentlich auf Beobachtungstour waren.

Irgendwann warf Philipp Emil schnell den Ball zu, denn Philipp hatte darauf bestanden, dass Emil mit ihm lief und Emil war es auch recht. Aber der kleinere Emil erreichte den Ball nicht mehr und als sie plötzlich um die Ecke bogen, kam der Mann mit dem Hut im Gesicht direkt auf die beiden Jungs zu.

Der Ball, den Philipp ziemlich stark Emil zugeworfen hatte, traf mitten ins Gesicht des Mannes mit dem Hut im Gesicht. Emil war richtig erschrocken und Philipp drehte sich einfach um auf die andere Seite und so entstand vorläufig der Eindruck, dass Philipp eigentlich gar nicht schuld war an diesem Wurf.

Der Hut flog vom Kopf des Mannes mit dem Hut im Gesicht und alle konnten sehen, dass er einen richtigen Glatzkopf hatte und außerdem eine riesige Narbe vom linken Auge bis zum Kinn hinunter.

Emil gluckste ein bisschen vor sich hin und wollte richtig losprusten als er sah, dass der Hut einige Meter weiter zu Boden ging und der Mann kurz auf seinen Kopf fasste und ganz perplex war als er seinem Hut, der mit Schwung auf dem Boden aufprallte, nachschaute.

Er hatte ja vor dem Ball-Unfall den Hut soweit ins Gesicht geschoben, dass man fast gar nichts mehr vom Gesicht sehen konnte. Aber jetzt sahen die Kinder diese dicke, schreckliche, rote Narbe, die quer über das ganze Gesicht lief.

Man konnte direkt Angst vor ihm bekommen und Emil verging sein Lachen, denn der Mann schaute ihn nur sehr böse an und wollte ihn am Halskragen packen.

Doch Emil war flink und wand sich unter seiner Hand heraus und rannte ein paar Schritte weiter. Philipp kam ihm zu Hilfe, denn Emil hatte ihn schon hilfesuchend angeschaut und das wollte er nicht auf sich sitzen lassen, dass er, Philipp, der Anführer der Gruppe, sich wie ein Feigling davonmachen wollte.

Die anderen, die schon weiter vorne liefen, blieben daraufhin stehen, da sie bemerkten, dass Philipp und Emil Probleme mit dem Mann mit dem Hut im Gesicht hatten.

Arne kam schnell angerannt und hob den Hut auf und gab ihn schließlich dem Mann, der nur eine paar Schimpfwörter vor sich hin murmelte und ihm den Hut geradezu aus der Hand riss.

„Weshalb ist denn der Mann so böse“, murmelte Philipp zu Emil und auch zu Arne, der zu den beiden kam?

Emil sah nur, wie der Mann schnell den Hut schnappte und davonstob. Es konnte ihn nichts mehr aufhalten. Er warf nur noch den Buben einen bösen Blick zu, sodass sie sich richtig fürchteten, obwohl sie ja eigentlich als Club der schwarzen Ritter bekannt waren und sich vor nichts und gar nichts fürchten müssten.

Auf der anderen Straßenseite waren auch die Superkrallen stehengeblieben und beobachteten den Vorgang der schwarzen Ritter ganz genau.

Plötzlich schrie auch Jutta auf, nicht so laut, eher leise, aber immerhin blieben Merle und auch die vier Jungs der Superkrallen stehen.

„Da, dort!“, schrie sie und deutete auf den Mann mit dem Hut im Gesicht, der aber gar keinen Hut mehr auf hatte, denn der schwebte noch direkt in der Luft.

„Das ist der Mann!“, schrie Jutta laut und deutete immer wieder zu ihm hin, sodass auch die umstehenden Leute ihrem Zeigefinger interessiert folgten.

Aber wie gesagt, der Mann mit dem Hut im Gesicht war so schnell weg, wie er auch gekommen war.

„Den Mann müssen wir beobachten, das ist eure Detektivaufgabe“, ordnete Jutta ziemlich energisch an, „der hat was mit unseren Tomatensetzlingen vor.“

Also machten die Superkrallen kehrt und folgten dem Mann mit dem Hut im Gesicht.

Auch der Club der schwarzen Ritter sah zwar die Superkrallen kommen, aber sie verteilten sich und eine Gruppe ging dem Mann mit dem Hut im Gesicht nach, die anderen Jutta und Merle.

„Wir wollen doch mal sehen, was die beiden Mädchen mit dem Mann mit dem Hut im Gesicht zu tun haben“, riefen sich die schwarzen Ritter untereinander zu und spazierten dann den Mädchen hinterher.

Als sie bemerkten, dass die Mädchen zur Schule gingen, waren sie noch verblüffter als zuvor.

