Читать книгу Kirsch und der Gift-Secco - Ursula Hass - Страница 5
Kapitel 2
Оглавление„Eugen, du bleibst im Foyer stehen und beobachtest alle die rein kommen und arbeitest die Namen auf deiner Liste ab. Dann wissen wir auch, ob alle da sind“, ordnete Kirsch gleich im Büro angekommen an.
„Stehen eigentlich die Winzer Huber und Sänger auch drauf?“, wollte Kirsch wissen, der sich schon mächtig ins Zeug legte.
Hoffentlich geht dieser Kelch an mir vorüber, dachte Kirsch, der sich nur kurz noch an seinen Traum erinnerte und dann zusammen mit Eugen ins Hotel „Goldener Becher“ ging.
Helen, die eigentlich Helene Förster heißt, aber sich modern Helen nennt, musste die Stellung im Büro halten. Um 11 Uhr ging die Weinprobe los, wobei vorher noch ein paar Grußworte gesprochen werden. Zur Weinprobe sollte es ein Menü vom besten Sternekoch des Landes geben. Marius Benet-Ebneth hatte sich natürlich nur das Beste vom Besten für das Menü einfallen lassen, wie Herr Sonnenschein von der Tourismusagentur bekannt gab, der den Sternekoch und seine Mannschaft begrüßte.
Hausherr Müller-Stein vom „Goldenen Becher“ stellte natürlich seine Küche gerne zur Verfügung, in der alles nur so blitzte. Alles strahlte eine familiäre Ruhe aus. Auch die einzelnen Winzer waren schon mit ihren Weinen im Hotel eingetroffen. An dieser Probe nahmen alle Winzer des Ortes teil, insgesamt 10 Weinbaubetriebe. Nur die besten Erzeugnisse wurden kredenzt.
Die Winzer Sänger eröffneten, laut Programm, mit zwei Seccos, Weiß und Rosé, dann waren die leichten Sommerweine des neuen Jahrgangs an der Reihe. Nach dem Winzerbetrieb Sänger präsentierte das Weingut Huber ihre Rieslinge oder Klingelberger, wie der Riesling hier in der Ortenau gerne genannt wird. Danach waren die Grauburgunder und Weißen Burgunder an der Reihe und später die Spätburgunder, Kabinett, trocken oder als Auslese und zum Schluss sollte es die edelsüßen Weine, wie Trockenbeerenauslesen oder Eisweine, geben.
Die ersten Gäste trafen bereits ein, als Eugen ganz aufgeregt auf Kirsch zulief.
„Weshalb verlässt du deinen Beobachtungsposten?“, schnaubte Kirsch seinen Assistenten nicht gerade höflich an.
Doch Eugen reagierte nicht verärgert, sondern war einfach nur aufgeregt, weil Herr Sonnenschein anscheinend mit Winzer Sänger einen Krach hatte.
„Irgendwas stimmt mit den Weinen nicht“, verriet Eugen.
„Vielleicht haben die Flaschen Korken?“, ergänzte er weiter.
„Na das wäre das Wenigste“, sagte Kirsch, dann holt er halt neue Flaschen.
„Geh wieder auf deinen Posten, Eugen, und bring nicht alles durcheinander!“
„Trotzdem will ich mal Sonnenschein ausfindig machen und anhören, was los war“, sprach Kirsch mehr zu sich selbst als zu seinem Assistenten.
„Herr Sonnenschein haben Sie einen Augenblick Zeit?“, rief Kirsch seinem Gegenüber zu.
Nur ungern kam Sonnenschein zu ihm rüber.
„Was haben Sie denn auf dem Herzen, ich hab nicht viel Zeit“, reagierte Sonnenschein wenig freundlich.
„Was war da los mit Winzer Sänger, Sie hatten einen Streit?“
„Ach nichts Weltbewegendes. Winzer Sänger hatte doch tatsächlich die falschen Weine gebracht. Er sollte die Sommerweine und Seccos präsentieren und er hatte die gleichen Sorten wie Winzer Huber dabei. Aber ich habe ihm Beine gemacht. Er musste nochmals nach Hause fahren und die richtigen holen. Wir fangen pünktlich an. Wir haben in einer Kommission gemeinsam festgelegt, wer was bringt und da kann nicht jeder machen was er will‘“, brummte Herr Sonnenschein, der sich ein bisschen in Rage geredet hatte, aber sich auch schon wieder anderen Aufgaben zuwandte.
Auch Kirsch inspizierte nochmals die Tische, entdeckte aber nichts Verdächtiges. Die Weine wurden alle entkorkt und jeweils ein Schluck aus der Flasche zur Probe genommen. Obwohl es heute neuere Verschlüsse gibt, Glas- oder Drehverschlüsse, schwören die Winzer halt immer noch auf den Korkverschluss und die besonderen edlen Weine werden natürlich immer noch mit den besten Korken versehen.
Der große Saal im „Goldenen Becher“ füllte sich immer mehr mit den Gästen, mit dem Bürgermeister, Stadt- und Ortschaftsräten, die sich auf einen schönen Tag und eine genussvolle Weinprobe freuten. Plötzlich waren auch immer mehr Zaungäste draußen zu sehen, denn immerhin kam ja der Minister und den wollten die Wiesenbacher auch herzlich begrüßen, denn avisierte Zuschüsse für den Tourismus und den Ort sind immer gut. Auch ein paar Gegner und Befürworter der Umgehungsstraße hielten ein paar Transparente und Plakate hoch, doch nichts Verdächtiges war zu sehen.
