Читать книгу Perry Rhodan 2287: Die Träume der Schohaaken - Uwe Anton - Страница 7
2.
ОглавлениеTRIPTYCHON
20. April 1333 NGZ
Orren Snaussenid schritt die lange Reihe der Statuen ab, bis er die erste erreichte, die an jeder Hand nicht über einen, sondern über zwei Daumen verfügte. Nur zu gern hätte er die Halle ignoriert, um nicht ein zweites Mal in den Bann einer monströsen Inkarnation zu geraten, wie es ihm bei der von Mamor Ir'kham passiert war. Und wer konnte schon sagen, was hier an anderen Gefahren lauern mochte?
Aber seine Neugier war geweckt. Warum hatten die Betreiber der Station die Inkarnationen, Hunderte von Versteinerungen, ausgerechnet hier fein säuberlich aufgereiht, in SCHANDAVYE, einer der beiden Knotenstationen, die für die Pilger nicht zugänglich gewesen waren? Warum hatte man sie nicht im öffentlichen Bereich von DENYCLE ausgestellt, wie alle anderen auch?
Was war an diesen Inkarnationen so anders oder geheimnisvoll?
Optisch unterschieden sie sich nicht von denen in DENYCLE. Es waren keine schwarzen Statuen wie die von General Ir'kham. Der einzig sichtbare Unterschied bestand eben darin, dass die letzten in der Reihe zwei Daumen an jeder Hand aufwiesen.
Orren blieb stehen, streckte den Arm aus. Was sollte die Vorsicht noch, da doch alles danach aussah, als würden sie TRIPTYCHON nicht lebend verlassen? Es konnte nicht so schwer sein, sich zu überwinden. Er musste die Statue nur berühren, und das Leben des versteinerten Schohaaken würde sich ihm offenbaren. Dann würde er erfahren, weshalb die Statuen hier standen und nicht in DENYCLE.
Orren senkte die Hand nicht. Er drehte sich um und ging zurück, vorbei an einer Versteinerung nach der anderen.
Er zögerte, blieb wieder stehen. Warum hatte er Myles Kantor überhaupt auf dem Flug in die Sonne begleitet? Doch nur, weil er etwas über ARCHETIM und die Vergangenheit der Schohaaken erfahren wollte. Hatten die Terraner tatsächlich Recht mit ihrer Vermutung, dass er ein Aktionskörper ARCHETIMS und nur durch die gestiegene Hyperimpedanz freigesetzt worden war?
Ihre Erklärungen klangen plausibel, wenngleich sich ihm die Einzelheiten nicht völlig erschlossen. Knapp anderthalb Monate nach dem Hyperimpedanz-Schock, am 23. Oktober 1331 NGZ, war er auf Terra materialisiert, kurz darauf dann die anderen. Nahezu gleichzeitig hatte Gon-O begonnen, ARCHETIMS Korpus anzuzapfen. Kantor und die anderen vermuteten, dass sich hier zwei getrennte Ereignisse sozusagen hochgepuscht hatten: zuerst der Hyperimpedanz-Schock, verbunden mit dem Beginn des Rückfalls der Hyperkokons, aber auch mit starken Auswirkungen auf ARCHETIMS Korpus, und dann die Saugversuche des noch schlafenden Gon-Orbhon, die durch die sich öffnenden Lücken in den Kokons erfolgt waren. Beides zusammen hatte dann dafür gesorgt, dass sich die Aktionskörper gebildet hatten und auf der Erde erschienen waren.
Orren wurde plötzlich klar, dass nicht die Frage seiner Herkunft ihn davon abhielt, die Statuen zu berühren. Ob er ein Aktionskörper war oder nicht – er fühlte sich wie ein ganz normales Lebewesen.
Nein, viel mehr befürchtete er, dass ihm nicht gefallen würde, was er von diesen Versteinerungen erfahren würde. Die Betreiber der Station hatten sie ja nicht grundlos der Öffentlichkeit vorenthalten.
Er war hier, um alles über die Schohaaken zu erfahren. Und er musste sich auch dem stellen, was vielleicht nicht so angenehm war.
Bevor er es sich wieder anders überlegen konnte, berührte er die Statue direkt vor ihm – und glitt in Karram Nessowacks Leben.
