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LEO2

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Nachdenklich hockt Leo nackt auf seinem Massagesofa und starrt das Foto an der Wand an. Es zeigt ihn und seine Oma Elisabeth, am Strand, irgendwo, verdammt … Wo war das nur? Am Rhein? Nein … eine Talsperre, irgendwo … Es war warm damals, daran erinnert Leo sich.

Leo hat einen Ölgemälde-Filter über das Foto gelegt, bevor er es dem Inventar seines Wohnzimmers hinzugefügt hat. Das Sofa massiert gerade seinen Nacken, das hilft ungemein gegen die Phantom-Verspannungen, die er den bunten Pillen zu verdanken hat.

So richtig hat sich Leo nie von seiner Oma verabschiedet. Wozu auch? Er ist ja noch da, und auch sie wird ihren baldigen Tod überleben. Schon seltsam, dass er vor ihr verstorben ist. Soweit Leo weiß, konnte sie aber nicht zu seiner Beerdigung kommen. Der Krebs, natürlich.

Mistvieh.

Nein, das ist zu freundlich ausgedrückt.

Nun, letztlich hat die Menschheit den Krebs jetzt ja trickreich besiegt, und das sogar ohne Tierversuche. Leo wird jedenfalls niemals an irgendeinem Tumor sterben. Sondern an einem leeren Guthabenkonto. Es sei denn, ihm fällt in den nächsten 9999 Jahren etwas ein, um das zu vermeiden.

Leo zwingt seine Gedanken zurück zu seiner Großmutter. Sie ist nicht wie er mit Smartphones, VR-Brillen und Netflix aufgewachsen. Womöglich findet sie sich überhaupt nicht zurecht im E-Tod. Manchmal traut sie sich nicht einmal, ihr Tablet einzuschalten, wenn in den Nachrichten mal wieder von einer großen Hackerkrise die Rede gewesen ist. Die Angreifer suchen sich vorzugsweise Ziele mit wenig Fachkenntnissen, und dazu zählt Oma Elisabeth fraglos.

E-Tote werden nicht selten Opfer von Cyber-Vandalismus. Wer sich nicht einigermaßen mit typischen Angriffsmustern auskennt, lebt gefährlich. Vor kurzem hat Leo eine einschlägig bebilderte Einladung zu einer Party mit »echten Thai-Girls« auf einem »exklusiven Dating-Server« bekommen. Der Link in der Nachricht führte allerdings zum Notfall-Selbstabschaltungs-Dienst für E-Tote – der glücklicherweise mit einer ganzen Reihe »Sind Sie sicher?«-Abfragen ausgestattet ist.

Aber man kann’s ja mal probieren …

Trolle! Eine Seuche, gegen die nicht einmal Meuchelmord helfen würde, denn die meisten sind ja schon tot.

Die Lebenden wiederum fühlen sich sicher vor den E-Toten. Diese können nicht bei ihnen vor der Haustür auftauchen und ihnen die Fresse polieren. Nicht einmal eine Anzeige wegen Belästigung oder arglistiger Täuschung könnte Elisabeth bei der Polizei einreichen. Okay, ja, sie könnte es durchaus. Die Anzeige würde in einer schier endlosen Warteschleife landen, weil die hoffnungslos unterbesetzte Abteilung für Cyberkriminalität noch an den Fällen von vor zehn Jahren arbeitet und die Gerichte noch an denen von vor fünfzehn.

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Erschrocken springt Leo von seinem Massagesofa. Er schaut sich um, aber er kann nicht lokalisieren, von wo die Stimme gekommen ist. War sie nicht sogar in seinem Kopf? Nemo und Dorie schauen ihn zwar neugierig an, sind aber immer noch gemutet – sonst fangen sie gelegentlich plötzlich und unerwartet zu singen an.

Leo legt sich die Linke an die Stirn. Fühlt sich nach leichtem Fieber an. Das ist natürlich unmöglich. Erkältung oder viraler Infekt stehen nicht auf der Featureliste seines Servers.

