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Kapitel 2
Оглавление“Autsch!”
Lea war mit ihrem rechten Stöckelschuh umgeknickt. Schnell beugte sie sich nach unten um ihren Knöchel zu reiben und bereute es sofort. Der Saum ihres sehr knappen Kleids, das sie sich nach einer Empfehlung von Dr. Smooth - Lebens-und Liebesberatung im Internet für ihr bevorstehendes Blind-Date besorgt hatte, war beim Vorbeugen ein Stückchen höher gerutscht, als für ein Mini-Kleid normaler Weise üblich. Der Mann, der ihr seit zehn Minuten folgte, atmete deutlich hörbar durch die Zähne ein.
Lea richtete sich sehr schnell wieder auf und verlor beinahe erneut die Balance.
“Scheiß Absätze”, fluchte sie.
Sie zupfte ihr Kleid zurecht, fuhr mit der Hand durch ihre lockigen Haare und blickte sich um. Etwa hundert Meter weiter war ein Brunnen auf einem kleinen Platz. Auf den konzentrierte sie sich und stelzte wieder los.
Eigentlich hielt sie nichts von solchen mehr oder weniger anonymen Beratungen aus dem Netz. Aber ein Blind-Date hat sie noch nie ausprobiert und schlimmer als sonst konnte das auch nicht werden, da alle ihre bisherigen Verabredungen ohnehin eher in Katastrophen geendet waren.
Dr. Smooth hatte ihr in seiner letzten e-mail Anweisungen übermittelt, die sich so interessant anhörten, dass sie einen Versuch wert waren, hatte sie überlegt. Obwohl ihr die Interpretation einzelner Details doch einige Schwierigkeiten bereitet hatten.
Mach dich schön. Zeige ihm deinen exquisiten Geschmack.
Was ist schön?, dachte sie und blickte auf ihr Kleid. Ist so eine Wurstpelle wirklich schön? Zumindest scheine ich den Perversen hinter mir beeindruckt zu haben, seufzte sie. Und was ist exquisit? Ist Schmuck aus Computer-Bausteinen exquisit genug?, sie schüttelte den Kopf. Es ist wahrscheinlich einfacher, wenn man diese merkwürdigen Regeln und Rituale von klein auf trainiert. Sie überlegte, ob ihre Füße einen ernsthaften Schaden von diesen Schuhen davon tragen könnten. Was muss da versprochen werden, um die Hälfte der Menschen dazu zu bewegen sich ein Leben lang freiwillig einer solchen Folter zu unterziehen?
Endlich erreichte sie den Brunnen.
“Uff”, pustete sie erleichtert.
Was für ein Gefühl festen Halt zu spüren.
Wieder musste sie an die e-mail von Dr. Smooth denken. Sei nicht zu früh. Es macht sich gut, wenn du mindestens zehn Minuten zu spät kommst.
Lea schielte auf ihre Uhr. Zehn Minuten zu früh. Sie war auf ihren Stöckelschuhen schneller als sie befürchtet hatte.
Bei Dr. Smooth war es, wie auf vielen ähnlichen Sites, üblich sich mit einem Nickname, einem Pseudonym, anzumelden und anderen gegenüber auszugeben. Sie hatte sich angemeldet als Alien Woman, ihr Date hatte sich Terminator genannt.
Terminator. Sie schüttelte den Kopf. ,Hoffentlich steht jetzt nicht gleich so ein Kleiderschrank vor mir, der drei Köpfe größer ist als ich.’ Sie hasst es, wenn sie an jemandem hochsehen musste.
“Hasta la vista, Baby.”
Lea schreckte herum, als sie die kieksende Stimme hinter sich hörte. Da stand ein spindeldürrer, junger Mann mit einer dicken Brille, einem für seine Verhältnisse mindestens 3 Tage alten Bart, einem zu großen Hemd und einer zwar sauberen, aber sicher schon oft getragenen Jeans.
“Du bist bestimmt Alien Woman?” Es war mehr eine Frage als eine Feststellung. Er blickte sie unsicher an, bereit zur Flucht, falls Lea ihn auslachen oder nach ihm schlagen sollte.
Lea war verwirrt.
