Читать книгу Moses - Ursula Striepe - Страница 9

Оглавление

Wir wollen keinen Hund

Mein Mann will eigentlich auch keinen Hund, aber wir fahren trotzdem mit der ganzen Familie zum Tierheim. Es liegt direkt an einem städtischen Naherholungsgebiet, wo wir danach noch einen Spaziergang planen.

„Den Moses würden wir uns gerne einmal anschauen“, sagen wir einer dort tätigen jungen Frau, die uns dann seinen Zwinger zeigt. Der Zwinger ist leer. Nebenan hört man Hunde kläffen und ab und zu sieht man einen Kopf mit flatternden Ohren über den Sichtschutz hinaus ragen. Ich kann verstehen, dass die Hündchen darum buhlen, einen guten Eindruck auf die Besuchermenschen zu machen, damit sie möglichst schnell wieder ein neues zu Hause bekommen. Doch das Kläffen nervt. So einen würde ich nie haben wollen.

Wir fragen nach, wo denn der Moses sei. Wir hätten noch keinen Hund im Zwinger gesehen. „Der schläft bestimmt hinten. Ich guck mal“, ist die Antwort und irgendwann kommt ein kniehoher blonder Wuschelhund müde und geduckt durch eine Öffnung, wie ich sie aus Zoos mit Tigerkäfigen kenne, in den vorderen Bereich geschlichen. Wir rufen: „Moses, Moses“, doch der Hund interessiert sich nicht für uns, dreht eine Runde und verzieht sich wieder. Auf mich macht er nicht nur einen müden, sondern auch einen frustrierten Eindruck. Eigentlich kein Wunder, bei dem Gekläffe. „Ich habe ihn mir kleiner vorgestellt“, sage ich. „Ich nicht“, entgegnet meine Tochter. „Der ist süß.“ „Möchten Sie einen kleinen Spaziergang mit ihm machen? Ich hole ihn gern.“, werden wir gefragt.

Beim ersten Spaziergang durch den Wald, in dem alle Hunde, die im Tierheim weilen, von vielen Ehrenamtlichen regelmäßig ausgeführt werden, blüht Moses regelrecht auf. Ich glaube, er will uns zeigen, wie sehr er sich freut. Stark wie er ist, zieht er einen mannsarmdicken Ast aus dem Gebüsch und schleppt ihn eine Zeit lang mit sich herum. Nur als wir anderen Hunden begegnen, lässt er ihn fallen, knurrt und bellt ab und zu mit tiefer Stimme. Er mag die anderen aus dem Tierheim wohl nicht.

Ich bin mir immer noch nicht sicher ob ich ihn haben will. Obwohl meine Entscheidung schon gefallen sein muss, als ich sein Bild in der Zeitung sah. Unkastrierter Rüde, fünf Jahre alt. Eine hübsche Mischung aus Collie und Schäferhund, oder wahlweise eine Mischung aus Collie und Terrier. Man weiß es nicht so genau. Er hat Charme. Er weiß, dass er Menschen gefällt und wie man sich bei ihnen beliebt macht. Geduckt und unterwürfig geht er vorsichtig schwanzwedelnd auf sie zu und lässt sich seine kuschelige Mähne kraulen. Im Tierheim sagt man uns, dass er nicht so gut verträglich mit anderen Hunden ist. Deshalb will ich auch ein paar Mal allein mit ihm spazieren gehen, was ich ja zukünftig öfter tun müsste, wenn wir ihn dann nehmen würden. Ich möchte ausprobieren, wie er sich mir allein und anderen Hunden gegenüber verhält.

Moses

Подняться наверх