*
»Wenn wir es auf einen Kampf ankommen lassen, werden die meisten von uns sterben und die wenigen Überlebenden dazu verurteilt sein, auf dieser verlassenen Welt stumpf und hoffnungslos vor sich hin zu vegetieren«, sagte Karram Nessowack. »Was ist das für ein Schicksal? Die Zivilisation der Schohaaken wird sich von diesem Schlag niemals erholen. Unser Volk wird untergehen. Und trotzdem suchst du den Kampf? Trotzdem willst du Millionen von uns in den Tod schicken und das alles in Kauf nehmen?«
»Du lässt mir keine andere Wahl«, erwiderte Dakk Raidoke. Er wirkte unförmig in seinem gepanzerten Kampfanzug, obwohl er in Wirklichkeit sehr klein für einen Schohaaken und fast so zierlich wie eine Frau gebaut war.
Vielleicht ist das der Grund, dachte Karram. Nicht umsonst sagt man kleinwüchsigen Schohaaken nach, dass sie ein besonders großes Geltungsbedürfnis haben. Sie müssen sich ständig beweisen, dass sie trotz ihrer geringen Körpergröße wichtig und bedeutend sind.
Dakk Raidoke war fast protzig bewaffnet. Im offenen Halfter des Waffengürtels um die Taille trug er einen Endrokrin-Disruptor, dessen Lauf so lang war, dass er ihm bis ans Knie reichte. Von dieser neu entwickelten, mörderischen Waffe gab es erst eine kleine Anzahl. Raidokes Techniker hatten mit dieser Weiterentwicklung gute Arbeit geleistet, nachdem ihnen Canos, die Welt der Waffenschmiede, in die Hände gefallen war. Auch die Soldaten in Raidokes Begleitmannschaft waren damit ausgerüstet.
Die schweren Diopter-Lichtgewehre, über die Karrams Truppen verfügten, waren ihnen in jeder Hinsicht unterlegen, von der Reichweite bis hin zur Durchschlagskraft.
Verzweifelt suchte Karram nach einer Schwachstelle in Raidokes Rüstung. Seine verborgenen Anzugsysteme arbeiteten auf Hochtouren, hatten bis jetzt aber nicht die kleinste Lücke gefunden.
»Ich lasse dir jede Wahl«, antwortete Karram. »Vor allem aber die der Vernunft. Dein Weg ist falsch, Dakk. Du musst ihn aufgeben und umkehren.«
Raidoke lächelte schwach. »Wenn die Informationen, die wir auf Canos gewonnen haben, richtig sind, liegt hinter diesem Schott eine komplett ausgerüstete funktionsfähige Raumschiffswerft. Also genau das, was wir im Moment am dringendsten brauchen. Und ich werde dieses Schott öffnen und die Werft für die Schohaaken in Besitz nehmen.«
Karram ließ den Blick über die Ruinenstadt gleiten, in der sie sich getroffen hatten. Von manchen Gebäuden waren nur eine oder zwei Außenwände erhalten geblieben, von anderen einige wenige Stahlträger. Stein wie Metall war geschwärzt, fast verkohlt, von der gleichen Farbe wie die fettigen, rußigen Wolken, die den Himmel bedeckten. Das Schott selbst war riesig, nahm fast ein Viertel des Berghangs ein, an dessen Fuß die Stadt errichtet worden war.
Mit einer Bewegung der Zunge aktivierte Karram die Ortungssysteme seines leichten Einsatzanzugs. Sie durchdrangen die geschlossene Wolkendecke und bestätigten, was er bereits wusste: Hunderte von Raumschiffen standen über Foberkjor, dieser versengten, geschundenen Welt. Dakk Raidoke und er hatten sich hier zu einer Friedenskonferenz getroffen, aber jeder einzelne Schohaake an Bord dieser Walzen wusste, was geschehen würde, falls sie scheiterte.
Dann würden die Waffen sprechen.