„Euch werde ich es zeigen, Gnade Euch Gott, dieses Schreckgespenst als Transparent war jedoch nicht dabei“, stellte Kirsch erfreut fest.
Da fuhr auch schon die Limousine des Ministers vor und Kirsch stellte sich auf die Zehenspitzen, um zu erkennen, wer noch alles mit ihm im Auto saß.
„Nur sein Referent ist noch dabei“, bemerkte Kirsch wieder mehr zu sich selbst.
Je näher die Weinprobe kam, desto unruhiger fühlte Kirsch sein Herz pochen. Und sein ungutes Bauchgefühl, wie er es immer nannte, tat ein Übriges, dass Kirsch am liebsten in sein Büro ins Kommissariat zurückgegangen wäre.
„Vielleicht geht doch alles gut aus?“, machte Kirsch sich selbst Mut.
Vorbei an den Stadt-Honoratioren schritt Kirsch auf seinen Assistenten Eugen zu, der sich in einer Ecke verdrückt hat und eifrig die Ankömmlinge auf seiner Liste abhakte.
„Sind jetzt alle da?“, wollte Kirsch wissen.
„Ja, bis auf den Minister, der ist aber eben mit seinem Assistenten eingetroffen, einem blassen Jüngling mit großer Hornbrille“, erklärte Eugen seinem Chef ganz beflissen.
„Dann kann es ja losgehen“, meinte Kirsch zu Eugen, der seinem Chef noch die Anwesenheitsliste in die Hand drückte.
„Wenn ich es richtig lesen kann, sind es 30 Personen, eine ganze Menge“, sagte Kirsch zu Eugen.
„Na dann wollen wir mal in den Saal gehen, komm Eugen.“
„Eugen du setzt dich mit mir an den Tisch ganz hinten, da haben wir wohl Platz und einen guten Beobachtungsposten.“
Eugen dachte kurz, was soll ich denn beobachten?
„Genaue Angaben haben wir ja nicht. Ich halte auf jeden Fall meine Augen offen“, versicherte Eugen seinem Chef.
Zunächst begrüßte der Bürgermeister die Gäste, dann sprach auch der Minister ein Grußwort und zum Schluss kam Herr Sonnenschein, der Tourismusmanager, der mit einigen Zahlen und Daten aufwarten konnte. Der Tourismus entwickelte sich im ganzen Land sehr gut und so will auch Wiesenbach ein Stück von diesem Kuchen abhaben. Aber die neue Umgehungsstraße ist unerlässlich, damit sich der Ort noch besser entfalten kann, denn Autolärm und vor allem den Feinstaub wollen die wenigsten Gäste und Urlauber, informierte Sonnenschein in seiner Rede. Und so wurden seine Worte auch nur zum Teil mit Beifall belohnt, es waren auch einige, allerdings sehr leise Buhrufe zu hören. Dann kam noch die Weinkönigin zu Wort, die mit einem Gedicht die 40. Mitgliederweinprobe eröffnete.
Zur Einstimmung gab es wie immer, zwei Seccos, Weiß und Rosé, vom Weingut Sänger. Und dann ging es munter weiter mit den besten Erzeugnissen aus Küche und Keller.
Auch dem Minister mundete der Wein vorzüglich, wie er kundtat, als die Weinkönigin auch an die Honoratioren ein Wort richtete.
„Einfach toll, das Bukett und die herrliche Farbe beim Spätburgunder“, so der Minister, der auch den Weißweinen gut zugesprochen hatte. Vor allem der Grauburgunder und der Riesling, den die Einheimischen auch Klingelberger nennen, kamen gut bei den Gästen an.
Der Bürgermeister schwärmte geradezu in vollen Tönen vom Chardonnay und auch der Sauvignon blanc waren das „I-Tüpfelchen“ zum Menü des Sternekochs Marius Benet-Ebneth.
Mit roten Wangen und einem besonderen Glanz in den Augen bewunderten die Gäste die badischen Weine, die im Glas funkelten wie prächtige Sterne. Und als alle so wunderbar harmonisch zusammensaßen, da jedoch kam das Unglück in großen Schritten auf Kirsch zu. Denn plötzlich fasste sich der Polizeipräsident Schorsch Wangler an den Hals, dann an das Herz und dann sackte er in sich zusammen.
Kirsch und Eugen sprangen von ihrem Tisch und Beobachtungsposten auf und waren als erste beim Präsidenten.
Nun ist es also passiert, dachte Kirsch und Eugen schaute ebenso entsetzt wie Kirsch aus der Wäsche.
„Ruf die Notfallnummer. Wir brauchen einen Arzt und einen Krankenwagen.“
„Ist auch ein Arzt anwesend?“, rief Kirsch laut in den Saal.
Doktor Anton Dorer, der Allgemeine Arzt, der auch öfters den pathologischen Dienst in Wiesenbach versah, war auch selbst unter den Gästen und auch gleich zur Stelle. Der Polizeipräsident lag bereits ausgestreckt auf dem Boden und hatte schon etwas Erbrochen. Doktor Dorer, der ihn untersuchte und auch schon seinen Tod feststellte, dachte zunächst an Herzversagen, aber auch eine Vergiftung wäre möglich, äußerte er nur kurz seinen Verdacht leise zu Kirsch.
