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Das neue Wissen

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Viele moderne Trainer verwenden gebisslose Zäumungen in bestimmten Phasen der Ausbildung des jungen Pferdes. Und auch in den traditionellen Ställen ist das Longieren mit Kappzaum üblich. Teilweise wird der Kappzaum beim ersten Gewöhnen an das Reitergewicht eingesetzt.

Heute haben wir Zugang zu einem enormen Wissen um die vielen Vorgänge im Körper des Pferdes. Wir können röntgen, mit Ultraschall diagnostizieren, sezieren und obduzieren. Wir präparieren ganze Skelette, prüfen und überwachen Organfunktionen, definieren und studieren Epiphysenfugen und stellen erstaunt fest, dass die weichen Knorpel in der Wirbelsäule des Pferdes doch erst im Alter von fünf bis sechs Jahren vollständig stabil verknöchert sind. Basierend auf diesen Untersuchungen wird es zum Beispiel heutzutage manchen Pferden zugestanden, erst körperlich fertig zu reifen, bevor sie ein Reitergewicht tragen müssen.

Aufgrund der vielen negativen Episoden der letzten Zeit − vom Missbrauch der traditionellen Ausrüstung bis hin zu grotesken Bildern von Pferden mit aus Sauerstoffmangel blau angelaufenen Zungen oder blutenden Mundwinkeln − gibt es einen weltweiten Boom hin zum gebisslosen Reiten. Viele Pferdebesitzer möchten sich gern, verständlicherweise, deutlich von jenen Schreckensszenarien distanzieren.

Auf vielen Ebenen wird dafür gekämpft, eine Zulassung für gebisslose Zäumungen auf nationalen und internationalen Turnieren durchzusetzen. In den Niederlanden ist dies seit April 2014 bereits erlaubt – hoffentlich folgen andere Länder bald diesem guten Beispiel!

Die Ablehnung dieser Zulassung durch die FEI ergibt keinen Sinn, haben doch einige sehr angesehene Dressur- und Springreiter schon gezeigt, dass es auch ohne Gebiss geht. Beispielsweise zeigen die französische Grand-Prix-Reiterin Alizée Froment auf dem Lusitanohengst Mistral du Coussoul und natürlich die deutsche Grand-Prix-Reiterin Uta Gräf mit ihrem Holsteiner Hengst Le Noir fantastische Präsentationen fehlerfreier Grand-Prix-Lektionen – ohne Gebiss.

Die wissenschaftlichen Studien von Andrew McLean (PhD Equine cognition and learning) zeigen, dass die Lernfähigkeit des Pferdes fällt, je höher sein Stressniveau ist. McLean beschreibt in vielen Studien und publizierten Artikeln, wie wichtig es ist, dass das Training stetig auf eine leichtere Hilfengebung hinzielt, um das Pferd zur Mitarbeit anzuregen und dafür zu belohnen.

Das neue Wissen kann so einen sinnvollen, pferdegerechten Zugang fördern – wenn wir es nutzen. Es ist von großer Bedeutung, dass wir mit Herz und Gefühl an die Sache herangehen − ohne die wissenschaftlichen Fakten aus den Augen zu verlieren. Für alle Pferdebesitzer, die ihre Freizeit harmonisch mit ihrem Pferd zusammen verbringen möchten, ist es wichtig, beständig Informationen einzuholen und bestehende Traditionen zu hinterfragen.

Reiten ohne Gebiss

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