“Terminator?”
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des jungen Mannes. “Na ja, der Name ist vielleicht ein bisschen hoch gegriffen. Ich heiße Martin, aber das klingt so …”, er überlegte kurz, “… gewöhnlich.” Lea wollte etwas erwidern, aber Martin ließ sie nicht zu Wort kommen. “Na ja, und wenn man dann noch so aussieht wie ich, hat man praktisch keine Chance, dass irgendeine Frau mit einem ausgeht. Und schon gar nicht so eine wie du.”
Sie sah ihn fragend an. “Wie meinst du das?”
“Na, so eine Wahnsinnsfrau wie du würde doch normalerweise nicht im Traum daran denken mit einem Martin auszugehen, der so aussieht wie ich oder?”
“Hm, das mag schon sein…”, begann Lea vorsichtig. Martin zuckte zusammen und sprach schnell weiter. “Ich war so aufgeregt, dass ich schon seit über einer Stunde hier bin. Du bist die erste Frau, die hier auftaucht und RISK-Chips als Ohrringe trägt. Da dachte ich, das muss sie sein.”
“Ja”, Lea nickte zögernd. Martin war das krasse Gegenteil von dem, was sie erwartet hatte. Sie überlegte, ob sie enttäuscht oder erleichtert sein sollte.
“Sollen wir dann gleich rein”, er sah sie erwartungsvoll an, “oder möchtest du noch etwas spazieren gehen?”
Bloß das nicht, dachte sie entsetzt. Meine Füße halten diese Schuhe keine hundert Meter mehr aus.
“Nein, nein, lass uns mal reingehen und sehen, ob unser Tisch schon frei ist.”
Sie betraten ein nobles, französisches Restaurant, das Dr. Smooth als Treffpunkt vorgeschlagen hatte. Der Eingangsbereich war mit dunklem Teppichboden und Teakholz-Vertäfelung an Wänden und Decke ausgestattet. Die leise Musik und das dezente Klappern von Besteck hörten sie erst, als die Tür hinter ihnen den Straßenlärm ausschloss. Neben einem großzügigen Durchgang, der von zwei mächtigen Topfpalmen eingerahmt wurde, befand sich ein Stehpult, über dessen Rand hinweg die beiden die Stirn und den schütteren Haaransatz eines kleinen Mannes sahen, der gerade telefonierte.
“Aber sicher, Herr Minister.” Er machte eine leichte Verbeugung und sein Kopf verschwand hinter dem Pult. “Natürlich, keine Frage.” Er lauschte kurz, dann erschienen entsetzt ein Paar Augenbrauen auf seiner Stirn, “mais non, mais non, mais non! Alles wird wie immer zu Ihrer Zufriedenheit sein. Ich werde mich persönlich dafür einsetzen.” Wieder machte er eine Verbeugung. “Ihre Gattin liebt noch immer Orchideen? Ja…”, er lauschte wieder. “Selbstverständlich Herr Minister.” Seine Verbeugungen wurden immer tiefer. “Ja…, ja…, nein…, ich persönlich…, Maurice wird sich persönlich darum kümmern, selbstverständlich. Vielen Dank, Herr Minister.”
Behutsam legte er den Hörer auf und nahm einen goldenen Füller von der Ablage des Pultes. Er schraubte ihn auf, blätterte in seinem Buch eine Seite weiter und machte eine Eintragung. Dann schraubte er den Füller wieder sorgfältig zu, legte ihn sachte auf das Pult zurück und strich sein Jackett glatt. Er streckte sich und sah über das Pult.
Seine Augen verengten sich unmerklich, als er Martin erblickte, dann sah er zu Lea auf und näselte mit hochgezogenen Augenbrauen, “Sie hatten reserviert?”
“Ja, Lea Anders.”
Der Maître seufzte und blätterte umständlich in seinem Buch. “Ah ja, tatsächlich.” Er räusperte sich. “Aber leider …”, der Versuch ein bedauerndes Gesicht zu machen, endete in einer seltsam anmutenden Grimasse, “… bei uns ist Krawatte vorgeschrieben.”
Martins Schultern sanken herab.