„Bevor ich mehr sagen kann, muss er in der Pathologie untersucht werden, veranlassen Sie alles, Herr Kirsch.“
Weshalb der Polizeipräsident?, dachte Kirsch, der selbst ganz gelb und grünlich im Gesicht aussah, aber gar nichts gegessen und getrunken hatte.
„Ruf die Spusi an und hol Verstärkung!“, sagte er nur kurz zu Eugen.
„Keiner darf den Saal verlassen!“, rief er dann ganz laut den Gästen zu.
Der Minister war nicht sehr amüsiert, denn er hatte noch einen anderen Termin und auch Herr Sonnenschein stand der Ärger ins Gesicht geschrieben, weil die ganze Veranstaltung nun den Bach herunterging. Nicht auszudenken, welche Schlagzeilen morgen zu lesen waren und vor allem, diese Weinprobe sollte ein Prestigeprojekt werden, um die Besucherzahlen beim Tourismus anzukurbeln und jetzt das.
Helen kam angerauscht und teilte mit, dass Verstärkung unterwegs sei und auch die KTU schnellstens eintreffen wird. Der Bürgermeister hatte schon alle Hebel in Bewegung gesetzt, denn eines war sicher, dieser Fall, der für derartige Schlagzeilen sorgen würde, muss schnellstens aufgeklärt werden, damit die Gäste nicht ausbleiben. Ein paar Schaulustige hatten sich auch schon eingefunden, als die Polizei und der Krankenwagen vorgefahren kamen.
Die Leiche muss schnellstens in die Pathologie, Doktor Dorer nimmt sie gleich mit“, ordnete Kirsch an.
„Wir müssen auch seine Frau, Frau Wangler, verständigen, bevor sie es von anderen erfahren wird.“
Kirsch besprach sich kurz mit dem Bürgermeister. Eugen und Helen waren schon dabei die Adressen der Gäste zu erfassen, denn alle da zu behalten, das ging auf keinen Fall. Auch die Spusi machte ihre Arbeit und so konnte Kirsch nun mit den Ermittlungen beginnen, wobei er zunächst den Tatort inspizierte und dann die Frau des Polizeipräsidenten aufsuchen wollte, die im Nachbarort in einem schmucken Eigenheim wohnte.
Doch zunächst wollte er noch seine Kollegen, den pingeligen Hans Huber und den attraktiven Franz Drechsler erwarten, die ja schon verständigt waren und von der Kripo der nahen Stadt herbeigerufen wurden. Allein mit Eugen und der kleinen Helen konnte er den Fall nicht lösen, da war sich Kirsch mit sich selbst einig. Natürlich hatte er den Ehrgeiz den Fall zu lösen, aber die Kollegen aus der Stadt konnten doch auch hilfreich sein.
Im Saal herrschte eine abgrundtiefe Stille, denn allen saß das Geschehene noch in den Gliedern. Manche beklagten natürlich, dass diese schöne Veranstaltung so schnöde abgerissen wurde, wo man doch beim Wein so harmonisch zusammensaß. Auch der Küchen-Großmeister bedauerte den Vorfall und der schöne Hecht in der Rieslingsauce konnte ihn auch nicht darüber hinwegtrösten, dass sein Essen, das er so sorgfältig zubereitet hatte, nun nicht mehr restlos genossen werden konnte.
„Was für ein Desaster?“, schmollte er ein wenig, denn seinen Namen mit diesem Malheur in Verbindung zu bringen, gefiel ihm gar nicht. „Mon Dieu, was werden denn die Gastrokritiker so alles zusammenreimen und zusammenschreiben.“
„Hätte ich doch nur nicht zugesagt“, sagte sich Marius Benet-Ebneth, der am liebsten alles eingepackt und sich in seine heimische Küche im Schwarzwald zurückgezogen hätte.
Auch der Wirt vom „Goldenen Becher“ war völlig verstört, weil er ja schon denken konnte, was auf ihn zukam. Was werden die Gäste sagen, ein Mord in meinem Gasthaus, da kann ich ja den Laden gleich dicht machen. Und das Sommergeschäft fängt ja auch erst an. Er war nur noch ein Häufchen Elend, wie auch seine Bediensteten.
Was ist denn das für ein Mist, so ärgerten sich die Bedienungen, die schon ihren schönen Verdienst davonfließen sahen. Mit dem Polizeipräsidenten hatte eigentlich niemand groß Mitleid. Er war nicht sehr beliebt im Ort und auch ein Schürzenjäger, das war bekannt. Das Mitleid galt eher seiner Frau.
„Eugen komm‘ bitte, wir müssen zu Frau Wangler gehen. Ich möchte nicht, dass sie die Geschichte von anderen zuerst erfährt.“
„Du weißt, die Gerüchteküche kocht immer am schnellsten“, so der Kommissar zu Eugen.
Nachdem er sich noch mit Hans Huber und Franz Drechsler besprochen hatte, die sich den Anwesenden angenommen hatten, ging er mit Eugen zu seinem Auto und fuhr in den Nachbarort.
