Читать книгу Smartoo - Ute Hoffmann - Страница 7

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Ein Smartoo aus der Felsenhöhle


Opa erzählt:

„Als du noch nicht bei mir warst, wollte ich mir einiges anschauen und ging spazieren. Plötzlich kam ich zu einer Felswand und hörte einen Lautsprecher: „Herzlich willkommen! Wenn du ein eigenes Smartoo haben willst, musst du mit deiner linken Hand gegen diese Wand drücken!“

Ich hatte keine Ahnung, was mit einem Smartoo gemeint war. Aber da ich – genau wie du – sehr neugierig bin, habe ich mit meiner linken Hand fest gegen die Felswand gedrückt. Und stell dir vor, sie gab nach und öffnete sich. Ich sah einen recht dunklen Gang und ging in die Wand hinein. Schon bald merkte ich, dass die Öffnung immer enger wurde. Die Felsen drückten von rechts und links gegen meine beiden Arme und mein Herz fing an, etwas lauter zu klopfen.

„Hab keine Angst, dir wird nichts Schlimmes passieren“, hörte ich eine leise Stimme sagen.

Doch der Druck wurde stärker und stärker und ich verschränkte meine Arme vor meinem Körper. Jetzt konnte ich nur noch kleine Trippelschritte nach vorne machen und beschloss, umzukehren. Aber das ging nicht, denn hinter mir hatte sich die Wand geschlossen. Ich saß in der Falle.

In diesem Augenblick hörte ich die leise Stimme zum zweiten Mal:

„Hab keine Angst, dir wird nichts Schlimmes passieren.“

Das klingt seltsam, wenn man in einem Felsen feststeckt. Es gelang mir gerade noch, mich zu drehen und vorsichtig seitwärts weiterzugehen. Das ging ein Stück lang gut, doch dann spürte ich den Druck gegen meine Brust und meinen Po. „Hilfe, ich werde zerquetscht!“, rief ich so laut ich nur konnte.

„Hab keine Angst, dir wird nichts Schlimmes passieren“, hörte ich die leise Stimme wieder.

Sie klang ruhig und angenehm und ich wollte fest daran glauben, dass ich die Wahrheit gehört hatte. Etwas anderes blieb mir auch gar nicht übrig. Doch dann wurde der Druck auf meine Brust so stark, dass ich nicht mehr richtig atmen konnte. Mein Herz raste und in meinem Kopf hämmerte es. „Jetzt ist alles aus“, dachte ich, „warum musste ich auch so neugierig sein? Selber schuld!“

Plötzlich gab es einen Ruck. Die Wand öffnete sich und ich stolperte in einen hell erleuchteten Raum. Mit einem leichten Quietschen schloss sich die Wand hinter mir und es war nur noch eine kleine Spalte im Felsen zu sehen. Und wieder hörte ich die leise Stimme:

„Herzlichen Glückwunsch, du bist in der Smartoo-Höhle angekommen. Nun weißt du, dass dir nichts Schlimmes passieren kann, auch dann nicht, wenn es einmal spannend wird. Das ist ein Versprechen und es gilt für immer und für alle hier – nicht nur in der Höhle. Lass dich überraschen, gleich bekommst du dein Smartoo.“

Jetzt erst sah ich mich um. Ich war in einer großen, sehr hohen Felsenhöhle. In den Wänden gab es ein paar Löcher, lange, recht flache Nischen. Neugierig ging ich herum und kam zu einer Nische, über der das Wort Smartoo stand. Innen lag ein beschriebenes Blatt Papier und ich begann zu lesen:

Lege deinen linken Unterarm in die Nische!

Die Innenfläche deiner Hand muss nach oben zeigen.

Warte ab, was geschieht!

