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Vorbemerkung

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Es ist uns geläufig, dass der Umgang mit dem Vergangenen immer von den Interessen des gegenwärtigen Betrachters abhängt. Um Geschichte aber nicht nur als reine Fiktion im Beliebigen sich auflösen zu lassen, stellt sich die Frage nach dem angemessenen Umgang mit ihr. Wie aber kann ein angemessener Umgang mit den Geschehnissen um die Verbrechen der Nazi-Zeit aussehen? Gegenüber den Opfern, den Toten und denen, die überlebt haben. Es setzt wohl Wissen um das Geschehene voraus, es braucht das Bestreben, die politische Macht, die wirtschaftlichen Interessen und die weltanschaulichen Prämissen zu verstehen, aus denen heraus das System der Konzentrationslager organisiert wurde. Die Interessenlage der Nutznießer und Organisatoren muss offenbar und Einsicht in die Motivlage der Täter gesucht werden, um das Funktionieren des faschistischen Systems begreifen zu können. Dass es sein Vernichtungs- und Zerstörungswerk so gründlich ausüben konnte, hatte viele Gründe. Auch den, dass es nur wenige Menschen gab, die widerstanden. Viel zahlreicher waren Menschen, die mitmachten, wegsahen oder reglos duldeten, damals wie immer.

Ich suche nach den Spuren einer jungen Frau, deren Schicksal weder gestern noch heute mit öffentlichem Interesse rechnen kann. Denn sie gehört nicht in die Opfergruppen, denen man sich in Vergangenheit und Gegenwart vorzugsweise widmete bzw. widmet. Sie war weder eine Widerstandskämpferin aus politischer oder religiöser Überzeugung, noch zählt sie zu den Millionen, die dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer fielen. Sie geriet wohl eher beiläufig ins Räderwerk der Vernichtung, gehört zu den vielen Toten, die ohne Aufmerksamkeit und Fürsprache blieben.


Verblassende Spuren

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