Nach dem Klingeln an der Haustüre öffnete ihm eine kleine etwas blasse Frau die Tür. Es war Frau Wangler. Kirsch fiel es schwer in das Haus einzutreten. Was erwartete ihn hier, ein heftiger Gefühlsausbruch oder gar nichts? Der Polizeipräsident hatte keine Kinder, deshalb wusste er, dass die kleine schmale Frau auch keine weiteren Angehörigen hier im Ort hatte und auch sonst immer ein bisschen zurückgezogen gelebt hatte.
„Frau Wangler, wir müssen Ihnen leider eine traurige Nachricht hinterbringen“, setzte Kirsch zunächst an und Eugen machte dazu ein betretenes Gesicht.
„Was ist los, Herr Kirsch?“ „Ist mein Mann verunglückt?“
„Weshalb bringen Sie mir eine schlechte Nachricht?“
Kirsch war untröstlich, wie bringe ich es ihr nur bei, damit sie nicht in Ohnmacht fällt, dachte er kurz. Das wäre für ihn das Schlimmste gewesen.
„Setzen Sie sich bitte erst mal hin, Frau Wangler!“
Dann eröffnete er ziemlich umständlich, dass es ja heute Morgen eine Weinprobe gegeben hatte und der Polizeipräsident auch anwesend war.
„Das weiß ich ja, Herr Kirsch, ich habe meinem Mann noch die neue Uniform aus der Reinigung geholt. Was ist denn nun?“, fuhr sie ihm schon mal in die Parade.
„Also, Frau Wangler, Ihr Mann ist tot“, platzte es dann ziemlich schnell und sehr unbeholfen aus Kirsch heraus.
Ansonsten war er eher feinfühliger, aber irgendwie wusste er nicht recht, wie er diese schlimme Nachricht überbringen konnte.
„Tot, ja, ist er verunglückt, was ist geschehen, Herr Kirsch, so antworten Sie doch!“
„ Nein, wir wissen es noch nicht genau, ob es ein Herzversagen war oder eine Vergiftung, also Mord war.“
„Ermordet?“, war das Einzige, was Frau Wangler noch herausbrachte.
Irgendwie schwanden der Frau dann die Sinne und Kirsch konnte sie gerade noch auffangen und auf die Coach setzen.
„Ermordet, wieso denn das?“
„Wir wissen es auch noch nicht“, musste Kirsch gestehen.
„Wir sind ja erst am Anfang der Ermittlungen. Hatte ihr Mann Feinde?“
„Nein, nicht dass ich wüsste“, antwortete Frau Wangler.
„Frau Wamgler, haben Sie Nachbarn oder Verwandte hier im Ort, damit sie sich um Sie kümmern können oder soll ich unsere Psychologin kommen lassen?“
Frau Wangler war die Kapriolen ihres Mannes gewohnt, aber das Geschehene jetzt, der Tod oder gar Mord, das ging ihr doch zu weit. Sie konnte nur mühsam sprechen und bat um ein Glas Wasser.
„Eugen, hol Frau Wangler mal ein Glas Wasser!“, herrschte Kirsch seinen Assistenten an.
Nachdem sie etwas Wasser zu sich genommen hatte, kam wieder etwas Farbe in Frau Wanglers Gesicht.
„Ich weiß nicht, was ich sagen soll“, meinte Frau Wamgler nur kurz.
„Ich kann mir darauf keinen Reim mache. Er hatte keine Feinde, auch nicht im Präsidium.“
„Er hatte wohl mal hie und da eine Affäre, aber das war ich gewohnt“, sagte Frau Wangler leise.
„Ich möchte Sie nur ungern alleine lassen“, war alles war Kirsch noch heraus brachte, weil er fand, dass Frau Wangler sehr tapfer reagierte.
„Eugen, verbinde mich bitte mal mit Helen, ich will mit ihr sprechen, wo ist sie überhaupt?“, fragte Kirsch bei Eugen nach.
Als Helen am Telefon war, informierte Kirsch sie über den Vorgang.
„Helen ruf doch mal die Psychologin an, sie soll zu Frau Wangler kommen, damit sie nicht alleine ist“, teilte Kirsch dann kurz seiner Assistentin mit.
Eugen und Kirsch verabschiedeten sich bei Frau Wangler, weil sie jetzt beide doch nichts mehr verrichten konnten und am Ort des Geschehens gebraucht würden. Sie gingen auf dem schnellsten Weg zurück ins Büro. Vielleicht war ja schon der Bericht von der Spusi und KTU da und Kirsch wollte auch wissen, was die beiden Schlaumeier von der Kreispolizei herausbekommen hatten. Doch zunächst machten sie noch einen Abstecher in den „Goldenen Becher“. Dort waren Huber und Drechsler noch mit dem Befragen der Gäste beschäftigt. Ansonsten waren schon viele Teilnehmer der Weinprobe wieder abgereist. Da sie auch hier nichts mehr unterrichten konnten, gingen sie zurück ins Büro.
„Hallo, niemand da?“, rief Kirsch lautstark ins Büro.
Helen kam angelaufen und berichtete aufgeregt, dass sie die Psychologin nicht angetroffen hatte, aber eine Nachricht hinterlassen hatte.