Jutta und Merle wurden schon vom Hausmeister Groß erwartet, denn durch den Vorfall mit dem Mann mit dem Hut im Gesicht kamen sie verspätet an der Schule an.

„Kommt jetzt mit herein, ich habe nämlich noch andere Aufgaben zu erledigen in den Ferien. Die Toiletten müssen geputzt werden und auch Streicharbeiten muss ich noch erledigen, außerdem muss ich noch die Lampen im Lehrerzimmer neu aufhängen und so weiter und so fort“, sagte Hausmeister Groß etwas erregt.

Er führte die Mädchen schnell an ihren Arbeitsplatz in den großen Gymnastiksaal, wo die Tomatensetzlinge alle schön aufgereiht standen und manche schon ihre Blätter fallen ließen.

„Wir sollen die Tomatensetzlinge nur leicht gießen, nur ein paar Tröpfchen, denn sie sollen nicht im Wasserbad schwimmen“, erzählte Jutta ganz beflissen Merle und den Superkrallen.

Also holten sie ihre Gießkannen und eilten zu den Setzlingen, um sie endlich zu bespritzen und mit Wasser zu versorgen.

Jutta und Merle sahen geradezu aufmerksam zu, wie sich wieder die Stiele aufrichteten, als das Wasser kam und sie strichen den zarten Pflänzchen über ihre Blätter.

„Schau mal was es da für Tomaten gibt!“, rief Jutta begeistert aus und deutete auf die kleinen Namensschildchen an jeder Pflanze.

„Hier steht, Baselbieler Rötele, die ist rot, oval richtig birnenförmig, und hier gibt es eine Bella Donna, sie ist eine geschmackvolle Tomate, so hat es Lehrer Stefan auf dem Schild in seiner Schrift vermerkt“, las Jutta laut die Inschriften auf den Tomaten vor.

„Auch noch eine Schweizer Sorte, die Berner Rose, habe ich hier“, rief Merle aus, die auch schon ganz Feuer und Flamme für die Tomatensetzlinge war.

„Da gibt es doch tatsächlich eine dunkelrot-grün gestreifte Tomate, die heißt Cherry Zebra, das ist eine Cocktailtomate“, ergänzte sie weiter.

„Die mag ich nicht so, ich beiße viel lieber in die knackig roten Tomaten mit viel Fruchtfleisch“, sagte Jutta, die ebenfalls ihre Setzlinge in den langen Reihen begutachtete.

Dann kicherte sie zu Merle hin.

„Hast du schon mal was von einem Harzfeuer gehört? Diese Tomate ist eine alte Sorte und dann gibt es hier noch eine Indigo Rose, das ist eine Kirschtomate, aber diese Sorte wird erst seit 2012 gezüchtet. Das kann keine Sorte sein, die schon von den Maya in Mexiko angebaut wurde. Vielleicht ist es das Ochsenherz, der Name hört sich ziemlich alt an oder die Principe Borghese“, erläuterte Jutta Merle die verschiedenen Sorten mit ihren mysteriösen Namen.

„Borghese, diese Sorte könnte aus Italien sein, da gab es mal ein bekanntes Geschlecht, die Borghese, habe ich schon mal gehört oder im Fernsehen gesehen“, meinte Jutta wieder, die immer ein bisschen forsch war.

„Vielleicht sind die ja nach Mexiko mit dem Schiff gefahren, so wie Columbus?“, erinnerten sich die Mädchen.

„Oh!“, rief Jutta ganz erfreut aus.

„Hier ist eine Rosada de Granada. Granada, das liegt in Spanien, da gibt es die Alhambra, habe ich schon mal im Fernsehen gesehen, und da waren die Araber früher zuhause“, informierte Jutta weiter, die immer wissbegieriger wurde, ob der vielen Tomatensorten.

„Und schau, hier ist auch der Rote Nil, eine Tomate aus Ägypten.“

„Dafür gibt es hier noch eine Tomate, die heißt Roter Oktober und kommt aus Russland. Sie erinnert an die Revolution in Russland, denn dort gab es den roten Oktober“, ergänzte Merle weiter, denn sie las sehr gerne und hatte schon jede Menge Geschichten über fremde Länder gelesen. Sie war ja schließlich auch Mitglied in der Bücherei und konnte sich dort auch immer viele Bücher ausleihen.

Jutta staunte nur so um die Wette was Merle alles wusste.

Dann fing Jutta laut zu lachen an, denn die „Tigerella“ gefiel ihr gar zu gut oder die „White Beauty“, die eine Rarität unter den Tomaten darstellt, wie sie weiter Merle mitteilte.

