Читать книгу Kirsch und der Gift-Secco - Ursula Hass - Страница 4
Kapitel 1
ОглавлениеEs war so ein schöner und friedlicher Morgen. Wiesenbach lag noch fast jungfräulich da. Die Häuser schmiegten sich, wie immer, an die steilen Rebhänge. Und ein kleiner Bach, der Wiesenbach, daher hat auch Wiesenbach übrigens seinen Namen, plätscherte in aller Seelenruhe vor sich hin. Es gab auch einen kleinen Weiher, der im Winter öfters zugefroren ist und die Kinder dort gerne Schlittschuhlaufen. Auf der Dorfstraße ist immer Bewegung. Autos und Lastwagen bestimmen dort das Bild. Weiter hinten im Tal befindet sich eine kleine Ferienwohnanlage. Es gibt bunte Fachwerkhäuschen, aber auch sehr schöne Bungalows mit Flachdächern, wobei diese den alteingesessenen Wiesenbachern ein Dorn im Auge sind, weil sie gar nicht zur Architektur der alten Fachwerkhäuser passen. So hat auch die Modernität, und sei es nur bei der Architektur, in Wiesenbach Einzug gehalten.
Die Sonne schien und als Bernhard Kirsch nach draußen schaute, joggte um die Ecke Johanna Merkle, eigentlich wie jeden Morgen. Kirsch freute sich auf den heutigen Tag, denn es ist nichts Besonderes zu erwarten. Heute soll es zu Mittag Sauerbraten mit Kartoffelklößen geben, hatte seine Frau Moni schon angekündigt.
„Darauf freue ich mich schon seit gestern und da lasse ich mir den Tag nicht vermiesen“, sagte Bernhard Kirsch laut vor sich, aber mit verhaltener Stimme.
„Moni kann den Sauerbraten einfach vorzüglich zubereiten, die Soße schmeckt so richtig nach Rotwein, hm, da läuft mir ja jetzt schon das Wasser im Mund zusammen“, murmelte Kirch.
Schnell zog Kirsch noch die Jacke an und dann ging es nichts wie los, und der Kommissar machte sich auf den Weg ins Kommissariat.
„Tschüs Moni“, rief er noch seiner Frau zu. „Ich komme pünktlich, kannst dich darauf verlassen.“
Moni lachte nur so vor sich hin und dachte, mal abwarten und schauen, aber für mich wird es jetzt Zeit, den Braten schon mal hinzustellen. Das könnte ein schönes Wochenende werden, auch Moni freute sich schon auf die kommenden Tage. Doch sie war immer noch in Gedanken mit ihren Vorbereitungen zum Mittagessen beschäftigt.
„Heute gibt es Sauerbraten, Fisch sollte ich auch mal an einem Freitag machen, aber das schöne Stückchen Fleisch konnte ich beim Metzger Fromm nicht so liegen lassen. Man muss ja auch dem Mann eine Freude machen“, dachte sie noch und ging ebenfalls mit guter Laune in die Küche.
„Tapfere Hanna“, sagte Bernhard Kirsch fast wieder lautlos vor sich hin, als er Hanna um die Ecke biegen ah.
„Warst bis zum Baggersee joggen?“, fragte der Kommissar nach, erhielt jedoch keine Antwort, denn Hanna hatte ihren Kapuzenpulli an und Kopfhörer in den Ohren. Und dann sah er auch schon von weitem Eugen, seinen Assistenten, herantraben. Er machte jedoch keine gute Miene.
„Was ist los Eugen, wieso so missmutig“, bemerkte Kirsch zu Eugen.
Kirsch ahnte schon nichts Gutes, wollte sich aber einfach die Laune nicht verderben lassen.
„Heute Nacht sind die Wände der Winzergenossenschaft dermaßen beschmiert worden, dass Stefan Kugler, der Geschäftsführer, schon angerufen hat. Wir sollen sofort vorbeikommen.“
„Was hat denn die Mordkommission mit Wandschmierereien zu tun?“, rief der Kommissar nur kurzatmig hervor.
„Eingebrochen ist auch noch worden und es waren auch Morddrohungen auf diesen Wandschmierereien angezeigt“, erwiderte Eugen, der seinem Chef ansah, dass er nicht glücklich über die genannten Umstände war.