„Ist schon ein Bericht von der Spusi und Pathologie eingetroffen?“
„Ja“, sagte Helen und erklärte den beiden, dass Polizeipräsident Wangler an einer Überdosis „Gift“ gestorben sein könnte.
„Wo ist der Bericht?“, wollte Kirsch wissen, weil er alles persönlich lesen wollte.
„Hier“, bestätigte Helen, die ihm den vorläufigen Bericht von der Pathologie aushändigte, der doch ziemlich schnell im Kommissariat gelandet ist.
Da stand es schwarz auf weiß, dass der Polizeipräsident an einer Überdosis Pflanzengift, E 605, das eigentlich nicht mehr verkauft werden dürfte, verstorben ist.
Nun erfreut schien Kirsch nicht zu sein. Denn die Frage war ja, wie hatte Schorsch Wangler das Gift zu sich genommen? Vielleicht war es im Essen oder auch im Secco oder im Wein, es waren viele Möglichkeiten, die natürlich nicht für eine schnelle Aufklärung sorgten.
„Was steht noch im Bericht?“, wollte der Kommissar wissen.
„Es könnte sowohl im Essen gewesen sein, als auch in den Weinen oder vor allem im Secco, das konnte noch nicht ganz herausgefunden werden“, erwiderte Helen, die den Bericht schon mehrmals gelesen hatte.
Das Menü sah eine köstliche Bärlauchsuppe vor, danach einen bunten Salatteller mit Sprossen sowie einen Zander in Rieslingsauce.
So langsam verspürte Kirsch wieder Hunger, wenn er die exzellenten Speisen nochmals Revue passieren ließ.
„Ich muss dringend mit dem Koch sprechen.“
„Wo bleiben denn die Herren Huber und Drechsler?“, wollte Kirsch wissen.
Helen und Eugen gingen auf Spurensuche.
„Ah, da sind Sie ja meine Herren, und schon was rausbekommen?“, fragte Kirsch nicht gerade galant.
„Haben Sie die Berichte von der Spusi und von der Pathologie schon gelesen?“, fragten die beiden direkt bei Kirsch nach.
„Ja, ja, damit müssen wir uns nicht mehr aufhalten“, war Kirschs lapidare Antwort.
„Es gibt noch zwei weitere Möglichkeiten, die eine wäre, dass nicht der Polizeipräsident ermordet werden sollte, sondern ein anderer oder eine andere Person bzw., dass das Gift in eine der Speisen oder in den Wein kam und nicht unbedingt der Polizeipräsident getroffen werden sollte, brachten die beiden hervor.
„Ich tippe auf gezielt“, sagte Kirsch energisch, um die Ermittlungen voranzubringen.
„Ja, diesen Verdacht haben wir auch“, entgegneten die beiden Kripobeamten aus der Stadt.
„Also was schlagen Sie vor, meine Herren?“, brachte Kirsch das ganze ziemlich schnell auf den Punkt.
„Wir müssen vor allem den Koch und auch seine Mannschaft unter die Lupe nehmen.“
„Das könnten Sie machen“, gab Kirsch seine Anweisung an die beiden Herren.
„Wir, das sind Eugen und Helen, meine beiden Assistenten, werden das Umfeld des Polizeipräsidenten untersuchen, um hier nach Spuren zu suchen. Außerdem müssen wir auch noch die Wandschmierereien weiter untersuchen, denn es könnte ja auch derjenige gewesen sein, der eben diese Drohung geschrieben und ausgesprochen hat.“
Huber und Drechsler waren sich da nicht so sicher. Erfahrungsgemäß ist ein Giftmord ein heimtückischer Mord und der wird nicht angekündigt, sprachen die beiden, die sich schon mal auf den Weg zum Koch und seiner Mannschaft machten.
Eugen, Helen und Kirsch berieten sich.
„Helen, du holst dir mal die Akten vom Polizeipräsidenten. Schau mal nach den nicht aufgeklärten Fällen. Eugen, du fährst in die Stadt auf das Präsidium und inspizierst sein Zimmer, ich werde dich da auch begleiten, damit du keinen Unfug machen kannst“, lachte der Kommissar etwas gequält.
„Vorher muss ich aber noch was Essen, aber nicht im Hotel „Goldener Becher“, da ist mir das Essen vergangen.“
„Komm, wir gehen in die Backstube, vielleicht erfahren wir ja auch etwas.“
„Der Tod vom Polizeipräsidenten hat sicher schon die Runde im Ort gemacht und es gibt immer Leute, die was zu berichten haben.“
Auch Eugen hatte mittlerweile Hunger und so gingen sie schnell über die Straße in die Backstube „Brezel“, wo es nicht nur feine Kuchenstücke gab, sondern auch etwas Deftiges.
„Ich nehme einen Fleischkäse-Weck und du Eugen?“
„Ich nehme auch einen, Chef“, antwortete Eugen schnell.
„Hallo Andrea, gib uns mal zwei Fleischkäse-Wecken, aber gut gefüllt mit Fleischkäse nicht nur mit so einem schmalen Stück“, ließ Kirsch von sich hören.
„Viel zu tun, gell“, sagte Andrea spitz, die schon vom Tod des Polizeipräsidenten wusste und ein bisschen vor sich hin kicherte.
