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Das Grab der Droste

Es regnet sanft. Fett drängt das Gras

Um blaue Samtgesichter der Violen,

Zitternde Zweige, nasse Mauerquader.

Das quillt und leuchtet: Regen, warmer Regen,

Dampfender Teppich. Dämmernd hingegeben

Spür ich sein buntes Vlies, halb unbewußt.

– Da find ich, was ich suchte: Schüchtern schmale

Gereihte Gräber, unscheinbare Male,

Kreuz, Pfeiler, Tafel, Hieroglyph.

Da steht der Name, der mich rief,

Der Falterfisch.

Aufbricht der sattgedüngte Grund,

Der Mütter Höhle, Ceres dunkler Mund,

Klafft auf. Blauzuckend faunisch Feuer

Schwelt hin. Ein glockenhafter Alt

Spricht Formeln: »… Moos … und Ammonshorn im Wald,

Der See, im knisternden Gespinst

Der trocknen Halme wie geschmolz’nes Zinn …«

Und eine Hand, Däumlein wie Vogelsporen,

Berührt mit starkem Zauberbann die Welt,

Aufspringt die Kruste, Grundgebirg zerschellt,

Türkisen glimmt in magischem Geleucht

Ein Auge. Wahr dich, du bestehst sie nicht,

Den Blick, die Stimme, das Gericht,

Das sie bestand und faßte, im Gedicht.

Utta Keppler

Die Droste - Biografie von Annette von Droste-Hülshoff

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