„Was steht denn um Himmelswillen an den Wänden?“, rief der Kommissar unwirsch aus.
„Ihr Arschlöcher, Euch werde ich es morgen zeigen, macht Euch auf was gefasst und dann ist auch noch eine Pistole abgebildet“, presste Eugen zwischen seinen Zähnen so schmallippig heraus.
„Morgen ist doch die Mitgliederweinprobe“, „welche Mitgliederweinprobe?“ - so ging das Geplänkel zwischen Kirsch und Eugen hin und her.
Nun ging dem Kommissar endlich ein Licht auf. Ach ja, morgen am Samstag, kommt selbst ein Minister aus Stuttgart nach Wiesenbach, der Landwirtschaftsminister, um bei der Weinprobe dabei zu sein. Wiesenbach hat besten Wein zu bieten und den trinkt selbst ein Minister sehr gerne. Der Polizeipräsident und alle honorigen Bürger der Stadt waren ebenfalls eingeladen.
„Da kann ich mich ja auf ein schönes Wochenende gefasst machen und wann kann ich mir da meinen Sauerbraten schmecken lassen?“, überlegte Kirsch mal wieder laut zu Eugen.
Eugen hatte schon an die Pinnwand alle Honoratioren der Stadt, mit Fotos und Namen, angebracht, und auch der Minister sah auf seinem Foto schon nicht mehr so fröhlich aus wie sonst.
„Wenn dem was passiert, dann sind wir unseren Job los“, sagte Eugen und blickte den Kommissar treuherzig an.
Eugen ist ein lieber Kerl, aber manchmal etwas begriffsstutzig, das wusste der Kommissar, der auch schon alle Fotos an der Pinnwand betrachtete.
„Es ist schon ein Kreuz mit den Winzern, können die denn nie Ruhe geben. Die Wogen hatten sich doch bereits etwas geglättet im zweijährigen Winzerstreit, was treibt sie denn jetzt wieder an?“, fragte der Kommissar.
Natürlich, erst vor ein paar Wochen wurden im Herbst bei der Weinlese die Bottiche von verschiedenen Winzern völlig ausgeleert, die sich gegen die geplante Erweiterung der Umgehungsstraße ausgesprochen hatten. Den Tätern konnte man nicht auf die Spur kommen, weil die Tat mitten in der Nacht geschah und die Bottiche völlig einsam unter einem Holzdach in den Reben standen. Kommissar Kirsch nahm nun endlich auf seinem Stuhl im Zimmer des Polizeigebäudes Platz und sortierte die eingegangene Post. Vielleicht war ja auch ein Morddrohungsschreiben bei der Polizei eingegangen und vielleicht gab es ja Spuren, die zu dem Täter oder zu den Tätern führten? Er war eigentlich davon überzeugt, dass es mehrere Täter waren. Doch in der Post war nichts zu finden.
Vor zwei Jahren hatte der Streit angefangen, denn im Gemeinderat wurde nun endgültig grünes Licht für die Umgehungsstraße gegeben, die Zuschüsse vom Land waren gesichert und die Umgehungsstraße zum nächsten Ort und zur Autobahn war für Wiesenbach einfach wichtig. Doch dann gab es Streit unter den Winzern, weil ein Teil der Winzer seine Reben der Umgehungsstraße opfern sollte. Der Landwirtschaftsminister hatte sich selbst, wie auch der Verkehrsminister, eingeklinkt und daran appelliert, dass diese Straße gebaut werden sollte, weil sonst alle Fahrzeuge immer wieder durch den Ort fahren müssen.
Vor drei Jahren starb ein kleines Mädchen, weil es zwischen die Räder eines Lastwagens gekommen ist. Der Unfall konnte nie richtig aufgeklärt werden, man vermutete auch, dass ein Autofahrer das Kind gestreift hatte und es deshalb vom Lastwagen erfasst wurde. Dem Lastwagenfahrer konnte keine Schuld nachgewiesen werden. Auch zu schnell ist der Fahrer im Lastwagen nicht gefahren, doch die danach eingeführte Zone 30 brachte auch keine große Besserung, denn immer noch verkehren viel zu viele Lastwagen im Ort, um auf die Autobahn zu gelangen.