“Sie haben doch für solche Fälle sicher eine, die Sie uns leihen können oder?”, Lea machte große Augen.
“Äh, …nun ja, es ist…”
“Na wunderbar, vielen Dank Maurice.”
Er richtete sich auf soweit er konnte. “So ist das eigentlich nicht gedacht.”
“Ach”, Lea versuchte so überrascht wie möglich auszusehen. “Jetzt bin ich aber enttäuscht. Mein Vater, der Herr Minister, mit dem Sie soeben telefoniert haben, hat Sie mir so sehr ans Herz gelegt.”
Maurice stutzte etwas und überlegte. “Mademoiselle”, begann er zögernd, “was ich damit sagen wollte, ist…”
“Nein, nein, ich verstehe schon. Wenn es eben nicht geht, aber mein Vater wird sicher enttäuscht sein, wenn ich ihm erzähle…”
“Was ich damit sagen wollte ist …”, er atmete tief durch, “… wenn bei uns Krawatte vorgeschrieben ist, dann bedeutet das natürlich auch ein entsprechendes Jackett.”
Martins Schultern sanken noch tiefer herab.
“Aber selbstverständlich haben wir beides hier, um besonderen Gästen aus einer eventuellen Verlegenheit helfen zu können. Wenn der junge Mann mir bitte folgen möchte.”
Der Maître öffnete eine Tür in der Vertäfelung neben seinem Pult und die drei gingen in ein sehr großes Ankleidezimmer. In einem riesigen Wandschrank sahen sie eine Reihe sehr teurer Anzüge, die sehr ordentlich nebeneinander auf der Stange hingen. Maurice sah Martin abschätzend von oben nach unten an, wobei die Augenbrauen noch höher zu wandern schienen, griff nach dem dritten Jackett auf der rechten Seite und half Martin hinein. Es passte tadellos und Martins herabhängende Schultern waren nicht mehr zu sehen. Der Maître nickte zufrieden, öffnete eine Schublade und holte eine Schachtel mit einer Krawatte heraus. Er hielt sie an Martins Brust. Wieder nickte er zufrieden. “Wenn Sie die vielleicht probieren möchten, mein Herr?”
Martin schielte unsicher zu Lea hinüber, dann beugte er sich zu Maurice. “Äh, entschuldigen Sie bitte”, raunte er ihm zu und wird rot, “aber ich habe noch nie eine Krawatte gebunden.”
“Mon dieu”, entfuhr es Maurice und er verdrehte die Augen zur Decke. Mit geübten Handgriffen, nicht ohne einen gequälten Seufzer, band er ihm die Krawatte und zog sie zu. Martin schluckte schwer über die ungewohnte Enge. Der Maître trat zurück und nickte zufrieden.
“Sehr schön, Maurice”, sagte Lea. “Mein Vater hat Sie nicht umsonst so sehr gelobt.”
Er dankte mit einem dezenten Nicken. “Mademoiselle, wenn ich Sie nun zu Ihrem Tisch führen darf?”
Er wies mit der Hand hinaus und sie verließen den Raum.
Endlich saßen die beiden am Tisch. Er war perfekt gedeckt. Sechs verschiedene Gläser für entsprechende Getränke, fünf verschiedene Gabeln, sechs Messer, acht Löffel, in der Mitte des Tisches ein riesiges Blumenbouquet mit zehn Kerzen. Lea versuchte Martin anzusehen, schaffte es aber erst, als sie sich ein wenig zur Seite beugte um an den Blumen vorbeisehen zu können. Martin hatte sich in die Ecke seines geliehenen Jacketts zurückgezogen und versuchte unbehaglich mit dem Finger den Hemdkragen zu weiten. Lea verschwand wieder hinter den Blumen und musste lächeln.
Ein kleiner, aber sehr würdevoll aussehender Ober kam, um ihre Wünsche entgegenzunehmen. Sie bat ihn, zunächst das Blumenbouquet zu entfernen, damit sie ihr Gegenüber ansehen konnte. Er blickte unsicher zu Maurice, der sich noch in der Nähe befand. Als dieser mit einem Seufzen nickte, fasste er nach den Blumen und stellte sie ächzend beiseite.
