Читать книгу Gesund von Anfang an - Ursula Keicher - Страница 16
Vorübergehende Anpassungsprobleme
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Auch an einem gesunden Neugeborenen geht die Reise aus Mamas Bauch rein ins Leben nicht immer spurlos vorüber. Viele Babys reagieren auf die Veränderungen mit sogenannten Anpassungsstörungen. Einige davon wirken auf ihre Eltern erst einmal besorgniserregend, wie die Neugeborenengelbsucht. Doch Sie werden sehen: Sobald sich der kindliche Organismus an die neuen Bedingungen angepasst hat, regelt sich das meiste ganz von allein.
GESCHWOLLENE BRÜSTE
Dass während der ersten zehn Lebenstage die Brust des Babys anschwillt, liegt an einem Überschuss an Mama-Hormonen. Sie regen die an sich noch unreifen Geschlechtsorgane an – manchmal so sehr, dass eine muttermilchähnliche farblose oder milchig-gelbe Flüssigkeit aus der Brust austritt. Diese Hexenmilch ist harmlos und sollte nicht ausgedrückt werden, weil sich dadurch die Brustdrüsen entzünden können. Auch die Schwellung ist meist nicht groß behandlungsbedürftig und legt sich in den ersten zwei bis drei Wochen von allein wieder. Eine Lage Watte zwischen Brust und Body verhindert bis dahin, dass sich das Baby wundreibt.
NEUGEBORENENAKNE An der Stirn und im Bereich der Wangen zeigen sich knötchenförmige Veränderungen, die Haut ist manchmal gerötet.
KLEINER STREUSELKUCHEN
Bei fast jedem fünften Neugeborenen – Jungs sind häufiger betroffen als Mädchen – sprießen auf der zarten Babyhaut plötzlich kleine Pickelchen wie bei einem Teenager. Schuld daran sind wieder einmal mütterliche Hormone, die noch im Blutkreislauf zirkulieren.
Da die Pusteln der Neugeborenenakne weder jucken noch schmerzen, ist keine Behandlung nötig. Sie verschwinden in den nächsten Wochen ganz von allein wieder, wenn sich der Hormonhaushalt des Babys einpendelt. Drücken Sie bis dahin auf keinen Fall an den Pickelchen herum, sonst können sie sich entzünden oder es bleiben Narben zurück.
ROTE FLECKEN IN DER WINDEL
Wenn sie beim Wickeln rote Flecken in der Windel entdecken, erschrecken viele Eltern erst einmal gehörig. Sorge ist zwar meist nicht nötig, denn fast immer handelt es sich nicht um Blut. Die Flecken stammen von rötlichen Harnkristallen, die in den Nieren gebildet und mit dem Urin ausgeschieden werden. Dennoch sollten Sie sicherheitshalber den Kinderarzt kontaktieren. Bei Mädchen kann das Blut auch aus der Scheide kommen, falls diese aufgrund der noch im Blut befindlichen mütterlichen Hormone stark geschwollen ist. In diesem Fall ist auch leichter Ausfluss zu beobachten. Normalerweise besteht jedoch auch hier kein Behandlungsbedarf.
GELBSUCHT In ausgeprägten Fällen wird eine Fototherapie mit blauem Licht durchgeführt. Das kurzwellige Licht baut den gelben Blutfarbstoff ab.
GELBSUCHT
In Ihrem Bauch braucht das Baby mehr rote Blutkörperchen, um ausreichend mit Sauerstoff versorgt zu werden. Wenn es nach der Geburt selbst atmen kann, zerfallen diese überschüssigen Erythrozyten. Dadurch steigt die Menge des Blutfarbstoffs Hämoglobin im Blut an und wird nach und nach über die Leber wieder abgebaut. Allerdings ist die Leber eines Neugeborenen häufig noch nicht ausgereift. Dann wird der Blutfarbstoff in einen anderen Stoff umgewandelt und erst mal in der Haut zwischengelagert. Die Folge: Das Baby sieht plötzlich gar nicht mehr rosig aus, sondern eher quittengelb bis orange. Sogar die Augäpfel sind durch das Bilirubin, so heißt der neue Farbstoff, gelb.
Doch so befremdlich es zuweilen aussieht: In den meisten Fällen ist die Gelbsucht harmlos. Häufig genügt es schon, dass das Baby viel im natürlichen Sonnenlicht liegt – im Freien oder auch hinter dem geschlossenen Fenster (Vorsicht: keine direkte Sonneneinstrahlung). Denn Licht zersetzt das Bilirubin.