Bereits vor einigen Jahren schon sollte eine Umgehungsstraße gebaut werden, aber es ist dann doch an der Winzerlobby gescheitert. Und als dann die Pläne des Gemeindesrates bekannt wurden, dass nun doch die Umgehungsstraße gebaut werden soll, ging es so richtig mit den Streitereien los. An den Rebengrundstücken, die an die Straße grenzten, wurden von den Eigentümern große Steine gelegt und so mancher Autofahrer hatte sich einen Platten geholt oder sich den Unterboden an den Pkws aufgekratzt. Auch die Polizei wurde eingeschaltet, doch sie musste unverrichteter Dinge wieder abziehen, weil die Grundstückseigentümer Recht behielten.
Das Image des Weinortes sank immer tiefer und auch die Bewohner der kleinen Ferienwohnanlage beschwerten sich, weil ihre Wohnungen leer blieben, denn den Strapazen bei der Fahrt durch die enge Ortschaft wollten sich die Urlauber nicht täglich aussetzen. Und nun die Drohung an der Wand der Winzergenossenschaft. Wer steckt hinter dieser Drohung? Und ob gleich ein Mord geschehen würde, das konnte der Kommissar auch nicht glauben und nicht vorhersehen. Auf jeden Fall wird es wieder Ärger geben, da war sich der Kommissar mit seinem Assistenten Eugen einig.
Kirsch ließ alle Personen, die als Verdächtige für die Wandschmierereien in Frage kommen könnten, Revue passieren. Da waren zum einen Marianne und August Huber. Sie hatten ihre jüngste Tochter durch einen Unfall verloren und Marianne kam über den Verlust gar nicht hinweg. Das Ehepaar Huber zählte zu den ersten Verdächtigen, da war sich Kirsch sicher. Sie waren beide für die Umgehungsstraße.
Dann gab es Wilhelm und Ernst Sänger, zwei Brüder, die zusammen ein Weingut besaßen und zu den Gegnern der Umgehungsstraße gehörten. Wenn die Umgehungsstraße gebaut wird, müssen sie zwei Rebberge opfern. Und das passt ihnen gar nicht, denn das hat auch wirtschaftliche Gründe. Schließlich wachsen dort die Chardonnay-Reben, ein Prestigeprodukt des Weingutes.
Wilhelm und Ernst Sänger warenzwei Winzer, die nichts so leicht erschüttern konnte.
„Ich kenn die doch alle“, sagte Kirsch. „Ich kann es nicht glauben, dass einer von ihnen diese Drohungen an die Wand geschmiert hat, die vielleicht auch eine Morddrohung waren.“
Kirsch ärgerte sich besonders, dass er einfach nicht weiter kam und nicht absehen konnte, wer sich hinter diesen Drohungen versteckt.
„Was gibt es Neues, Eugen, du warst doch im Ort, hast du was gehört?“
„Ich habe uns zwei Brötchen mitgebracht, denn mit dem Mittagessen wird es doch wohl nichts werden, ansonsten habe ich nichts vernommen“, erklärte Eugen.
„Oh Gott und gerade heute gibt es mein Lieblingsessen, den Sauerbraten“, sagte Kirsch etwas sauertöpfisch zu Eugen und dabei hatte er gar keine Idee, wie er den oder die Täter entlarven konnte.
„Ich muss Moni anrufen, damit sie Bescheid weiß.“
„Chef, wir sollten mal in den „Goldenen Becher“ gehen, dort gibt es doch morgen die Weinprobe, vielleicht wissen die schon wer alles kommt. Sicher ist auch der Tourismusmanager, Herr Sonnenschein, da, dann können wir mit ihm sprechen und ihn auf die Sachlage hinweisen“, bemerkte Eugen beflissen, denn er war zwar noch jung, aber sehr ehrgeizig und gab gerne auch mal seinem Chef gegenüber den Ton an. Kirsch ließ seinen jungen Assistenten gerne gewähren, denn er war stets um Harmonie bemüht, aber trotzdem ganz bestimmend bei der Sache.
„Gut Eugen, komm, wir gehen mal rüber in den „Goldenen Becher“, vielleicht gibt es ja auch noch ein Abo-Essen, denn dein kleines Brötchen hat nicht gerade meinen Hunger gestillt.
Kirsch war also nicht nur ein Gemütsmensch, sondern auch ein Genussmensch, und Essen und Trinken hält nach seiner Meinung auch Leib und Seele zusammen.