»Du willst diese Werft für dich in Besitz nehmen, Dakk«, sagte er. »Du willst in ihr Schlachtschiffe bauen, die du dann gegen unsere Brüder einsetzen wirst.«
»Gegen unsere Brüder?« Raidoke schüttelte den Kopf. »Wir ziehen nicht gegen unsere Brüder zu Felde. Wir kämpfen nicht gegen Schohaaken. Aber wir müssen herausfinden, was es mit dieser geheimnisvollen Anlage auf sich hat. Um unser Volk vor dem Schicksal zu bewahren, das sich so deutlich abzeichnet, dass nur ein Narr es nicht sehen würde. Ein Narr wie du.«
»ARCHETIM hat keinen Unterschied gemacht zwischen Schohaaken und anderen Bewohnern Phariske-Erigons. Für ARCHETIM waren alle gleich. ARCHETIM hat die Schmetterblüter geschickt, um uns allen den Frieden zu bringen.«
»ARCHETIM ist nicht mehr, Karram. ARCHETIM wird nie wieder Schmetterblüter ausschicken. Wir haben versucht, nach ARCHETIMS Tod Phariske-Erigon in ein Reich der Schohaaken zu überführen. In ein Reich des Friedens, wie er es für uns alle vorgesehen hat. Doch die Völker von Phariske-Erigon scheinen nur auf ARCHETIMS Ende gewartet zu haben. Wir haben versucht, unsere Galaxis in ARCHETIMS Sinn zu verwalten. Wir treten für den Frieden in unserer großen Heimat ein, doch wenn Neid und Missgunst die anderen Völker von Phariske-Erigon dazu treiben, ohne Grund gegen uns vorzugehen, müssen wir uns unserer Haut wehren. Ohne uns wird Phariske-Erigon ins Chaos stürzen, und das Blutvergießen wird kein Ende nehmen.«
Karram lachte leise auf. »Was maßen wir uns an? Wir waren stets ein Volk unter vielen, haben uns aber nie als Herren von Phariske-Erigon gesehen.«
»Wir waren ARCHETIMS erwähltes Volk«, widersprach Raidoke. »Wir hatten eine privilegierte Position, weil wir im Sinne ARCHETIMS gewirkt haben. Doch nun ist das Reich der Schohaaken in Bedrängnis geraten. Die Völker, die unter ARCHETIM in Frieden gelebt haben, lehnen sich gegen uns auf. Als hätten sie vergessen, was ARCHETIM für sie getan, was er ihnen geschenkt hat. Als neideten sie uns, dass es auf ARCHETIMS Geheiß wir waren, die den Frieden aufrechterhalten haben. Und wenn wir nichts unternehmen, werden sie sich früher oder später selbst zerfleischen. Und nicht nur die Völker, die mit uns unter ARCHETIM in Frieden gelebt haben. Seit seinem Tod treten immer wieder neue Spezies auf die kosmische Bühne, entwickeln die überlichtschnelle Raumfahrt, bilden Koalitionen gegen die alteingesessene Ordnung, vergrößern das Chaos, das uns sowieso schon hinwegzuspülen droht.«
Plötzlich klang Raidokes Stimme beschlagen, unglaublich traurig. »Als hätte die Evolution nur darauf gewartet, dass ARCHETIM abtritt, um umwälzende Veränderungen vorzunehmen und alles umzustoßen, was seit Jahrtausenden seine Richtigkeit und Ordnung gehabt hat.«
Verzweifelt lauschte Karram auf Meldungen seiner Anzugsysteme, doch sie blieben aus. Noch hatten sie keine Lücke in Raidokes Panzerung gefunden.
»Vielleicht hat es so seine Richtigkeit«, sagte er. »Vielleicht muss es so sein. Vielleicht muss eine neue Ordnung die alte ersetzen.«
Sein Gegenüber schüttelte traurig den Kopf. »Und du sprichst von Frieden, Karram? Falls es so kommen sollte, wird Phariske-Erigon in einem Meer von Blut ertrinken. In wenigen Jahrtausenden wird dann niemand mehr von den Schohaaken wissen und auch nicht von ARCHETIM. Wir müssen den Frieden durchsetzen, wie ARCHETIM ihn durchgesetzt hat.«
»Wir müssen den Frieden mit Überzeugungskraft, logischen Argumenten und Vernunft durchsetzen«, erwiderte Karram, »aber nicht mit Waffengewalt.«
»Oder mit Schmetterblütern?«
Karram schwieg. Und noch immer kam keine Meldung der Anzugsysteme.
»Wir Schohaaken sind schwach geworden«, fuhr Raidoke fort. »Wir haben keine Kraft mehr und auch keine Überzeugungskraft. Unseren logischen Argumenten setzt man den Gebrauch von Waffen entgegen, und die Vernunft ist rar geworden in Phariske-Erigon. Vielleicht ist es das, was ARCHETIM uns hinterlassen hat: die Fähigkeit, vernünftig für den Frieden einzutreten. Und meine Vernunft sagt mir, wenn wir dieser Entwicklung nicht Einhalt gebieten, bevor es zu spät ist, wird sie uns in jenem Meer von Blut davonspülen.«
»Du sprichst allen anderen Spezies unserer Großen Heimat jegliche Vernunft ab«, sagte Karram.