Lehrer Stefan hatte alle Tomatensorten mit ihrem Namen fein säuberlich auf kleine Zettel aufgeschrieben und in die Tomatenerde gesteckt und so konnten sich die Mädchen ein Bild von den rund 50 Sorten machen, die hier alle standen. Jutta und Merle staunten nur so um die Wette, welche Tomatensetzlinge hier so langsam heranwuchsen.

„Es soll ja auch noch ganz alte mexikanische Sorten geben“, gab Jutta bekannt, „wie das mexikanische Mücklein, eine sehr kleine, aber robuste Tomatensorte.“

„So steht es hier auf dem Zettel von Lehrer Stefan“, bemerkte sie weiter.

„Und auch die Mayas haben schon früh Tomaten angebaut“, informierte Merle, die viel las und in einem Buch über eine ganz unbekannte Tomatensorte aus Mexiko erfahren hatte.

„Wenn doch unser Lehrer Stefan diese seltenen Tomatensorten extra gekennzeichnet hätte, auf die wir besonders aufpassen sollen“, meinte Jutta nachdenklich und Merle, ihre Freundin, bestätigte dies nur mit einem Kopfnicken.

„Sollen wir mal die Schubladen durchschauen?“, hatte Merle wieder einen Vorschlag parat.

„Glaubst du etwa unser Lehrer hat die Tomatensetzlinge in einer Schublade versteckt?“, erwiderte Jutta auf Merles Vorschlag und schüttelte nur ihren Kopf.

„Nein, vielleicht hat er ja besondere Raritäten auch zuhause, oder er weiß gar nicht, dass er überhaupt Raritäten besitzt?“, gab Merle zu bedenken.

„Wenn wir hier fertig sind, gehen wir mal raus und schauen was die Superkrallen rausgefunden haben, denn der Mann mit dem Hut im Gesicht gefällt mir gar nicht.“

„Mir auch nicht“, jammerte Merle, denn sie war nicht so wagemutig wie ihre Freundin Jutta.

Also suchten die beiden Mädchen erst mal ihren Hausmeister Groß auf, der gerade mit den Lampen im Lehrerzimmer beschäftigt war.

„Jutta, schau mal, hier stehen auch noch Tomatensetzlinge auf der Fensterbank“, rief Merle Jutta zu, die das auch gerade bemerkt hat.

„Was sind denn das für Tomatensetzlinge?“, fragte sie Hausmeister Groß.

Doch der wusste auch nicht um welche Tomatensetzlinge es sich im Lehrerzimmer handelte.

„Die stehen noch nicht lange hier, das weiß ich genau“, meinte Herr Groß nur.

„Vielleicht sollt ihr ja auch auf diese Tomatensetzlinge aufpassen und sie gießen“, sagte er dann zu den beiden.

„Gut, dann gießen wir auch diese hier“, entschied Jutta und holte schon mal ihre Gießkanne.

„Komm Merle, nicht einschlafen, wir wollen ja fertig werden.“

„Herr Groß, vielleicht schauen Sie auch mal noch in den anderen Klassenzimmern nach, vielleicht stehen dort auch noch weitere Tomatensetzlinge?“, ordnete Jutta wieder ganz beflissen wie eine Große an.

„Wir sind auf der Suche nach….“, fing Merle an zu sprechen, doch Jutta warf ihr nur einen bedeutungsvollen Blick zu, so, als wollte sie sagen.

„Halt nicht weiter – das ist unser Geheimnis!“

Merle zuckte nur zusammen und gab gar keinen Laut mehr von sich.

Gut, dass Hausmeister Groß mit den Lampen beschäftigt war. Deshalb hatte er gar nicht so sehr auf die Mädchen geachtet und auch gar nicht vernommen, was Merle sagen wollte.

Das war gut so, denn von solch exotischen Tomatensorten aus Mexiko und anderswo wussten ja nicht viele Leute, denn die meisten holen ihre Tomaten ja in den Geschäften und den Supermärkten. Und da waren die Tomatensorten nicht so ausführlich aufgeführt.

Dann spazierten die Mädchen wieder aus der Schule und Hausmeister Groß verschloss die Tür ziemlich schnell hinter den Mädchen.

Doch kaum als die Mädchen die Schule verlassen hatte, klingelte auch schon das Telefon beim Hausmeister.

Er nahm ab und dann vernahm er eine dunkle Männerstimme, die nach Lehrer Stefan fragte.

Irgendwie kam es dem Hausmeister nicht geheuer vor. Deshalb antwortete er gar nicht und legte einfach auf.

Doch auch ein zweites und drittes Mal läutete das Telefon, aber Hausmeister Groß war nicht mehr im Lehrerzimmer, sondern schon lange mit anderen Arbeiten beschäftigt.

Die Mädchen verließen den Schulhof und gingen erstmal nach Hause.



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