“Einen Apéritif vielleicht?”, der Ober sah von einem zum anderen.
Lea entschied sich für einen doppelten Wodka, Martin fragte nach einer Cola ohne Eis. Der Ober wollte etwas erwidern, aber da Maurice wieder nickte, entfernte er sich um ihre Wünsche zu erfüllen.
Martin setzte sich räuspernd auf. Da kam der Ober zurück und reichte die Getränke. Martin sankt wieder zurück. Er beobachtete die Kohlensäureperlen in seiner Cola, bis der Ober wieder gegangen war und richtete sich erneut auf. Dr. Smooth hatte Lea geraten ihrem Date die Initiative zu überlassen. Das sei für das Ego eines Mannes sehr wichtig. Martin holte tief Luft, da übergab ihm der Ober die Karte und er atmete schwer seufzend aus. Die Karte war riesig. Er klappte sie auf und war nicht mehr zu sehen. Lea öffnete schnell auch ihre Karte, um ihr Lächeln zu verbergen.
Nach einer Weile legte Lea ihre Karte hin und nippt an ihrem Wodka. Auch Martin legte seine Karte zur Seite, wobei er sein Glas traf. Es kippte um und schubste zwei der sechs zu seinem Gedeck gehörenden Gläser vom Tisch, die mit lautem Klirren auf dem Boden zersprangen. Augenblicklich verstummte das leise Klappern der Bestecke um sie herum. Nur noch die säuselnden Streicher aus den Lautsprechern waren zu hören. Martin wurde bleich und starrte entsetzt auf den dunklen Cola-Fleck, der sich sehr schnell auf der weißen Tischdecke ausbreitete. Maurice schloss die Augen und seufzte. Wie aus dem Nichts waren zwei Ober zur Stelle, entfernten die Scherben und deckten den Tisch neu. Das Ganze dauerte höchstens drei Minuten. Langsam begann das Klappern der anderen Bestecke wieder und auch in Martins Gesicht kehrte ein wenig von seiner alten Farbe zurück.
“Ich hätte nicht auf diese blöde Beratungs-Seite hören sollen.” Lea sagte das mehr zu sich als zu Martin.
“Wie meinst du das?”
“Na ja, so ein nobler Schuppen wie dieser hier ist normalerweise nicht so mein Ding und die Sache mit meiner Aufmachung hier …”, sie blickte an sich herunter und seufzte. “Die Stöckelschuhe drücken mich wahnsinnig und ich habe das Gefühl, dass mich alle wegen dieses hautengen Etwas von einem Kleid anstarren. Außerdem zieht es bei so wenig Stoff überall durch.”
Martin sah erleichtert aus. “Na ja, dass so ein Laden auch nicht mein Ding ist, hast du ja sicher schon gemerkt. Ich dachte mir, wenn eine Frau mit mir in so einen noblen Schuppen geht, dann wird das entweder ein Hauptgewinn oder ein komplettes Desaster. Bei einem Desaster hätte ich mir immer noch sagen können, dass die Sache einfach eine Nummer zu groß für mich gewesen ist.”
Lea lächelte. “Und warum hast du dir diesen bescheuerten Nickname Terminator gegeben?”
“Ich dachte mir, dieser Name macht was her. Da denken die Frauen an Muskeln, Stärke, den Mann ihrer Träume eben. Mit so jemandem wollen sie ausgehen.” Er zuckte die Schultern. “Bei Rumpelstilzchen clickt jede gleich weiter. Warum heißt du Alien Woman?”
“Weil ich eine Außerirdische bin.”
“Ha, ha, netter Witz.” Martin lächelte unsicher. “Nun sag aber mal, warum Alien Woman?”
“Weil ich eine Außerirdische bin, wirklich.” Lea sah Martin fest in die Augen.
Der wusste nicht so recht was er davon halten sollte. Prüfend blickte er sie an, als suche er etwas Bestimmtes. “Sind Aliens normalerweise nicht irgendwie…”, er verzog das Gesicht und meinte vorsichtig, “… schleimiger?”
Lea grinste. “Du hast mich noch nicht sabbern sehen.”
Er grinste zurück.
