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Die Schulaufführung

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Wer Kinder hat, der kennt es genau, jene unvergessliche Abende, in denen man mit äußerst interessierter Miene und hoch interessiertem Blick in der Schule auf viel zu kleinen Stühlen hockt, nur um sich Dinge anzuhören, bei denen man normalerweise einschlafen würde. So war es auch an diesem wunderschönen Abend, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass es sich dabei nicht um einen Elternabend handelte, sondern um eine Schulaufführung. Nicht, dass so eine Show auf einer schlecht beleuchteten Bühne mit viel zu leisem Mikrofon nicht auch seine interessanten und lustigen Seiten hätte. Nein, sie war teilweise auch sehr gut gelungen, und man konnte sich auch zeitweise richtig toll amüsieren, aber leider birgt so eine Veranstaltung auch immer einige Dinge in sich, auf die man gut und gern verzichten könnte.

Meistens fängt die Sache mit der Suche nach einem Parkplatz an, der nicht unbedingt zwei Kilometer entfernt liegen sollte. Die meisten Schüler besitzen kein eigenes Auto, und so kommt es wohl, dass es rund um die Schulen hier im Lande wohl nicht immer genügend Parkfläche gibt. Wenn man viel Glück hat, und das hatten wir an diesem Abend, dann findet man sogar einen Platz, an dem man sein Fahrzeug so abstellen kann, dass weder jemand einen Kratzer in die Türen macht, noch irgendwelche Dellen beim Öffnen der Autotüren hineinrammt. Auf dem Weg zum großen bunten Abend mussten wir eine kleine Strecke laufen, wie ich ja schon erwähnt habe, gibt es nicht so viele Parkplätze, und so ist man oft gezwungen, in relativer Entfernung zu parken. Während wir uns also auf den Weg machten, um zum Ort der Veranstaltung zu kommen, wurden wir mindestens siebenmal angehalten und mit Nachdruck gefragt, ob wir eine Schülerzeitung kaufen wollten. Sie standen an jedem strategisch wichtigen Punkt, und man hatte keinerlei Chance die Aufführung zu erreichen, ohne von ihnen gesehen und angesprochen zu werden. So gestaltete sich unser Weg zur Show als eine Art Spießrutenlauf.

Trotz der vielen Überfälle, ich entschuldige mich an dieser Stelle für diese Bezeichnung, aber so kam es mir nach dem dritten Verkaufsgespräch tatsächlich vor, erreichten wir am Ende doch noch die Show. Das heißt, eigentlich erreichten wir nur die Vorhalle. Gleich am ersten Eingang wurden wir dann erst mal zur Kasse gebeten, denn schließlich sollten wir ja auch dafür bezahlen, dass wir hier waren. In Gedanken dachte ich schon mit Schrecken daran, dass bei der nächsten Aufführung sicher auch Parkgebühren verlangt würden.

Aber wir kamen mit einem geringen Entgelt für den Eintritt davon, und was sollte uns jetzt noch daran hindern den Abend zu genießen, außer vielleicht dieser großen Menschenmasse vor uns, die alle zur gleichen Zeit durch dieselbe kleine Tür gehen wollten. Eigentlich ist es ja eine große und breite Flügeltür, aber aus einem mir bis heute unbekannten Grund wurde nur ein Flügel geöffnet, und auch der nur einen Spaltbreit. Dennoch haben wir es am Ende geschafft den Saal zu betreten, und zwar ohne vorher von den Menschenmengen niedergetrampelt oder in die Ecke geschubst zu werden. Selbst der Türsteher, es war eine kräftige Frau mit stechendem Blick, hatte wohl Mitleid mit uns, und wir durften ungehindert passieren. Und wären noch Plätze frei gewesen, wir hätten uns auch glatt gesetzt. So aber blieb uns nichts anderes übrig, als am Rande zu stehen, und den Gang zu blockieren, denn Stehplätze waren wohl nicht vorgesehen. Aber auch diese zwanzig Minuten vergingen, und dann ging der Vorhang auf, und die Show begann.