Wenn Sie stillen, kann die Gelbsucht übrigens länger anhalten. Solange die Werte jedoch nicht bedenklich sind, ist das kein Grund zum Abstillen. Fragen Sie im Zweifelsfall Ihren Kinderarzt um Rat.
STORCHENBISS
„Da hat der Klapperstorch wohl zu fest zugepackt“, hieß es früher gern, wenn die Haut eines Neugeborenen rote Male aufwies. Tatsächlich jedoch handelt es sich bei den rosa- bis purpurfarbenen flachen Flecken um eine dicht unter der Haut liegende Ansammlung von Blutgefäßen. Etwa jedes dritte Baby hat so einen Storchenbiss, meist an der Stirn oder am Haaransatz im Nacken. Besonders deutlich wird er, wenn das Baby schreit, denn dadurch wird die Durchblutung richtig angeregt. Gefährlich sind die Flecken in aller Regel trotzdem nicht und sie werden auch nicht größer. Im Gegenteil: Oft verschwinden sie in den ersten Lebensjahren sogar wieder ganz, das gilt vor allem für „Bisse“ an der Stirn.
BLUTSCHWÄMMCHEN
Im Gegensatz zum Storchenbiss sind die bis zu mehreren Zentimeter großen, rot bis bläulich schimmernden, an Himbeeren erinnernden Blutschwämmchen (Hämangiome) nicht immer angeboren, sondern können sich auch in den ersten Lebenswochen entwickeln. Verantwortlich dafür sind vermutlich bestimmte Erbanlagen oder Hormone. Die gutartige Wucherung der Blutgefäße ist jedoch in den meisten
Fällen harmlos. Sie wächst eine Weile, bleibt dann eine Zeit lang unverändert und bildet sich anschließend wieder zurück. Auch wenn das weniger schnell vonstatten geht als das Wachstum, sind die meisten Blutschwämmchen bis zum zehnten Lebensjahr vollständig verschwunden. Bei kleinen Blutschwämmchen können Sie daher einfach abwarten. Nur wenn die Schwämmchen besonders, nach innen oder direkt an den Augen, der Nase, dem Mund, den Ohren oder den Genitalien wachsen oder die Form verändern, sollten Sie Ihren Arzt um Rat fragen. Dasselbe gilt bei größeren Hämangiomen.
WASSER IN DEN HODEN
Bei etwa sechs Prozent aller Jungs verschließt sich eine Ausstülpung in der Bauchwand im Mutterleib nicht vollständig, sodass Flüssigkeit aus der Bauchhöhle in den Hodensack gelangen kann. Man bezeichnet das als Wasserbruch: Der Hoden des Neugeborenen ist prall geschwollen, aber elastisch.
Bei den meisten Jungen entwickelt sich der Wasserbruch im ersten Lebensjahr von allein zurück. Nur wenn das nicht geschieht, ist ein operativer Eingriff nötig.
KRUMME FÜSSCHEN
Die Füße eines neugeborenen Babys sind kaum entwickelt. Die Knochen sind noch weich und verformbar, das Fußgewölbe ist kaum ausgebildet.
Fußfehlstellungen sind daher weit verbreitet – und in den wenigsten Fällen sind sie genetisch bedingt. Bei den meisten Babys ist ein Platzmangel im Mutterleib dafür verantwortlich. Abgesehen davon kann sich eine Fehlstellung auch noch in den ersten Lebenswochen entwickeln, etwa wenn das junge Baby oft auf dem Bauch liegt.
Fehlstellungen wie ein Sichel- oder Hackenfuß bereiten zwar keine Schmerzen. Aber sie erschweren dem Baby in ein paar Monaten das Laufenlernen: Bei einem Sichelfuß sind Zehen und Vorfuß deutlich einwärts gedreht. Beim Hackenfuß knickt der Fuß nach oben und die Sohle dreht sich nach außen, wodurch das Kind nur auf den Fersen laufen kann. Ausgeprägte Formen können zudem zu einer Überlastung des Fuß-, Knie- und Hüftgelenks führen.
Die Erfahrung zeigt jedoch, dass die wenigsten Kinder mit Gipsverbänden oder Schienen behandelt werden müssen. Vielmehr geben sich die meisten Fehlstellungen von ganz allein. Mit Massagen können Sie diesen Prozess liebevoll unterstützen. Vor allem beim Sichelfuß ist das äußerst wirkungsvoll.