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Verdammt! Leo hat sich einen chinesischen Werbetrojaner eingefangen. Er eilt zum Kühlschrank. Der ist immer das schwächste Glied. »Kaltstart und Schädlinge entfernen!«, befiehlt er dem Gerät.

»Der Neustart entfernt alle derzeit vorrätigen Eiswürfel«, informiert der Kühlschrank kühl. »Der Gegenwert verdorbener und entfernter Lebensmittel wird nicht erstattet.«

»Mach einfach! Schnell!«

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Leo schließt die Augen und atmet tief ein. Er wankt zu seinem Sofa und befiehlt dem Haus, eine Verbindung ins Jenseits (aus seiner Sicht) herzustellen, zu seiner Oma Elisabeth, derzeit wohnhaft im Hospiz »Voller Hoffnung«.

Als die Verbindung steht, erscheint auf dem Bildschirm ein Blumenstrauß. Rosa Rosen, schon leicht verwelkt. Oma hat die Kamera auf ihren Beistelltisch gerichtet. Sicher nicht ohne Grund.

»Oma?«

»Leochen! Lieb, dass du anrufst.« Omas Stimme klingt, als käme sie von der anderen Seite der Galaxis.

»Wie geht’s dir?«, fragt Leo. Und beißt sich im selben Augenblick auf die Lippen.

»Ach, ich kann nicht klagen. Die Männer von YourBackup sind recht amüsant. Alles unfähige Praktikanten.«

»Das ist ärgerlich«, sagt Leo. »Soll ich mal deren Chefs fragen, was der Scheiß soll?«

»Lass nur«, sagt Elisabeth. »Erzähl mir lieber, wie es so ist, bei dir … drüben.«

»Deswegen rufe ich an«, sagt Leo gepresst. »Glaub mir, das ist keine Kirmes hier. Alle versuchen, dich umzubr… zu löschen. Echt schlimm.«

»Schlimmer als der Tod?«

»Es ist der Tod, Oma.«

»Das hatte ich aber anders verstanden, als du mir dieses Weiterleben im Netz ans Herz gelegt hast.«

»Ich wollte dich nicht verlieren«, brummt Leo. Er fühlt sich mit einem Mal schläfrig. Braucht wohl bald eine neue Libelle. Mmh … Eine von den hellblauen vielleicht?

»Und jetzt hast du dir das anders überlegt?«

»Nein!«, versichert Leo eilig. »Nur … was hier los ist, … es könnte dich … vielleicht überfordern.«

Elisabeth schnaubt. »Warte, ich gebe den Hörer meinem Krebs, dann wiederholst du das bitte nochmal.«

»Nein, warte …« Leo verdreht die Augen. »Ich meine nur … Es ist anders, als ich es mir vorgestellt habe.«

»Ich verstehe schon. Dein Tod war ja sicher auch nicht gerade leicht.«

Leo fragt sich, ob seine Oma ihn veralbert. Es wäre nicht das erste Mal. »Sicher bin ich kein gutes Vorbild«, presst er dann hervor. Vielleicht doch eher eine weinrote Libelle mit Erdbeer-Aroma …?

Es entsteht eine kurze Pause. Ein leichter Windstoß bewegt die Rosenblüten, bei Oma ist ein Fenster auf. Leo wirft dem künstlichen Blumenstrauß auf seiner Fensterbank einen traurigen Blick zu. Dessen Blüten bewegen sich niemals, auch nicht bei offenem Fenster.

Wind steht nicht auf der Featureliste dieses Servers.

»Demut schadet nicht«, sagt Oma unvermittelt.