»Ja«, gestand Raidoke traurig ein.
»Du siehst uns nicht mehr als Erste unter Gleichen, sondern als Macht, die den Frieden mit Gewalt durchsetzen will.«
»Ja«, sagte Raidoke.
»Du maßt dir an, über das Schicksal von Phariske-Erigon bestimmen zu wollen.«
»Ja.«
Verdammt, dachte Karram, es ist sinnlos. Er lässt sich nicht vom Weg der Gewalt abbringen. Und wenn es mir nicht gelingt, seine Schwachstelle zu finden und ein Zeichen zu setzen, werden die Schohaaken in zwei Generationen die Herren von Phariske-Erigon sein und alle anderen Völker unterdrücken und zwingen, nach ihrer Pfeife zu tanzen. Hat ARCHETIM das gewollt?
»Du wirst dieses Schott nicht öffnen und die Werft nicht betreten«, sagte er.
»Diese Werft war schon einmal Anlass für einen fürchterlichen Krieg«, sagte Raidoke beschwörend. »Hier auf Foberkjor haben Schohaaken gegen aufstrebende Völker von Phariske-Erigon gekämpft. Diese Werft war der Grund dafür, dass wir Schohaaken gegen die Rebellen, wie wir sie nennen, gnadenlos vorgegangen sind und zum ersten Mal seit Jahrtausenden Phariske-Erigon mit einem schrecklichen Krieg überzogen haben. Foberkjor wurde dabei gnadenlos verwüstet. Sieh dir den Planeten doch an! Soll er nicht Mahnung für die Zukunft sein?«
»Eine stolze Zivilisation wurde vernichtet, nur damit wir bei den aufstrebenden Rassen ein Exempel statuieren konnten. Foberkjor war ein wichtiger Stützpunkt des SYSTEMS ...«
»Das SYSTEM existiert nicht mehr. Genauso wenig wie ARCHETIM. Auch wenn die Pilger, die ihn bei seinem Sonnengrab besuchen, etwas anderes behaupten. Wir müssen uns an die neuen Zeiten, Gegebenheiten und Zwänge anpassen. Ich reiche dir die Hand in Freundschaft. Ich bitte dich, nimm sie an und bestimme mit mir das zukünftige Schicksal der Schohaaken und unserer Großen Heimat. Unsere Ressourcen sind verbraucht. Wir benötigen diese Werft, um neue Schiffe bauen zu können. Schiffe, die die anderen Völker von Phariske-Erigon davon abhalten werden, über die Schohaaken herzufallen und sie zur Bedeutungslosigkeit zu reduzieren. Denn sobald niemand mehr auf uns hört, werden wir untergehen.«
»Du wirst diese Werft nicht betreten«, sagte Karram. »Du wirst hier keine Raumschiffe für deinen Krieg bauen. Mamor Ir'kham ist den wenigen, die noch von ihm wissen, Lehre genug! Wir wollen keinen zweiten Dunklen Feldherrn haben!«
»Dein Entschluss ist unumstößlich?«
Karram suchte verzweifelt nach einer Lösung. Aber er fand sie nicht.
Sie kam zu ihm.
In Gestalt der Meldung seiner Anzugsysteme.
»Ja«, sagte er.
»So sei es.« Dakk Raidoke drehte sich um und ging zurück zu seiner Begleitmannschaft.
Karram hob den Arm.
Seine Soldaten reagierten wie abgesprochen auf das Zeichen. Raidoke ging noch zwei, drei Schritte, dann flammte der Schutzschirm seines Anzugs auf, noch bevor der erste Schuss gefallen war.
Eine Täuschung, dachte Karram. Es war genau umgekehrt. Der Schutzschirm hat sich erst aufgebaut, als wir gefeuert haben.
Seine Anzugsysteme hatten die Schwachstelle in Raidokes Panzerung gefunden und die Information an seine Begleittruppe weitergeleitet. Raidokes Schutzschirm brach unter dem konzentrierten Punktfeuer zusammen, und seine Panzerung schmolz unter dem konzentrierten Beschuss der Diopter-Lichtgewehre.
