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TOUR 1

NACH OBEN ZUR MACHT

LÄNGE 2,6 KM | AUFSTIEG 127 M | ABSTIEG O M

Diese Tour lässt sich gut mit einem Besuch der Staatsgalerie kombinieren.



START: Stadtbahn-Haltestelle Staatsgalerie

1. Graf-Eberhard-Denkmal

2. Königin-Katharina-Stift

3. Alte Staatsgalerie

4. Neue Staatsgalerie

5. Galateabrunnen

6. Stuckhäuschen

7. Christuskirche

8. Albrecht-Goes-Platz

9. Staatsministerium

ZIEL: Stadtbahn-Haltestelle Payerstraße


1. Graf-Eberhard-Denkmal

Das Denkmal zeigt „Eberhard im Bart“, so hieß der erste Herzog von Württemberg, der in Stuttgart residierte. Ein junger Hirte mit lockigen Haaren und einem Stab beschützt ihn. Seine Tasche und sein Hut liegen vor den Personen auf der Erde.

„Im Bart“ ist ein Beiname, der hilft, die gemeinte Person von anderen Grafen mit Namen Eberhard zu unterscheiden. Nachnamen waren zu jener Zeit bei Herrschern nicht gebräuchlich. Graf Eberhard lebte im 15. Jahrhundert. Von ihm handelt ein Lied, das Justinus Kerner mehr als 300 Jahre nach dessen Tod gedichtet hat. In diesem Lied, das auch als die Landeshymne Württembergs bezeichnet wird, heißt es, dass der Herzog jedem Untertan vertrauen kann. Auf dieses Lied bezieht sich das Denkmal aus unglaublichen 2000 kg Marmor.

Im Zweiten Weltkrieg wurde Stuttgart stark zerstört. Die Bombenangriffe fanden immer nachts statt. Alle Mütter, Kinder und alte Menschen saßen dann in den Kellern der Häuser oder in Bunkern. Am darauffolgenden Morgen versammelten sich die Überlebenden, die jemanden vermissten, am Denkmal für Graf Eberhard, hier fanden sich auch Ärzte ein, die den Verletzten halfen.


2. Königin-Katharina-Stift

Die Württembergische Königin Katharina war eine Tochter des Zaren in Russland. Als sie nach Württemberg kam, herrschte hier großer Hunger. Viele Kinder bettelten an den Haustüren um Brot und mussten vor Hunger zum Teil sogar Sägespäne essen. Katharinataten die Kinder leid. Sie gründete Armenschulen und Kinderrettungsstationen, um zu helfen. Das Königin-Katharina-Stift, vor dem wir stehen, gründete sie aber für Kinder aus adeligen und reichen Familien. Es war ursprünglich eine reine Mädchenschule. Mädchen gingen 1818 in der Regel noch nicht zur Schule. Sie lernten, wenn die Eltern es sich leisten konnten, alleine daheim bei einem Hauslehrer. Im Katharinenstift lebten die Mädchen mit anderen Mädchen aus verschiedenen Ländern Europas zusammen. In den meisten Schulen dieser Zeit – auch denen für Jungen – wurden die Schüler bei Fehlern oft geschimpft und geschlagen. Katharina wollte eine Schule mit besserer Lernatmosphäre gründen: „Die Zöglinge und Schülerinnen sollen sich glücklich fühlen, ein freundlicher Ton soll herrschen“. Die Schülerinnen hatten fünf Stunden Französisch in der Woche. Sie machten aber auch Gymnastik, was in der damaligen Zeit noch ein ganz neues und ungewöhnliches Schulfach war.


3. Alte Staatsgalerie

Den Ehemann der Königin Katharina, König Wilhelm I. von Württemberg, ist auf dem Denkmal vor der Alten Staatsgalerie zu sehen. Er hat diese Galerie als Kunstmuseum bauen lassen, dort war auch die königliche Kunstschule untergebracht.

Reiterstandbilder gibt es auf der ganzen Welt. Sie werden zu Ehren von Herrschern oder Kriegshelden aufgestellt, wohingegen Dichter oder Wissenschaftler auf Denkmälern meist stehen oder sitzen.

Schon vor fast 2000 Jahren hat man Reiterstatuen angefertigt. Das Pferd steht immer auf einem Sockel. Das Reiterstandbild vor der Staatsgalerie besteht aus Bronze, einer Mischung aus Kupfer und Zinn. Der Sockel ist aus Stein.



4. Neue Staatsgalerie

An der Garage der Neuen Staatsgalerie kann man sehen, dass sie nicht ganz aus Stein ist. Es sieht so aus, als seien Steine aus der Mauer gebrochen. In Wirklichkeit aber ist die Neue Staatsgalerie aus Beton. Die Mauern sind lediglich in Streifen verkleidet. Das nennen Fachleute Verblendung. Die breiten Streifen sind aus Travertin aus Bad Cannstatt hergestellt. In der Nähe von heißen oder kalten Quellen hatte sich dort Kalk abgelagert. Dabei wurden Pflanzen eingeschlossen, die am Wasser wuchsen. In den Steinen lassen sich Abdrücke erkennen. Der Stein, aus dem die schmalen Streifen sind, entstand vor ca. 225 Millionen Jahren aus Sand. Der Sand wurde von großen Flüssen aus Richtung Norden nach Südwestdeutschland transportiert. Die Flussbetten füllten sich nach und nach ihm auf. Innerhalb von Millionen Jahren bildete sich daraus Stein.