„Was gibt es denn da zu kichern“, wollte Kirsch wissen. Es war ein Mord und das ist nicht spaßig.“
„Entschuldigung“, brachte Andrea zerknirscht heraus.
„Ich meinte ja nur, jetzt hat es ihn mal erwischt. Seine Frau behandelte er nicht gerade gut und auch auf dem Präsidium war er auch nicht so beliebt.“
„Was weißt du denn schon?“, rief Kirsch etwas patzig in die Runde.
„Sein Beruf ist nicht gerade leicht, denke nur daran, als damals das Kind überfahren wurde und man den Fahrer nicht fand“, wandte Kirsch weiter ein.
„Ja, das war schlimm“, entgegnete Andrea etwas besänftigt.
„Aber ich will ja nichts sagen, aber vielleicht war es ja auch ein Mann, denn er hatte ja einige Affären, auch mit verheirateten Frauen, auch in unserem Ort“, wusste Andrea tiefgründig zu berichten.
Kirsch warf Eugen nur einen bezeichnenden Blick zu.
„Siehst du, was hab ich dir nicht gesagt, das Lästern geht schon los, gell Eugen, das hab ich doch gewusst. Du musst nur in den Ort gehen und da tragen dir die Leute schon die Neuigkeiten zu“, bemerkte Kirsch zu Eugen.
„Eugen bist du satt oder sollen wir noch einen verdrücken, was meinst du?“, fragte Kirsch, der schon noch mit einem weiteren Fleischkäsbrötchen liebäugelte.
„Also wir nehmen einen zusammen, die sind ja groß, das reicht uns dann“, denn ein bisschen sparsam war Kirsch auch, nicht geizig, aber sparsam.
Wieder im Büro nahmen sie noch kurz mit Helen Kontakt auf, die über den Akten brütete.
„Etwas Brauchbares dabei?“, wollte Kirsch wissen.
„Nein, Chef, bis jetzt noch nicht. Ich habe aber auch noch einige Akten.“
„Das gibt heute Nachtarbeit“, war die knappe Antwort von Kirsch.
„Übrigens der Bürgermeister hat auch schon angerufen, er will morgen eine Pressekonferenz abhalten. Das Fernsehen war auch schon hier und wollte von Ihnen einen O-Ton haben.“
„Ich sage nichts, verweise sie alle an unsere Pressestelle. Ich werde mich da doch nicht in die Nesseln setzen“, brummte Kirsch in seinen Bart, vielmehr Schnauzer.
„Wir müssen morgen dem Bürgermeister einige brauchbare Hinweise liefern. Waren Huber und Drechsler schon hier? Nein, dann sage Ihnen Bescheid, dass wir uns gegen 18 Uhr noch im Büro treffen. Eugen und ich fahren jetzt in die Stadt ins Polizeipräsidium und hören uns dort um.“
Huber und Drechsler hatten sich schon mal den Koch vorgeknöpft. Allerdings war dies ein Sternekoch und mit dem musste man schließlich in sanften Tönen umgehen. Marius Benet-Ebneth hatte alle seine Speisereste noch in den Töpfen gesammelt und auch mit seiner Mannschaft nochmals die einzelnen Menüvorgänge besprochen. Während des Essens war niemand sonst im Raum. Die Küche war sein Metier und keine Außenstehenden hatten während der Kochvorgänge Zutritt zum Raum. Die Speisen wurden zwar schon in seiner Hotelküche zubereitet und hier nur kurz aufgewärmt. Aber auch er konnte sich nicht erklären, wie das Gift in eine der Speisen gekommen wäre. Merkwürdig, es war doch niemand im Raum, dachte der Sternekoch. Es können nur die Bedienungen gewesen sein, die wurden ja vom Hotel „Goldenen Becher“ gestellt. Aber wieso sollten diese einen solchen Mord begehen? Rosel, Anne und Selma waren die drei Bedienungen, die sehr umsichtig und schon lange im Hotel „Goldener Becher“ arbeiteten.
„Wir müssen auch das Umfeld der Bedienungen beleuchten“, sagten Huber und Drechsler.
Alle drei Bedienungen machten jedoch einen guten Eindruck auf die beiden Ermittler.
Sie hatten die Speisen entgegengenommen und an die Tische gebracht. Eine Verwechslung mit einem anderen Gast kam nicht in Betracht, sprachen alle drei unisono aus.
Kirsch und Eugen waren inzwischen in der Stadt angelangt und im Polizeipräsidium wurden sie von den Kollegen regelrecht bestürmt.
„Ihr bringt ja keine guten Nachrichten mit“, so Gustl der älteste Polizist, der auch aus Wiesenbach stammte.
„Das ist ja keine gute Werbung für Wiesenbach und die Hotellerie“, brachte er schon etwas aggressiv hervor.
„Ja, glaubst du uns ist das recht, dass das passiert ist. Wir müssen alle daran arbeiten, dass dieser Fall schnellstens aufgeklärt wird.“
„Klar, Kirsch, wir helfen euch mit.“
„Zwei unserer besten Beamten, Huber und Drechsler, sind ja schon bei euch. Wieso sind die nicht hierhergekommen?“
„Das ist doch klar, für uns ist das Polizeipräsidium Neuland, da passen wir einfach besser auf, gell Eugen.“
„Zeigt uns mal das Zimmer vom Polizeipräsidenten.“
„Dort hinten ist es, wir haben es gleich abgeschlossen, dass niemand herein kann.“
„Das war gut.“
Eugen und Kirsch betraten einen schönen Raum. Der ist nicht so klein wie unserer, dachte Eugen.
