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Der Zug nach Aschaffenburg

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Es war ein sonniger Tag Anfang September, und im Nachhinein bin ich auch sehr froh darüber, dass es ein warmer Tag war. Nicht unbedingt, dass es im September war, aber das es sonnig war, andernfalls wäre dieser Tag wirklich nur schlecht in der Erinnerung geblieben. Wir machten uns schon recht früh auf den Weg nach Aschaffenburg. Genau genommen machten wir uns erst mal auf dem Weg zum Bahnhof, den dieser liegt von unserem Haus eineinhalb Stunden mit öffentlichen Verkehrsmitteln entfernt. Wir hatten um vierzehn Uhr einen wichtigen Termin in Aschaffenburg, und den wollten wir auch ganz gerne einhalten. Zu unserem Glück wussten wir erstaunlicherweise das es bei der Bahn im Allgemeinen, und im Nahverkehr im Besonderen, ab und zu mal zu leichten Verspätungen kommen kann. Mit diesem Wissen gewappnet machten wir uns also wirklich rechtzeitig auf den Weg. Da wir über moderne Technik verfügen, war es auch gar kein weiteres Problem sich die Fahrtstrecke und die Verbindungszüge aus dem Internet herauszusuchen und aufzuschreiben. Mit diesem geballten Wissen und hoch motiviert verließen wir also sehr früh morgens das Haus. Alles war bis ins kleinste Detail geplant, die Tür war verschlossen, das Wasser aus und es hatte auch ganz sicher niemand das Bügeleisen angelassen.

Da wir gerne genau planen, meine Frau wohl ein klein wenig mehr wie ich, gingen wir am Bahnhof noch einmal zur Information und ließen uns unsere aufgeschriebenen Daten bestätigen und noch einmal ausdrucken. Jetzt konnte nichts mehr schiefgehen, denn das die Bahn und wir uns irrten, das wäre schon recht unwahrscheinlich gewesen. So standen wir dann etwa eine halbe Stunde zu früh am Bahnsteig und warteten geduldig auf unseren Zug, der uns nach Aschaffenburg bringen sollte. Auf jeden Fall sollte er uns aber in etwa dort hinbringen, denn wir mussten unterwegs dreimal umsteigen. Aber das sollte uns ja keine Probleme bereiten, wir waren ja gut vorbereitet. Es vergingen ein paar Minuten, dann fuhr der Zug langsam in den Bahnhof ein. Wir waren außergewöhnlich beeindruckt, denn das die Bahn so pünktlich ist, damit hatten wir wirklich nicht gerechnet. Froh darüber, dass wir nun sehr pünktlich abfahren würden, stiegen wir schnell in den Zug um uns einen guten Platz zu sichern. Es stellte sich aber schnell heraus das wir uns gar nicht zu hetzen brauchten, denn der Zug war nicht besonders voll. So bekamen wir einen ausgezeichneten Sitzplatz und konnten einer entspannten Fahrt entgegenblicken.

Es kam uns schon ein wenig seltsam vor, als der Zug sich fast eine viertel Stunde zu früh in Bewegung setzte. Dass die Bahn unpünktlich ist, gut. Dass sie gerade mal so pünktlich abfährt, auch gut, aber das sie früher losfährt! In Panik zogen wir unseren Plan hervor und suchten nach den Zeiten. Es stimmte alles genau, jeder Bahnhof zum Umsteigen, jeder Zug, alles bis auf eine winzige Kleinigkeit. Wir saßen im falschen Zug!