»Es gibt hier nicht einmal einen Windhauch«, sagt er leise. »Die Blumen riechen alle gleich, und die billigen gar nicht.«

»Ich verstehe«, sagt Elisabeth langsam. »Hätte mir auch früher auffallen können. Du bist gar nicht mein Enkel, sondern irgendein Programm, das mich dazu überreden will, ein Abo auf einem teureren Server abzuschließen.«

Leo klappt den Mund auf. »Aber …«

»Mein echter Leo schert sich kein bisschen um mein Schicksal. Vermutlich hockt er gerade in irgendeiner Kneipe. Mit seinen Kumpels, er schaut Fußball und ist ungefähr beim fünften Bier, das er hinterher auf den Gehsteig kotzt.«

Es dauert einen Moment, bis Leo reagiert. Mit verstellter Stimme säuselt er: »Wir von we-R-4ever.com bieten für Sofortwechsler 19 Wochen gratis extra auf einem Luxusserver inklusive eigener Yacht, Wein unlimitiert und regelmäßiger Partys mit Promis.«

»Nein, danke«, versetzt Oma Elisabeth nachdrücklich und beendet die Verbindung.

Leo sitzt eine ganze Weile einfach nur auf seinem Sofa und starrt den riesigen Wandbildschirm an, als käme ihm die Schwärze, die er zeigt, wie ein alter Freund vor. Das vage zu erahnende Spiegelbild sieht aus wie das eines Fremden.

Ist er seit seinem Tod noch er selbst?

Leo möchte jetzt gerne in seinen Programmcode schauen, ihn verstehen können. Bei Bedarf schlaue Änderungen vornehmen. Dasselbe Gefühl hat er auch zu Lebzeiten oft gehabt, aber programmieren lernen war ihm einfach zu hoch.

Eine ganze Weile verbringt Leo damit, sich zwischen den verschiedenen Geschmacksrichtungen der Upper-Libellen zu entscheiden. Die Sache endet mit einem Unentschieden. Ja, er ist stark! Er kann ohne Drogen leben! Sie haben keine Macht über ihn. Sicher hilft eine Lunge voll Frischluft. Ein Spaziergang soll es sein, notfalls bis zum Ende der Welt, also der Wand, die das simulierte Gelände des Servers umgibt.

Langsam trottet Leo aus dem Haus. Draußen begegnet er einer Katze auf zwei Beinen, die ein Schild vor sich herträgt: Komm ins »Underground«, garantiert nur illegale Gigs.

»Scheiße. Das hat mir gerade noch gefehlt«, brummt Leo.

»Hab ich dir an der Nasenspitze angesehen«, behauptet die Katze. »Ich öffne dir gerne sofort ein Portal. Natürlich gratis!«

»Ihr übernehmt die Kosten für den Teleport? Das muss ein sehr illegaler Laden sein.«

»Und das gefällt dir«, sagt die Katze zufrieden.

»Geh kacken! Gedankenlesen ist auch illegal, soweit ich weiß«, versetzt Leo.

»Nur für E-Tote. Ich bin aber ein Skript des Betreibers, nur ganz leicht modifiziert. Lies die Nutzungsbedingungen.«

»Leicht modifiziert?« Leo stöhnt. Ihm ist gerade alles egal. Hauptsache, Ablenkung. »Na gut, öffne schon das Portal.«

Die Katze breitet theatralisch die Vorderbeine aus, murmelt: »Kasimir Vendetta, cool-chillige dunkle Energie, Katz, Hex, Miau! So, hier entlang bitte, hau rein und grüß Lemmy.« Die Luft vor Leo glimmt jetzt lila, das Erfassungsfeld des Portals breitet sich aus und knistert wie Omas dicke Pullover.

»Wen?«, fragt Leo noch, aber das Portal wartet nicht, bis er hineintritt, es schlürft ihn hinfort wie ein Strohhalm die letzten Tropfen des Longdrinks.

Unvermittelt steht Leo in einer düsteren Kellerbar. Infernalischer Krach lässt seine Ohren dröhnen und versetzt sein Hirn in Vibration, vom Zwerchfell gar nicht zu reden.

Es dauert eine Weile, bis Leo kapiert, dass er mitten in ein Live-Konzert von Lemmy Kilmister geraten ist. Der steht mit seiner Bassgitarre leibhaftig auf der Bühne im verrauchten Club, während der Rest der Band nur zweidimensional auf der Wand hinter ihm agiert.

Natürlich ist der Motörhead-Sänger eine Schwarzkopie, aber deren Darbietung von Killed by Death beeindruckt nicht nur durch ihre Lautstärke. Es klingt verdammt nach dem echten Lemmy.

