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Vorwort

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Thorburg ist die Fortsetzung von Feenthal, der zweite Band, wenn Sie so wollen. Während in Feenthal viele Erzählungen meiner Mutter eingeflossen sind, erzähle ich in Thorburg fast nur noch eigene Erinnerungen. Und diese beziehen sich zunehmend – dem fortgeschrittenen Alter (9–18 Jahre) entsprechend – auf mein damaliges Innenleben; deshalb bitte ich meine Leser um Erlaubnis oder um Verzeihung, dass ich hier etwas drucken lasse, das sie alle nichts angeht … (Jean Paul).

Was im Vorwort zu Feenthal steht, kann hier im Wesentlichen wiederholt werden: dass Schreiben und Lesen in meiner Familie Tradition haben und mittelmäßige Texte ihre Berechtigung, weil sie die genialen zum Leuchten bringen, und dass persönliche Geschichten sein dürfen. Denn: Jeder Mensch ist nicht nur er selber, er ist auch der einmalige, ganz besondere, in jedem Fall wichtige und merkwürdige Punkt, wo die Erscheinungen der Welt sich kreuzen, nur einmal so und nie wieder (Hermann Hesse).

Unbedingt zu erwähnen ist noch einmal, was im Nachwort zu Feenthal schon thematisiert wurde, nämlich, dass man seinen Erinnerungen nicht trauen sollte, denn: Erinnerungen haben die beunruhigende Fähigkeit, nachträglich ihre Gestalt zu verändern (Douwe Draaisma). Es ist also möglich, dass Sie hier Geschichten genauer als die Wirklichkeit lesen werden (Meir Shalev), doch wohlgemerkt: Ich erfinde nichts als die Wahrheit (Navid Kermani). Ich gestalte aus meinen Erinnerungsstücken jenes Ganze, das genau so hätte sein – genau so hätte stattfinden können.

Dabei leiste ich mir, das möchte ich betonen, keine Unverfrorenheiten wie die folgende: Als ich ein Kind war, trat ich zuweilen an die Tischkante, drehte den Kopf, bis er seitlich auf der Tischplatte lag. Es sah merkwürdig aus, aber es war nicht verboten. Peinlich war nur, dass ich diese Erinnerung erfand und sie später als Wahrheit erzählte (Wilhelm Genazino).

Und selbstverständlich bin ich davon überzeugt, dass ich an keiner Stelle dem Mandela-Effekt erlegen bin, das heißt, mich an Ereignisse erinnert habe, die niemals stattgefunden oder an Sachverhalte, die es nie gegeben (Tobias Sedlmaier).

Unbedingt im Auge behalten sollten Sie den selektiven und den subjektiven Status meiner Erinnerungen, wenn es um die Darstellung anderer geht – ich beschreibe keinesfalls reale Personen von damals, sondern ich beschreibe die von mir von diesen Personen geformten Erinnerungsbilder.

Vielleicht sollte ich sie auch noch darauf aufmerksam machen, dass ich im Erzählfluss durch die Kapitel keiner exakten Chronologie folge; deutlich wird das zum Beispiel in den Kapiteln elf und zwölf.

Im Nachwort zu Feenthal habe ich bereits meine in den Text eingeflochtenen Zitate angesprochen. Es ist nämlich so, dass es mir beim Lesen, und ich lese sehr viel, stets passiert, dass ich quasi Kommentaren zu meinem Erzählen begegne. Sie drängen sich auf und schlüpfen mir in den Text hinein, da frisiere ich sie dann hin und wieder ein wenig zurecht. Jetzt stehen sie dort – als Werbetafeln fürs Lesen, als Einladungen an Sie, sie in ihrer ursprünglichen Umgebung aufzusuchen. Dabei soll Ihnen meine Literaturliste hinten im Buch helfen.

Vorausschicken möchte ich dem Text noch, dass ich das Maskulin für beide Geschlechter (und alles dazwischen) verwende. Ich mag mir mein Erzählen nicht mit umständlichen gendergemäßen Formulierungen verunstalten – ich glaube, die Frauen sind darin auch so dominant genug vertreten.

Sie werde ich mit lieber Leser oder liebe Leser ansprechen. Ob einzeln oder als Gruppe ist logisch gesehen eine schwierige Entscheidung, dazu könnte ich gleich einen Exkurs schreiben, aber ich möchte Sie nicht schon zu Beginn abschrecken. Ich werde Sie also einmal so und einmal so ansprechen, wie es mir im entsprechenden Kontext gefällt.

Zum Schluss noch ein Statement in eigener Sache und frei nach Alois Brandstetter: Ich bleibe bei meinen provinziellen Geschichten, obwohl ich mir damit keine Geltung auf dem Büchermarkt verschaffen kann. Mir liegt nämlich nichts am Nobelpreis. Dies als Klarstellung.

Judenburg, März 2016

Thorburg

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