“Und dein Vater, der Minister, ist jetzt einer derjenigen von euch, der unsere Regierung unterläuft, um dann die feindliche Übernahme der Erde so einfach wie möglich durchführen zu können.”
“Quatsch, mein Vater ist kein Minister.”
“Ah ja, stimmt”, Martin hob abwehrend die Hände, “der ist ja in Wirklichkeit ein Alien.”
“Alien schon, aber kein Minister. Ich habe vorhin nur genutzt, was ich von dem Telefonat mitbekommen habe. Dabei habe ich fest die Daumen gedrückt, dass dieser Minister wirklich eine Tochter hat und Maurice das auch weiß.”
“Oh”, Martin wirkte beeindruckt. “Das war aber sehr überzeugend.”
“Na ja, wenn man seit knapp dreißig Jahren auf der Erde festsitzt, lernt man so einige Sachen. Und übernehmen wollen wir die Erde schon gar nicht. Wir sitzen hier einfach fest, weil wir eine Bruchlandung gemacht haben.”
“Jetzt erzähl keinen Scheiß. Ich glaube an UFOs”, er nickte mit großen Augen. “Hast du ID4 gesehen?”
Lea runzelte die Stirn.
“Ich bin der festen Überzeugung, sollten irgendwann irgendwelche Aliens hier auf der Erde landen, wird das garantiert in feindlicher Absicht sein.”
Sie versuchte sich ihr Grinsen so gut es ging zu verkneifen. “Ich kann dir versichern, dass wir garantiert keine feindlichen Absichten haben.”
Martin sah sie eine Weile schweigend an, dann legte er den Kopf auf die Seite. “OK. Du bist also ein Alien und wozu treffen wir uns hier? Machst du Feldstudien und nimmst mich gleich mit in dein Labor?”
“Ich fühle mich einfach einsam, immer allein hinter meinem Computer.”
“Das kenne ich”, er nickte. “Aber im Netz ist man nicht allein.” Lea sah auf. “Ich meine, du kannst mit Tausenden von Leuten kommunizieren, überall auf der Welt, jederzeit.”
“Du hast eine Schachtel mit Pizza auf den Knien”, ergänzte sie, “neben der Maus eine Flasche Wodka.”
“Na ja”, meinte er, “eher ein paar Dosen Cola.”
“Egal.”
“Jedenfalls fühle ich mich dort wohler als hier.” Martin nickte mit dem Kopf in Richtung Maurice.
“Dann lass uns doch dorthin gehen.” Sie sah Martin fragend an.
“Nichts lieber als das”, er stand auf und sofort war Maurice an ihrem Tisch.
“Ist irgend etwas nicht zu Ihrer Zufriedenheit”, wendete er sich an Lea.
“Doch, doch, Maurice. Alles ist bestens hier, genauso wie es sein soll. Nur wir sind hier fehl am Platz.” Damit drehte sie sich um und ging. Martin folgte ihr.
Maurice wirkte sehr irritiert. “Aber Mademoiselle, ich kann Ihnen auch einen anderen Tisch geben oder soll Sie vielleicht jemand anders bedienen? Soll ich das vielleicht persönlich übernehmen?” Maurice folgte ihnen bis zur Tür. “Äh, verzeihen Sie, aber ich hätte gerne…”
“Keine Angst”, Lea legte beruhigend ihre Hand auf Maurice’ Arm. “Ich werde meinem Vater nur das Beste von Ihnen berichten.”
“Das meinte ich nicht”, Maurice zog seinen Arm zurück.
“Ach ja, natürlich, Entschuldigung.” Lea gab Maurice einen Geldschein.
Er sah ihn an, sah dann zu Martin und hob die Augenbrauen. “Die Krawatte und das Jackett sind nur eine Leihgabe.”
“Oh”, Martin wurde rot. Er zog das Jackett und die Krawatte aus und hängte beides über Maurice’ Arm mit dem Geldschein. Dann öffnete er die Tür und atmete befreit auf. Der Straßenlärm überdeckte wieder die leise Musik und das Besteckklappern und Maurice war fast nicht zu sehen in dem großzügigen Durchgang zwischen den beiden mächtigen Topfpalmen mit dem Jackett, der Krawatte und dem Geldschein.