Du darfst deine Hand auf gar keinen Fall bewegen,

bis du wieder eine Stimme hörst!“

Ich gebe zu, dass ich etwas unruhig, aber auch wieder einmal viel zu neugierig war. Also legte ich meinen Arm in die Nische hinein und wartete ab. Zunächst geschah nichts. Plötzlich zischte es. Von oben kam eine Art Stempel aus der Nische heraus und drückte sich fest in meinen Arm. Ich dachte, dass ich laut „au“ schreien müsste, aber es tat überhaupt nicht weh. Schon hörte ich die Stimme sagen:

„Nun hast du dein eigenes Smartoo, das nur du allein bedienen kannst. Deshalb brauchst du auch kein Passwort. Wie du siehst, hat es sieben Zacken. Wenn du die Zacke mit dem S berührst oder einfach „Smartoo-Net“ sagst, kommst du ins Smartoo-Net. Das Smartoo-Net bietet unglaublich viel mehr als das Internet. Es enthält zum Beispiel auch eine Menge Spannendes und Interessantes über dich und deine Familie. Drücken, wischen oder sprechen: Alles funktioniert, auch bei den anderen Zacken! Mehr erfährst du jetzt nicht, denn du sollst alles andere selbst herausfinden. Viel Erfolg dabei!“

Ich war total verblüfft, schaute meinen linken Unterarm an und sah zum ersten Mal das längliche Ding mit den sieben Zacken, mein eigenes Smartoo.

Der Rückweg war einfach. Ich ging auf die Felsspalte zu und die Wand öffnete sich automatisch. So kam ich aus der Höhle heraus, spazierte zurück und probierte sofort das Smartoo-Net aus.“

Alles bleibt still. Ella sieht ihren Opa an und Opa sieht seine Enkelin an: „Du sagst ja gar nichts. Hat es dir die Sprache verschlagen? Warum ich ein Smartoo bekam? Wenn ich das nur wüsste!“

Plötzlich sprudelt es aus Ella heraus, wobei sie wieder einmal so schnell redet, dass Opa fast nicht mitkommt: „Es ist alles wahnsinnig spannend und ich muss nachdenken. Du kannst mit dem Smartoo alles machen wie ich mit meinem Smartphone zu Hause. Darüber müssen wir nicht reden, da kenne ich mich aus. Aber ich will wissen, was du schon herausgefunden hast. Gerade habe ich mir überlegt, dass du mit deinem Smartoo das Essen, die Getränke, die Wiese und die Tiere herbeigeholt hast. Du hast dich umgedreht und geflüstert, damit ich das nicht hören konnte. Du hast kein Internet, aber ein Smartoo-Net – logo! Lass mich dein Smartoo mal genau anschauen! Vielleicht finde ich etwas heraus.“

Opa hält Ella seinen linken Unterarm unter die Nase. Ella wischt mit ihrem Finger über Opas Smartoo und sagt laut: „Ich hätte gerne eine Tafel weiße Schokolade, ein Stück Apfelkuchen mit Sahne und eine Tasse Kakao.“ Sie wartet gespannt ab, aber nichts geschieht. Sie findet die Erklärung sofort von selber und sagt: „Das liegt daran, dass das Smartoo nur von dir bedient werden kann.“ Also bestellt Opa eine Tafel weiße Schokolade, zwei Stücke Apfelkuchen mit Sahne, eine Tasse Kakao und eine Tasse Kaffee.“ Sofort ist alles da! Die beiden trinken Kaffee und Kakao, genießen den Kuchen, schauen von ihren Drehsesseln aus auf den kleinen See und hängen ihren Gedanken nach.

Nach einer Weile meint Ella: „Etwas langweilig sieht es schon aus, dein Smartoo, so ganz ohne Farbe, nur schwarz-weiß.“ – „Kein Problem“, sagt Opa, „ auch das kann ich ändern. Ich muss nur rot oder blau oder bunt als Smartoo-Farbe angeben und schon sieht es anders aus, aber das ist für meine alten Augen nicht so gut.“

Da entdeckt Ella auf den sieben Zacken von Opas Smartoo Buchstaben und kleine Bilder. Sie denkt darüber nach, was sie wohl bedeuten könnten. In den drei oberen Zacken sind drei kleine Bilder: ein Auge, ein Ohr und ein Auge mit einem Ohr darunter. In den unteren vier Zacken stehen vier Buchstaben. Das S für Smartoo-Net kennt Ella schon. Aber was hat es mit den Buchstaben L, F und N auf sich? F vielleicht für Familie und N für Neuigkeiten? Ella weiß es nicht. Plötzlich hat sie eine Idee. „Nimm mich mit in die Felsenhöhle!“, bittet Ella, „vielleicht bekomme ich dort auch ein eigenes Smartoo. Du zeigst mir, was du schon weißt. Dann werden wir gemeinsam herausfinden, was Smartoos sonst noch alles können. Ich verspreche dir, dass ich keine Angst davor habe, in der Wand steckenzubleiben, denn ich bin ganz cool.“