5. Galateabrunnen

Den Brunnen oberhalb der Eugensstaffel ließ die Württembergische Königin Olga aufstellen. Sie kam, wie Königin Katharina, aus Russland. Olga soll, heißt es, so schön gewesen sein wie die als Statue aufgestellte Galatea. Galatea ist in der griechischen Sage eine in einer Meereshöhle lebende Nymphe. Sie gehört zu den Nereiden, die auf Delphinen reiten, Menschen von untergehenden Schiffen retten und Seefahrer mit Spielen unterhalten. Die Nereide Galatea gefiel, so erzählt es die Geschichte, Polyphem, einem einäugigen Riesen. Er verliebte sich in sie. Galatea hatte aber schon einen Freund, er hieß Akis und war ein Schafhirte. Der einäugige Riese wurde eifersüchtig und tötete Akis. Galatea ließ daraufhin unter dem Stein, mit dem Akis erschlagen worden war, einen Fluss mit kaltem Wasser entspringen. Er wurde nach dem Geliebten benannt.

Bei unserem Stuttgarter Brunnen ist es immerhin ein schöner Wasserfall. Das Modell für Galatea auf dem Brunnen war natürlich keine Nymphe. Der Künstler gestaltete sie nach einer Blumenverkäuferin aus Berlin. Der Galateabrunnen ist aber dennoch mit vielen Meereslebewesen und Widdern geschmückt. Übrigens: Gegenüber in der Eisdiele gibt es immer wieder neue Eissorten.



Stadtbahn-Haltestelle Eugensplatz

6. Stuckhäuschen

Oben an der Hillerstaffel steht ein 300-jähriges Häuschen, das an ein Hexenhäuschen erinnert. Dieses Haus war 200 Jahre lang Unterkunft für die Brandwächter. Sie mussten die Bewohner der Stadt mit einem lauten Knall alarmieren, wenn irgendwo in Stuttgart ein Feuer ausgebrochen war. Um das Jahr 1863 wurde das Häuschen um ein Stockwerk erhöht, damit man nun die Warnungen auch noch weiter entfernt hören konnte. Die Stadt war nämlich stark gewachsen. Mehr als 40 Mal hatten die Brandwächter bis dahin wegen Feuer Alarm schlagen müssen.


7. Christuskirche

Die Christuskirche ist, anders als viele andere Kirchen, den ganzen Tag über geöffnet. In den meisten christlichen Kirchen hängt vorne am Altar ein Kruzifix. Es zeigt Jesus, den die Christen als Gottes Sohn verehren. Er hängt am Kreuz, weil er wie ein Verbrecher hingerichtet worden ist. Wer in die Kirche kommt, soll sehen, dass Jesus für die Menschen viel gelitten hat. In dieser Christuskirche hängt kein Kruzifix. Zwar ist auch hier Jesus über dem Altar zu sehen, aber die Künstlerin Ruth Speidel hat Jesus 1962 so gestaltet, dass er zu Gott, seinem Vater, in den Himmel hinauffährt.


8. Albrecht-Goes-Platz

Albrecht Goes war Pfarrer, als Pfarrer war er auch im Zweiten Weltkrieg tätig. Danach hat er Bücher darüber geschrieben und dafür geworben, dass Deutschland keine Armee mehr haben soll. Er war gegen die Gründung der Deutschen Bundeswehr. Auf dem Albrecht-Goes-Platz steht ein Brunnen, aus ihm können auch Tiere trinken.


9. Staatsministerium

Die etwa 100 Jahre alte Villa Reitzenstein ist gut bewacht. Ursprünglich gehörte sie einer Baronin Helene von Reitzenstein, die sich dort sogar etwas damals Ultramodernes einbauen ließ: eine Zentralheizung! Sie hatte im Haus einen Musiksalon und eine große Bibliothek. Helene von Reitzenstein ließ einen Park mit künstlichen Teichen und einem Marmorpavillon gestalten. Heute ist in dem Gebäude das Staatsministerium untergebracht. Zur Verleihung des Europa-Preises werden jedes Jahr Schüler in die Villa eingeladen.

Der Ministerpräsident wohnt nicht in der Villa. Es ist seine Arbeitsstelle – und wer mag schon am Arbeitsplatz schlafen? Von hier aus wird Baden-Württemberg regiert. Der Ministerpräsident ist der Chef der Landesregierung, also der Minister. Über der Villa Reitzenstein weht die Fahne des Bundeslandes.




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