„Eugen geh du mal an den Computer, du kennst dich mit dem besser aus als ich. Schau mal welche Nachrichten und E-Mails drauf sind. Ich inspiziere mal den Schreibtisch.“
Ein Fach war abgeschlossen, aber Kirsch fand den Schlüssel und auch ein Notizbuch. Vielleicht sind dort auch Adressen zu finden? Kirsch nahm das Notizbuch an sich und wollte es am Abend zuhause studieren.
„Was sind denn dort für Bücher?“, wollte Kirsch wissen.
„Alles Gesetzbücher“, antwortete Eugen.
„Hast du was auf dem Computer gefunden?“, wollte der Kommissar weiter wissen, was Eugen verneinte.
„Dann nehmen wir den Computer auch mit bzw. bringen ihn zur KTU, die soll ihn mal untersuchen.“
„Komm Eugen, wir gehen. Im Schreibtisch sind ansonsten auch keine Unterlagen mehr.“
„Gustl, bring den Computer zur KTU. Die sollen die Unterlagen sichten. Es wäre natürlich gut, wenn wir morgen schon etwas Näheres wüssten. Bürgermeister Wohlgemuth will morgen um 10 Uhr eine Pressekonferenz abhalten. Die Presse ist ja wie wild darauf, etwas zu erfahren. Das ist ja klar, der Polizeipräsident ist ja auch eine honorige Person. Was weißt du denn noch über ihn? Komm rück mal raus, Gustl!“
„Er hat uns immer in allem unterstützt“, zeichnete Gustl kein schlechtes Bild vom Verstorbenen. „Er war auch für die Umgehungsstraße, wie du ja weißt und hat dies auch im Gemeinderat vorgetragen.“
„Glaubst du, das hängt irgendwie zusammen. Für eine Umgehungsstraße bringt man aber doch keinen um, bist du bei Sinnen, Gustl.“
„Das glaub ich nicht. Es gibt natürlich unter den Winzern schon einige Rabauken, aber einen umbringen, das glaube ich nicht.“
„Also wenn weitere Hinweise aus der Bevölkerung kommen oder du noch was weißt, melde dich bei mir. Adieu, Gustl, wir fahren jetzt wieder nach Wiesenbach.“
Schon von weitem sahen sie bei Wiesenbach ein Aufkommen von Polizeiautos und Krankenwagen.
„Was ist denn jetzt noch passiert? Ruf mal Helen an, Eugen und frage nach!“
Helens Apparat war jedoch ständig besetzt. Als sie näher kamen, entdeckten sie, dass Winzer Sänger mit seinem Traktor verunglückt war.
„Das hat mir gerade noch gefehlt. Was ist denn passiert?“, sagte er zu Helen, die er endlich erreicht hat.
„Ein Auto hat ihn ziemlich scharf überholt und er konnte nicht mehr ausweichen und ist mit seinem Traktor die Böschung heruntergefahren. Es hat ihn dann vom Traktor geworfen und der Traktor ist ein Stück an ihn geraten. Er ist nicht tot, aber ziemlich schwer verletzt“, erzählte Helen am Telefon.
„Was kommt denn noch?“, fragte sich Kirsch.
Winzer Sänger wurde dann mit dem Krankenwagen abtransportiert.
„Das übergeben wir der Verkehrspolizei, das hat nichts mit unserem Fall zu tun“, sagte Kirsch zu Eugen.
Diese war auch schon anwesend und notierte sich alles. Kirsch und Eugen mussten sich beeilen, denn um 18 Uhr war ein Date angesetzt. Im Büro angekommen, warteten auch schon die Kolleginnen und Kollegen sowie Huber und Drechsler von der Polizeidienststelle aus Burgstetten auf die beiden. Helen servierte Kaffee und frische belegte Brötchen, auf die sich Eugen und auch Kirsch schnell stürzten, denn sie hatten ja seit Mittag nur ihre mageren Fleischkäsewecken verspeist.
„Hm, das tut jetzt mal richtig gut“, kommentierte Kirsch das Essen, als wären die beiden Happen ein Hochzeitsessen.
„Was haben wir denn nun“, wollte Kirsch wissen.
Huber und Drechsler hatten ja alle Adressen von den Honoratioren aufgenommen und auch gefragt, was ihnen besonders aufgefallen ist. Außerdem hatten sie auch den Sternekoch und die Mannschaft befragt und die drei Bedienungen.
„Es gibt nichts Verdächtiges, sowohl beim Sternekoch, als auch bei den Honoratioren und den Bedienungen. Niemand hat was beobachtet oder auch nur gesehen“, führten sie ihre Erläuterungen präzise aus.
„Hm“, machte Kirsch und zeigte sich damit nicht gerade zufrieden.
„Ist das alles, das ist aber dürftig.“
Er hatte zumindest gehofft, dass irgendeinem etwas aufgefallen wäre.
„Jetzt haben wir noch den Unfall von Winzer Sänger“, informierte er die anderen.