Gut, das ist nicht besonders schwierig, denn es existiert unendlich viel Material im Netz, seien es Alben oder auch Live-Mitschnitte, unautorisiert und von unterirdischer Tonqualität, einfach mit dem Handy gefilmt. Irgendein Hacker hat sich den Kram zusammenkopiert, in einen Avatar kompiliert und in diesem Etablissement installiert.

Eine Attraktion, die Leo und die ungezählten anwesenden E-Toten einfach nur geil finden. Leo hüpft, tanzt, schreit, macht also im Grunde dasselbe wie die anderen Besucher, und fühlt sich dabei unheimlich einzigartig und mit einem Mal wieder total lebendig. Was laute Rockmusik bewirken kann, davon weiß Lemmy nicht nur ein Lied zu singen (Dancing on Your Grave), auch nicht zwei (Overkill), sondern … Ach was, jetzt wird gefeiert bis zur Bewusstlosigkeit!

Nach dem nächsten Song kommt Werbung. Für eine Art Ferien auf dem Bauernhof mit gewissen Extras. Leo schaut sich um. Nach den ausbleibenden Reaktionen der anderen Gäste zu urteilen, ist er der Einzige hier, der die Werbung sieht, und das gibt ihm zu denken. Nicht nur verpasst er einen halben Song, weil sich die enervierend langatmige Ansprache über die Vorzüge eines warmen, weichen Schafs im Bett einfach nicht skippen lässt, auch seine Laune fällt wieder unter den Nullpunkt.

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Leo beschließt, sich zunächst um die lösbaren Probleme zu kümmern. Er muss diesen Werbetrojaner loswerden, den er sich mutmaßlich in dem kaputten chinesischen Online-Shop eingefangen hat.

Dazu muss er hier raus. Allerdings gibt es anscheinend keinen Ausgang: Der enge Konzertsaal besitzt keine einzige Tür, nur die Bühne und eine Bar, an der ein rostiger Roboter Bier ausschenkt. Leo fährt herum, als ihm jemand den Hintern tätschelt. Es ist wieder die Katze von vorhin beziehungsweise eine Kopie von ihr, diesmal ohne das Schild.

»Klar gibt es einen Ausgang«, sagt die Katze und beweist damit endgültig, dass ihre Rasse des Gedankenlesens mächtig ist. Sie übertönt mühelos die Musik, indem sie ihre Stimme direkt in Leos Kopf ertönen lässt. »Er wird sichtbar, sobald man mindestens drei Bier getrunken hat. Mindestverzehr, du weißt schon.«

Leo würde jetzt gerne ausrasten, toben, schreien, aber das tun alle anderen hier auch gerade, es würde nicht einmal sonderlich auffallen. Also tritt er die Katze so kräftig, dass sie wie bei einem schlecht geschossenen direkten Freistoß gegen die Mauer klatscht. Das Wesen flackert kurz, respawned ein paar Meter entfernt, faucht und nervt dann glücklicherweise irgendeinen anderen Barbesucher.

Notgedrungen bestellt Leo drei Bier zu einem Wucherpreis und schleudert die vollen Pappbecher in die tanzende Menge. Was für eine Verschwendung. Aber noch eine Werbeeinblendung erträgt er jetzt nicht.

Die Ausgangstür leuchtet in freundlichem Lila und bringt Leo per Teleportation in den Kurzweil-Park.

Keine Ahnung, ob die Katze damit zu tun und schon wieder seine Gedanken gelesen hat. Jedenfalls fühlt Leo sich wie ein Opfer, das nackt und hilflos mitten auf der Wiese liegt, begafft, bemitleidet, ausgelacht.

Es wimmelt im Park von nackten Paaren, die ziemlich beschäftigt sind. Kichern, Stöhnen, »oh ja!«.

