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Ein Tag im Schwimmbad
ОглавлениеWer kennt das nicht, draußen ist es über dreißig Grad heiß und jeder normale Mensch hat nur ein Ziel, das nächstgelegene Schwimmbad,, oder der Urlaub am Nordpol. Mal abgesehen von den Leuten, die im Geld schwimmen, oder einen eigenen Swimmingpool ihr eigen nennen können, versucht also wirklich fast jeder ins Schwimmbad zu kommen. Eigentlich fahren fast alle wohl dorthin, und so ist es auch nicht besonders verwunderlich, wenn man schon vor dem Schwimmbadbesuch das Problem hat, einen geeigneten Parkplatz zu finden. Ich möchte hier am Rande noch anmerken, dass wir zu dieser Zeit in einer kleinen Gemeinde mit fast zweihundert Einwohnern gelebt haben. Stellen Sie sich das Mal vor, zweihundert Menschen wohnen in einem kleinen Ort, in dem jeder jeden kennt, und nichts wirklich geheim ist oder verborgen bleibt. Aber das war noch nicht alles, der Ort lag auch etliche Kilometer von der Zivilisation entfernt, sodass man ohne einen eigenen Pkw wirklich keine Chance hatte irgendwohin zu kommen. Selbst einen Einkaufsladen suchte man hier vergeblich, dafür hatte man aber als Ausgleich Natur pur und Rehe, die bis vor die Haustür kamen, und einen Postboten, den man fast zutraulich nennen konnte.
Aber das sei hier nur am Rande erwähnt. Hier und jetzt brauchte ich einen Parkplatz, damit meine Kinder nicht anfingen, zu nörgeln, was die Hitze im Auto noch unerträglicher gemacht hätte. Aber ich hatte riesiges Glück, nach nur zehn Minuten, konnte ich einen dieser heiß begehrten Parkplätze ergattern, und das ganz ohne Kampf oder schlimmeren. Es ist wohl auch überflüssig zu sagen, dass wir uns anschließend an der Kasse anstellen mussten, um Eintrittskarten zu bekommen. Es dauerte auch höchstens wieder zehn Minuten und wir konnten für ein kleines Vermögen Eintrittskarten kaufen. Aber das spielte jetzt keine Rolle, wir würden eben auf unseren Jahresurlaub verzichten und den Rest des Jahres weniger Essen. Wichtig waren nur diese Karten, die uns den Eintritt ins nasse Paradies ermöglichten.
Drinnen fingen wir gleich mit der Suche nach einem Schattigen, und weichem, Platz an, der nah am Wasser liegt, und trotzdem die Ruhe der Abgeschiedenheit bietet. Und tatsächlich fanden wir noch einen freien Platz, er war zwar nicht im Schatten, aber dafür war er auch nicht besonders weich oder gar ruhig und abgeschieden. Unnötig zu erwähnen, dass er auch nicht nah am Wasser lag. Was solls dachte ich noch, die meiste Zeit wären wir ja wohl sowieso im Wasser. So breiteten wir also unsere Decken auf dieser Geröllwiese aus und gingen nacheinander zu den Umkleidekabinen. Sinnlos zu sagen, dass man auch dort eine halbe Ewigkeit warten musste, um eine freie Kabine zu bekommen. Was dort als Kabine durchging, hätte jeden Bauarbeiter, der auf dem Weg zum Dixi-Klo ist, verärgert. Aber auch das war irgendwann geschafft, und während die Kinder zum Wasserbecken rannten, überlegte ich noch, wo das Wasser eigentlich war. Ich vermutete, dass es dort sein musste, wo all diese Leute auf einem Fleck standen und sich weder drehen noch wenden konnten.
So ging ich dann auch mit guter Hoffnung zum Wasserbecken und glaubte dort tatsächlich einen Platz im frischen Nass zu bekommen. Das erwies sich allerdings als recht schwierig. Es war ja nicht schlimm das man vor lauter Menschen das Wasser eigentlich gar nicht mehr sehen konnte, auch störte es nicht das man keine Chance hatte, hier irgendwo zu schwimmen, aber der Geruch war schon etwas seltsam. Es war wohl die übliche Mischung aus Urin, Sonnencreme und altem Schweiß. Ich dachte daran wie viele der Leute hier im Wasser wohl keine Lust darauf hatten sich an den Toiletten anzustellen oder gar das letzte Mal vor vielen Wochen geduscht hatten.