Im gleichen Augenblick, so wusste er, so war es verabredet, nahmen seine Walzenschiffe Raidokes Einheiten unter Feuer.
Die Schlacht würde einen fürchterlichen Blutzoll fordern, aber die Vorteile waren nun auf seiner Seite. Seine Truppen hatten das Überraschungsmoment genutzt, und der Feind war führer- und damit kopflos.
Er würde die Schlacht gewinnen und die Schohaaken in die Zukunft führen, wie er sie sah.
Karram lächelte schwach.
ARCHETIM hatte früher den Frieden proklamiert und die Ehre.
Doch ARCHETIM war schon lange tot.
*
Orren Snaussenid atmete tief aus. Allmählich wurde ihm klar, warum die Inkarnationen in SCHANDAVYE nicht öffentlich ausgestellt worden waren.
Denn sie erzählten nicht mehr die sonst üblichen gloriosen Geschichten über ARCHETIM und den Ruhm der Schohaaken, sondern kündeten vom Untergang des schoohakischen Reichs, das dem Regnum ARCHETIMS gefolgt war.
Jenem Reich, das angetreten war, ARCHETIMS Erbe und Credo zu verwalten. Das viele tausend Jahre Bestand gehabt hatte, aber eben nicht für die Ewigkeit.
Orren gestand sich ein, dass seine Angst vor einer beschädigten Versteinerung nur eine Ausrede gewesen war. In Wirklichkeit hatte er versucht, sich vor dem Niedergang des schoohakischen Reichs zu verschließen – einem Niedergang, der erfolgt sein musste, denn nach 20 Millionen Jahren gab es nicht mehr die geringste Spur von diesem Reich.
Nun wollte er auch den Rest erfahren.
Orren verlor bei seinem Aufenthalt jedes Gefühl für die Zeit. Er schritt die Reihe der Versteinerungen ab und blieb vor der stehen, die als letzte lediglich einen Daumen und keine zwei an jeder Hand hatte. Er berührte sie, und Stomh Veresagt hieß ihn in seinem Leben willkommen.
Das INSHARAM
18 Millionen Jahre vor Christus
Schon die Umgebung entzog sich fast menschlicher Vorstellungskraft: ein herzförmiges, kammerartiges Gebilde, das in der »Tiefe«, der Grenzschicht des Normaluniversums zum Hyperraum, eingebettet und durch fünfzehn Dimensionstunnel mit dem Normalraum verbunden war. Die Mündung des Tunnels, aus dem die SOL gekommen war, durchmaß 50 Kilometer. Da der größte Durchmesser des INSHARAM 1160 Kilometer und sein kleinster 840 betrug, hatte der Haluter Icho Tolot spekuliert, das Gebilde könnte aus einem gestauchten Sporenschiff hervorgegangen sein.
Im Innern war das INSHARAM in Kammern und Korridore unterteilt, in denen variable Schwerkraftverhältnisse herrschten. Ultrahochfrequente Hyperenergie aus dem Hyperraum diffundierte beständig durch die Hülle des INSHARAM ins Innere, kondensierte dort und wurde als psionische Materie akkumuliert.
So unwirklich das INSHARAM anmutete, das, was nun geschah, war noch phantastischer. Eine makellos schöne Frau war in der SOL erschienen, die Verkörperung der Superintelligenz ESTARTU. Sie ergriff Delorian, Rhodans Sohn, dessen Körper sich verdunkelte und dann eine Funkenflut ergoss. Myles wurde klar, dass die Superintelligenz ES Delorian einen psionischen Imprint aufgedrückt hatte, damit er jetzt, 18 Millionen Jahre in der Vergangenheit, zu ihrer eigenen Entstehung beitrug.
Eine Energiespirale erschien. Myles hörte, wie Mondra Diamond verzweifelt aufschrie, und erkannte den Grund: Von Delorian Rhodan war nur eine leblose Hülle zurückgeblieben.
Es war von Anfang an so vorgesehen, dachte Myles. Delorian ist jetzt der Chronist von ES und wird diese Aufgabe achtzehn Millionen Jahre lang wahrnehmen!
Er wagte kaum zu atmen. Es war unfassbar. Er, Myles Kantor, hatte soeben die Geburt der Superintelligenz ES miterlebt, die ihm in 18 Millionen Jahren einen Zellaktivatorchip verleihen würde!