Читать книгу Sodom und Camorra - Uta Bahlo - Страница 3
Einleitung
ОглавлениеEs war einmal …
… ein Dorf im Ausnahmezustand. Man könnte sagen, ganz knapp vor dem Infarkt und dazu noch führungslos – das war Tottenbüttel noch vor einiger Zeit.
Der Ort lag zwischen Nord-Ostsee-Kanal und Stör, mitten in der Wilster Marsch. Ein fast unberührter Flecken Land, idyllisch, abgeschieden und … langweilig. Dieser Gedanke drängte sich schnell auf, wenn man die A23 wahllos zwischen den ›großen Strömen‹ verließ und über die Landstraße in irgendeine beliebige Richtung bretterte. Hier war es so spannend, wie Zeitrafferaufnahmen eines Schleimpilzes. Falls Sie heimlich eine Leiche entsorgen müssen, hier wäre der richtige Ort dafür. In Tottenbüttel regte sich nichts. Hier sagten sich noch nicht mal mehr Fuchs und Hase Gute Nacht. Die waren schon vor vielen Jahren weggezogen.
Wenn am Abend die Tür des Tante-Emma-Ladens ins Schloss fiel und die Rollläden herunterratschten, war es so still, dass man die Nadel hätte hören können, die ins Heu gefallen wäre.
Immer mehr Dorfkneipen in der umliegenden Gegend schlossen und das sollte schon was heißen. Nur die Kneipe ›Bei Kuddel‹ in Tottenbüttel überlebte die schwierigen Zeiten.
Ausgerechnet hier in der Pampa war in den letzten Jahren die Kriminalitätsrate sprunghaft angestiegen. Die Serienverbrechen begannen mit dem versehentlichen Ableben zweier Friseurinnen und somit mit der Auslöschung der gesamten Friseurbranche im Ort.
Danach ging es nahtlos in einen Mord mit Komplizenschaft über. Fast das halbe Dorf war darin verstrickt.
Zu viel Natur und frische Luft tun auch nicht gut. Dazu noch der Schattenschlag der Windkrafträder, Elektrosmog, beißender Güllegeruch und diese fiese Strahlung aus den Atomkraftwerken. Tagelanger Nieselregen gibt einem dann den Rest.
Tja, viele Bewohner im Dorf, die einen jahrelang begleiteten, gab es nicht mehr. Einer saß noch im Knast, andere lagen – im Grab.
Aber das Leben geht bekanntlich weiter, die Regeneration Tottenbüttels war in vollem Gange.