Leo macht, dass er hier wegkommt. Direkt neben dem Park gibt es eine Ladenzeile. Zuerst eine Eisdiele, die auch voller Nudisten ist. Vielleicht ist heute Tag der Nackedeis, gestern war schließlich auch Tag der Armbanduhrensammler, hier wundert einen einfach nichts mehr. Neben der Eisdiele residiert ein Armbanduhrenhändler, heute im Sonderangebot: Pilotenuhren inklusive einstündigen Rundflugs über das Serverland. Daneben ein Plattenladen, vor dem ein bärtiger Kauz gebückt steht und die Sonderangebote durchwühlt, auf der Suche nach dem Vinyl seiner Kindheit.

Ein Geschäft weiter: ein E-Book-Laden, spezialisiert auf Vampirschmonzetten. Die Kundschaft ist größtenteils weiblich und schwarz gekleidet. Eine Hexe kratzt einer anderen gerade die Augen aus. Natürlich alles inszeniert; hübsch gestylte Bots, die das Einkaufen zum Erlebnis machen.

Dann, endlich: MacEnigma, der Servicepoint für alles, was mit Sicherheit zu tun hat. Leo tritt ein, streift die Regale entlang, findet seltene Krypto-Algorithmen für besonders sichere Verschlüsselung, dreifach gesicherte Geldbörsen für Coins, eine exklusive, besonders teure Toolbox, um sie zu knacken, und in der hintersten Ecke, fast verdächtig versteckt, Krypto-Max ++Q, das Spezialpaket Werbe- und Trojaner-Blocker, besonders wirksam bei chinesischen Fabrikaten. Leider auch besonders teuer.

Leo bedenkt eine Alternative. Er könnte so tun, als hätte er nichts mit der Angelegenheit zu tun, und dem Serverbetreiber unterstellen, dass der Trojaner durch eine Sicherheitslücke geschlüpft ist. Bloß ist die Support-Hotline chronisch überlastet und unterbesetzt, die Sache würde eine ganze Weile dauern, immer unterbrochen von besonders nervtötenden Spam-Erscheinungen. Mit zweifelhaften Erfolgsaussichten.

Zähneknirschend trägt Leo das auf symbolische Weise besonders schwere KryptoMax-Paket zur Kasse. Ein Geist taucht spontan aus der Wand auf, lächelt den Kunden warmherzig an und kassiert – immer noch breit lächelnd – einen wirklich schmerzhaften Betrag. Immerhin erhält Leo eine neutrale Plastiktüte. Das ist ein bisschen ungewohnt im Vergleich zu seinem früheren Leben, aber die Dinger können hier im digitalen Nirwana ja keine Meere verschmutzen.

Kaum wendet sich Leo zum Gehen, verschwindet der Grinsegeist wieder in seiner Wand – Energiesparmodus.

Draußen vor dem Laden öffnet Leo die erstandene Schachtel. Darin befindet sich ein Schokokeks mit der Aufschrift »Iss mich«. Leo zögert einen Moment, dann schiebt er sich die Süßigkeit in den Mund. Sie schmeckt nach nichts. Aber schon kurz nach dem Schlucken spürt Leo, wie es in ihm rumort. Er muss plötzlich fürchterlich dringend aufs Klo. Glücklicherweise befindet sich direkt nebenan eine Cocktailbar. Leo stürmt hinein, findet die Toiletten und fummelt eilig seine Hose auf. Normalerweise haben E-Tote nicht den Bedarf, sich irgendwelcher Stoffwechselprodukte zu entledigen, schließlich essen und trinken sie auch mehr aus Gewohnheit denn aus Notwendigkeit. Aber ebenso aus reiner Gewohnheit verfügen die meisten Gebäude, insbesondere Bars und Restaurants, über Toiletten. Selbst wenn man sie nicht zum Pieseln aufsucht: Eine wichtige soziale Begegnungsstätte sind sie allemal.

Leo scheidet mehrere grässlich stinkende Trojaner aus.

An der Bar bestellt er dann eine Flasche Scotch und ein Glas zum Nachspülen. Hau weg den Scheiß! Nach der Hälfte der Flasche ist immer noch keine Werbung erschienen.

Bei der wievielten Flasche Lemmy wohl gerade ist?


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