Im „Goldenen Becher“ angekommen, war schon die große Tafel festlich gedeckt, denn die Weinprobe, die von der Tourismusagentur und der Stadt ausgerichtet wurde, war eine Imagegeschichte. Eugen und Kirsch sahen sich die langen Tafeln an. Hier werden morgen die Honoratioren der Stadt sitzen und genüsslich die vorgestellten Weine trinken und dann wird es womöglich Ärger geben.
Ein Winzer dreht durch, knallt wie ein Western-Held mit seinem Colt. Eugen stellte es sich bildlich vor. Auch Kirsch machte sich so seine Gedanken, die aber in eine andere Richtung gingen. Plötzlich erschien Lore, die Assistentin von Herrn Sonnenschein.
„Was gibt’s?“ fragte sie kess in die Runde. Kirsch und Eugen zuckten regelrecht zusammen, als seien sie auf frischer Tat erwischt worden.
Na Lore, ist dir etwas über die Leber gelaufen, dass du so schnippisch reagierst?“, fragte Kirsch.
„Nein, aber ich bin mit der Organisation schon etwas überfordert. Herr Sonnenschein, mein Chef, will noch dies und das und auf so ein eventuelles Attentat, reagiere ich allergisch“.
„Was für ein Attentat?“, wollte Kirsch wissen.
„Ja, haben Sie denn die Wandschmierereien nicht gelesen, Herr Kirsch?“, fragte Lore nach.
„Ach, daher weht der Wind“, antwortete Kirsch zu Lore gewandt.
„Ich sehe es etwas anders als du“, sagte Kirsch zu Lore, die er schon lange kannte und sie daher schon mit dem vertrauten „Du“ ansprechen durfte.
„Wer soll schon morgen hier für Tumult sorgen?“, fragten sich Eugen und Kirsch beide gleichzeitig.
Sie inspizierten die Tische und Stühle und ließen sich die Gästeliste geben. Die war natürlich lang, Minister Wurm vom Landwirtschaftsministerium war ebenfalls anwesend wie der Polizeipräsident, Schorsch Wangler, Gemeinde- und Ortschaftsräte, Bürgermeister Wohlgemuth und Kaufmann Olsen, Brauereibesitzer Münzer und wie sie alle hießen, hatten sich ebenfalls angemeldet. Auch die Presse war vollzählig vertreten, vom Wochenblatt bis zum Tagesanzeiger. Selbst renommierte Weinfachzeitschriften schickten ihre Journalisten und Repräsentanten.
Eugen und Kirsch staunten nur so um die Wette als sie die bekannten Namen lasen, die sich diese goldene Weinprobe nicht entgehen lassen wollten. Die Tafeln waren schon festlich gedeckt mit Kerzen, edlen Gläsern und Geschirr.
„Nobel, nobel“, murmelte Kirsch, der seinen Assistenten Eugen auch noch angewiesen hatte, auch unter die Tische und Stühle zu schauen.
„Ich habe so ein komisches Bauchgefühl, das gefällt mir gar nicht“, bemerkte Kirsch zu Eugen, der einfach nicht glauben wollte, dass diese Weinprobe ohne Eklat über die Bühne gehen könnte.
„Wenn Herr Sonnenschein wieder auftaucht, soll er sich bei mir melden“, sagte Kirsch zu Lore, die ihn mit einem schmalen Augenaufschlag ansah.
„Weshalb, habt ihr schon etwas Verdächtiges festgestellt?“
„Nein, nein, nur zur Vorsicht. Ich möchte auch mit ihm sprechen“, entgegnete Kirsch.
„Komm Eugen, wenn alles sauber ist, dann gehen wir zurück ins Büro.“
Ziemlich gemächlich trabten die beiden zurück ins Büro, wo Eugen auf Geheiß seines Chefs zunächst eine vorläufige Liste von verdächtigen Personen aus dem Winzerkreis anlegte. Eugen führte sorgfältig alle Namen auf, die evtl. für die Wandschmierereien in Frage kommen könnten.
Kirsch schaute sich die Namen nochmals an und überlegte, was da alles passieren könnte. Beide kamen jedoch mit ihren Unterlagen nicht weiter, zumal sich auch Herr Sonnenschein nicht gemeldet hatte. Auch der Bürgermeister war noch unterwegs und nicht zu sprechen.