Ich denke sie musste wirklich gut sein, jedenfalls hörte es sich so an, denn von unserem Standplatz aus, konnte man nur relativ wenig erkennen. Aber sich die Show anzuhören war ja auch nicht so schlecht, jedenfalls bis zu dem Augenblick als sich, ich denke es war eine Lehrerin, sie machte so den Eindruck auf mich, direkt vor mich stellte. Sie stand mit ihrem Gewicht auf ihrem linken Bein gelagert und ihr Kopf war auch in diese Richtung geneigt. So machte ich also einen kleinen Schritt nach rechts und konnte wieder einen kleinen Ausschnitt der Bühne erkennen, schließlich waren wir ja ziemlich weit von der Bühne entfernt. Aber was machte sie dann, sie verlagerte ihr Gewicht, das recht beträchtlich war, nach rechts und genauso ihren Kopf, der von einer mächtigen Frisur betont wurde. Mir blieb nichts anderes übrig, als einen kleinen Schritt nach links zu machen. Nachdem ich etwa zwanzigmal einen kleinen Schritt, mal nach links mal nach rechts, getan hatte, hörte ich damit auf. Schon aus Angst davor die Leute würden denken ich mache hier eine Tanzaufführung, den diese kleinen Schritte fanden im Abstand von etwa fünf bis zehn Sekunden statt. Vielleicht musste diese Frau mit der hohen Frisur ja auch nur mal dringend auf die Toilette. Aber nur in den Pausen war es gestattet den Saal zu verlassen oder zu betreten, und die Türsteherin machte nicht gerade den Eindruck, dass sie mit sich verhandeln ließ.

Die nächste Pause kam, und tatsächlich ging die Frisur fort, und nahm glücklicherweise auch ihre Besitzerin mit an einen anderen Ort. Erleichtert stand ich die Pause über auf meinem äußerst komfortablen Standplatz und wartete darauf, dass die Show weiterging. Schließlich war mein Sohn ja auch bei der Aufführung, und ich wollte das ja sehen und hören, oder zumindest eines davon! Ich freute mich schon darauf, dass ich jetzt wieder einen kleinen Ausschnitt der Bühne erkennen konnte, aber da hatte ich die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht. Kaum ging es oben auf der Bühne weiter, da kam eine Horde Jugendlicher, mit einem Kleinkind im Schlepptau, und stellte sich an den einzigen freien Platz, den es noch gab, vor mich, und blieben dort wie angewurzelt stehen.

Da ich mich mittlerweile daran gewöhnt hatte nichts erkennen oder sehen zu können, war die Enttäuschung nicht mehr gar so schlimm. Was aber wirklich heftig war, war die Tatsache, dass ich nun auch nichts mehr hören konnte, denn die wilde Horde hatte sich sehr viel zu erzählen, und auch das Kleinkind hatte ein reges Bedürfnis danach, sich lautstark allen Leuten im Saal mitzuteilen.

Und ich Idiot hatte auch noch mein Handy ausgestellt, damit es nicht genau in dem Augenblick klingelt, wenn es auf der Bühne ganz still und konzentriert zugeht, und das Publikum andächtig der Show folgt. So hatte ich meine einzige Chance, diesen Qualen der Trostlosigkeit am Rande des Geschehens zu entgehen, vertan. Hätte mein Telefon geläutet, so wäre es ein willkommener Grund gewesen den Saal zu verlassen, aber so war ich gezwungen auch weiterhin der Aufführung zu folgen, und damit meine ich das wirklich total uninteressante Gerede der Jugendlichen vor mir und dem Kleinkind, dass alles pausenlos wiederholte, was auf der Bühne gesprochen wurde, ganz wie ein Papagei, nur halt in einem wesentlich lauteren Ton.

Am Ende der Veranstaltung war ich vollkommen vollgestopft mit nutzlosen Informationen und sinnlosen Eindrücken, nicht von der Show, sondern von den Jugendlichen vor mir mit ihren merkwürdigen Gesprächsthemen. Und auch der Kampf um durch den Ausgang den Saal verlassen zu können berührte mich nicht mehr wirklich. Auf dem Weg zum Auto war ich sogar froh darüber, dass wir keinen Parkplatz in unmittelbarer Nähe gefunden hatten, den auf diese Weise konnte ich meine Beine vertreten, nicht vom langen Sitzen, sondern vom Stehen, und meine Ohren konnten sich endlich erholen. Ich bin mir auch ganz sicher, dass die Aufführung ein voller Erfolg war, denn die Leute hatten laut geklatscht, das hatte man klar hören können. Und das uns jetzt niemand mehr eine weitere Schülerzeitung verkaufen wollte, das stimmte mich fast fröhlich.

Und was ich das nächste Mal tun würde, wenn wieder eine derartige Veranstaltung stattfindet, war mir jetzt auch plötzlich ganz klar. Ich würde wieder hingehen und es mir wieder antun, denn schließlich muss ich doch meine Kinder anfeuern!

Schnell mal gelacht

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