Jetzt wurden wir doch ein klein wenig nervös. Was sollten wir jetzt tun, hatten wir doch einen wichtigen Termin in Aschaffenburg. Es stellte sich zum Glück heraus, das der Zug trotz allem in die richtige Richtung fuhr. Also war unsere nächste glorreiche Idee, in Bebra auszusteigen, um eine Viertelstunde später in den richtigen Zug einzusteigen, denn der musste ja genau eine viertel Stunde hinter uns sein. So verließen wir dann frohgemut, dass unser kleiner Fehler keinerlei Folgen haben würde in Bebra den Zug. Um ganz sicherzugehen, begaben wir uns dann auch sofort an die Information dort. Vielmehr warteten wir erst einmal, bis sie geöffnet wurde. Dass manches ganz anders kommt, wie man sich es ausgedacht hatte, wussten wir schon wenige Minuten später. Unser Zug fuhr durch den Bahnhof in Bebra durch, aber er dachte nicht mal im Traum daran, hier anzuhalten. Jetzt hatten wir mit einmal sehr viel Zeit, denn unser nächster Zug sollte erst in eineinhalb Stunden kommen. Ich sage jetzt mal unser Zug, denn wenn ich sage der Einzige, der nach Aschaffenburg fuhr, und uns noch einigermaßen pünktlich dorthin bringen konnte. So machten wir aus der Not eine Tugend und tranken in aller Ruhe eine heiße Tasse Kaffee. Was hätten wir auch sonst tun können, denn außer diesem Kiosk gab es dort nichts, was schon geöffnet hatte. Um den Zug auf keinen Fall zu verpassen, waren wir natürlich wieder sehr früh am Bahnsteig. Diesmal stiegen wir auch in den richtigen Zug, nicht weil wir ihn sofort erkannten und es genau wussten. Nein, wir hatten uns einfach mal nebenbei bei den anderen Wartenden erkundigt. Zu unserem Glück stellte sich heraus, dass auch noch andere Leute nach Aschaffenburg wollten, oder aber zumindest in diese Richtung.

Wir stiegen also in den Zug ein, und was soll ich noch sagen, er war nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Allmählich dämmerte mir, warum die Bahn so wenig Gewinn einfuhr. Es waren nicht nur die total überhöhten Preise, sondern auch die wenigen Menschen die bereit waren freiwillig mit der Bahn zu fahren, es sei denn, sie hatten keine andere Wahl so wie wir. Unterwegs hatten wir sehr viel Zeit, und damit diese nicht einfach nur sinnlos verstreicht habe ich dann mal die Kosten überschlagen und damit verglichen, was uns diese Reise mit einem PKW gekostet hätte. Das Ergebnis erstaunte mich zwar nicht allzu sehr, aber es war eindeutig. Mit einem eigenen Wagen wären wir zu einem Bruchteil des Geldes nach Aschaffenburg gefahren, selbst wenn wir ein Auto gehabt hätten, das vierzehn Liter auf hundert Kilometer bräuchte.

Wären wir mit dem eigenen Auto nach Aschaffenburg gefahren, wir hätten uns das Umsteigen, sehr viele Wartezeiten und auch eine Menge Nerven gespart, selbst wenn wir einmal im Stau gestanden hätten. Aber an diesem Tag war es uns wirklich nicht möglich gewesen mit unserem eigenen Wagen zu fahren, wir wollten nämlich nach Aschaffenburg, um uns dort einen zu kaufen!

Im Nachhinein kann ich nur sagen, wir sind insgesamt sieben Stunden nach Aschaffenburg gefahren, mussten dabei viermal umsteigen, einmal war wohl unsere eigene Schuld, und hatten zwischendurch jede Menge Aufenthalt an kalten, zügigen und trostlosen Bahnhöfen. Wie schön war dann die Heimfahrt in unserem neuen Wagen. Zwar standen wir tatsächlich auch eine halbe Stunde im Stau, aber wir waren nach etwas über zwei Stunden wieder zu Hause.

Für die Zukunft haben wir uns aber eines genau gemerkt, wenn die Bahn pünktlich ist, dann ist das gut so. Wenn sie aber überpünktlich ist, dann sollte man mehr als einmal nachschauen, ob man im richtigen Zug sitzt!

Schnell mal gelacht

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