„Eugen, die KTU soll mal zur Winzergenossenschaft fahren und nachsehen, ob sie noch etwaige Spuren finden kann.“
„Vielleicht gibt es Hinweise über die Farbe der Wandschmierereien, auch sollten noch Fotos gemacht werden“, gab Kirsch weitere Anweisungen an Eugen.
„Komm, wir fahren auch gleich mal noch zur Winzergenossenschaft und schauen uns das Malheur an, denn ob die KTU gleich dafür Zeit hat, ist ungewiss“, wandte er sich dann weiter an Eugen.
„Ruf mal in der Winzergenossenschaft an und melde uns an, das ist besser“, meinte dann Kirsch noch zu Eugen.
Doch in der Winzergenossenschaft angekommen, war nur die Sekretärin von Stefan Kugler, dem Geschäftsführer der Winzergenossenschaft, anwesend.
„Wo ist Herr Kugler?“, wollte Kirsch wissen.
„Er war vorhin noch im „Goldenen Becher“, wo morgen die Weinprobe stattfinden wird und hat dann noch einen wichtigen Kundenbesuch“, brachte die Sekretärin kurz hervor.
„Hat er noch was zu den Wandschmierereien gesagt?“, wollte Kirsch wissen.
„Gibt es noch Farbtöpfe oder sonstige Utensilien, die für die Wandschmierereien verwandt wurden?“, fragte Kirsch weiter nach.
„Nein, es war alles picobello sauber, bis auf die Wandschmierereien natürlich, sonst haben wir nichts gefunden“, antwortete die Sekretärin.
„Gut, dann können wir beide auch nicht mehr viel ausrichten, doch die KTU soll sich trotzdem mal alles ansehen, dabei bleibe ich“, bemerkte Kirsch zu Eugen, der sich alles notiert hatte.
„Wir haben morgen einen langen Tag vor uns, da gehen wir heute mal etwas früher nach Hause“, meinte Kirsch dann zu Eugen gewandt, denn so ganz wollte er sich das Wochenende und den heutigen Sauerbraten nicht vermiesen lassen.
Moni hatte indes schon den Tisch gedeckt. Sie hatte geahnt, dass ihr Mann zu seinem Lieblingsessen früher nach Hause kommen würde, obwohl er noch in Sachen „Wandschmierereien an der Winzergenossenschaft“ ermitteln musste. Aber Moni kannte ja schließlich ihren Mann.
Kirsch schmeckte der Sauerbraten vorzüglich, den sie nach rheinischer Art zubereitet hatte, aber natürlich war badischer Spätburgunder in der Soße und damit hatte sie auch ihren schönen Braten vorher eingelegt.
Nachdem sich Kirsch noch ein bisschen in seinem gemütlichen Sessel, seinem Lieblingssessel, niederließ und noch ein bisschen die Zeitung inspizierte, wo natürlich auch haarklein die morgige goldene Weinprobe angekündigt wurde, war es Zeit ins Bett zu gehen. Denn für einen guten Schlaf war Kirsch immer zu haben.
Nach dem opulenten Mahl, dem geliebten Sauerbraten, hatte Kirsch jedoch einen schlechten Schlaf. Er träumte vom morgigen Tag, wo plötzlich so ein mit einer Strumpfmaske versehener Getarnter bei der Weinprobe auftaucht, wild um sich schießt und den Minister trifft, der blutüberströmt nach unten sinkt und schließlich auf dem Boden aufprallt.
Schweißgebadet wachte Kirsch auf, war aber auch gleichzeitig froh, dass er im Bett lag, alles nur geträumt hatte und nichts passiert war. Trotzdem das ungute Gefühl, das er schon gestern hatte, wollte nicht weichen. Aber Kirsch schlief nochmals ein und als er aufwachte, konnte er sich gar nicht mehr an seinen Traum erinnern. Das war auch gut so.
Hastig schlürfte er seinen Kaffee hinunter, zog seinen besten Anzug an und ging mit schnellen Schritten ins Büro. Nur kurz rief er seiner Frau noch einen Gruß zu, bevor sich die Tür hinter ihm schloss. Eugen und Helen erwarteten ihn schon im Büro.