„Aber ich glaube nicht, dass es mit unserem Mord etwas zu tun hat“, so Kirsch.
„Ein Giftmord, das ist etwas Typisch Weibliches“, meinte Kirsch, wobei auch Huber und Drechsler nickten. „Wissen wir schon Weiteres von der Pathologie?“
„Nein“, erwiderte Helen, die sich ja darum gekümmert hatte.
„Doktor Dorer vermutet, dass er es mit dem Begrüßungs-Secco eingenommen hat, bei Sekt wirkt das Gift schneller“, meinte Helen. „Es wurde bei der Untersuchung auch festgestellt, dass der Polizeipräsident ein schwaches Herz hatte.“
„Vielleicht hat ihn der Polizeipräsident ja nicht gleich getrunken, kann ja möglich sein“, so Helen und auch Eugen nickte beflissen.
„Gut denkbar, dass die Gläser schon eingeschenkt waren und er das Glas auch mal kurz abgestellt hatte und ihn erst etwas später zu sich genommen hatte“, brachten auch Huber und Drechsler hervor.
„Na ja das sind alles Spekulationen und an denen sollten wir uns nicht beteiligen. Das Glas, aus dem der Polizeipräsident den Secco getrunken hat, wurde das gefunden? Jetzt warten wir den endgültigen Bericht der Pathologie ab. Die Speisen sind alle nicht im Hotel „Goldenen Becher“ zubereitet worden, sondern dort nur aufgewärmt bzw. kamen schon in Behältern ins Hotel. Ja, den Sternekoch und seine Mannschaft können wir ausschließen, was sollten sie denn für ein Motiv haben?“, fragte Kirsch.
„Wir müssen das Motiv suchen, und das haben wir noch nicht“, erwiderte Kirsch.
„Helen, was hast du aus den Akten herausgefunden, du solltest doch nochmals die Akten durchsehen. Da gibt es auch nichts Besonderes“, meinte Helen. Nur ein Fall wurde noch nicht aufgeklärt, das ist der Fall mit der toten Madeleine.
„Dem Mädchen von der Winzerfamilie Huber?“, fragte Kirsch nach.
„Ja“, erwiderte Helen.
„Das Mädchen fuhr auf der schmalen Straße vom Training nach Hause. Irgendwie kam es von der Straße ab und schlug sich den Kopf an einem Gedenkstein auf“, führte Helen aus.
„Dieser Stein, was hat mich dieser Stein schon geärgert“, fuhr Kirsch dazwischen.
„Da sie nicht auf der Straße lag, wurde sie auch nicht gleich bemerkt. Erst als die Eltern Alarm schlugen, weil sie um 21 Uhr noch immer nicht zuhause war, und sie ihr Kind bei der Polizei als vermisst gemeldet hatten, haben die Polizisten die Meldung aufgenommen“, so Helen weiter.
„Die haben natürlich nicht gleich reagiert, weil sie angenommen hatten, dass das Mädchen bei einer Freundin sei. Erst als sie um 22 Uhr noch nicht zuhause war, hat die Polizei mit der Suchaktion begonnen.“
„Da hätten wir ja ein Motiv, die Polizei hat zu spät reagiert, aber das hat mit dem Polizeipräsidenten nichts zu tun, denn der war ja zu dieser Zeit noch nicht im Ort“, entgegnete Helen.
„Er ist erst später, weit nach dem Unfalltod des Kindes nach Wiesenbach gekommen.“
„Ja, das ist schon merkwürdig. Obwohl zu dieser Zeit hat da schon im Nachbarort gewohnt.“
Deshalb hat er auch seine Versetzung beantragt, dass er näher an seinem
Wohnort war“, erwiderte Huber, der den Polizeipräsidenten schon von früher her kannte.
„Gut, ganz außen vor sollten wir das nicht lassen“, so Kirsch.
„Wir haben seinen Computer mitgenommen und auch ich habe sein Notizbüchlein. Das schaue ich mir heute Abend zuhause in aller Ruhe an.“
„Was sagt denn der Bürgermeister?“
„Sie haben ja mit ihm gesprochen“, wollte Kirsch noch von Huber und Drechsler wissen.
„Der Bürgermeister ist auch ratlos. Auch der Minister und alle anderen Behördenchefs und Honoratioren können sich keinen Reim auf die Vergiftung machen. Das alles passt doch gar nicht zu unserem Weinort“, erwiderten Huber und Drechsler.
„Wir haben doch die besten Weine weit und breit und jetzt eine Vergiftung während einer Weinprobe, das kann uns und auch die Bevölkerung, wie auch die Winzer, gar nicht freuen.“
„Das ist nicht spaßig“, bemerkte Kirsch etwas gedankenverloren.
„Gut, wir haben ja morgen früh die Pressekonferenz. Viel sagen können wir noch nicht, aber wir werden den Bürgermeister auf jeden Fall unterstützen. Wir treffen uns gleich morgen früh und besprechen nochmals alles“, so Kirsch.
„Helen und Eugen, ihr haltet hier die Stellung und gebt mir Bescheid, wenn die Pathologie noch ihren Bericht abliefert oder sonst noch Informationen eingehen. Morgen früh um 7 Uhr kommen alle zum Rapport“, meinte Kirsch, der sich dann auf den Weg nach Hause machte.