Mit diesen unschönen aber dafür ekligen Gedanken im Hinterkopf fiel es mir jetzt erst recht schwer das kühle Nass zu genießen. Warum waren wir eigentlich hergekommen, von Erholung konnte ja bisher nicht die Rede sein. Ich entschloss mich dazu, erst einmal etwas zu Essen zu holen, auf diese Weise konnte sich ja vielleicht mein Magen erst mal erholen.
So stellte ich mich dann wieder einmal an, um mir eine Portion Pommes an der einzigen kleinen Bude zu holen, die es dort gab. Es ist ja auch nicht weiter schlimm, wenn man für eine kleine Tüte Pommes Frites ein großes Vermögen bezahlen muss. Auch ist es nicht allzu tragisch, wenn man dafür eine sehr lange Zeit in der Sonne anstehen muss, aber wenn die Pommes dann nur lauwarm sind, das ist wirklich nicht das Wahre. Aber zumindest wurde dort nicht am Salz gespart. Sicher, damit man auch genügend Durst bekommt und sich was zum Trinken kaufen muss. Wie fürsorglich der Verkäufer doch war. Oder hatte die Extraportion Salz gar einen anderen Grund? Zurück auf unserer harten Decke, eigentlich war sie ja unheimlich bequem aber ich vermute mal das lag an den Hunderten von Steinen auf der Wiese darunter, passte ich mich der Umgebung an und verschlang hastig die Tüte mit den Pommes, ehe sie noch ganz kalt wurden und ich nachzahlen müsste, da ich dann ja plötzlich Eis hätte, was ja auch mehr kostete. Wahrscheinlich würde ich ein bis zwei Tage daran zu verdauen haben, aber für das viele Geld, das ich bis jetzt hier schon investiert hatte, wollte ich auch etwas mit nach Hause nehmen, und wenn es nur Magenschmerzen waren.
Merkwürdigerweise merkten meine Kinder nichts von all diesen Dingen hier. Sie vergnügten sich im Wasser und planschten vergnügt vor sich hin. So verbrachten wir dann etwa drei Stunden in der qualvollen Enge des Schwimmbades, und entschlossen uns dann dazu wieder rasch nach Hause zu fahren, unmittelbar nachdem es angefangen hatte zu regnen.
Auf dem Weg zum Parkplatz konnten wir nur noch mit ganz kleinen Schritten vorankommen, da alle anderen Schwimmbadbesucher jetzt offenbar auch Heim wollten, aber das war ja kein Anstellen. Kaum waren wir im Auto und wollten nach Hause fahren, da stellten wir fest, dass wir prompt in einem kleinen Schwimmbadheimfahrer-Stau feststeckten. Aber nach etwa fünfzehn Minuten hatten wir es dann endlich geschafft und waren auf dem Weg nach Hause. Die Kinder waren unglücklich darüber, dass sie das Bad jetzt schon verlassen mussten und meine Frau ärgerte sich über den teuren Eintritt und das wirklich nicht ganz billige Essen. Anscheinend war ich der Einzige, der jetzt zufrieden war. Nicht, weil ich offenbar von diesen drei Stunden Schwimmbadbesuch mindestens zwei in irgendwelchen Schlangen verbracht hatte oder weil ich viel Geld dafür bezahlen musste. Nein, ich war einfach nur froh, diesen Ort des Abkassierens verlassen zu können. Zu Hause musste ich mich nirgends anstellen, es gab gutes Essen zu vernünftigen Preisen, und wenn wir ein Planschbecken aufstellten, dann konnte man am Grund nicht verlorene Pflaster und andere eklige Dinge sehen, oder gar in solche Sachen reintreten.
Von einer Sache war ich jedenfalls ganz fest überzeugt, das nächste Mal, wenn ich ins Schwimmbad fahre, dann ist das im Oktober, da ist nicht so viel los. Zwar ist das Wetter dann geringfügig kälter als im August, dafür kann man sich aber den schönsten Platz auf der Wiese aussuchen, bekommt den besten Platz im Schwimmbecken und vor allem eines: Nirgendwo muss man sich dann noch anstellen!