Читать книгу Peregrina - Utta Keppler - Страница 4
Vorspiel
ОглавлениеVor der Lampe tanzt ein brauner Nachtfalter. Der Student – er ist es noch gar nicht, will’s erst werden – sieht ihm mit aufgestütztem Kopf zu, seinen zackenden taumelnden Kreisen und Zirkeln, die er, blind geführt wie in Trance, um das Licht her aufführt; sie werden enger, kleiner im Umriß, näher der Wärme, und der dicke behaarte Körper stößt sich mit einem schwachen Anprall an der Lampenglocke, schwingt zurück, torkelt ohne Richtung, sucht den weiteren Bogen und dann wieder die Flammennähe.
Der Junge sieht ihn als Schattenbild, abgehoben vom Hellen. Der flaumige Leib ist wie eine kleine Walze, halb verdeckt und verwischt wird seine Kontur von den flirrenden Flügeln, die nichts von Schwingen haben. Der junge Mann rückt an der Lampe und wedelt mit der Hand.
Aber gleich wieder ist der Schmetterling da, wo er’s wie eine Sonne spürt, getrieben und hilflos. Der tödliche Zirkel wird bald unsicher, die Flügelränder sind zackige Fetzen, der Falter fällt auf den Tisch. Zuckend zittern die braunfleckigen Stummel, – wär’ er tot! Aber er regt sich, er versucht Schritte mit den versengten Füßchen, er taumelt zur Seite; er kreist in einem irren Todestanz, dann bleibt er liegen.
Der Mann am Tisch nimmt ihn auf und trägt ihn in den Garten. Dort vergräbt er ihn im Boden. An diesem Abend liest er nicht weiter.