„Aha“, sagt Opa, „na, da bin ich aber gespannt. Einen Versuch ist es wert. Mal sehen, ob wir zu zweit hineinkommen!“ Opa nimmt Ellas Hand und sagt „Zur Smartoo-Höhle“ und schon stehen sie vor der Felswand. Ella sieht die längliche Felsspalte, von der Opa berichtet hat. „Warst du eigentlich noch einmal in der Höhle, nachdem du dein Smartoo bekommen hast?“, will das Mädchen wissen. Opa schüttelt den Kopf. Er wischt über sein Smartoo – ohne Erfolg. Er versucht es mit Worten wie „Wir wollen in die Höhle oder Höhle, öffne dich!“, aber nichts geschieht. Dann hält er sein Smartoo direkt vor die Felsspalte und sofort öffnet sich die Wand.

Opa geht hinein, aber Ella kann ihm nicht folgen. Es kommt ihr vor, als würde eine unsichtbare Wand vor ihr stehen und sie blockieren. „Opa!“, schreit Ella, „ich kann nicht hinein.“ Sie wird ungeduldig, seufzt und hat plötzlich eine Idee: „Vielleicht müssen wir uns wieder anfassen.“ Gesagt, getan! Sie können hineingehen. „Gut, dass meiner Enkelin immer etwas einfällt! Pass auf, dass wir beieinander bleiben und dass du mich nicht loslässt, egal was geschieht!“ Ella nickt.

Ganz langsam und vorsichtig und immer darauf achtend, ja nicht loszulassen, gehen Opa und Ella durch die Felswand. Es kommt ihnen wie eine Ewigkeit vor. Diesmal wird der Gang nicht enger und sie erreichen die Höhle ohne Schwierigkeiten. Das Mädchen sieht sich sofort um, läuft von Nische zu Nische und findet die Nische, über der das Wort Smartoo steht. Aber das Wort ist durchgestrichen. Das kann nur eins bedeuten und Ella weiß es und seufzt. Sie ist enttäuscht und traurig und Opa versucht, sie zu trösten: „Nur Geduld! Ich habe mein Smartoo auch nicht gleich nach meiner Ankunft bekommen. Bis du deins hast, habe ich dir schon einiges beigebracht und du wirst bestimmt viel mehr herausfinden als dein alter Opa.“

Kurz danach sitzen die beiden wieder in ihren Sesseln. Ella nimmt ihre Schokolade und isst zum Trost gleich drei Riegel auf. „Siehst du die Zacke mit dem L?“, will Opa wissen. „Ich drücke jetzt auf diese Zacke. Pass auf, was passiert!“ Ellas Augen werden immer größer. Aber nicht nur Ellas Augen! Hinter dem Smartoo erscheint eine Leinwand. Sie wird größer und größer, fast so groß wie im Kino. Sie schwebt hinter dem Smartoo, wackelt aber nicht, als wäre sie fest im Boden verankert. Als Opa stopp sagt, bleibt die Leinwand in dieser Größe stehen.

Ella springt aus ihrem Sessel auf: „Du kannst also mit dem Buchstaben L eine Leinwand hervorzaubern und sie vergrößern?“ – „Ja!“, stimmt Opa ihr zu. „Sage ich kleiner, wird sie kleiner. Sage ich größer, wird sie größer. Wenn mir die Größe passt, sage ich stopp und dann kann ich mir Filme oder Bilder auf der Leinwand ansehen, die mir auf dem Display zu klein sind.“

Ella wird immer neugieriger, schaut sich das Smartoo noch einmal genau an und ruft: „Opa, ich hab`s! Auge bedeutet sehen, Ohr bedeutet hören, Auge und Ohr bedeutet sehen und hören, oder? Aber was?“ Opa zwinkert ihr zu, drückt auf das Auge und sagt laut: „Ella 5 Jahre alt“. Sofort erscheint auf der großen Leinwand ein Bild von der fünfjährigen Ella. Sie sieht ziemlich wütend aus. Papa hatte sie fotografiert, als eigentlich schon alles vorbei war, aber sie war immer noch wütend. Ella kennt das Foto, kann sich aber nicht daran erinnern, warum sie so eine Wut hatte. „Du hattest deinem Vater dein „Nee, nee, nee“, entgegengeschleudert und deinen Kopf auf deine unvergleichliche Art im Eiltempo geschüttelt und nach links und rechts gedreht.“

Opa drückt nun auf das Ohr und das Bild verschwindet. Sofort hören die beiden die kleine Ella schreien: „Tapsi, gib sofort meine Socken her! Bei Fuß, wird`s bald! Kommst du wohl her! Papa, komm schnell, Tapsi hat meine Socken gestohlen. Sie hat sie in ihrer spitzen, langen Schnauze und beißt bestimmt ein Loch hinein.“

„Opa, sag schnell stopp! Ich hatte Recht. Drückst du auf das Auge, sehen wir ein Bild, drückst du auf das Ohr, hören wir, was gesprochen wurde, drückst du auf Auge und Ohr, können wir alles sehen und hören.“

Opa strahlt seine Ella an und drückt auf Auge und Ohr. Schon sehen sie Ellas Papa hinter der Dackeldame herrennen. Er ruft: „Bei Fuß und zwar sofort! Lass sofort die Socken los! Aus! Wirst du wohl dein Maul aufmachen und die Socken fallen lassen! Wird`s bald!“

Tapsi gehorcht natürlich nicht und Papas Stimme wird immer zorniger. Plötzlich öffnet sie doch das Maul, lässt die Socken fallen, zieht den Schwanz ein, verschwindet in ihrem Körbchen und dreht den beiden ihr Hinterteil zu. Papa hebt die Socken auf und gibt sie Ella: „Ich hab`s doch gewusst. In jeder Socke ein Loch! Ausgerechnet meine Lieblingssocken! Tapsi weiß immer noch nicht, womit sie spielen darf und womit nicht!“, schimpft sie wütend. „Hab doch Geduld mit ihr! Sie ist noch ganz jung und muss noch so viel lernen“, meint Papa. „Ich bin doch meist geduldig und mag Tapsi sehr, aber manchmal nervt sie“, sagt Ella schon ein wenig ruhiger.

Opa ruft wieder stopp. Damals war Ella wütend. Nun freut sie sich über die Geschichte. Opa hat sein Ziel erreicht und sie zum Lachen gebracht.

„Jetzt hast du einen von vielen Unterschieden zu einem Smartphone gesehen. Ich wünsche mir ein Foto. Was darauf ist, kann ich sehen. Das ist nun wirklich nichts Besonderes. Aber ich kann auch hören, was der Mensch – zum Beispiel die kleine Ella – sagt. Ich kann sogar dafür sorgen, dass ich sehe und höre, was passiert. Und wenn ich „zurück“ sage, sehe und höre ich, was vorher los war. Sage ich vorwärts, läuft alles wie in einem Film weiter. Das ist auch in Zeitlupe möglich. Toll, nicht wahr? Und speichern kann ich ein Foto oder ein Video sowieso.“

„Deshalb hast du das Bild so schnell gefunden, denn es gibt doch sicher viele Bilder von mir, als ich fünf Jahre alt war. Du sagst einfach speichern, oder?“, vermutet Ella. – „Genauso ist es.“ Opa zeigt Ella die Zacke mit dem Buchstaben F. Da hat er alles, was ihm besonders gefällt oder was er noch einmal ansehen möchte, gespeichert – dort sind seine Favoriten. Soll ich dir das alles noch einmal bei einem anderen Foto zeigen?“, fragt Opa. Ella ist einverstanden und isst die restliche Schokolade auf. „Darf es ein Babyfoto sein? Dann kannst du raten, wer das ist.“

Smartoo

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